2 Der Aufbau der doppelten Buchhaltung
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- Adrian Schmitt
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1 2 Der Aufbau der doppelten Buchhaltung 2.1 Die Bilanz als Ausgangspunkt Die meisten Unternehmen haben zu Beginn ihrer Geschäftstätigkeit und am Ende jedes Geschäftsjahres eine Bilanz zu erstellen. Die Bilanz ist die Gegenüberstellung von Vermögen und Kapital eines Unternehmens. Die Bilanz zu Beginn der Geschäftstätigkeit bezeichnet man als Eröffnungsbilanz. Die Bilanz am Ende eines jeden Geschäftsjahres bezeichnet man als Schlussbilanz. Herr Peter Stern erläutert uns diese Aussage anhand seiner (vereinfachten) Bilanz: Bilanz der Firma Sport-Stern zum 31. Dezember 2005 Vermögen (Aktiva) Kapital (Passiva) Büroeinrichtung 8.000,00 Bankkredit ,00 Einrichtung Verkaufsräume ,00 Lieferverbindlichkeiten ,00 Büromaschinen, EDV-Anlagen 7.500,00 Verbindlichkeiten Finanzamt 3.874,00 PKW ,00 Eigenkapital ,00 Handelswarenvorrat ,00 Kassa 1.872,00 Bankguthaben , , ,00 WOFÜR werden diese Mittel verwendet? WOHER kommen die Mittel? Sehen wir uns diese Bilanz einmal näher an: Linke Seite (Vermögen, Aktiva): Die linke Seite der Bilanz (Vermögen, Aktiva) gibt darüber Auskunft, WOFÜR die bereitgestellten Mittel (Eigen- und Fremdkapital) verwendet werden. Die Vermögensseite lässt sich weiter gliedern: Bestimmte Vermögensteile dienen dem Unternehmen länger (auf jeden Fall länger als ein Jahr, oft viele Jahre wie Maschinen oder Jahrzehnte wie Gebäude). Man spricht vom Anlagevermögen. Andere Vermögensteile haben in dieser Form nur kurzfristigen Bestand, sie verändern sich ständig. Man spricht vom Umlaufvermögen. Rechte Seite (Kapital, Passiva): Die rechte Seite (Kapital, Passiva) zeigt auf, WOHER die Mittel kommen, wie die Vermögensteile finanziert sind. Sie sehen, nicht einmal die Hälfte der Vermögensgegenstände ist mit Eigenkapital finanziert. Was ist unter Eigenkapital zu verstehen? Als Herr Stern das Unternehmen von seiner Tante übernahm, hat er seine privaten Spareinlagen aufgelöst und mit diesem Geld das Geschäftslokal umgestaltet und Waren gekauft. Unter Eigenkapital versteht man die privaten Mittel, mit denen Teile des Vermögens des Unternehmens finanziert werden. Herr Stern hat aber auch einen Bankkredit, Verbindlichkeiten bei seinen Lieferanten und beim Finanzamt. Verbindlichkeiten bei den Lieferanten entstehen durch Käufe 18
2 Die Bilanz als Ausgangspunkt Herr Stern wäre beispielsweise keineswegs so lustig, würde die eingekaufte Sportbekleidung, länger als ein Jahr auf Lager liegen. Dann wäre sie wahrscheinlich unmodern und ließe sich nur mit Verlusten verkaufen. Er benötigt weiters auch immer wieder Platz für neue Modelle. Oder denken Sie an die Kassa: Geld wird herausgenommen, neues kommt herein, der Kassenbestand ändert sich ständig Sie sehen es selbst am Inhalt Ihrer Geldbörse. auf Ziel, d.h., Herr Stern zahlt deren Rechnungen nicht sofort nach Erhalt, sondern erst einige Zeit später. Bis zur Zahlung ist Herr Stern diese Beträge schuldig. Das Konto Verbindlichkeiten Finanzamt steht hier stellvertretend für alle sonstigen Verbindlichkeiten wie z.b. gegenüber der Sozialversicherung, der Gemeinde etc. Im Gegensatz zum Eigenkapital, das vom Unternehmer bereitgestellt wurde, spricht man hier von Fremdkapital oder Schulden. Die Bilanz kann also folgendermaßen dargestellt werden: Vermögen (Aktiva) Anlagevermögen Umlaufvermögen BILANZ Kapital (Passiva) Fremdkapital (Schulden) Eigenkapital (Reinvermögen) MITTELVERWENDUNG W O F Ü R? MITTELHERKUNFT W O H E R? Folie 1: Die Bilanz Beide Seiten der Bilanz sind gleich groß. Die Bilanz ist ausgeglichen: Alle Vermögensteile müssen