Anorexia und Bulimia nervosa als Komorbidität bei Substanzabhängigkeit. Heidelberg, 21. Juni 2018 Dr. Monika Vogelgesang.

Ähnliche Dokumente
Gliederung Stichprobenbeschreibung Funktionalität Geschlechtsspezifische Therapie Katamnese

Glücksspielsüchtige Frauen in Behandlung. Berlin, 20. November 2014 Dr. Monika Vogelgesang

Pathologisches Glücksspielen. bei Frauen. Dr. Monika Vogelgesang. Mainz, 18. Oktober Das Leben leben. Klinik Münchwies

Vorwort der Herausgeberinnen zur 3. Auflage Vorwort der Herausgeberinnen (2. Auflage) Vorwort der Herausgeberinnen (1. Auflage)...

Wege aus der Abhängigkeit

Von dysfunktionalen Kompensationen zur Balance zwischen Polaritäten Eine Einführung in das Thema Dr. H. Terdenge, Fachtagung am 22.

Funded by Fonds Gesundes Österreich

Qualitäts-Kompass 2014 AHG Klinik Münchwies Zentrum für Psychosomatische Medizin, Psychotherapie und Suchtmedizin

Gliederung Psychische Komorbidität in der stationären Suchtrehabilitation Daten aus der Basisdokumentation des Fachverbandes Sucht Was sollten wir tun

Klinfor Adipositas (auch) ein psychisches Problem?

Vorwort Was ist Psychiatrie? Heute vorherrschendes Krankheitsmodell in der Psychiatrie... 17

Qualitäts-Kompass 2016 AHG Klinik Münchwies Zentrum für Psychosomatische Medizin, Psychotherapie und Suchtmedizin

Syndromspezifische Hilfe oder Empfundene Gängelung?

Anorexia und Bulimia nervosa Die Kunst des Essmanagements Dipl. Psych. Johanna Meyer-Gutknecht Aachen,

Therapie der Essstörung durch Emotionsregulation

Wenn Zappelphilipp zur Flasche greift

EDI-2, FKB-20 und DKB-35: Möglichkeiten und Grenzen der Anwendung in der psychotherapeutischen Praxis

Stationäre Behandlung bei Pathologischem PC-/Internet-Gebrauch

Ethische Aspekte bei der sozialmedizinischen Beurteilung in der stationären Rehabilitation Abhängigkeitskranker: Fallbeispiele

Sucht und Trauma. - Theorie und Therapie - Haar, 2. März 2013 Dr. med. Monika Vogelgesang. Ein Unternehmen der. AHG Klinik Münchwies

Komorbide depressive Störungen in der Ambulanten Reha Sucht

Mehrfachabhängigkeit

Prävalenz und Epidemiologie von gestörtem Essverhalten und von Essstörungen im Kindes- und Jugendalter

Workshop C: psychiatrische und somatische Begleiterkrankungen von Suchtkranken und deren Therapie

Integrierte Sucht-Psychose Station

Inhalt. Vorwort der Autorin und Danksagung Einleitung Depressive Störungen

Inhalt. Vorwort zur zweiten Auflage Grundlagen Demenzen... 24

Psychotherapie bei affektiven Störungen in der AHG Klinik Schweriner See

Adaptionsbehandlung bei pathologischen Glücksspielern. Horst Teigeler AHG Adaptionshaus Lübeck

BEUZPVU. Kognitive Verhaltenstherapie bei Anorexia und Bulimia nervosa. Corinna Jacobi Andreas Thiel Thomas Paul. Mit CD-ROM


Hellweg-Klinik Bielefeld Ganztägig ambulante Rehabilitation suchtkranker Menschen

Ambulante Rehabilitation Sucht

salus klinik Hürth Als Mario das Spielen lernte Zur Funktion des Computerspiels Aus der Praxis für die Praxis:

Gliederung Einführung Depressionen, Angststörungen und Alkoholabhängigkeit Differentialdiagnostik/ -therapie Alkoholabhängigkeit, pathologisches Glück

Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie

SALUS ggmbh FACHKLINIKUM BERNBURG

Therapie der Magersucht und Bulimia nervosa

Dr. med. Joachim Köhler Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie, Sozialmedizin Tagung Fachverband Sucht Heidelberg

Drogenabhängigkeit als Doppeldiagnose

Kognitive Therapie der Sucht

Therapie von Medien- /Onlinesucht

2 Reiten und therapeutisches Reiten bei neurologischen Erkrankungen...23

Woher kommen, wohin gehen die Klienten?

