1 Differentiation im Komplexen

Ähnliche Dokumente
Funktionentheorie A. K. Hulek

Kapitel 7. Funktionentheorie. 7.1 Holomorphe und harmonische Funktionen. 1. Definitionen

6.1 Komplexe Funktionen

Differenzierbarkeit. Wir betrachten zuerst die Differenzierbarkeit reellwertiger Funktionen.

Geometrisch ergibt sich deren Graph als Schnitt von G mit der senkrechten Ebene y = b bzw. x = a:

Repetitorium Analysis I für Physiker

Musterlösung zu Übungsblatt 1

Komplexe Zahlen und konforme Abbildungen

Lösungsvorschlag zu den Hausaufgaben der 3. Übung

1 Holomorphe Funktionen

Vorkurs Mathematik Herbst Skript Teil VI

Analysis 1. Torsten Wedhorn. f(x) f( x) x x. (2) Die Funktion f heißt auf D differenzierbar, falls f in jedem Punkt x D differenzierbar ist.

122 KAPITEL 7. POTENZREIHEN

Bemerkung Als Folge von Satz 6.2 kann man jede ganze Funktion schreiben als Potenzreihe. α m z m. f(z) = m=0. 2πi. re it t [0,2π] 2πi

Höhere Mathematik II für die Fachrichtung Physik. Lösungsvorschläge zum 11. Übungsblatt

2. Stetigkeit und Differenzierbarkeit

5. Übungsblatt zur Analysis II

Komplexe Analysis D-ITET. Serie 3

D-MAVT/D-MATL Analysis I HS 2018 Dr. Andreas Steiger. Lösung - Serie 5

f heißt komplex differenzierbar oder holomorph auf Ω, wenn f in allen z Ω komplex differenzierbar

Aufgabe 1.1 (Hilberträume). Sei H ein Hilbertraum und V H ein beliebiger Unterraum. Kreuzen Sie an, welche der folgenden Aussagen zutreffen:

Analysis I. Vorlesung 18. Differenzierbare Funktionen. f: D K

Kapitel 1. Holomorphe Funktionen

Komplexe Differenzierbarkeit und das Dirichlet-Problem

Übungsaufgaben zu Analysis 2 Lösungen von Blatt V vom f(x, y) = 2(x + y) + xy + 3x 2, g(x, y) = xy + e xy.

UNIVERSITÄT KARLSRUHE Institut für Analysis HDoz. Dr. P. C. Kunstmann Dipl.-Math. M. Uhl. Sommersemester 2009

FACHARBEIT. Fachbereich Mathematik. Max-Planck-Gymnasium Gelsenkirchen. Leistungskurs Mathematik 2012/13. Funktionentheorie

8. Differentiation. f(x) f(x 0 ) =: f,x0 (x) lim

3.2 Polarkoordinaten und exponentielle Darstellung

Vorlesung für Schüler

Eigenschaften stetiger Funktionen Buch Kap. 2.5

13. Übungsblatt zur Mathematik III für ETiT, WI(ET), IST, CE, LaB-ET, Sport-Wiss

(a, 0) (c, 0) = (ac, 0) (0, 1) =: i. Re(z) := a der Realteil und Im(z) := b der Imaginärteil

Karlsruher Institut für Technologie (KIT) SS 2013 Institut für Analysis Prof. Dr. Tobias Lamm Dr. Patrick Breuning

Komplexe Analysis D-ITET. Serie 3

ÜBUNGSBEISPIELE ZUR KOMPLEXEN ANALYSIS. Komplexe Zahlen. (x, y) + (u, v) := (x + u, y + v) (x, y) (u, v) := (xu yv, xv + yu)

Kapitel 22. Einführung in die Funktionentheorie

4.4 Die Potentialgleichung

Höhere Mathematik Vorlesung 8

Kapitel 5. Die trigonometrischen Funktionen Die komplexen Zahlen Folgen und Reihen in C

Ein immer wiederkehrendes Konzept in der Mathematik ist die Zurückführung auf Bekanntes, beziehungsweise auf besonders