finanziert sein (durch Eigenkapital oder Schulden), das gesamte Kapital ist in Vermögenswerten im Unternehmen vorhanden (z.b. in Sachanlagen wie Geschäftseinrichtung, in Bargeld oder in einem Guthaben bei der Bank).?? Aufgabe 1: Zuordnung einzelner Bilanzpositionen Überlegen Sie bitte, welche der in obiger Bilanz angeführten Vermögensgegenstände zum Anlage-, welche zum Umlaufvermögen gehören und welche Bilanzpositionen Fremd- bzw. Eigenkapital sind. Tragen Sie bitte die einzelnen Bilanzpositionen der Bilanz per 31. Dezember 2005 (siehe vorige Seite) in der Bilanz ein. Vermögen (Aktiva) Anlagevermögen: Umlaufvermögen: Kapital (Passiva) Fremdkapital: Eigenkapital: 19
3 Es lassen sich folgende Bilanzgleichungen aufstellen: AKTIVA = PASSIVA AKTIVA = EIGENKAPITAL + FREMDKAPITAL AKTIVA FREMDKAPITAL = EIGENKAPITAL Das Eigenkapital lässt sich als Differenz zwischen Vermögen (Aktiva) und dem Fremdkapital (Schulden) errechnen. Die Bilanz ist ein Augenblicksbild. Sie zeigt den Stand der Vermögensgegenstände, der Schulden und des Eigenkapitals zu einem bestimmten Stichtag, in unserem Beispiel zum ?? Aufgabe 2: Bilanzveränderungen Geschäftsfall 1: Nehmen Sie an, Herr Stern kauft am einen zweiten Firmen-PKW um ,. Die dafür notwendigen Mittel erhält er von der Bank durch Erhöhung des Bankkredites. Wie würde die Bilanz nun aussehen? Ihre Aufgabe: Wir haben die Bilanz per ohne Zahlen abgebildet. Tragen Sie bitte die Werte aller Bilanzpositionen nach dem Kauf des Firmen-PKWs ein und beschreiben Sie stichwortartig die Auswirkung. Hinweis: Vergessen Sie bei der Lösung nicht auf die Fragen: Woher kommen die Mittel? Wofür haben wir sie verwendet? Bilanz der Firma Sport-Stern zum 7. Jänner 2006 Vermögen (Aktiva) Kapital (Passiva) Büroeinrichtung... Bankkredit... Einrichtung Verkaufsräume... Lieferverbindlichkeiten... Büromaschinen, EDV-Anlagen... Verbindlichkeiten Finanzamt... PKW... Eigenkapital... Handelswarenvorrat... Kassa... Bankguthaben Dieser Geschäftsfall wirkt sich folgendermaßen aus: 20
4 Die Bilanz als Ausgangspunkt Geschäftsfall 2: Betrachten Sie einen weiteren Geschäftsfall: Am 9.1. zahlt Herr Stern 6.000, seiner Lieferverbindlichkeiten durch Überweisung von seinem Bankkonto (Guthaben) zurück. Wie wirkt sich dieser Geschäftsfall auf die Bilanz aus? Ihre Aufgabe: Aktualisieren Sie bitte auch hier die Werte der einzelnen Bilanzpositionen und beschreiben Sie kurz die Auswirkung auf die Bilanz. Hinweis: Beachten Sie, dass der Geschäftsfall vom 7.1. die Bilanz bereits verändert hat. Hinweis: Denken Sie auch hier wieder an die Fragen Woher? und Wofür? und daran, dass beide Bilanzseiten gleich groß sein müssen. Bilanz der Firma Sport-Stern zum 9. Jänner 2006 Vermögen (Aktiva) Kapital (Passiva) Büroeinrichtung... Bankkredit... Einrichtung Verkaufsräume... Lieferverbindlichkeiten... Büromaschinen, EDV-Anlagen... Verbindlichkeiten Finanzamt... PKW... Eigenkapital... Handelswarenvorrat... Kassa... Bankguthaben Dieser Geschäftsfall wirkt sich folgendermaßen aus: Sie sehen, dass es sehr umständlich wäre, nach jedem Geschäftsfall eine neue Bilanz aufzustellen. Man verwendet daher zur Dokumentation der einzelnen Geschäftsfälle (zu deren Verbuchung) verschiedene Konten: Die Bilanz wird in einzelne Konten aufgelöst. Während des Jahres werden die einzelnen Geschäftsfälle auf Konten gebucht. Am Jahresende werden die Konten wieder zu einer Bilanz zusammengefasst. Bevor Sie Informationen zum Konto erhalten und auf einzelnen Konten buchen, festigen Sie Ihr bisheriges Wissen mit zusätzlichen Übungen. ÜBUNGSBAND, BEISPIEL 1 21