Verbreitung von Suchtformen und Zugangswege zur Behandlung


STUDIENBEREICH KLINISCHE PSYCHOLOGIE. Einführungsveranstaltung für Master Studierende Dr. Jennifer Maas, Psychologische Psychotherapeutin

3.2.1 Neurogenese Angiogenese Gliogenese 21

Kinder und Jugendliche im Gefühlschaos

GEWALT IN PARTNERSCHAFT ALS GEGENSTAND THERAPEUTISCHER ARBEIT. Margarete Kloss-Lutterjohann

Sucht und Trauma. Die schwarzen Brüder

Aktuelle Zahlen und Fakten zur Verbreitung von Abhängigkeitserkrankungen und zur Behandlung

Abstinenz ein bewährtes Therapieziel in der ambulanten Rehabilitation Sucht

1 Vorwort Vorwort zur 2. Auflage Vorwort zur 1. Auflage... 16

Inhalt Inhalt. 2.1 Demenz Symptomatik und diagnostische Kriterien Diagnostische Methoden und Differenzialdiagnostik

Handbuch Psychoedukation & Selbstmanagement

Wenn Figur, Gewicht und Aussehen im Mittelpunkt stehen. Spezialsprechstunde für Essstörungen PRIVATKLINIK FÜR PSYCHIATRIE UND PSYCHOTHERAPIE

Stellung der Psychotherapie im Krankenhaus

Teil I Grundlagen der Klinischen Psychologie

Manualisierte vs. individualisierte Psychotherapie

Sucht und seelische Begleitstörungen bei Strafgefangenen

2 Der Einfluss von Sport und Bewegung auf die neuronale Konnektivität 11

Traumatherapeutische Optionen in der Rehabilitation suchtkranker Patienten

Epidemiologische Ergebnisse von MAZ.

Psychologische PsychotherapeutInnen in der Rehabilitation von Abhängigkeitserkrankungen

Suchtprobleme. stationären Altenpflege

Medizinische Rehabilitation bei Sucht und Komorbidität

Überblick. Komorbidität bei Pathologischem Glücksspiel. Überblick. Überblick

Ausprobieren Konsumieren Abhängig werden. Risiken zur Suchtentwicklung im Jugendalter.

Risikorelevante und psychopathologische Merkmale der Untergebrachten und Inhaftierten mit angeordneter Sicherungsverwahrung

Helpline Glücksspielsucht Spielsucht und komorbide Erkrankungen

Vorwort Theoretischer Hintergrund zur Emotionsregulation 15 Tina In-Albon

Abhängigkeit: Krankheit oder Schwäche? Prof. Ion Anghelescu Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie

Teil I: Gerontologische Grundlagen und psychische Störungen im Alter 13

Forum Suchtmedizin Ostschweiz Regionalkonferenz Ost 14. August Sucht und Trauma. Dr. med. Thomas Maier

Inhaltsverzeichnis. 1 1 Organische psychische Störungen (ICD-10 F0) 1.1 Diagnostik der Demenz. 1.2 Therapie demenzieller Syndrome. 1.

Psychotherapie bei bipolaren Störungen - Erkenntnisstand

Rückfallprävention (Alkohol, Medikamente, Drogen in der stationären medizinischen Rehabilitation)

Lehrbuch. der Klinischen. Kinderpsychologie. herausgegeben von. Franz Petermann. 7., überarbeitete und erweiterte Auflage 0(3 3 ( ' 3-

Zurück ins gesunde Leben

Glücksspielsucht im Alter. Heike Hinz AHG Kliniken Wigbertshöhe/Richelsdorf

Persönlichkeitsstörung ist ein Behandlungs- und Forschungsschwerpunkt der Psychiatrischen Universitätsklinik Heidelberg

ICD-10: 6 Monate Anspannung + Besorgnis (alltägliche Ereignisse), 4 vegetative Symptome, keine Panik-, phobische, Zwangs-, hypochondrische Störung.

Bulimie bei Diabetespatientinnen: Psychotherapie hilft

Gemeinsam besser. Fachklinik Hase-Ems. Unsere Leistungen in der neuen Fachklinik Hase-Ems.