Die Ableitung einer Funktion

Tutorium: Analysis und lineare Algebra

21 Komplexe Differentiation

AM3: Differenzial- und Integralrechnung im R n. 1 Begriffe. 2 Norm, Konvergenz und Stetigkeit. x 1. x 2. f : x n. aus Platzgründen schreibt man:

Tutorium: Analysis und lineare Algebra. Regeln von de l Hospital, Reihen, Funktionen mehrerer Variablen, komplexe Zahlen

Grundlagen der Differentialrechnung

Ferienkurs Analysis 3 - Übungen Funktionentheorie - Musterlösung

Ferienkurs Analysis 3. Ari Wugalter März 2011

Übungsblatt 2 Musterlösung

c < 1, (1) c k x k0 c k = x k0

Á 5. Differenzierbarkeit

Institut für Analysis SS 2014 Prof. Dr. Roland Schnaubelt Dipl.-Math. Leonid Chaichenets. Höhere Mathematik II für die Fachrichtung Physik

Analysis I. 3. Beispielklausur mit Lösungen

Ableitung und Mittelwertsätze

Mathematik I für Studierende der Geophysik/Ozeanographie, Meteorologie und Physik Vorlesungsskript

Vorlesung Mathematik für Ingenieure (WS 11/12, SS 12, WS 12/13)

Bestimmen Sie die Lösung des Anfangswertproblems. y (x) 4y (x) 5y(x) = 6e x. y(0) = y (0) = 0.

0.1. Lösung der Aufgabe 1. Nehme an, wir ( hätten ) die Aufgabe, n Personen aus 2n

Lösungskizze zu Übungsblatt 2 (Funktionentheorie und gewöhnliche Differentialgleichungen für Lehramt Gymnasium)

(1) gegeben. Für x a (und stetige f ) nähert sich (x,f(x)) dem Punkt (a,f(a)), und die Sekante

Abbildung 14: Winkel im Bogenmaß

Einige Standard-Aufgabentypen der Funktionentheorie I

X. Funktionentheorie. Übersicht über den Inhalt von Kapitel X: 57. Holomorphe Funktionen. 58. Cauchy-Formeln und Anwendungen

Übungen Ingenieurmathematik

Analysis I. Guofang Wang Universität Freiburg

Tutorium: Analysis und lineare Algebra. Vorbereitung der Abschlussklausur (Teil 1)

Übungen zur Vorlesung Funktionentheorie Sommersemester Lösungshinweise zum Klausurvorbereitungsblatt. (z) i f. 2xe (x2 +y 2) i2ye (x2 +y 2 ) 2

K. Eppler, Inst. f. Num. Mathematik Übungsaufgaben. 11. Übung WS 15/16: Woche vom

Á 4. Differenzierbarkeit, Stetigkeit

Höhere Mathematik für Physiker II

Der Hauptsatz der Differential und Integralrechnung

Umkehrfunktion. g (y) = f (x) 1, x = g(y), Umkehrfunktion 1-1

Karlsruher Institut für Technologie (KIT) SS 2013 Institut für Analysis Prof. Dr. Tobias Lamm Dr. Patrick Breuning

20.4 Gleichmäßige Konvergenz von Folgen und Reihen von Funktionen

Holomorphe Funktionen

Produktregel (Ableitung von f g)

Differenzierbarkeit im R n. Analysis III October 30, / 94

Einführung in die Funktionentheorie. Modul E.KompAna. Studiengänge Bachelor Lehramt Mathematik: Kombi-Bachelor. SoSe 14 - apl. Prof. Dr. G.

5 Differenzialrechnung für Funktionen einer Variablen

Mathematik für Physiker, Informatiker und Ingenieure

Höhere Mathematik II für die Fachrichtung Informatik. Lösungsvorschläge zum 3. Übungsblatt

Mathematisches Institut der Universität Heidelberg Prof. Dr. E. Freitag /Thorsten Heidersdorf. Probeklausur

2. ELLIPTISCHE GLEICHUNGEN 57

Analysis I. Vorlesung 13. Gleichmäßige Stetigkeit

1 Übungsaufgaben zu Kapitel 1

Mathematik und Nanotechnologie: Warum werden Computer immer kleiner?