5 2.2 Das Konto Einführung Ein Konto ist ein zweiseitiges Verrechnungsfeld. Auf der einen Seite werden alle Eintragungen vorgenommen, die addiert werden, auf der anderen Seite jene Eintragungen, die davon zu subtrahieren sind. Für gleiche Inhalte wird ein Konto angelegt, z.b. ein Kassakonto, ein Konto Lieferverbindlichkeiten oder ein Konto Büroeinrichtung. Nehmen wir an, Sie führen über Ihr Taschengeld Aufzeichnungen. Staffelförmig könnten Ihre Aufzeichnungen folgendermaßen aussehen: Taschengeld von Eltern + 30, Kinobesuch 8, Geschenk für Oma 13, Geld von Tante Marta + 25,00 Könnten Sie auf Anhieb feststellen, wie hoch Ihr Bestand an Taschengeld am Abend des 10. Jänner ist? Sie müssten zunächst die beiden Eingänge (+) addieren und davon die beiden Ausgänge ( ) subtrahieren. Bei einer längeren Liste wäre es leicht möglich, Fehler mit den Vorzeichen zu machen. Ihre Aufzeichnungen könnten aber auch folgendes Aussehen haben: Eingänge Ausgänge Taschengeld von Eltern 30, Kinobesuch 8, Geld von Tante Marta 25, Geschenk für Oma 13,00 Ihren Eingängen von 55, stehen Ausgänge von 21, gegenüber, d.h., Sie hätten für Jänner noch 34, zur Verfügung. Stellt man also die Beträge mit dem gleichen Vorzeichen gegenüber, gibt es weniger Probleme, den momentanen Stand festzustellen Kontenformen (1) Das T-Konto Wir haben bisher diese Kontenform verwendet (vgl. die Bilanzen). Man spricht von einem T-Konto, weil dieses Bild einem großen T ähnelt. 22
6 Kontenformen Dieses Konto ist eine vereinfachte Darstellung eines foliierten Kontos (siehe (2)). In der Praxis gibt es solche Vereinfachungen nicht siehe die Darstellung des EDV-Kontos weiter unten. Hinweis: Werden in diesem Buch Sachverhalte als Übersichten dargestellt, werden wir jedoch T-Konten verwenden. (2) Das foliierte Konto Diese Kontenform ist dadurch gekennzeichnet, dass sowohl auf der linken als auch auf der rechten Seite jeweils zumindest eine Datums-, Text- und Betragsspalte aufscheint. Datum Text Betrag Datum Text Betrag Diese Kontenform und -bezeichnung stammt aus der Zeit, als die Buchhaltung noch in gebundenen Büchern (Folianten) geführt wurde. Die linke Buchseite stellt die eine Kontenseite, die rechte Buchseite die andere Kontenseite dar. (3) Das paginierte Konto Diese Kontenform hat sich mit der Verbuchung der Geschäftsfälle auf losen Blättern entwickelt. Die beiden Betragsspalten stehen nebeneinander, es gibt jeweils nur eine Datums- und Textspalte. Datum Text Betrag (Soll) Betrag (Haben) Hinweis: Buchen wir auf Konten, werden wir diese Kontenform verwenden. EDV-Konten Viele EDV-Konten findet man in Form eines paginierten Kontos. Meistens, wie auch hier, mit wesentlich mehr Spalten, deren Bedeutung Sie später noch kennen lernen werden. Eigentlich ist auch ein Kontoauszug, den man von der Bank erhält, ein EDV-Konto. Meistens scheint darauf jedoch nur eine Betragsspalte auf. Die zusätzliche Rechenarbeit, nämlich den jeweiligen aktuellen Kontostand anzugeben, übernimmt in diesem Fall die EDV. Am Ende eines solchen Kontoauszuges finden Sie immer den aktuellen Kontostand. 23
7 2.2.3 Sollbuchung, Habenbuchung In der Buchhaltung hat sich eingebürgert, die linke Betragsspalte (Kontenseite) mit Soll, die rechte mit Haben zu bezeichnen. Daran müssen Sie sich halten. LINKS = SOLL RECHTS = HABEN Eine Buchung auf der Sollseite (= Sollbuchung) bedeutet Mittelverwendung (Wofür?), eine Buchung auf der Habenseite (= Habenbuchung) bedeutet Mittelherkunft (Woher?). SOLL HABEN = WOFÜR? (Mittelverwendung) Wofür werden die Mittel verwendet? Zum Beispiel zum Kauf eines PKWs (vgl. Geschäftsfall 1 am 7.1.) = WOHER? (Mittelherkunft) Woher kommen die Mittel? Zum Beispiel von der Bank durch die Erhöhung eines Bankkredits (vgl. Geschäftsfall 1 am 7.1.) Auch bei der Bilanz kann man von der Sollseite (Vermögen, Aktiva) und der Habenseite (Kapital, Passiva) sprechen. Die Bilanz bestätigt die eben dargestellte Regel. UNSER TIPP Bitte prägen Sie sich diese Regel gut ein: Sollbuchung = Mittelverwendung (Wofür?) Habenbuchung = Mittelherkunft (Woher?) Damit lässt sich die richtige Verbuchung jedes Geschäftsfalles erklären. Wir werden in der nächsten Zeit diese Regel immer deutlich herausstreichen. Sie soll Ihnen in Fleisch und Blut übergehen. Blättern Sie zurück zu dem Geschäftsfall des Herrn Stern vom 9. Jänner (Geschäftsfall 2). Herr Stern hat an diesem Tag einen Teil seiner Lieferverbindlichkeiten durch Überweisung vom Bankkonto beglichen. 24
8 Sollbuchung, Habenbuchung WOFÜR hat Herr Stern die Mittel verwendet? Zur Begleichung der Lieferverbindlichkeiten, d.h., am Konto Lieferverbindlichkeiten ist der Betrag im Soll zu verbuchen. WOHER hat Herr Stern die Mittel genommen? Von seinem Guthaben am Bankkonto, d.h., am Konto Bankguthaben ist der Betrag im Haben zu verbuchen. Lieferverbindlichkeiten Bankguthaben Dat. T e x t Soll Haben Dat. T e x t Soll Haben Diverse ,00 Diverse , Ausgleich Lieferverbindlichkeit 6.000, Ausgleich Lieferverbindlichkeit 6.000,00 Ein wesentliches Kennzeichen der doppelten Buchhaltung (auch Doppik genannt) liegt darin, dass jeder Betrag auf zwei Konten d.h. doppelt verbucht wird, nämlich einmal im Soll (WOFÜR) und einmal im Haben (WOHER). Betrachten Sie das auf Seite 26 dargestellte Kassakonto. Im Soll wurden alle Eingänge in die Kassa (alle Bareinnahmen) verbucht, im Haben alle Ausgänge aus der Kassa (alle Barausgaben). Wenn Sie aus der Kassa Geld entnehmen, z.b. für den Kauf von Briefmarken, stellen Sie die Frage: Woher nehme ich die Mittel? Aus der Kassa, daher werden alle Ausgänge im Haben verbucht. Wenn Sie Geld für Verkäufe erhalten (Einnahmen erzielen) und dieses Geld in die Kassa legen, dann beantworten Sie die Frage, wofür Sie die Mittel verwenden. Sie legen das Geld in die Kassa, daher werden Einnahmen am Kassakonto im Soll verbucht. BEACHTEN SIE BITTE:!! In der Praxis finden Sie in der Textspalte oder gesondert angegeben einen Verweis auf den Beleg, welcher der entsprechenden Buchung zugrunde liegt. In einigen Fällen wird auch eine Kurzbezeichnung der Buchung (z.b. Kauf Büromaterial) angegeben. In der Textspalte kann auch das Gegenkonto* angegeben werden. Bei unseren Beispielen werden wir die Textspalte immer für die Angabe des Gegenkontos/der Gegenkonten verwenden vgl. unsere späteren Buchungen auf Konten. * Das Gegenkonto ist das Konto, gegen das gebucht wird. 25
9 2.2.4 Sollsaldo, Habensaldo Die Differenz zwischen der Sollseite und der Habenseite eines Kontos bezeichnet man als Saldo. Will man ein Konto abschließen, setzt man den Saldo in der kleineren Betragsspalte ein. Das Konto zeigt danach Summengleichheit. Der eingesetzte Saldo wird jedoch immer nach der größeren Betragsseite benannt. Das heißt, ein Sollsaldo steht auf der Habenseite, ein Habensaldo steht auf der Sollseite.?? Aufgabe 3: Konto Sehen Sie sich das folgende Konto an: Kassakonto Dat. T e x t Soll Haben Barverkäufe (in Summe = Tageslosung ) 2.570, Kauf Briefmarken 20, Lohn Putzfrau 100, Barverkäufe (in Summe = Tageslosung ) 1.812, Reparatur Beleuchtung 270, Bankeinlage 3.500, Barverkäufe (in Summe = Tageslosung ) 746,00 Ihre Aufgaben: a) Errechnen Sie bitte den Saldo und tragen Sie diesen auf dem Kassakonto ein. Als Datum wählen Sie den 4.1., in die Textspalte schreiben Sie Saldo. b) Schließen Sie nun das Kassakonto ab, d.h., machen Sie einen Strich in der Zeile unter dem Saldo und setzen Sie in jeder Betragsspalte die Summe ein. Unterstreichen Sie anschließend die Summen. c) Worum handelt es sich hier? Kreuzen Sie bitte an! Sollsaldo Habensaldo Überlegen Sie, ob es theoretisch möglich wäre, dass das Kassakonto auch die andere Art von Saldo aufweisen könnte! d) Zusatzaufgabe: Wird das Konto Lieferverbindlichkeiten einen Soll- oder einen Habensaldo aufweisen? 26