PRESSEMITTEILUNG 170/2010

Inhalt. Geleitwort 7. Abkürzungen Einleitung 19

Bedeutung psychischer Komorbidität in der somatischen Rehabilitation aus sozialmedizinischer Sicht

Junge Betreute im Netz der sozialen Hilfen und Leistungen die Brandenburger Suchthilfelandschaft

Inhaltsverzeichnis. Zusammenfassung... 1

S o S Sozialraumorientierte Suchthilfe

Curriculum PSP und Anforderungen von Uni (MAS) Weiterbildung in Psychotherapie mit kognitiv-behavioralem Schwerpunkt

Pathologischer. PC- und Internet- Gebrauch. Eine Therapieanleitung. von. Petra Schuhler und Monika Vogelgesang. unter Mitarbeit von Holger Feindel

Sucht, Komorbidität und psychotherapeutische Behandlung:

Transkript:

Anorexia und Bulimia nervosa als Komorbidität bei Substanzabhängigkeit Heidelberg, 21. Juni 2018 Dr. Monika Vogelgesang Das Leben leben

Gliederung Problemstellung Epidemiologie Bedingungsgefüge Therapeutische Implikationen Fazit

Gliederung Problemstellung Epidemiologie Bedingungsgefüge Therapeutische Implikationen Fazit

Problemstellung Es werden nur die Einzeldiagnosen dargestellt.

Problemstellung Die klinische Wirklichkeit sieht jedoch anders aus.

Gliederung Problemstellung Epidemiologie Bedingungsgefüge Therapeutische Implikationen Fazit

Epidemiologie Abteilung für Abhängigkeitserkrankungen Abteilung für psychische und psychosomatische Erkrankungen MEDIAN

Epidemiologie Anzahl der F Diagnosen bei Anorexia/Bulimia nervosa 32,5% 15% 17,5% 17,5% 17,5% 0% eine zwei drei vier fünf > fünf F Entlassungsdiagnosen Quelle: Entlassungsdiagnosen 2017 von N = 1361 Patienten der MEDIAN

Epidemiologie Abhängigkeit Alkohol Suchtpotente Medikamente Illegale Drogen Tabak Polytoxikomanie 50% 5% 10% 50% 7,5% Schädlicher Gebrauch 15% Quelle: Entlassungsdiagnosen 2017 von N = 1361 Patienten der MEDIAN

Epidemiologie Rez. depressive Störungen F33 Persönlichkeitsstörungen F60 PTBS F431 Depressive Episoden F32 Phobische Störung F40 Kombinierte Persönl.störung F61 Pathologisches Glücksspiel F630 Patholog. PC /Internetkonsum F688 Weitere F Diagnosen 47,5% 37,5% 17,5% 10% 7,5% 7,5% 7,5% 7,5% 32,5% Quelle: Entlassungsdiagnosen 2017 von N = 1361 Patienten der MEDIAN

Epidemiologie 95% : 5% Quelle: Entlassungsdiagnosen 2017 von N = 1361 Patienten der MEDIAN

Gliederung Problemstellung Epidemiologie Bedingungsgefüge Therapeutische Implikationen Fazit

Bedingungsgefüge Wie stehen die Störungen in funktionalem Bezug zueinander Horizontale Verhaltensanalyse

Bedingungsgefüge Amphetamine Cocain Alkohol Benzodiazepine Opiate Cannabis Hunger Distanz zu Hungergefühl Appetit Hunger

Bedingungsgefüge Passagere Symptomreduktion Anorexie/Bulimie

Bedingungsgefüge Passagere Symptomreduktion Anorexie/Bulimie Substanzbhängigkeit

Bedingungsgefüge Verdecken Substanzbhängigkeit Anorexie/Bulimie

Bedingungsgefüge Potenzieren Anorexie/Bulimie & Substanzbhängigkeit Anorexie/Bulimie

Bedingungsgefüge Störung A z. z. B. Essstörung Störung D z. B. Persönlichkeitsstörung (z. B. emotional instabil) Störung B z. B. Sucht Störung C z. B. Depressive Störung

Bedingungsgefüge Wie stehen die Störungen in zeitlichem Bezug zueinander Vertikale Verhaltensanalyse

Bedingungsgefüge Auftreten in der Lebensgeschichte

Bedingungsgefüge Auftreten in der Lebensgeschichte zuerst Anorexia / Bulimia nervosa dann Substanzabhängigkeit

Gliederung Problemstellung Epidemiologie Bedingungsgefüge Therapeutische Implikationen Fazit

Therapeutische Implikationen Annahme: Mit der Therapie der einen Störung würde die würde andere die verschwinden andere verschwinden Annahme: Mit der Therapie der einen Störung

