Öffentliches Verfahrensrecht. Prof. Dr. Isabelle Häner Zürich, 18. Februar 2014
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1 Öffentliches Verfahrensrecht Prof. Dr. Isabelle Häner Zürich, 18. Februar 2014
2 Einleitung Einführung zur Vorlesung (zusammen mit Prof. Felix Uhlmann) Veranstaltung 18.2.: Grundlagen und Aufbau der Rechtspflege im öffentlichen Prozessrecht Vorbereitung: Kiener/Rütsche/Kuhn: 1. Teil, 1, 5; 5 Teil: 4 Kölz/Häner/Bertschi: 1. Kap., I II; 5. Kapitel Rhinow/Koller/Kiss/Thurnherr/Brühl-Moser: 1, 21 Öffentliches Verfahrensrecht, Prof. Isabelle Häner 2
3 Grundlagen 1. Instanz: Verwaltungsverfahren Verwaltungsbehörde Erlass einer Verfügung 2. Instanz: Anfechtungsstreitverfahren: Beschwerde/Rekurs vor Gericht (insbes. Bund) oder übergeordneter Verwaltungsbehörde (insbes. Kantone) Volle Kognition (Art. 29a BV; Art. 6 Ziff. 1 EMRK als Mindestgarantien) Öffentliches Verfahrensrecht, Prof. Isabelle Häner 3
4 Grundlagen 3. Instanz Gericht (Verwaltungsgerichte in Kantonen/Bundesgericht) Rechtsüberprüfung: rechtswidrige Sachverhaltsfeststellung/falsche Rechtsanwendung 4. Instanz Bei Anfechtung von kantonalen Urteilen an das Bundesgericht (Art. 86 lit. d BGG) Öffentliches Verfahrensrecht, Prof. Isabelle Häner 4
5 Instanzenzug Bund Verfügung der Verwaltungsbehörde Bund (VwVG; ev. Spezialbestimmungen im anwendbaren Gesetz) Beschwerde an das Bundesverwaltungsgericht (VGG/VwVG) Beschwerde an das Bundesgericht (Art. 82 ff. BGG) Öffentliches Verfahrensrecht, Prof. Isabelle Häner 5
6 Instanzenzug Kantone Verfügung kantonale Verwaltungsbehörde (kantonales Verwaltungsrechtspflegeges.; Spezialbest.) Rekurs an übergeordnete Verwaltungsbehörde oder Gerichtsinstanz (Bsp. Baurekursgericht ZH) Beschwerde an das Verwaltungsgericht Beschwerde Bundesgericht (vgl. aber Art. 83 BGG) oder subsidiäre Verfassungsbeschwerde (Art. 133 ff. BGG) Öffentliches Verfahrensrecht, Prof. Isabelle Häner 6
7 Beispiele/Diskussion Urteil des Verwaltungsgerichts des Kantons Zürich: Abweisung der Beschwerde gegen Kündigung des Arbeitsverhältnisses und Abweisung der Begehren um Entschädigung und Abfindung: Beschwerdemöglichkeiten an das Bundesgericht? Diskussion verwaltungsinterne/verwaltungsexterne Rechtspflege: Problempunkte Vorteile Nachteile Öffentliches Verfahrensrecht, Prof. Isabelle Häner 7
8 Nachträgliche / ursprüngliche Gerichtsbarkeit Nachträgliche Verwaltungsgerichtsbarkeit: Anfechtungsstreitverfahren (Regelfall) Ursprüngliche Verwaltungsgerichtsbarkeit: Verwaltungsrechtliche Klage: Art. 35 ff. VGG; Art. 44 VGG Abgrenzung zum Anfechtungsstreitverfahren: Art. 5 Abs. 3 VwVG: Klage muss im Gesetz vorgesehen sein, da allgemeine Verwaltungsbefugnis Verfügungsbefugnis einschliesst Staatsrechtliche Klage: Art. 120 BGG. Öffentliches Verfahrensrecht, Prof. Isabelle Häner 8
9 Ordentliche und ausserordentliche Rechtsmittel Ordentliche Rechtsmittel Knüpfen unmittelbar an ein Verfahren an Hemmen die Rechtskraft Anhebung des Rechtsmittels innert 30 Tagen (im Regelfall) Ausserordentliche Rechtsmittel Knüpfen nicht unmittelbar an ein Verfahren an Richten sich gegen rechtskräftige Verfügung/Entscheid Keine Rechtsmittelfrist, aber Frist zur Gesuchstellung Öffentliches Verfahrensrecht, Prof. Isabelle Häner 9
