Clinical Reasoning: Mit oder ohne Patient?
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- Sven Bader
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1 Clinical Reasoning: Mit oder ohne Patient? Anja Ulrich, MNS Bereichsfachverantwortung Medizin Universitätsspital Basel Die Philosophie der Begrifflichkeit Clinical Reasoning? Clinical Judgment? Problem Solving? Decision making Critical Thinking? Thompson & Dowding, /15. März 1
2 Die Philosophie der Begrifflichkeit Clinical Reasoning = der Prozess bei dem begriffen wird Clinical Judgment = Was ungut ist beim Patienten Problem Solving = Wie das Problem anzugehen ist Decision making = wie entschieden wird Critical Thinking= wie reflektiert/evaluiert wird Levett-Jones, et al., /15. März Ich erzähle Ihnen von Frau F. Frau O. F., Jg 1926, Eintritt Am Morgen des Austrittstags klagt die Patientin über Schwäche, Atemnot. Sie fühle sich nicht in der Lage, nach Hause zu gehen. Äussert grosse Angst, daheim vermehrt zu stürzen. Die Schwägerin sieht es gleichzeitig als zunehmend schwierig, Frau F. daheim zu unterstützen, und empfiehlt ihr eine Anmeldung im Pflegeheim. Frau F. kann sich einen solchen Schritt nicht vorstellen. Sie äussert, dass sie am liebsten im Akutspital bleiben würde. Sie erlebt bereits die 5.Hospitalisation in den letzten 12 Monaten. Auf der Visite am nächsten Morgen, wird der Austritt erneut thematisiert 4 2
3 und jetzt? Sobald die Pflegende Informationen über Patienten hat, beginnt der Prozess des divergenten, vielfältig suchendem Denken bis sich die Situation so zeigt, dass sie ein Urteil (konvergentes Denken) bildet und eine Pflegediagnose stellt. Müller-Staub (2006) 5 Kritisch denkende Pflegende Zeichnen sich aus durch Selbstvertrauen Kontextuelle Sensibilität Kreativität Flexibilität Neugier Intellektuelle Integrität Intuition Offenheit Beharrlichkeit Reflektionsvermögen (Müller-Staub,2006) 6 3
4 Frau O. F., Jg 1926, Eintritt Was müssen wir wissen? Was fragen Sie? Wie gehen Sie vor? Welche weiteren Schritte leiten Sie daraus ab? 7 Was sind die Voraussetzungen, dass wir in diesen personenzentrierten Dialog kommen? 8 4
5 Clinical Reasoning Cycle nach Levett-Jones, 2010 Patientendaten sammeln Fakts, Kontext, Merkmale, Personen Informationssammlung Überprüfen der bestehenden Info Sammeln zusätzlicher Info Wissen abrufen 9 Reflexion, Prozess, Erkenntnisse Eingehende Betrachtung der Situation: Was konnte gelernt werden Was könnte man anders machen Wirkung evaluieren Effektivität evaluieren Was hat sich nun genau anhand meiner Intervention verbessert Aktionsplan festlegen Interventionen aus einer Vielzahl von Optionen aussuchen Information verarbeiten Daten interpretieren Wichtiges von unwichtigem unterscheiden Inkonsistenzen erkennen Neue Beziehungsmuster erkennen Folgerungen schliessen Alternativen suchen Neue Erkenntnisse mit alten anpassen Resultat prognostizieren Probleme identifizieren Darstellen von Fakten und Folgerungen Um einen definitiven Befund zu stellen Des Patientenproblems Ziele setzen Gewünschtes Ergebnis beschreiben Die Schwierigkeit von Entscheidungen hängt von verschiedenen Kriterien ab: 1. Offenheit 2. Zwischenschritte 3. Konsequenzen 4. Einmaligkeit versus Routine 5. Wissen 6. Motivation und Emotionen Balasko nach Kirchler,
6 Einflussfaktoren der Entscheidungsfindung Wissen - Erfahrung - Evidence-based practice (EBP) - Psychologischer Stress - Beziehung zwischen Pflegenden und Arzt - Rolle der Pflegenden Balasko nach Bakalis, Clinical Reasoning Kritisches Denkvermögen und professionelle Beziehungsfähigkeiten sind unverzichtbar und hohe pflegerische Kompetenz (Müller-Staub, 2006) 12 6
7 Die drei Säulen des CR Clinical Reasoning Reflexion Kritische Überprüfung Metakognition Wissen EBP Kognition Infoaufnahme Info Verarbeitung Denken Schlüsse ziehen 13 Clinical Reasoning 1. Wie laufen Entscheidungsprozesse in der Pflegepraxis ab? 2. Welche Einflussfaktoren der Entscheidungsfindung gibt es? 3. Welche Wissensquellen gibt es in der Pflege? 4. Was wird von der Pflege bevorzugt? 14 7
8 Pflege im Spannungsfeld zwischen Normativ Pflege Deskriptiv Rational hypothetisch deduktiv Gefühl Muster Intuition 15 Normativ, deduktive Entscheide 16 8
9 Deskriptiv, intuitive Entscheide Gefühle Muster Intuition 17 Wie entscheiden Pflegende? 1.Informationen über die Patientinnen 95,7% 2. Richtlinien und Standards 94,3% 3. Die persönliche Erfahrung 91,5% 4. Arbeitskolleginnen 81,7% In 71,4% der Fälle wird Literatur nie oder nur selten verwendet Balasko,
10 Strategien zur Erweiterung der nötigen Fähigkeiten Eigenes Leben und persönliche Werthaltungen reflektieren Wertschätzendes Arbeitsumfeld kreieren Eigenes Denken überdenken: kognitive Fähigkeiten/Denkgewohnheiten (Cerullo&Cruz,2010) 19 Institutionen, die kritisches Denken fördern Bieten verschiedene WB Möglichkeiten an für verschiedene Lerntypen Fördern regelmässige, gemeinsame Aktivitäten in kleinen Gruppen Fördern die Entwicklung von verschiedenen Rollen innerhalb eines Pflegeteams Fördern die Auseinandersetzung mit der Literatur Fördern Fallbesprechungen Fördern die Vernetzung Fördern das Engagement von Pflegenden und deren Teilnahme an Entscheidungsprozessen (Cerullo&Cruz,2010 ) 20 10
11 Barrieren des effektiven Clinical Reasoning Konflikte im Arbeitsumfeld Repetitive Lösungsansätze Schlecht funktionierende Arbeitsbeziehungen Stereotype Verwendung von Pflegediagnosen 21 Evaluation des Clinical Reasoning 22 11
12 Mögliche Fragen in der Pflegeanamnese? Was ist aus Sicht der Patientin der Grund der Hospitalisation? Wie beschreibt sie ihre Probleme? Welche Zusammenhänge sieht sie bezüglich ursächlicher Faktoren und möglicher Lösungen (Therapien usw) Welcher Begründungen äussert sie? 23 schluss 24 12
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