Therapeutische Implikationen Sucht Anorexia/Bulimia nervosa

Therapeutische Implikationen Sucht Rückfall Anorexia/Bulimia nervosa

Therapeutische Implikationen Sucht Anorexia/Bulimia nervosa

Therapeutische Implikationen Sucht Anorexia/Bulimia nervosa

Therapeutische Implikationen Ignorieren der zugrunde liegenden Störung

Therapeutische Implikationen Alkoholabhängigkeit Anorexia/Bulimia nervosa

Therapeutische Implikationen erfolglos Alkoholabhängigkeit

Therapeutische Implikationen explizit implizit Alkoholabhängigkeit Anorexia/Bulimia nervosa

Therapeutische Implikationen Alkoholabhängigkeit Entgiftung Anorexia/Bulimia nervosa Physiologischer Gewichtsbereich

Therapeutische Implikationen Alkoholabhängigkeit Spezifische Psychoedukation Anorexia/Bulimia nervosa Spezifische Psychoedukation

Therapeutische Implikationen Alkoholabhängigkeit Motivierung zu überdauernder Alkoholabstinenz Anorexia/Bulimia nervosa Normalisierung des Essverhaltens

Therapeutische Implikationen Alkoholabhängigkeit Rückfallprävention Anorexia/Bulimia nervosa Verzicht auf Purging Verhalten

Therapeutische Implikationen Alkoholabhängigkeit Anorexia/Bulimia nervosa Aufbau emotionaler Stabilität und Entspannung, Stresstoleranz

Therapeutische Implikationen Alkoholabhängigkeit alternativer Umgang mit Suchttriggern Anorexia/Bulimia nervosa Abbau der gewichtsphobischen Kognitionen

Therapeutische Implikationen Alkoholabhängigkeit Anorexia/Bulimia nervosa Aufbau emotionaler Stabilität und Entspannung, Stresstoleranz

Therapeutische Implikationen Alkoholabhängigkeit Anorexia/Bulimia nervosa Unschädlicher Umgang mit unerträglichen Emotionen

Therapeutische Implikationen Alkoholabhängigkeit Anorexia/Bulimia nervosa kognitive Umstrukturierung

Therapeutische Implikationen Alkoholabhängigkeit Anorexia/Bulimia nervosa Verbesserung der sozialen Kompetenz

Therapeutische Implikationen Alkoholabhängigkeit Anorexia/Bulimia nervosa existenzielle Therapie /Lebensziele

Therapeutische Implikationen Verzetteln Überfordern

Gliederung Problemstellung Epidemiologie Bedingungsgefüge Therapeutische Implikationen Fazit

Fazit aller Störungen & aufeinander abgestimmt

Fazit Behandlung basaler, allen Störungen gemeinsamer Beeinträchtigungen z. B. Aufbau von Assertivität & interner Kontrollattribution

Fazit Das Münchwieser Modell Abteilung für Abhängigkeitserkrankungen Die Wohngruppe Abteilung für psychische und psychosomatische Erkrankungen

Fazit Das Münchwieser Modell Basistherapieziele Eigenverantwortlichkeit Selbstkontrollüberzeugung Problembewältigung Kommunikation Lebensplanung

Fazit Fokussierung der Spezifika der jeweiligen Störung je nach Erfordernis Adäquates Essverhalten Suchtmittelabstinenz

Fazit Das Münchwieser Modell Abteilung für Abhängigkeitserkrankungen Abteilung für psychische und psychosomatische Erkrankungen Abteilungsübergreifende indikationsgeleitete Zusatzmodule

Fazit Das Münchwieser Modell Essstörungsspezifische Therapieziele Physiologischer Gewichtsbereich Normalisierung des Essverhaltens Verzicht auf Purging Verhalten Abbau der gewichtsphobischen Kognitionen Positiv annehmende Einstellung zum Körper Unschädlicher Umgang mit unerträglichen Emotionen

Fazit Besondere Beachtung vitaler sozialer Bedrohungen legaler

Fazit Realistische Zielsetzung Ziel Unterziel Unterziel Unterziel

Fazit Differenzierte Therapieplanung Einzelgespräch Arzt

Fazit Erforderlich: Zeit und Ausdauer

Desiderat Breite Würdigung der psychischen Multimorbidität bezüglich Therapieplanung Verweildauer Outcome

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit Mein herzlicher Dank gilt Heike Schneider und Dipl. Psych. Annette Wagner für die Miterstellung der Präsentation