Parameterintegrale. Integrale können auch von Parametern abhängen, denken wir nur an die Gamma-Funktion, die definiert ist für x > 0 durch

4 Differenzierbarkeit

30 Metriken und Normen

Lösung - Serie 3. D-MAVT/D-MATL Analysis I HS 2017 Dr. Andreas Steiger. 1. MC-Aufgaben (Online-Abgabe)

Technische Universität München Zentrum Mathematik. Übungsblatt 2

Totale Ableitung und Jacobi-Matrix

1 Einleitung. 2 Reelle Zahlen. 3 Konvergenz von Folgen

Analysis I. 7. Übungsstunde. Steven Battilana. battilana.uk/teaching

Kapitel 6. Exponentialfunktion

Analysis I. Vorlesung 12. Stetige Funktionen. Den Abstand zwischen zwei reellen (oder komplexen) Zahlen x und x bezeichnen

Analysis I. 6. Beispielklausur mit Lösungen

3. VORLESUNG,

Transkript:

1 Differentiation im Komplexen 1.1 Definition und einface Eigenscaften Die folgende Definition der komplexen Differenzierbarkeit mittels der komplexen Division ist eine folgenreice Verscärfung der Differentiation im R 2. Definition 1.1 Sei D C offen, z 0 D, f : D C. Die Funktion f eißt in z 0 komplex differenzierbar, wenn der Grenzwert 0 fz 0 + ) fz 0 ) in C existiert. Falls dieser Grenzwert existiert, nennen wir in Ableitung von f in z 0 und bezeicnen in mit f z 0 ). Ist f in jedem Punkt von D komplex differenzierbar, so eißt f olomorp auf D. Beispiele Wie im Reellen zeigt man, daß jede ganzrationale Funktion = Polynom) fz) = a n z n + a n 1 z n 1 +... + a 1 z + a 0, a i C auf C olomorp ist und dass für jeden Punkt z C gilt f z) = na n z n 1 + n 1)a n 1 z n 2 +... + 2a 2 z + a 1. Dagegen ist die Funktion fz) = z = konjugiert komplexe Zal zu z) in keinem Punkt komplex differenzierbar. Der Ausdruck fz + ) fz) = z + z ist nämlic 1 für R\{0} und 1 für ir\{0} und besitzt daer keinen Grenzwert für 0. Auc die Funktionen fz) = Rez, fz) = Imz, fz) = z sind nirgends komplex differenzierbar. Wie im Reellen beweist man, dass mit zwei Funktionen f,g auc deren Summe und deren Produkt in einem Punkt z D komplex differenzierbar bzw. auf D olomorp sind und dass = f ± g) z) = f z) ± g z), fg) z) = f z)gz) + fz)g z). Ist außerdem gz) 0 auf D, so ist auc f/g olomorp, und es gilt f/g ) z) = f z)gz) fz)g z) gz) 2. 3

Sind scließlic f und g auf D bzw. D olomorpe Funktionen und ist fd) D, so ist g f auf D olomorp, und es gilt die Kettenregel g f) z) = g fz) ) f z). Die komplexe Differenzierbarkeit läßt sic auc über eine Zerlegungsformel carakterisieren: f ist in z 0 D komplex differenzierbar genau dann, wenn ein α C r) und eine Funktion r mit 0 = 0 existieren so, dass fz 0 + ) = fz 0 ) + α + r) für alle aus Umgebung von 0. Mit dieser Zerlegungsformel siet man, dass die komplexe Differenzierbarkeit die Stetigkeit impliziert. 1.2 Die Caucy-Riemannscen Differentialgleicungen Sei z = x + iy und fz) = uz) + ivz) = ux,y) + ivx,y). Wir stellen einen Zusammenang zwiscen der komplexen Differenzierbarkeit von f in z und der Differenzierbarkeit von u und v in x,y) er. Satz 1.2 a) Ist f in z 0 D komplex differenzierbar, so sind u und v in x 0,y 0 ) partiell differenzierbar, und es gelten in diesem Punkt die Caucy-Riemannscen Differentialgleicungen u x = v y, u y = v x. 1.1) b) Sind u und v in z differenzierbare reelle Funktionen und gelten in x,y) ˆ=z D die Caucy-Riemannscen Differentialgleicungen 1.1), so ist die Funktion fz) = ux, y) + ivx, y) in z komplex-differenzierbar, und es gilt: f z) = u x x,y) + iv x x,y) = i u y x,y) + iv y x,y) ). 1.2) Beweis Sei f in z 0 D komplex differenzierbar, d.. der Grenzwert fz 0 + ) fz 0 ) 0 =: f z 0 ) 4