10 Buchungen auf Bestandskonten Das Kassakonto weist immer einen Sollsaldo auf, d.h., die Sollseite ist immer größer als die Habenseite. Das bedeutet, dass die Kassa nie im Minus sein kann (Anfangsbestand + Einnahmen sind immer größer als Entnahmen im schlechtesten Fall sind sie gleich groß). Vergleichen Sie das Kassakonto mit Ihrer Geldbörse: Sie können kein Geld herausnehmen, wenn kein Geld drinnen ist. Anders ist es beim Konto Lieferverbindlichkeiten: Dieses Konto weist im Normalfall immer einen Habensaldo auf. Denken Sie an die Bilanz. Lieferverbindlichkeiten sind Fremdkapital, stellen Mittelherkunft dar. Im nächsten Kapitel werden Sie auf diesem Konto buchen, dann wird Ihnen diese Aussage auf jeden Fall verständlich sein. BEACHTEN SIE BITTE:!! In der Buchhaltung ist eine ordentliche Form unerlässlich! Gewöhnen Sie sich daher an, bei jeder Buchung das Datum einzutragen, die Textspalte entsprechend auszufüllen und die Beträge richtig untereinander zu schreiben. Werden Konten abgeschlossen, werden die Summen doppelt unterstrichen. Auch laut Gesetz müssen formelle Aspekte in der Buchhaltung beachtet werden (vgl. Kapitel 3.2 bis 3.4). ÜBUNGSBAND, BEISPIEL 2 Testen Sie Ihr Wissen Test Die Grundbuchungen der doppelten Buchhaltung Buchungen auf Bestandskonten (1) Einführung Bestandskonten werden aus der Bilanz abgeleitet. Auf Bestandskonten werden Bestände an Vermögensgütern bzw. an Schulden und deren Veränderungen verbucht. Denken Sie an die beiden Geschäftsfälle unseres Sportgeschäftes am 7. und 9.1.! (Siehe Seite 20 f.) Als aktive Bestandskonten bezeichnet man jene Konten, auf denen Vermögenswerte verbucht werden (abgeleitet von den Aktiva, der Aktivseite der Bilanz). Als passive Bestandskonten bezeichnet man jene Konten, auf denen die Schulden verbucht werden (abgeleitet von der Passiva, der Passivseite der Bilanz). Das Eigenkapital-Konto hat grundsätzlich den Charakter eines passiven Bestandskontos. Wie Sie jedoch später sehen werden, gibt es beim Abschluss dieses Kontos Unterschiede gegenüber normalen passiven Bestandskonten. 27
11 (2) Eröffnung der Bestandskonten auf Grund der (Eröffnungs-)Bilanz Vorbemerkungen: In den meisten Lehrbuchdarstellungen werden die Anfangsbestände mit Datum 1.1. in der ersten Zeile eines Kontos ausgewiesen. In der Textspalte findet man entweder den Vermerk AB (= Anfangsbestand) oder EBK (= Eröffnungsbilanzkonto). Diese Darstellung hat mit der Praxis aus folgenden Gründen nichts zu tun: Kein Unternehmen hat am seine Bilanz des eben zu Ende gehenden Geschäftsjahres fertig. Nicht nur, dass an diesem Tag sowohl die laufenden Geschäftsfälle als auch alle Abschlussbuchungen (siehe Kapitel 2.3.6) durchzuführen wären, sondern auch, weil es dafür auch keine gesetzlichen Erfordernisse gibt. Das neue Geschäftsjahr beginnt jedoch in der Regel mit dem 2. Jänner, d.h., ab diesem Datum sind laufend Geschäftsfälle zu verbuchen. Es gäbe daher nur zwei Möglichkeiten: entweder die erste Zeile frei zu lassen oder mit der Verbuchung der laufenden Geschäftsfälle erst zu beginnen, wenn der Anfangsbestand (= Endbestand des Vorjahres) ermittelt ist und eingetragen werden kann. Beide Möglichkeiten sind wirtschaftlich nicht sehr sinnvoll. Sie werden daher in Konten aus der Praxis zunächst laufende Buchungen finden und oft erst Monate später die Buchung des Anfangsbestandes. Erst nach Fertigstellung des Jahresabschlusses und damit der Erstellung der Schlussbilanz des vergangenen Jahres werden die Anfangsbestände