Materialgruppen: Holz > Nadelhölzer > Europäische Nadelhölzer Materialbeschrieb Die Föhren oder Kiefern (Pinus silvestris L.) bilden eine Pflanzengattung innerhalb der Familie der Kiefergewächse (Pinaceae). Föhren sind echte Kernholzbäume. Waldföhren (Pinus silvestris L.) gelten als Pionierbaumarten, die bis zur Waldgrenze gedeihen. In der Schweiz finden sie sich im Mischwald eingestreut. Die astreichen Bäume erreichen eine Höhe bis 50 m und einen Stammdurchmesser von 0,6-1,5 m. Sie können bis 500, in seltenen Fällen über 1000 Jahre alt werden. Föhrenholz ist leicht, harzig, weich und biegsam. Das gerade, manchmal drehwüchsige Holz ist im Geruch harzig, im frischen Zustand aromatisch. Es ist gering druckfest, von mittlerer Biegesteife, gering schlagfest und hoch verformbar. Es trocknet gut und schnell, neigt jedoch, besonders im Splint, zu Verblauung. Es ist witterungsbeständig. Föhrenholz lässt sich gut spalten und von Hand und maschinell leicht bearbeiten. Es eignet sich wegen seines Harzgehalts besonders für die Bauschreinerei. Föhrenholz lässt sich verleimen und auch die Oberfläche gut behandeln, sofern der Harzgehalt nicht zu hoch ist. Beim Schleifen empfiehlt sich das Tragen einer Staubschutzmaske. Föhrenholz ist vielseitig verwendbar. Es findet als Grundholz, im Wasser- und Brückenbau, im Schiff- und Waggonbau sowie für Türen und Fensterrahmen Verwendung, aber auch für allgemeine Schreinerarbeiten sowie in der Zellstoffund Papierindustrie. Es ist ein gutes Brennholz. Aus der Föhre werden Kolophonium, Terpentinöl, Holzessig und Holzteer gewonnen. Andere Bezeichnungen/Synonyme: Waldföhre, Gemeine Kiefer, Europäische Kiefer, Dähle, Forle, Forche, Rot-, Sandund Weisskiefer Lateinische Bezeichnung: Pinus silvestris L. Englische Bezeichnung: Scots Pine Gleiche Familie: MATERIAL ARCHIV - www.materialarchiv.ch 1 / 6
Zur Familie der Kiefergewächse (Pinaceae) gehören auch Fichte (Picea), Tanne (Abies), Lärche (Larix), Douglasie (Pseudotsuga menziesii), Hemlocktanne (Tsuga) und Zeder (Cedrus). Unterarten: Es sind 120 Pinus-Arten und zahlreiche Gattungsformen bekannt, darunter Schwarzkiefer (Pinus nigra), Bergkiefer, auch Legföhre oder Latsche (Pinus mugo), Hakenkiefer (Pinus mugo uncinata), Moorföhre (Pinus mugo rotundata), Schlangenhautkiefer (Pinus leucodermis) und Weymouthskiefer oder Strobe (Pinus strobus). Ähnliche Arten: Zirbelkiefer, Arve ( Pinus cembra) Hintergrund Ökonomie: Die Waldföhre (Pinus silvestris L.) ist wirtschaftlich die wichtigste europäische Kiefernart. Durch ihre Anpassungsfähigkeit an unterschiedliche Klimabedingungen und ihre Unempfindlichkeit gegen Spätfrost ist sie wirtschaftlich von Bedeutung. Grössere Mengen an Kiefernholz werden aus Skandinavien und Osteuropa importiert. In den Moorgegenden Zentraleuropas wachsen Berg- und Sumpfföhren oft als einzige Baumarten und leisten so Pionierarbeit. Ursprünglich wurde die Föhre oder Kiefer wegen ihres hohen Harzgehalts angebaut. Das destillierte Harz diente als Dichtungs- und Lösungsmittel, und verharzte Stammteile dienten bis ins 19. Jahrhundert als Leuchtmittel (Kienspäne). Soziologie: Das Wort Föhre (in der Schweiz gebräuchlich) geht auf einen