soll existieren. Lassen wir entlang der reellen Acse gegen 0 streben, d.. wälen wir = t R\{0}, so folgt f fz 0 + t) fz 0 ) z 0 ) ux 0 + t,y 0 ) + ivx 0 + t,y 0 ) ux0,y 0 ) + ivx 0,y 0 ) ) t 0 t ux0 + t,y 0 ) ux 0,y 0 ) + i vx ) 0 + t,y 0 ) vx 0,y 0 ) t ux 0 + t,y 0 ) ux 0,y 0 ) vx 0 + t,y 0 ) vx 0,y 0 ) + i ux 0 + t,y 0 ) ux 0,y 0 ) vx 0 + t,y 0 ) vx 0,y 0 ) + i = u x x 0,y 0 ) + iv x x 0,y 0 ) man beacte, dass eine Folge in C genau dann konvergiert, wenn die Folgen irer Real- und Imaginärteile in R konvergieren). Lassen wir dagegen entlang der imaginären Acse gegen 0 streben, d.. wälen wir = it mit t R\{0}, so folgt analog f fz 0 + it) fz 0 ) z 0 ) t 0 it ux 0,y 0 + t) + ivx 0,y 0 + t) ux0,y 0 ) + ivx 0,y 0 ) ) t 0 it = 1 i ux0,y 0 + t) ux 0,y 0 ) + i vx ) 0,y 0 + t) vx 0,y 0 ) t = 1 i uy x 0,y 0 ) + iv y x 0,y 0 ) ) = v y x 0,y 0 ) iu y x 0,y 0 ). Ein Vergleic der Real- bzw. Imaginärteile in den beiden letzten Bezieungen zeigt, dass u x = v y und u y = v x in z 0. b) Differenzierbarkeit von u und v in z eißt: es gibt Funktionen r und s mit,g) 0 r, g),g) = 0,,g) 0 s, g),g) = 0, so dass mit z = x,y) ux +,y + g) ux,y) = u x z),u y z) ) ) + r,g), g vx +,y + g) vx,y) = v x z),v y z) ) ) + s,g). g Wir multiplizieren die zweite Gleicung mit i, addieren sie zur ersten Gleicung und beacten dabei die Caucy-Riemannscen Differentialgleicungen: f z + + ig) ) fz) = u x z) + u y z)g + iv x z) + iv y z)g + r,g) + is,g) = u x z) + ig) + iv x z) + ig) + r,g) + is,g). 5