auf den einzelnen Konten händisch oder mittels Computer in die betreffenden Bestandskonten eingetragen. Das kann im März oder vielleicht im Mai sein. Selbstverständlich ist zu kontrollieren, ob alle Konten mit dem richtigen Anfangsbestand bebucht wurden. Mittels EDV wird häufig automatisch mit den Eröffnungsbuchungen ein Eröffnungsbilanzkonto erstellt. Das Eröffnungsbilanzkonto dient neben der Kontrolle der Anfangsbestände auch zur Aufnahme der Gegenbuchungen für die auf den Konten vorgenommenen Buchungen der Anfangsbestände. Wurden alle Konten eröffnet, stellt sich das Eröffnungsbilanzkonto als eine seitenverkehrte Schlussbilanz (vgl. das folgende Beispiel) dar. In der Praxis wird auf die Gegenbuchung oft verzichtet. Die Anfangsbestände aller aktiven Bestandskonten stehen im Soll. ( Sie geben Auskunft über die bisherige Verwendung der Mittel.) Die Anfangsbestände aller passiven Bestandskonten werden im Haben eingetragen. ( Sie geben Auskunft darüber, woher die Mittel stammen.) Vermögen (Aktiva) Anlagevermögen Umlaufvermögen BILANZ Kapital (Passiva) Fremdkapital (Schulden) Eigenkapital (Reinvermögen) Aktive Bestandskonten Vermögensbestände Anfangsbestand SOLL MITTELVERWENDUNG Passive Bestandskonten Fremd- und Eigenkapital Anfangsbestand HABEN MITTELHERKUNFT Folie 2: Eröffnung von Bestandskonten 28
12 Buchungen auf Bestandskonten BEACHTEN SIE BITTE:!! Wir werden beim ersten Beispiel ein Eröffnungsbilanzkonto (EBK) verwenden, damit Sie auch den Charakter dieses Kontos erkennen können (seitenverkehrtes Schlussbilanzkonto). Beachten Sie jedoch: Zuerst werden die Anfangsbestände auf den Konten eingetragen, die Gegenbuchung wird auf dem EBK ausgeführt, nicht umgekehrt! Bei den weiteren Beispielen werden wir nur die Anfangsbestände auf den Bestandskonten mit Datum 1.1. vor Durchführung der laufenden Buchungen eintragen. Wir gehen immer davon aus, dass per eine Schlussbilanz vorliegt. Wir werden jedoch auf die Gegenbuchung am Eröffnungsbilanzkonto verzichten. Sie erinnern sich jedoch: In der Praxis werden die Anfangsbestände irgendwann während des Jahres eingebucht. Wenn ein Eröffnungsbilanzkonto geführt wird, dann zur Kontrolle, ob alle Konten mit den richtigen Beständen eröffnet wurden. Wir haben für Herrn Stern die Konten für 2006 eröffnet. Hier nochmals die Bilanz zum : Bilanz der Firma Sport-Stern zum 31. Dezember 2005 Vermögen (Aktiva) Kapital (Passiva) Anlagevermögen: Fremdkapital: Büroeinrichtung 8.000,00 Bankkredit ,00 Einrichtung Verkaufsräume ,00 Lieferverbindlichkeiten ,00 Büromaschinen, EDV-Anlagen 7.500,00 Verbindlichkeiten Finanzamt 3.874,00 PKW ,00 Eigenkapital: Umlaufvermögen: Eigenkapital ,00 Handelswarenvorrat ,00 Kassa 1.872,00 Bankguthaben , , ,00 aktive Bestandskonten Vermögensbestände passive Bestandskonten Bestände an Schulden und Eigenkapital Büroeinrichtung Bankkredit Dat. T e x t Soll Haben Dat. T e x t Soll Haben AB (EBK) 8.000, AB (EBK) ,00 29
13 Einrichtung Verkaufsräume Lieferverbindlichkeiten Dat. T e x t Soll Haben Dat. T e x t Soll Haben AB (EBK) , AB (EBK) ,00 Büromaschinen, EDV-Anlagen Verbindlichkeiten Finanzamt Dat. T e x t Soll Haben Dat. T e x t Soll Haben AB (EBK) 7.500, AB (EBK) 3.874,00 PKW Eigenkapital Dat. T e x t Soll Haben Dat. T e x t Soll Haben AB (EBK) , AB (EBK) ,00 Handelswarenvorrat Dat. T e x t Soll Haben Dat. T e x t Soll Haben AB (EBK) ,00 Kassa Dat. T e x t Soll Haben Dat. T e x t Soll Haben AB (EBK) 1.872,00 30
