14. Wahlperiode 18. 06. 2009 Geänderte Fassung



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14. Wahlperiode 18. 06. 2009 Geänderte Fassung Antrag der Fraktion der SPD und Stellungnahme des Finanzministeriums Umsatzsteuer für Schulspeisung durch Ehrenamtliche Antrag Der Landtag wolle beschließen, die Landesregierung zu ersuchen zu berichten, 1. welche Auswirkungen das Urteil des Bundesfinanzhofs zur Umsatzsteuerpflicht der Schulspeisung durch einen privaten Förderverein (Az V R 47/07) für den Mittagstisch an Schulen und Kindertagesstätten in Baden-Württemberg hat und mitzuteilen, wie viele Schulspeisungen im Land davon betroffen sind; 2. welche Möglichkeiten sie sieht zur Änderung des Steuerrechts und bei der Anwendung durch die Steuerverwaltung, um die Schulspeisung durch Ehrenamtliche auch künftig von Umsatzsteuerzahlungen zu befreien; 3. welche Möglichkeiten sie sieht, um im Rahmen des geltenden Steuerrechts durch Änderungen des Schulgesetzes oder andere Maßnahmen die Schulspeisung durch Ehrenamtliche als Teil der Leistung der jeweiligen Schule bzw. des Schulträgers zu definieren und damit von der Umsatzsteuer zu befreien; 4. was sie zu tun beabsichtigt, um Schulspeisungen in Baden-Württemberg von der Belastung durch die Umsatzsteuer zu befreien. 18. 06.2009 Schmiedel, Dr. Schmid und Fraktion Eingegangen: 18. 06. 2009 / Ausgegeben: 24. 07. 2009 1 Drucksachen und Plenarprotokolle sind im Internet abrufbar unter: www.landtag-bw.de/dokumente

Begründung Nach einem jetzt bekannt gewordenen Urteil des Bundesfinanzhofs vom Februar 2009 ist die Schulspeisung an einer Ganztagesschule durch einen ehrenamtlich tätigen Förderverein umsatzsteuerpflichtig. Dieses Urteil hat auch gravierende Auswirkungen auf die bisherige Organisation des Mittagstisches an Ganztagesschulen in Baden-Württemberg. Die Landesregierung hat die Frage nach dem notwendigen Angebot von Mittagessen im Rahmen von Ganztagsschulen sträflich vernachlässigt. Sie hat die Verköstigung als außerschulische Maßnahme bezeichnet und die Eltern und Kinder mit diesem Problem allein gelassen. Deshalb sind in Baden- Württemberg zahlreiche private Elterninitiativen entstanden, um durch ehrenamtliches Engagement an den Schulen ein Mittagessen bereitzustellen. Mit diesem Urteil des Bundesfinanzhofs wird zum einen das Mittagessen für die Kinder nun noch teurer mit der Folge, dass noch mehr Kinder aus finanziellen Gründen sich nicht am gemeinsamen schulischen Essen beteiligen können. Zum anderen wird auch das Engagement der ehrenamtlich tätigen Eltern durch die steuerbürokratischen Anforderungen einer Umsatzsteuerpflicht und des damit verbundenen Vorsteuerabzugs belastet. Die Landesregierung muss sich mit dieser Problematik, die durch ihre eigene Untätigkeit im Bereich der Schulspeisung in Baden-Württemberg besonders gravierend ist, dringend beschäftigen. Sie muss zum einen die Schulspeisung an Ganztagsschulen als Aufgabe des Landes anerkennen. Sie muss zweitens für die jetzt bestehenden freiwilligen und ehrenamtlichen Elterninitiativen einen Ausweg aus einer nicht zumutbaren Umsatzsteuerpflicht aufweisen. Stellungnahme Mit Schreiben vom 8. Juli 2009 Nr. 3 S 7181 / 3 nimmt das Finanzministerium zu dem