Niedersächsisches Kultusministerium. Frühpädagogische Anforderungen an die betriebliche Tagesbetreuung Empfehlungen des Orientierungsplans

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Transkript:

Frühpädagogische Anforderungen an die betriebliche Tagesbetreuung Empfehlungen des Orientierungsplans Dr. Monika Lütke-Entrup, 26.11.2012

Der Orientierungsplan für Bildung und Erziehung - ist die Konkretisierung des gesetzlichen Bildungsauftrags für Kindertageseinrichtungen. - ist ein trägerübergreifender fachlicher Konsens zur Qualitätssicherung der frühkindlichen Bildung. Ausgangsdokument: 12. Januar 2005 Ergänzende Handlungsempfehlungen - Sprachbildung und Sprachförderung: 15.6.2011 - Die Arbeit mit Kindern unter drei Jahren: 29.5.2012 - ist die Grundlage für die Erarbeitung pädagogischer Einrichtungskonzepte und fachlicher Anhaltspunkte für Tagespflege.

Das Bild vom Kind Kinder sind aktive und kreative Lerner. Im Dialog mit erwachsenen Bezugspersonen konstruieren sie ihr Weltwissen. Kinder gestalten ihre Bildungsprozesse eigenständig, sie suchen und stellen Zusammenhänge und Erklärungsmuster in Frage. Kinder sind soziale Wesen, die Zuwendung und Wertschätzung benötigen. Kinder sind stark und kompetent. Sie wollen autonom handeln, sie streben nach Selbsttätigkeit und Selbstständigkeit. Kind sind einzigartig. Individuelle Unterschiede sind Chancen, voneinander und miteinander zu lernen.

Bildung und Erziehung Bildung Bildung geht vom Kind aus. Kinder sind forschende Lerner. Sie erarbeiten Erlebtes, assoziieren Zusammenhänge mit Bekanntem und geben Bedeutung. Im spielerischen Handeln entwickeln sie ihre Lernstrategien (nachahmen, wiederholen, variieren etc.). Erziehung Erziehung ist eine zugewandte und kompetente Entwicklungsbegleitung durch erwachsene Bezugspersonen, welche Raum für selbstständige Handlungs-, Gestaltungs- und Bildungsmöglichkeiten schafft.

Ausgangspunkte für die Bildungsbegleitung von Kindern Fachkräfte nehmen sensibel wahr, was ein Kind beschäftigt. Sie suchen den Dialog zu kindlichen Tätigkeiten, Themen und Interessen. Sie reichern die Selbstbildungsbestrebungen von Kindern durch eigene Perspektiven an. Sie reflektieren die Wirkungen ihres pädagogischen Handelns. Sie drücken ihre Wertschätzung für spielerisches Handeln aus und geben Kindern Sicherheit, ihre Umwelt zu erkunden.

Beobachtung und Dokumentation Wahrnehmendes Beobachten ist ein einfühlender, kreativer und fortlaufender Prozess. Ziel ist es, die Bedürfnisse, Interessen und Themen von Kinder zu entschlüsseln und darauf aufbauend altersgerechte Bildungsanregungen zu anzubieten. Beobachtung und Dokumentation sind Teamarbeit: Die gemeinsame Reflexion von dokumentierten Beobachtungen mit anderen Fachkräften und Eltern sichert einen objektiven, vorurteilsfreien Blick auf das Kind. Beobachtung und Dokumentation beginnt immer mit der Auseinandersetzung von eigenen Erfahrungen und Ansichten. Beobachtung und Dokumentation erfolgt regelmäßig und sichert die Qualität und Professionalität der pädagogischen Arbeit.

Beziehung und Bindung Der Aufbau von Beziehungen und Bindung hat für ein Kind eine existentielle Bedeutung. Geborgenheit in Beziehungen, emotionale Sicherheit und körperliches Wohlbefinden sind Voraussetzung für frühkindliche Bildung. Im Kontakt zu Bezugspersonen findet das Kind Sicherheit und Ermutigung für sein spielerisches Handeln. Bindung und Beziehung sind Grundlage für die Entwicklung seiner Persönlichkeit: Am Du zum Ich werden. Pädagogisches Handeln ist Beziehungsgestaltung, sie ermöglicht die Teilhabe am sozialen und kulturellen Leben einer Gruppe.

Rhythmus und Regel Ein regelmäßiger Besuch ist wichtig, damit Kinder Sicherheit durch verlässliche Routinen und Abläufe gewinnen können. Pflegezeiten sind als Beziehungszeiten fest in den Tagesablauf integriert. Kinder sollten während fester Mittagsruhe nur in Ausnahmefällen abgeholt werden. Betreuungszeiten sollten immer mit Blick auf das Wohl des Kindes vereinbart werden trotz aller Schwierigkeiten, Beruf und Familie zu vereinbaren. Sie sollten den Umfang eines 8-stündigen Arbeitstages nicht überschreiten. Die aktive und altersgerechte Gestaltung von Lernumgebungen erfolgt im Rhythmus des pädagogischen Alltags.

Eingewöhnung und Erziehungspartnerschaft Die Eingewöhnungszeit dient dem Aufbau von tragfähigen und verlässlichen Bindungen zwischen Fachkraft, Kind und Eltern. Grundlage für den Beziehungsaufbau ist ein ungestörtes Kennenlernen, intensiver Kontakt und emotionale Zuwendung im pädagogischen Alltag der betrieblichen Tagesbetreuung. Je mehr Eltern über das Betreuungsangebot und je mehr Fachkräfte über Kind und Eltern wissen, umso besser. Eltern sind keine homogene Gruppe. Sie haben unterschiedliche Lebensumstände, Familienstrukturen, Erziehungsvorstellungen. Die Eingewöhnungsphase dient dem Aufbau einer positiven Beziehung zum Kind und zu seinen Eltern und der Überwindung von Trennungsschmerz.

Bildungsziele in Lernbereichen und Erfahrungsfeldern 0. Wahrnehmung 1.Emotionale Entwicklung und Soziales Lernen 2.Körper, Bewegung und Gesundheit 3.Kommunikation, Sprache und Sprechen 4.Lebenspraktische Kompetenzen 5.Mathematisches Gurndverständnis 6.Ästhetische Bildung 7.Natur und Lebenswelt 8.Ethische und religiöse Fragen, Grunderfahrungen menschlicher Existenz

Anforderungen an pädagogische Fachkräfte Beziehungsbereitschaft und emotionale Kompetenz Forschende Haltung: Beobachten, Reflektieren, Analysieren Kommunikation, Dialog, Interaktion Eingehen auf Themen und Interessen des Kindes Erkennen und Gestalten von Bildungssituationen im Alltag Förderung von Selbsttätigkeit und Selbstständigkeit Pflege, Zuwendung, Verlässlichkeit: Bildungswege aufzeigen, Orientierung geben und Grenzen setzen.