Also ist f z + + ig) ) fz) + ig Die Beauptung folgt nun aus r,g) +ig 0 + ig = u x z) + iv x z) + r,g) + ig + is,g) + ig.,g) 0 und der entsprecenden Bezieung für s. r, g),g) = 0, Beispiel Für die Funktion fz) = fx + iy) := x 3 y 2 + ix 2 y 3 gelten die Caucy- Riemannscen Differentialgleicungen im Punkt z 0 = x 0 + iy 0 genau dann, wenn u x x 0,y 0 ) = 3x 2 0y 2 0! = 3x 2 0y 2 0 = v y x 0,y 0 ) und u y x 0,y 0 ) = 2x 3 0y 0! = 2x 0 y 3 0 = v x x 0,y 0 ), d.. genau dann, wenn x 0 y 0 x 2 0 + y 2 0) = 0, d.. genau dann, wenn x 0 = 0 oder y 0 = 0. Die Funktion f ist also genau dann in z 0 C komplex differenzierbar, wenn z 0 auf der reellen oder imaginären Acse liegt. Insbesondere ist f auf keiner offenen Teilmenge von C olomorp. Folgerung 1.3 Sei D C ein Gebiet. Dann sind folgende Aussagen für eine Funktion f : D C äquivalent: a) f ist konstant auf D. b) f ist olomorp auf D und f z) = 0 z D. Beweis Wir zeigen nur die Implikation b) a). Aus f = 0 auf D und aus den Bezieungen 1.2) d.. f = u x + iv x = iu y + iv y ) ) folgt u x z) = u y z) = v x z) = v y z) = 0 für alle z D. Wie wir aus der reellen Analysis wissen, müssen u und v und somit auc f konstante Funktionen sein. Als weitere Anwendung der Caucy-Riemannscen Differentialgleicungen zeigen wir Satz 1.4 Eine komplexe Potenzreie ist im Inneren ires Konvergenzkreises olomorp. Beweis Sei fz) = k=0 a kz k eine Potenzreie mit Konvergenzradius R > 0, und sei f n z) := n k=0 a kz k ire n. Partialsumme. Die Real- und Imaginärteile von f bzw. f n seien u,v bzw. u n,v n. Offenbar ist f nz) = n k=1 ka kz k 1, und wir wissen bereits, dass die Reien k=0 a kz k und k=1 ka kz k 1 den gleicen 6

Konvergenzradius R besitzen. Folglic konvergieren die Funktionen f n bzw. f n auf jedem Kreis {z : z r} mit r < R gleicmäßig gegen die Funktion f : z k=0 a kz k bzw. gegen z k=1 ka kz k 1. Dann konvergieren aber auc die Realund Imaginärteile u n,v n,u nx,v ny,v nx,v ny dieser Funktionen auf {z : z r} gleicmäßig. Hieraus folgt, dass die Funktionen u, v für z < r differenzierbar sind und dass gilt u nx u x, u ny u y, v nx v x, v ny v y gleicmäßig. Das Besteen der Caucy-Riemannscen Differentialgleicungen für die Funktionen f n ziet daer das Besteen dieser Differentialgleicungen für die Funktion f nac sic: u x z) n u nx z) n v ny z) = v y z) und analog u y z) = v x z) für alle z < r. Scließlic ist wieder wegen der gleicmäßigen Konvergenz) die Funktion z k=1 ka kz k 1 und damit auc die Funktionen u x,u y,v x,v y stetig auf {z : z < r}. Da r < R beliebig war, eralten wir das Besteen der Caucy- Riemannscen Differentialgleicungen für f sowie die Stetigkeit der partiellen Ableitungen u x,...,v y in jedem Punkt z mit z < R. Nac Satz 1.2 ist f in {z : z < R} olomorp. Beispiel Insbesondere sind die durc e z := n=0 z n n!, sin z := 1) n 2n + 1)! z2n+1, cos z := n=0 n=0 1) n 2n)! z2n definierten Funktionen in der gesamten komplexen Ebene C olomorp. Solce Funktionen eißen auc ganze Funktionen. Weitere Beispiele für ganze Funktionen sind Polynome pz) = n k=0 a kz k und die Funktionen sin z := 1 2 ez e z ), cos z := 1 2 ez + e z ). Außerdem folgt aus dem Beweis von Satz 1.4, dass Regeln wie e z ) = e z, sin z = cos z, cos z = sin z auc im Sinne der komplexen Differentiation gültig bleiben. 1.3 Differenzierbarkeit im Reellen und im Komplexen Jede Funktion f : C C kann auc als Funktion f : R 2 R 2 betractet werden. Wir wollen uns den Unterscied zwiscen der Differenzierbarkeit der 7