Antrag wie folgt Stellung: Vorbemerkung Der BFH hat mit Urteil vom 12. Februar 2009 (V R 47/07, veröffentlicht auf der Homepage des BFH am 17. Juni 2009) entschieden, dass die Umsätze aus der entgeltlichen Verpflegung von Lehrern und Schülern einer Ganztagesschule durch einen privaten Förderverein weder nach dem Umsatzsteuergesetz noch nach Artikel 13 Teil A Abs. 1 Buchst. i der Richtlinie 77/388/EWG (ab 1. Januar 2007: Artikel 132 Abs. 1 Buchst. i Mehrwertsteuer-Systemrichtlinie MwStSystRL; die beiden Bestimmungen sind vom Wortlaut identisch) steuerfrei sind. Mit diesem Urteil bestätigt der BFH die Ansicht der Finanzverwaltung, wonach die Steuerbefreiung des 4 Nr. 23 UStG vorliegend nicht anwendbar ist. Das Urteil betraf einen nicht gemeinnützigen Förderverein von Eltern in einem Gymnasium in Niedersachsen, der Schüler und Lehrer in einer Cafeteria mit Speisen und Getränken versorgt. 2

1. welche Auswirkungen das Urteil des Bundesfinanzhofs zur Umsatzsteuerpflicht der Schulspeisung durch einen privaten Förderverein (Az V R 47/07) für den Mittagstisch an Schulen und Kindertagesstätten in Baden-Württemberg hat und mitzuteilen, wie viele Schulspeisungen im Land davon betroffen sind; Zu 1.: Das höchstrichterliche Urteil hat keine konkreten Auswirkungen, da es die schon bisher von der Steuerverwaltung bundeseinheitlich vertretene Rechtsauffassung bestätigt. Nach Artikel 132 Abs. 1 Buchst i MwStSystRL (früher Artikel 13 Teil A Abs. 1 Buchst. i der Richtlinie 77/388/EWG) sind die Erziehung von Kindern und Jugendlichen, der Schul- oder Hochschulunterricht, die Aus- und Fortbildung sowie die berufliche Umschulung und damit eng verbundene Dienstleistungen und Lieferungen durch Einrichtungen des öffentlichen Rechts, die mit solchen Aufgaben betraut sind, oder andere Einrichtungen mit von dem betreffenden Mitgliedstaat anerkannter vergleichbarer Zielsetzung umsatzsteuerfrei. Diese Regelung wurde durch 4 Nr. 23 Umsatzsteuergesetz (UStG) in nationales Recht umgesetzt. Danach ist die Abgabe von Mahlzeiten an Kinder und Jugendliche steuerfrei, wenn diese Leistungen durch eine Einrichtung erbracht werden, die Kinder und Jugendliche zu Erziehungs-, Ausbildungs- oder Fortbildungszwecke bei sich aufnimmt. Die Abgabe von Mahlzeiten kann auch gem. 4 Nr. 18 UStG steuerfrei sein, wenn ein gemeinnütziger Schulförderverein einem Wohlfahrtsverband als Mitglied angeschlossen ist, im Rahmen seines Zweckbetriebes die Schüler verpflegt und die Entgelte für das Essen hinter den durchschnittlich für gleichartige Leistungen von Erwerbsunternehmen verlangten Entgelten zu - rückbleiben. Ist eine Steuerbefreiung nicht möglich, unterliegen die Leistungen der Umsatzsteuer. Lagen die steuerpflichtigen Einnahmen des Schulfördervereins im vorangegangenen Kalenderjahr nicht über 17.500, ist dieser Kleinunternehmer i. S. von 19 UStG. In diesem Fall wird die Umsatzsteuer nicht erhoben. Die steuerpflichtige Leistung kann dem ermäßigten Steuersatz unterliegen. Für die Anwendung des ermäßigten Steuersatzes sind verschiedene Faktoren maßgebend. Zunächst ist zu untersuchen, ob es sich um eine Lieferung von Essen (ermäßigter Steuersatz von 7 %, 12 Abs. 2 Nr. 1 i. V. mit Anlage 2 UStG) oder um eine sonstige