10 Devolutive nicht devolutive Rechtsmittel Devolutive Rechtsmittel Rechtsmittelinstanz ist zur Streiterledigung berufen Vorinstanz ist nicht mehr zuständig Ausnahme: Art 58 VwVG Anwendungsfälle: Beschwerden/Rekurse Nicht devolutive Rechtsmittel Instanz, deren Entscheid angefochten wird, entscheidet Anwendungsfälle: Einsprache, Revision, Wiedererwägungsgesuch Öffentliches Verfahrensrecht, Prof. Isabelle Häner 10
11 Zur Einsprache Richtet sich an verfügende Behörde Muss gesetzlich vorgesehen sein Es kann bei Einsprache auf vorgängige Anhörung verzichtet werden (Art. 30 Abs. 2 lit. b VwVG) Abgrenzung zum Einwendungsverfahren gemäss Art. 30a VwVG sowie zu den Einsprachen im Rahmen von Plangenehmigungsverfahren bei Infrastrukturanlagen z.b. Art. 18f EBG: ist kein Rechtsmittel, aber es sind sämtliche Anträge zu stellen und kurz zu begründen (Art. 48 Abs. 1. lit. a VwVG) Öffentliches Verfahrensrecht, Prof. Isabelle Häner 11
12 Rechtsschutzmittel: Rechtsmittel Rechtsbehelf Rechtsschutzmittel = Institutionen, die es ermöglichen, sich vor Aufsichtsbehörde oder Gerichten zur Wehr zu setzen Rechtsmittel = Erledigungsanspruch durch Prozess- oder Sachentscheid. Merke: Auch nach Einleitung des erstinstanzlichen Verwaltungsverfahrens (Verfügungsverfahren) besteht Erledigungsanspruch Rechtsbehelf = Kein Erledigungsanspruch; keine Parteistellung; keine Fristen, keine Formen Öffentliches Verfahrensrecht, Prof. Isabelle Häner 12
13 Die Rechtsbehelfe Aufsichtsbeschwerde: Art. 71 Abs. 1 VwVG Dienstaufsicht: Übergeordnete Instanz innerhalb derselben Verwaltungshierarchie Verbandsaufsicht: Aufsicht des übergeordneten Gemeinwesens gegenüber untergeordnetem Gemeinwesen, insbes. zwischen Bund und Kantonen: Art. 49 Abs. 2 und Art. 186 Abs. 4 BV, oder gegenüber autonomer öffentlich-rechtlicher Organisation Öffentliches Verfahrensrecht, Prof. Isabelle Häner 13
14 Aufsichtsbeschwerde: Beschränkte Kognition: wiederholte oder wiederholbare Verletzung klaren Rechts oder offensichtliche Missachtung wichtiger öffentlicher Interessen (BGE 136 II 457 E. 3.1). Rechtsschutz: Ablehnender Entscheid mit Aufsichtsbeschwerde, neuer materieller Entscheid mit Rechtsmittel anfechtbar bei gegebenen Prozessvoraussetzungen Öffentliches Verfahrensrecht, Prof. Isabelle Häner 14
15 Wiedererwägungsgesuch: Terminologie ist uneinheitlich; Wiederewägung = verfahrensmässiges Zurückkommen auf Verwaltungsakt Anspruch auf Eintreten: Es liegen Revisionsgründe vor Rechtliche oder tatsächliche Umstände haben sich wesentlich geändert = Anpassung (BGE 136 II 177 E. 2.1). Öffentliches Verfahrensrecht, Prof. Isabelle Häner 15
16 Wiedererwägung 4 Merkpunkte Bei Revisionsgründen: Verfahrensvorschriften beachten Anpassung wird bei Dauerverfügungen relevant Rechtsmittel gegen Nichteintretensentscheid oder gegen die neu erlassene Verfügung Besonderheit der Wiedererwägung in laufendem Verfahren (Art. 58 VwVG) Öffentliches Verfahrensrecht, Prof. Isabelle Häner 16
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