Qualitätssicherung auf dem Prüfstand der Kostenträger

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Transkript:

Qualitätssicherung auf dem Prüfstand der Kostenträger 16.03.2012 Frühjahrkolloquium Berufsbildungswerk Deutscher Krankenhäuser Martin Litsch Vorstandsvorsitzender der

Qualitätsstrategie NRW warum überhaupt? 17.339 Abteilungen in 1.764 KH Das QS-Verfahren hat heute eine geringe Spezifität 3.818.786 Datensätze 17.442 rechnerische Auffälligkeiten ermittelt 10.190 Stellungnahmen angefordert (für 58,4 % der rechnerischen Auffälligkeiten) 1.720 qualitative Auffälligkeiten festgestellt (Qualitätsreport AQUA 2009) Diese 1.720 Abt. mit qualitativen Auffälligkeiten entsprechen 9,9% aller Abteilungen und (zufällig) auch 9,9% der rechnerischen Auffälligkeiten. Martin Litsch 19.03.2012 1

Qualitätsstrategie NRW warum überhaupt? Die Qualität ist in vielen Fällen anerkannt gut! Allerdings sind diese Feststellungen teils sehr aufwendig und gleichzeitig unergiebig (Schönwetter-Beobachtungen) ABER: Das Ziel der QS ist der Verbesserungsprozess! Auffällig: 18 von 365 KH Act Kontinuierliche Verbesserung Plan Indikation zum Hüft-TEP-Wechsel Check Do Martin Litsch 19.03.2012 2

Ein Beispiel aus dem Alltag: Operation gelungen - Patient tot 52 jähr. Mann wird appendektomiert Keine OP-Komplikationen ABER: Nosokomiale Infektion im Krankenhaus Mehrmonatige Behandlung erforderlich Messen wir eigentlich das Richtige? QS Appendektomie - aus gutem Grund ausgesetzt QS Nosokomiale Infektion wird seit langem gefordert Fokus auf Struktur- und Prozessqualität outcome? Messen wir eigentlich richtig? Auf einzelnen KH-Aufenthalt und sektoral begrenzt Martin Litsch 19.03.2012 3

Was will die Qualitätsstrategie? Nicht Rechtfertigung und Erklärung von Auffälligkeiten, sondern messbare Verbesserung der Qualität in endlicher Zeit erreichen Ausgewählte patientenzentrierte und versorgungsrelevante Indikatoren messen und gezielt angehen Herausfordernde Ziele auf Landesebene vereinbaren und gemeinsam daran arbeiten Martin Litsch 19.03.2012 4

Rahmen für die Qualitätsstrategie Nutzen für Patienten soll unmittelbar erkennbar sein Keine merkliche Aufwandsteigerung für Krankenhäuser Keine Kostensteigerung des Verfahrens ohne Effektivitätsnachweis Aufwand soll für Geschäftsstelle QS zu bewältigen sein Regelkonform Schwerpunkte setzen: Keine Abweichung von Indikatoren und Referenzwerten des Bundes Maßnahmenbündelung regional Martin Litsch 19.03.2012 5

Wie sollte vorgegangen werden? Auswahlkriterien Aus jedem Arbeitsbereich ein Qualitätsindikator mit Bedeutung für medizinisches Ergebnis und Patientenzufriedenheit Relevanz für die Versorgung Verbesserungsbedarf in NRW Inhaltliche Verbesserung rückt ins Zentrum Konzentration auf Behandlungsverlauf und Nutzen für den Patienten Stärkerer Fokus auf Ausreißern als auf (guten) Mittelwerten Martin Litsch 19.03.2012 6

Ein Beispiel Kardiologie Modul 09/1 Schrittmacher -implantation QI 9 Sterblichkeit bei Schrittmacher-Implantation Referenzbereich: Sentinel Event Häufige Antwort im Strukturierten Dialog: Mitbehandlung von älteren und multimorbiden Patienten anderer Disziplinen. Die Patienten versterben nicht wegen, sondern trotz des Herzschrittmachers. Der QI verweist weniger auf Komplikationen als vielmehr auf fragwürdige Indikationsstellungen Wir verwenden den QI zukünftig stärker zur Prüfung der Indikationsstellung bei multimorbiden Patienten mit schlechter Prognose Martin Litsch 19.03.2012 7

Kardiologie Modul 09/1 Schrittmacherimplantation Anzahl Prozent Patienten 2009 insg. 15521 100% davon: Verstorbene Patienten 222 1,4% im Zusammenhang mit dem Eingriff oder zugrunde liegenden Rhythmusstörungen 12 0,1% bei SM-Dysfunktion 2 0,0% Nur 14 von 15.521 Patienten verstarben im Zusammenhang mit der Erkrankung. 208 Patienten verstarben unabhängig davon Martin Litsch 19.03.2012 8

Kardiologie Modul 09/1 Schrittmacherimplantation Ausgangsfrage 1. Maßnahme Qualitätsziel War der Schrittmacher (noch) indiziert? Wäre ggf. ein passagerer Schrittmacher angemessen gewesen? Blick für die Gesamtsituation des Patienten schärfen AG entwickelt Fragebogen zum Ankreuzen Im Krankenhaus weniger Aufwand als Freitext Sonderauswertung auch über Vorjahre Reduktion des Anteils schrittmacherunabhängiger Todesfälle um 25% in der Statistik für 2011 Nächster Schritt follow up z.b. 90-Tage-Letalität Martin Litsch 19.03.2012 9