14 Buchungen auf Bestandskonten Bankguthaben Dat. T e x t Soll Haben Dat. T e x t Soll Haben AB (EBK) ,00 Auf Grund der Verbuchung der Anfangsbestände ergibt sich folgendes Eröffnungsbilanzkonto (EBK): Eröffnungsbilanzkonto zum 1. Jänner 2006 Dat. T e x t Soll Haben Büroeinrichtung 8.000, Einrichtung Verkaufsräume , Büromaschinen, EDV 7.500, PKW , Handelswarenvorrat , Kassa 1.872, Bankguthaben , Bankkredit , Lieferverbindlichkeiten , Verbindlichkeiten Finanzamt 3.874, Eigenkapital , , ,00 Vergleichen Sie dieses Konto mit dem Schlussbilanzkonto (SBK) zum Sie sehen selbst, dass das Eröffnungsbilanzkonto als spiegelverkehrte Bilanz des vorangegangen Jahres charakterisiert werden kann. (3) Laufende Buchungen auf den Bestandskonten?? Aufgabe 4: Verbuchung von Geschäftsfällen auf Bestandskonten Verbuchen Sie nun auf den oben eröffneten Konten die folgenden Geschäftsfälle (zwei davon sind Ihnen bereits bekannt) Kauf eines zweiten Firmen-PKWs um ,. Die Bezahlung erfolgt durch Überweisung vom Bank-Kreditkonto Lieferverbindlichkeiten in Höhe von 6.000, werden durch Banküberweisung (vom Guthaben) beglichen Die Verbindlichkeit gegenüber dem Finanzamt wird durch Banküberweisung (Erhöhung des Bankkredites) ausgeglichen Kauf von Handelswaren um 5.000, auf Ziel (vgl. die Erläuterung auf Seite 18 f.) Abhebung vom Bankkonto (Guthaben) für die Kassa 2.000,. 31
15 Ihre Aufgabe: Tragen Sie bei jedem Geschäftsfall in der Datumsspalte das jeweilige Datum ein. Geben Sie in der Textspalte eine Kurzbezeichnung des Gegenkontos an (z.b. Kassa, PKW). Notieren Sie bitte im unten stehenden Raster, wofür bei den einzelnen Geschäftsfällen die Mittel verwendet wurden ( Sollbuchung) bzw. woher sie stammen ( Habenbuchung). Tragen Sie die Antwort stichwortartig für jeden einzelnen Geschäftsfall ein. Datum Wofür werden die Mittel verwendet? Woher stammen die Mittel? UNSER TIPP Denken Sie immer daran: Sollbuchung heißt Mittelverwendung, Habenbuchung bedeutet Mittelherkunft. Stellen Sie sich bei jedem Geschäftsfall die Frage, wofür der Betrag verwendet wurde und woher er stammt. Was meinen Sie: Ist Herr Stern auf Grund dieser Geschäftsfälle reicher oder ärmer geworden? Anders ausgedrückt: Ist sein Eigenkapital größer oder kleiner geworden? Diese Fragen können wir einfach beantworten, indem wir wieder eine Bilanz erstellen, diesmal eine Schlussbilanz zum 31. Jänner (4) Abschluss der Bestandskonten gegen das Schlussbilanzkonto Um nach einer bestimmten Periode (zumindest am Jahresende) wieder ein übersichtliches Augenblicksbild zu gewinnen, schließt man die Bestandskonten gegen ein Bilanzkonto ab. Da diese Arbeit normalerweise am Jahresende durchgeführt wird, bezeichnet man dieses Bilanzkonto als Schlussbilanzkonto (SBK). Dabei geht man in folgenden Schritten vor: Man bildet den Saldo (= Endbestand) jedes Bestandskontos. Zu diesem Zweck addiert man die größere Kontenseite und subtrahiert davon die kleinere. Dieser Saldo wird auf der kleineren Kontenseite eingesetzt (vgl. Kap ). Dadurch ergibt sich Summengleichheit auf dem betreffenden Konto. Die Gegenbuchung dieses Saldos erfolgt am Schlussbilanzkonto. Durch diese Buchungstechnik stehen im Soll des Schlussbilanzkontos die Endbestände aller Vermögensgüter, im Haben weist das Schlussbilanzkonto die Endbestände der Schulden und des Eigenkapitals auf. 32
16 Buchungen auf Bestandskonten?? Aufgabe 5: Abschluss von Bestandskonten Ihre Aufgaben: a) Gehen Sie zurück zu den Bestandskonten mit Ihren Buchungen (Seite 30 f.). Errechnen Sie für jedes Konto mit Ausnahme des Eigenkapitalkontos den Saldo (auch wenn Sie selbst keine Buchung auf dem betreffenden Konto durchgeführt haben) und verbuchen Sie ihn wie oben angeführt. Als Datum wählen Sie den 31.1., in der Textspalte tragen Sie SBK (Schlussbilanzkonto) ein. Durch den Saldo sind die Summen auf beiden Kontenseiten gleich hoch. Bitte zeigen Sie dies auf den einzelnen Konten durch Eintragen der gleich hohen Summen und durch