Leistung im Darreichungsbereich (Regelsteuersatz von 19 %) handelt. Erbringt ein gemeinnütziger Schulförderverein mit der Essensabgabe eine sonstige Leistung, so kommt gleichwohl der ermäßigte Steuersatz zur Anwendung, wenn die Leistung im Rahmen eines steuerbegünstigten Zweckbetriebs erbracht wird ( 12 Abs. 2 Nr. 8 UStG). Unterliegen die Leistungen des Schulfördervereins der Umsatzsteuer, kann die dem Schulförderverein für die bezogenen Eingangsleistungen in Rechnung gestellte Umsatzsteuer als Vorsteuer abgezogen werden. Bis zu einem Umsatz von 35.000 pro Jahr kann ein gemeinnütziger Schulförderverein gem. 23 a UStG für seine Umsätze im Zweckbetrieb die Vorsteuer pauschal mit 7 % der (Netto-)Umsätze ansetzen. Die in der Begründung des Antrags angesprochenen Aufzeichnungs-, Anmeldungs- und Abführungspflichten sind grundsätzlich zu erfüllen, wobei gemeinnützige Vereine bereits zum Nachweis ihrer Gemeinnützigkeit gewisse Auf- 3

zeichnungen führen müssen. Nur wenn der Schulförderverein steuerpflichtige Leistungen erbringt und weder Kleinunternehmer ist noch den pauschalen Vorsteuerabzug gem. 23 a UStG in Anspruch nehmen kann, muss er für den Vorsteuerabzug zusätzlich auf korrekte Rechnungen beim Einkauf der Lebensmittel und Getränke achten. Nach welchen Modellen und in welcher Anzahl Schulfördervereine in Baden- Württemberg Verpflegungsleistungen erbringen, ist der Landesregierung nicht bekannt. Der Landesverband der Schulfördervereine e. V. führt derzeit eine Umfrage bei sämtlichen Schulfördervereinen in Baden-Württemberg durch, um zu ermitteln, wie die Schulverpflegung durchgeführt wird und wie diese bisher umsatzsteuerlich behandelt wird. Eine Verpflegung durch Elternvereine in Kindertagesstätten wäre wie die Verpflegung von Schülern zu behandeln. Dem Finanzministerium sind derartige Fälle nicht bekannt. In vielen Fällen der Verpflegung von Schülern tritt keine Umsatzsteuerbelas - tung und somit keine Verteuerung des Schulessens ein, wie die nachfolgenden Beispiele zeigen. Dies ist darauf zurückzuführen, dass die Schulfördervereine auf ehrenamtlicher Basis arbeiten und keine Gewinnerzielungsabsicht haben. Nur in Fällen nicht gemeinnütziger Unternehmer wie im Urteilsfall oder wenn ein Schulförderverein z. B. Küchenpersonal angestellt hat und die Kosten hierfür nicht vom Schulträger übernommen werden, kann eine Umsatzsteuerbelastung entstehen. Auch in diesen Fällen führt die Umsatzsteuerpflicht wegen des gleichzeitigen Vorsteuerabzugs aber nur zu einer geringfügigen Verteuerung des Schulessens. Beispiel 1: Ein Schulförderverein übernimmt die Essenszubereitung und -ausgabe. Zudem bietet der Verein den verpflegten Schülern Betreuung und Hausaufgabenhilfe. Da der Verein, die Schüler für Erziehungs- und Ausbildungszwecke bei sich aufnimmt, sind die Umsätze aus der Essensausgabe gem. 4 Nr. 23 UStG von der Umsatzsteuer befreit (vgl. auch Abschn. 