Wortstamm zurück, der in fast allen indogermanischen Sprachen vorhanden ist, z. B. engl. fir. Das Wort Kiefer (in Deutschland gebräuchlich) ist vermutlich durch Zusammenziehung des Ausdrucks Kienföhre entstanden. In der Schweiz gibt es verschiedenste Dialektbezeichnungen, z. B. Dähle oder Fiechte. Ökologie: Als ökologisch sinnvoll gilt FSC-zertifiziertes Föhrenholz. Von besonderer Bedeutung ist die Bergföhre- oder Legföhre (Pinus mugo), da sie durch ihre Biegsamkeit Schneedruck gut standhält und daher im Lawinenschutz angebaut wird. Forstwirtschaftlich gehört sie zu den wichtigsten Baumarten. Mythologie: Es sind nur wenige im Volksglauben verankerte Geschichten über die Föhre bekannt. Einer finnischen Sage zufolge erwuchs die Föhre aus dem Blut des Erlösers, was auf die rötliche Farbe der Rinde zurückzuführen ist. In Rumänien glaubt man, dass die Kreuznägel aus dem knorrigen Föhrenholz geschnitzt MATERIAL ARCHIV - www.materialarchiv.ch 2 / 6
wurden. Herstellung Gewinnung: Die Föhre ist in ganz Europa verbreitet, und findet sich von Andalusien über die Seealpen zu den Pyrenäen, dem Kaukasus bis nach Sibirien. In Sibirien findet sie sich bis zum Polarkreis. Kein anderer Baum hat ein so grosses Verbreitungsgebiet wie die Föhre. In der Schweiz wächst sie, eingestreut im Mischwald, im Engadin und im Wallis. Die Föhre bevorzugt lockere, sandig-lehmige Böden und wächst im Gebirge auf Geröll- und Felshalden. Aber auch an südlichen, trockenen Hanglagen ist sie zu finden. Sie ist ein ausgesprochener Lichtbaum und kann sich den unterschiedlichsten klimatischen Bedingungen anpassen. Im Verbund findet sie sich zusammen mit Lärchen und Fichten, aber auch mit Laubhölzern. Sie gedeiht bis 2100 m. ü. M. Eigenschaften Gefüge/Mikrostruktur: streng radial; im Spätholz dickwandig und sich tangential verdichtend Erscheinung Aussehen: Föhrenholz hat oft einen leicht welligen Verlauf, mit einer schönen leicht gemaserten Struktur. Das breite hellgelbliche Splintholz unterscheidet sich deutlich vom braunroten und stark nachdunkelnden Kernholz. Jahrringe und Harzkanäle sind deutlich sichtbar. Bei Bäumen aus dem Norden und aus höheren Lagen sind die Jahrringe schmal, in tieferen Lagen eher breit. Sie sind oft exzentrisch angeordnet. Farbe: Geruch: mehrfarbig, Brauntöne, Gelbtöne, Rottöne harzig Beständigkeit Biologische Schadensfaktoren: Splint anfällig für Pilz- und Insektenbefall Mechanische Eigenschaften Biegezugfestigkeit: 79.00 bis 100.00 N/mm 2 Dichte [ρ]: 500.00 bis 550.00 kg/m 3 Differentielles Schwindmass - radial:0.150 bis 0.190 %/1% Feuchteänderung Differentielles Schwindmass - tangential: Dimensionsstabilität: Druckfestigkeit: 0.250 bis 0.360 %/1% Feuchteänderung mittel bis gut 45.00 bis 55.00 N/mm 2 MATERIAL ARCHIV - www.materialarchiv.ch 3 / 6