Funktion f : R 2 R 2 im Punkt z R 2 und der komplexen Differenzierbarkeit von f : C C in z C klarmacen. Differenzierbarkeit von f : R 2 R 2 in z R 2 eißt, dass es eine lineare Abbildung A : R 2 R 2 genauer: eine R-lineare Abbildung) und eine Funktion r : R 2 R 2 r) mit 0 = 0 so gibt, dass fz + ) fz) = A + r) für alle aus Umgebung von 0 R 2. 1.3) Die Abbildung A wird dabei durc die reelle) Jacobimatrix ) ux z) u A ˆ= y z) v x z) v y z) 1.4) bescrieben. Komplexe Differenzierbarkeit von f : C C in z C können wir dagegen so deuten: Es gibt eine lineare Abbildung B : C C genauer: eine s) C-lineare Abbildung) und eine Funktion s : C C mit 0 = 0 so, dass fz + ) fz) = B + s) für alle aus Umgebung von 0 C. 1.5) Die Abbildung B wird dabei durc die komplexe) 1 1 Matrix f z) ) bzw. einfac durc die komplexe Zal f z) gegeben. Der wesentlice Unterscied zwiscen 1.3) und 1.5) bestet darin, dass wir in 1.3) durc eine R-lineare Abbildung A : R 2 R 2 und in 1.5) durc eine C-lineare Abbildung B : C C approximieren. ) a b Wir fragen uns nun, wann allgemein durc eine R-lineare Abbildung A = : c d R 2 R 2 eine C-lineare Abildung von C nac C induziert wird, wenn wir wie üblic x,y) T R 2 mit x + iy C identifizieren. Soll A C-linear sein, so gilt einerseits ) 0 Ai = A = 1 a b c d ) ) 0 = 1 und andererseits ) ) ) 1 a b 1 Ai = ia 1 = ia = i 0 c d 0 b d ) = b + id ) a = i = ia + ic) = c + ia. c Ein Vergleic von Real- ) und Imaginärteil liefert a = d und b = c. Nur Matrizen a b der Gestalt : R b a 2 R 2 liefern also C-lineare Abbildungen. Angewandt auf die Matrix 1.4) eißt das: 1.4) liefert nur dann eine C-lineare Abbildung, wenn u x z) = v y z) und u y z) = v x z), d.. wenn die Caucy-Riemannscen Differentialgleicungen erfüllt sind. Die Caucy-Riemannscen Differentialgleicungen sind also genau die Zusatzbedingung, die aus der Differenzierbarkeit im Reellen die komplexe Differenzierbarkeit mact. 8

1.4 Harmonisce Funktionen Die Caucy-Riemannscen Differentialgleicungen liefern eine ser einscränkende Bedingung dafür, wann eine im Reellen differenzierbare Funktion Realteil einer olomorpen Funktion ist. Satz 1.5 Ist f = u + iv in D olomorp und sind die Funktionen u,v zweimal stetig differenzierbar im Reellen), so gilt u xx + u yy = 0, v xx + v yy = 0 in D. Beweis Aus der Holomorpie von f folgt u x = v y und u y = v x. Erneutes Ableiten ergibt u xx = v yx, u xy = v yy, u yx = v xx, u yy = v xy und daer u xx + u yy = v yx v xy, v xx + v yy = u xy u yx. Nac dem Satz von H.A. Scwarz sind die recten Seiten dieser Identitäten gleic 0. Wir werden später seen, dass die geforderten Differenzierbarkeitseigenscaften von u und v bereits aus der Holomorpie von f folgen. Ist u eine reell) zweimal partiell differenzierbare Funktion, so erklärt man den Laplaceoperator durc u := u xx + u yy. Funktionen u mit der Eigenscaft u = 0 eißen armonisc oder Potentialfunktionen. Real- und Imaginärteil olomorper Funktionen sind also armonisce Funktionen wobei wir im Moment noc eine Zusatzbedingung fordern müssen). Beispielsweise sind armonisce Funktionen. Rez 2 ) = Rex + iy) 2 = x 2 y 2 =: ux,y) Ime z ) = Im e x cosy + i sin y) ) = e x sin y =: vx,y) 9