117 Umsatzsteuerricht - linien). Beispiel 2: Ein Schulförderverein übernimmt die Essenszubereitung und -ausgabe. Daneben werden keine weiteren Leistungen erbracht. (Dieser Sachverhalt lag der Entscheidung des BFH vom 12. Februar 2009 zugrunde.) Die Verpflegungsleistung ist steuerbar und steuerpflichtig, da der Verein allein mit der Bewirtung der Schüler diese nicht zur Erziehung, Ausbildung oder Fortbildung i. S. von 4 Nr. 23 UStG bei sich aufnimmt. Beispiel 3: Der Schulträger ist zur Verpflegung der Schüler verpflichtet. Die Leistungsbeziehungen bestehen zwischen dem Schulträger und den verpflegten Schülern. Der Schulförderverein übernimmt die Essensausgabe im Auftrag des Schulträgers. Da die Beköstigung im Rahmen der Aufnahme der Jugendlichen zu den begünstigten Zwecken von der Bildungseinrichtung selbst erbracht wird, ist die Leistung steuerfrei (vgl. Abschn. 117 Abs. 2 Satz 12 UStR). Der Schulförderverein erbringt keine entgeltlichen Leistungen und unterliegt damit keiner Umsatzsteuerpflicht. 4

Beispiel 4: Die Essenszubereitung erfolgt durch einen externen Unternehmer, der das Essen in der Kantine anliefert. Ein Schulförderverein übernimmt die Portionierung, Essensausgabe und spült anschließend das Geschirr. Die Schüler bestellen das Essen direkt bei dem Unternehmer. Umsatzsteuerliche Leis - tungsbeziehungen zwischen dem Unternehmer und dem Verein bestehen nicht. Die Lieferungen der Essen durch den Unternehmer unterliegen dem ermäßigten Steuersatz. Der Schulförderverein erbringt keine entgeltlichen Leistungen und unterliegt damit keiner Umsatzsteuerpflicht. Beispiel 5: Ein Schulförderverein gibt (Getränke und) von ihm zubereitetes Essen aus. Die jährlichen Einnahmen (Umsatz) betragen 16.000. Die Umsatzsteuer wird nach 19 Abs. 1 UStG (Kleinunternehmerregelung) nicht erhoben. Maßgebend für die Anwendung der Kleinunternehmerregelung ist eine Umsatzgrenze von nicht mehr als 17.500 im Vorjahr. Beispiel 6: Ein gemeinnütziger Schulförderverein gibt (Getränke und) von ihm zubereitetes Essen aus. Die jährlichen Einnahmen (Umsatz) betragen 32.100. Es entsteht Umsatzsteuer i. H. von 7/107 von 32.100 = 2.100. Der Verein kann nach 23 a UStG einen pauschalierten Vorsteuerabzug von 2.100 geltend machen. Die Umsatzsteuer-Zahllast beträgt damit 0. Maßgebend für die Anwendung des pauschalierten Vorsteuerabzugs ist eine Umsatzgrenze von nicht mehr als 35.000 im Vorjahr. Beispiel 7: Ein gemeinnütziger Schulförderverein erzielt aus dem Verkauf von verzehrfertigen Speisen einen Umsatz i. H. von 53.500. Getränke werden nicht verkauft. Für den Erwerb der Lebensmittel hat der Verein 50.000 zuzügl. 3.500 Umsatzsteuer bezahlt. Die Umsatzsteuer beträgt 7/107 von 53.500 = 3.500. Der Verein hat nach 15 UStG einen Vorsteuerabzug von 3.500. Umsatzsteuer-Zahllast beträgt damit 0. Beispiel 8: Ein gemeinnütziger Schulförderverein erzielt Einnahmen von insgesamt 66.600. Davon entfallen auf Getränkeverkäufe 23.800 und auf den Verkauf von verzehrfertigen Speisen 42.800. Für den Erwerb der Lebensmittel hat der Verein 40.000 zuzügl. 2.800 Umsatzsteuer bezahlt. Der Einkauf der Getränke hat 20.000 zuzügl. 3.800 Umsatzsteuer gekostet. Die Umsatzsteuer beträgt 7/107 von 66.600 = 4.357. Der Verein hat nach 15 UStG einen Vorsteuerabzug von 6.600 (2.800 + 3.800 ). Der Erstattungsanspruch gegenüber dem Finanzamt beträgt 2.243. 5