Elastizitätsmodul: Zugfestigkeit [ft]: 10 800.00 bis 13 000.00 N/mm 2 99.00 bis 105.00 N/mm 2 Optische Eigenschaften Holzfehler: Abholzigkeit, Krümmung, Unrundheit, Drehwuchs, Astigkeit, Beulen, Kernverlagerung, Harztasche, Harzgalle, Schälschäden, Ringrisse, Faserstauchungen, Faserbrüche, unregelmässiger Jahrringaufbau, Reaktionsholzbildung, Stammfäule, Bläue, Frassgänge Bearbeitung Lieferformen: Rundholz: BL 3-14 m; BMD 0,2-0,8 m; Rundholz, Schnittholz, Furnierholz, Hobelware, insbes. Maste, Pfähle, Stempel, Stangen, Leimbinder, Holzpflaster, Profilware, Rohfriesen; gesucht sind astreine, gleichmässige und engringig gewachsene Kiefern Lieferbare Materialqualitäten: Klasse 3 bis 4 Besonderheiten: Der hohe Harzgehalt kann sich für Werkzeuge und Maschinenteile unangenehm bemerkbar machen. Fügen und Verbinden: Oberflächenbearbeitung: Oberflächenbehandlung: kleben, nageln, schrauben polieren lackieren Bei hohem Harzgehalt ist ev. oberflächliche Entharzung notwendig. Trennen und Subtrahieren: bohren, drehen, fräsen, hobeln, sägen Trocknung: Das Holz sollte langsam, bei nicht zu hohen Temperaturen getrocknet werden. Eine sachgemässe Lagerung ist notwendig, um den Befall von Bläuepilz zu verhindern. Konservierung Schutz und Pflege: Tränkbarkeit: Kern schlecht bis mittel, Splint gut Anwendung MATERIAL ARCHIV - www.materialarchiv.ch 4 / 6
Anwendungsgebiete: Roh- und Hochbau, Bauschreinerei, Konstruktionsbau, Sperrholz-, Span- und Faserplattenindustrie, Möbelproduktion, Parkett- und Treppenbau, Berg-, Schiffund Waggonbau, Grubenbau, Brennholz-, Papier- und Zellstoff- sowie chemische Industrie Anwendungsbeispiele: Furnierholz; Messer- und Schälholz für Deckenfurniere und Sperrholz, Möbel, Vertäfelungen, Verkleidungen, Türen, Fenster, Treppen, Parkett, Fussböden; Maser und Schwellen; Holzwolle, Kisten und Behälter, Holzkohle, Leisten, Stangen usw. Terpentinöl, Kolophonium (für das Einstreichen der Haare von Geigenbögen), Holzessig, Holzteer Sammlungen Muster in folgenden Sammlungen: ETH Zürich Baubibliothek, Gewerbemuseum Winterthur, HKB Bern Fellerstrasse, HSLU T+A Campus Horw, Sitterwerk St. Gallen, ZHdK Medien- und Informationszentrum Standort in der Sammlung ETH Zürich Baubibliothek: HO-NA Holzarten > Nadelhölzer (Koniferen) Gewerbemuseum Winterthur: Massivholz > Schublade 41 HKB Bern Fellerstrasse: KuR HSLU T+A Campus Horw: Ebenau 22 Quellennachweis Verwendete Quellen: Beck Hough, R. (2007). The Woodbook. Köln, Deutschland: Taschen GmbH. Guggenbühl, P. (2002). Unsere einheimischen Nutzhölzer. Dietikon, Schweiz: Verlag Stocker Schmid AG. Nutsch, W. (1997). Holztechnik. Fachkunde (16. Auflage). Haan-Gruiten, Deutschland: Verlag Europa-Lehrmittel. Schafflützel, H. (1982). Nutzhölzer. Zürich, Schweiz: Verlag Verband Schweizerischer Schreinermeister und Möbelfabrikanten, Zürich. Schweingruber, F. H., & Schoch, W. H. (1992). Holz, Jahrringe und Weltgeschehen. Dietikon, Schweiz: Baufachverlag. Sell, J. (1997). Eigenschaften und Kenngrössen von Holzarten. Dietikon, Schweiz: Baufachverlag AG. Wagenführ, R. (2007). Holzatlas. München, Deutschland: Carl Hanser Verlag. Walker, A. (2007). Atlas der Holzarten. Stuttgart, Deutschland: Eugen Ulmer KG. Weitere Quellen: www.schreiner-seiten.de/holzarten/index.htm www.holzlexikon.de/frame.htm. MATERIAL ARCHIV - www.materialarchiv.ch 5 / 6
www.holzerkennung.at www.proholz.at Expertin / Experte: Serge Lunin Material-Archiv-Signatur: HOL_NAD_EUR_4 Stand: 15.05.2018 (Online-Schaltung: 13.11.2013) Permalink: materialarchiv.ch/detail/548 MATERIAL ARCHIV - www.materialarchiv.ch 6 / 6