Unterstreichen dieser Summen. b) Stellen Sie das Schlussbilanzkonto per auf dem unten abgebildeten paginierten Konto dar. Das heißt, tragen Sie alle Endbestände der aktiven und passiven Bestandskonten (Schulden) ein. Ermitteln Sie das Endeigenkapital. Vergleichen Sie dieses mit dem Saldo am Eigenkapitalkonto und schließen Sie nun das Eigenkapitalkonto ab. Schlussbilanzkonto zum 31. Jänner 2006 Dat. T e x t Soll Haben Alle Bestandskonten (aktive und passive Bestandskonten einschließlich des Eigenkapitalkontos) werden gegen das Schlussbilanzkonto (SBK) abgeschlossen. Der Saldo auf dem Eigenkapitalkonto entspricht dem Endeigenkapital lt. Schlussbilanz. Wenn Sie diese Bilanz mit der Bilanz zum vergleichen, sehen Sie zwar auf einigen Konten Änderungen (größere Bestände an PKWs, Handelswaren und Kassa, einen höheren Bankkredit, weniger Bankguthaben und weniger Lieferverbindlichkeiten), das Eigenkapital hat sich jedoch nicht verändert. Ändert sich die Höhe des Eigenkapitals nicht, ist der Unternehmer weder reicher noch ärmer geworden. Überlegen Sie: Sie haben ein Sparguthaben von 1.000, (Ihr Eigenkapital bzw. Ihr Bankguthaben). Um diesen Betrag kaufen Sie sich einen Computer. Durch diesen Kauf sind Sie gleich reich. Anstelle Ihres Bankguthabens ist der Computer getreten, d.h. anders ausgedrückt: Sie haben Ihr Umlaufvermögen in Anlagevermögen umgewandelt. Ihr Eigenkapital hat sich hierbei jedoch nicht verändert. Auch Herr Stern ist durch die Geschäftsfälle aus Aufgabe 4 weder reicher noch ärmer geworden. 33
17 Man nennt reine Bestandsbuchungen (d.h. Buchungen, die nur Bestandskonten betreffen) erfolgsneutrale Buchungen. Davon gibt es vier verschiedene Arten: Die vier Arten der erfolgsneutralen Buchungen: Bilanzverlängerung Sowohl das Vermögen als auch das Kapital werden vermehrt. Dies war der Fall beim Kauf des PKWs (7.1.) und beim Kauf der Handelswaren (16.1.). Vergleichen Sie dazu auch die durch den PKW-Kauf veränderte Bilanz auf Seite 20. Sie sehen, die Bilanzsumme hat sich erhöht. Bilanzverkürzungen Sowohl das Vermögen als auch das Kapital werden vermindert. Diese Situation ergab sich durch den Ausgleich eines Teils der Lieferverbindlichkeiten durch Verminderung des Bankguthabens (9.1.). Vergleichen Sie dazu auch die durch diesen Geschäftsfall veränderte Bilanz auf Seite 21. Sie sehen, die Bilanzsumme ist kleiner geworden. Aktivtausch Der Bestand auf einem Vermögenskonto wird vermindert, auf einem anderen Vermögenskonto wird der Bestand erhöht (beide Buchungen erfolgen auf aktiven Bestandskonten). Dieser Situation entspricht der Geschäftsfall am 25.1.: Am Kassakonto wird der Bestand erhöht, am Bankkonto (Guthaben) vermindert. Solche Geschäftsfälle verändern nicht die Bilanzsumme, diese bleibt gleich. Passivtausch In diesem Fall werden zwei passive Bestandskonten berührt. Am wurden die Verbindlichkeiten gegenüber dem Finanzamt durch Erhöhung des Bankkredites vermindert. Auch in einem solchen Fall bleibt die Bilanzsumme gleich. Beachten Sie jedoch, dass Bestandsbuchungen alleine nicht der Realität entsprechen. Vielleicht waren Sie unsicher, mit welchem Wert Sie das Anlagevermögen in die neue Bilanz übernehmen sollten. Nach einem Monat haben diese Gegenstände sicher an Wert verloren denken Sie vor allem an den Wertverlust bei PKWs! Wir hatten auch keine Ausgaben für Heizung und Strom oder für das Personal. Es fehlten aber auch Einnahmen aus Warenverkäufen. Geschäftsfälle, die sich auf den Erfolg des Unternehmens auswirken, werden auf Erfolgskonten verbucht. Mit diesen werden wir uns im nächsten Kapitel beschäftigen. ÜBUNGSBAND, BEISPIELE 3 5 Testen Sie Ihr Wissen Test 2 34
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