Beispiel 9: Die Essenszubereitung erfolgt durch einen externen Unternehmer, der das Essen an einen gemeinnützigen Schulförderverein liefert. Der Schulförderverein übernimmt die Portionierung, Essensausgabe und spült anschließend das Geschirr. Daneben werden keine weiteren Leistungen durch den Verein erbracht. Der Schulförderverein bezahlt an den Unternehmer (incl. USt) 2,00 je Essen; von den Schülern verlangt der Verein ebenfalls 2,00 je Essen. Die Verpflegungsleistungen durch den Schulförderverein sind steuerbar und steuerpflichtig. Die Essensausgabe erfolgt im Rahmen eines steuerbegünstigten Zweckbetriebs. Der Steuersatz beträgt gem. 12 Abs. 2 Nr. 8 UStG 7 %. Die in den Eingangsrechnungen des anliefernden Unternehmers ausgewiesene Umsatzsteuer darf der Verein als Vorsteuer geltend machen. Die Zahllast des Schulfördervereins beträgt 0, da Vorsteuer und Umsatzsteuer gleich hoch sind (je Essen 7/107 von 2,00 = 0,13 ). Beispiel 10: Ein gemeinnütziger Schulförderverein übernimmt die Essenszubereitung und -ausgabe. Für jedes Essen verlangt der Verein 3,00. Der Verkaufspreis setzt sich wie folgt zusammen: Für den Erwerb der Lebensmittel sind Kosten von 2,34 + 0,16 USt = 2,50 angefallen. Da die Personalkosten für hauptamtliche Mitarbeiter (Kochpersonal) nur teilweise durch den Schulträger übernommen werden, entstehen je Essen kalkulatorische Kosten von 0,46. Der Umsatz des Vereins je Essen beträgt brutto 3,00 (Kosten 2,34 + 0,46 = 2,80, zuzügl. USt 7 %). Im Verkaufspreis enthalten sind 0,20 USt (7/107 von 3,00 ). Je Essen hat der Verein einen Vorsteuerabzug von 0,16. Damit verbleibt eine Umsatzsteuerbelastung von 0,04 je Essen. Variante: Die Voraussetzungen für eine Steuerbefreiung liegen vor. Die Einkaufskosten für die Lebensmittel betragen 2,50, die kalkulatorischen Personalkosten 0,46 je Essen. Der Verein kann das Essen für 2,96 verkaufen. Beispiel 11: Ein Unternehmer (z. B. Kantinenpächter) übernimmt die Zubereitung und Ausgabe der Speisen und Getränken an Schüler und Lehrpersonal. Die Steuerbefreiung nach 4 Nr. 23 UStG kann nicht gewährt werden, weil der Unternehmer allein mit der Bewirtung der Schüler diese nicht zur Erziehung, Ausbildung oder Fortbildung bei sich aufnimmt (vgl. BFH-Beschluss vom 26. Juli 1979, V B 15/79, BStBl. II, 721, Abschn. 117 Abs. 2 Satz 11 UStR). Die Leistungen unterliegen dem Regelsteuersatz. 2. welche Möglichkeiten sie sieht zur Änderung des Steuerrechts und bei der Anwendung durch die Steuerverwaltung, um die Schulspeisung durch Ehrenamtliche auch künftig von Umsatzsteuerzahlungen zu befreien; Zu 2.: Nach dem Umsatzsteuergesetz gibt es zwei Regelungen, die eine Umsatzsteuerbefreiung bei der Verpflegung von Schülern ermöglichen. Dies ist zum einen die o. g. Regelung des 4 Nr. 23 UStG. Diese erfordert gemäß den 6

Vorgaben der Mehrwertsteuer-Systemrichtlinie mehr als eine bloße Essensausgabe. Vielmehr müssen die Jugendlichen zu Erziehungs-, Ausbildungsoder Fortbildungszwecken aufgenommen werden. Dies bedeutet, dass z. B. auch Erziehungsaufgaben übernommen werden müssen. Zum anderen ermöglicht 4 Nr. 18 UStG eine Umsatzsteuerbefreiung der Verpflegungsleistungen. Für die Anwendung dieser Vorschrift ist allerdings Voraussetzung, dass der Schulförderverein einem Wohlfahrtsverband als Mitglied angeschlossen ist. Wie der Landesverband der Schulfördervereine Baden-Württemberg e. V. in einem Gespräch mit dem Kultus- und Finanzministerium angekündigt hat, wird derzeit geprüft, ob der Landesverband dem gem. 4 Nr. 18 UStG i. V. m. 23 UStDV anerkannten Deutschen Paritätischen Wohlfahrtsverband e. V. beitreten kann. Die dem Landesverband der Schulfördervereine Baden-Württemberg e. V. angeschlossen Mitgliedsvereine könnten dann die Verpflegung für die Schüler unter den übrigen Voraussetzung des 4 Nr. 18 UStG steuerfrei anbieten. Die Einführung einer Steuerbefreiung für eine isolierte Schulspeisung ist aus EU-rechtlichen Gründen nicht möglich. Das FG Niedersachsen hat zwar erstinstanzlich mit Urteil vom 23. Mai 2007 (EFG 2007 S. 1818 ff.) entschieden, dass der Betrieb einer Schulcafeteria durch einen privaten Förderverein nach Artikel 132 Abs. 1 Buchst. i MwStSystRL steuerfrei sei. Diese Auffassung des FG Niedersachsen hat der BFH in seinem o. g. Urteil vom 12. Februar 2009 aber zurückgewiesen. Ein (nicht gemeinnütziger) eingetragener Schulförderverein, der Schüler und Lehrer entgeltlich verpflege, sei weder eine öffentliche Einrichtung i. S. von Artikel 132 Abs. 1 Buchst. i MwStSystRL noch würde es sich um eine von dem betreffenden Mitgliedstaat anerkannte Einrichtung mit vergleichbarer Zielrichtung (Erziehung von Kindern und Jugendlichen, Schulunterricht) wie einer öffentlich-rechtlichen Schule handeln. 3. welche Möglichkeiten sie sieht, um im Rahmen des geltenden Steuerrechts durch Änderungen des Schulgesetzes oder andere Maßnahmen die Schulspeisung durch Ehrenamtliche als Teil der Leistung der jeweiligen Schule bzw. des Schulträgers zu definieren und damit von der Umsatzsteuer zu befreien; Zu 3.: Nach dem Schulgesetz ( 2 Abs. 1 Nr. 1) stehen die öffentlichen Schulen abgesehen von den Schulen, die in alleiniger Trägerschaft des Landes stehen in gemeinsamer Trägerschaft des Landes (Personalkosten der Lehrer) und eines kommunalen Trägers (Gemeinde, Stadt oder Landkreis übrige Kosten). Unabhängig hiervon gilt als Schulträger, wer die sächlichen Kosten trägt ( 27 Abs. 1 SchG). Mit dieser Fiktion sowie dem Recht und der Pflicht, bei Bedarf öffentliche Schulen einzurichten, hat der Gesetzgeber die zentrale Rolle der kommunalen Schulträger zum Ausdruck gebracht. Dies zeigt sich auch an den weiteren die Schulträger betreffenden Regelungen, insbesondere 48 SchG. Danach verwalten die Gemeinden, die Landkreise und die Schulverbände die ihnen als Schulträger obliegenden Aufgaben als Pflichtaufgaben. Es handelt sich hierbei um weisungsfreie Pflichtaufgaben im Sinne von 2 Abs. 1 der Gemeindeordnung. Aus diesen schul- und gemeinderechtlichen Regelungen ergibt sich, dass es sich beim Angebot von Mittagessen an Schulen um eine Angelegenheit der Kommunen handelt. Das Land Baden-Württemberg unterstützt die Kommunen bei der Erfüllung dieser allerdings nicht verpflichtenden Aufgabe mit 7

Zuschüssen zu den erforderlichen baulichen Investitionen für Mensen (Küche und Speisesaal) bzw. Cafeterien an Schulen. Bei der Genehmigung von öffentlichen Ganztagsschulen werden im Genehmigungsbescheid die Aufgaben sowie die Verteilung der sächlichen und personellen Mehrkosten der Ganztagsschule ausdrücklich klargestellt. Gemäß Nr. 3 Buchst. c des Genehmigungsbescheides ist das Mittagessen ein Angebot des Schulträgers. Das heißt, die Kommune ist für die Bereitstellung der Mittagsverpflegung an der Ganztagsschule zuständig. Nach Nr. 8 trägt das Land die Kosten für die zusätzlich zugewiesenen Lehrerwochenstunden, der Schulträger alle übrigen Personalkosten, insbesondere die Kosten für die Betreuung beim Mittagessen und in der Freizeit. Damit wird nochmals zum Ausdruck gebracht, dass die Ausgabe des Mittagessens und die Betreuung während des Mittagessens Aufgabe des kommunalen Schulträgers ist. Die notwendigen Einrichtungen (Küchenausstattung, Geschirr usw.) stehen regelmäßig im Eigentum des Schulträgers. Im Rahmen der Programms Chancen durch Bildung Investitionsoffensive Ganztagsschule erhalten die Schulträger vom Land bei allgemein bildenden Schulen (Gymnasien ohne Oberstufe) eine Förderung für die erforderlichen Elemente des Ganztagsschulbetriebs, u. a. den Essensbereich. Hier können Mensen, die durch die Einrichtung des Ganztagsbetriebs an Schulen benötigt werden, gefördert werden. Eine der Voraussetzungen für die Genehmigung des Ganztagsbetriebs ist ein Mittagessenangebot des Schulträgers. Es wird aber auch Mittagessen außerhalb von Ganztagsschulen angeboten. Unabhängig von der Einrichtung ganztägiger Angebote an Schulen erhalten Schulträger vom Land im Rahmen der Schulbauförderung bei Hauptschulen, Realschulen, Gymnasien, Förderschulen und beruflichen Schulen auch für Cafeterien als Teil des Aufenthaltsbereichs eine Förderung. Bei der Schulbauförderung ist es bei den Gymnasien unabhängig von ganztägigen Angeboten an der Schule möglich, anstelle der Cafeteria eine Mensa einzurichten, wenn diese im Blick auf den nachmittäglichen Unterricht erforderlich ist. Aus Sicht des Finanzministeriums ist, wie die Ausführungen zu Frage 2 und die Beispiele zu Frage 1 verdeutlichen, weder eine Änderung des Schulgesetzes noch eine andere Maßnahme erforderlich, um eine Belastung mit Umsatzsteuer zu vermeiden. 4. was sie zu tun beabsichtigt, um Schulspeisungen in Baden-Württemberg von der Belastung durch die Umsatzsteuer zu befreien; Zu 4.: Aufgrund der vorstehenden Ausführungen zu den Fragen 1 bis 3 sieht die Landesregierung keinen gesetzgeberischen Handlungsbedarf. Bei entsprechender Gestaltung des jeweiligen Sachverhalts ist bereits nach geltendem Recht eine Umsatzsteuerbefreiung möglich. Die Steuerbefreiung des 4 Nr. 23 UStG ist grundsätzlich anwendbar, wenn neben den Verpflegungs- auch Betreuungsleistungen erbracht werden. Sollte der Landesverband der Schulfördervereine Baden-Württemberg e. V. dem Deutschen Paritätischen Wohlfahrtsverband e. V. beitreten, kann unter den übrigen Voraussetzungen des 4 Nr. 18 UStG ebenfalls eine Steuerfreiheit der Verpflegungsumsätze erreicht werden. Da das Urteil des Bundesfinanzhofs bei den betroffenen Schulfördervereinen und zahlreichen Eltern zu einer erheblichen Verunsicherung geführt hat, werden Kultus- und Finanzministerium gemeinsam die Vereine auf die Befrei- 8

ungsmöglichkeiten nach dem geltenden Recht hinweisen und erläutern, unter welchen Voraussetzungen keine Belastung mit Umsatzsteuer eintritt. Die Stellungnahme ist mit dem Ministerium für Kultus, Jugend und Sport Baden-Württemberg abgestimmt. Stächele Finanzminister 9