Was wollen wir darüber hinaus? Diskurs auf der Landesebene Einsatz von Routinedaten Transparenz über Qualität Nutzbarmachung für den Versicherten Verbesserung der Versorgung weniger Aufwand für KH, Verzicht auf Indikatoren oder komplette Maßnahmen, bei denen kein Handlungsbedarf (mehr) besteht -> Vorschläge aus NRW an G-BA Leicht zu erheben - auch rückwirkend verfügbar Vollständig Einfach aufzubereiten Ergebnisqualität auch über Sektorengrenzen im Längsschnitt zu ermitteln Beispiele Sterblichkeit (während KH-Aufenth., innerhalb 30-, 90-Tagen, 1 Jahr) Revisionsraten (z. B. Re- Operationen) Wiedereinweisungsraten Verlegungsraten (extern) Martin Litsch 19.03.2012 10

Warum QSR? Zunehmender Bedarf an Qualitätsinformation Krankenhäuser Qualitätsmanagement, Marketing, strategische Ausrichtung Patienten / Einweiser Auswahl von Krankenhäusern mit hoher medizinischer Qualität Kostenträger Qualität als Vertragsgegenstand Politik und Planungsbehörden Krankenhausplanung Martin Litsch 19.03.2012 11

stationäre QS vs. QSR Klinik- und Versicherungsdaten für Qualitätsindikatoren Indikator Klinik Versicherung Krankenhaussterblichkeit ja ja 30-Tage-Sterblichkeit nein ja 1- und Mehrjahressterblichkeit nein ja (Einschränkung Austritt) Verweildauer ja ja Verlegungen (extern) ja ja spez. Prozedur im Erstaufenthalt ja ja (z.b. Frührevision) Revisionen bei Hüft-EP spez. Prozedur bei Wiederaufnahme (z.b. Spätrevision) (AOK-Fälle nein 2007-2009, n=154.470) ja (Einschränkung Austritt) spez. Diagnose im Erstaufenthalt 1,60% ja im Erstaufenthaltja (z.b. Thrombose nach OP) 2,04% im 1-Jahres-Follow-up 3,53% insgesamt im 1. Jahr spez. Diagnose bei Wiederaufnahme (z.b. Thrombose im Follow-up) nein ja (Einschränkung Austritt) Vorbehandlungen nein ja (Einschränkung Eintritt) Martin Litsch 19.03.2012 12 12

Erreichbarkeit von Knie-TEP-Kliniken nach Wohnort (PLZ5) Keine Krankenhäuser 1 bis unter 3 3 bis unter 5 5 bis unter 7 7 bis unter 10 10 und mehr Anzahl der in 30 min. erreichbaren Krankenhäusern mit vereinbarter Leistung DRG I44 nach fünfstelligen PLZ-Bezirken. Quelle: AOK-Daten 2009 Martin Litsch 19.03.2012 13

Indexbildung zur Qualitätsmessung Beispiel: Index für Tracer Knie-TEP mögliche Variablen Tod innerhalb von 90 Tagen Revision im ersten Jahr nach Entlassung (gleiche Seite) Wiederaufnahme innerhalb von 90 Tagen wegen: Komplikationen durch orthopädische Endoprothesen, Implantate oder Transplantate (T84), Thrombose (I80), Lungenembolie (I26), Luxation, Verstauchung und Zerrung des Kniegelenkes und von Bändern des Kniegelenkes (S83). Potentielle stationäre Komplikationen: Lungenembolie, Thrombose, Wundinfektion, Komplikation einer Endoprothese, Beatmung über 24 Stunden, Kniegelenksluxation, Pneumonie, Knie-TEP-Revisionsoperation Martin Litsch 19.03.2012 14

Spezifische Wiederaufnahmen nach Knie-TEP: Revisionen oder Entfernungen innerhalb eines Jahres 46.020 AOK-Patienten mit Knie-TEP 2005 930 Krankenhäuser mit mindestens 5 Patienten Anteil der Kliniken mit Komplikationen 25% 20% 15% 10% 5% im Durchschnitt bei 2,1 % der Patienten mehr als 50 % der Kliniken ohne poststationäre Knie-TEP-Revision 38 Kliniken (4,1 %) mehr als 10 % Komplikation Möglicher Fokus in der Q-Strategie Quelle: WIdO 0 Krankenhäuser Martin Litsch 19.03.2012 15

Kein Zusammenhang klinikbezogener in-houseund 1-Jahres-Revisionsraten bei Hüft-EP SMR Revision im 1-Jahres-Follow-up ohne in-house 6 4 2 0 Revisionen bei Hüft-EP (AOK-Fälle 2007-2009, n=154.470) Korrelation in-house/follow-up: r² = 9,42% 0 2 4 6 8 10 SMR Revision in-house (Startfall) Martin Litsch 19.03.2012 16

Hüftgelenks-Endoprothese bei Coxarthrose Ereignisse auf Basis der Kliniken 930 Kliniken mit mindestens 30 Fällen Rohe Raten der Kliniken 25-Perzentil Median 75-Perzentil Sterblichkeit (90 Tage) 0,00% 0,82% 1,82% Revision (365 Tage) 2,04% 3,51% 5,29% Chirurg. Komplikationen (90 Tage) 4,41% 6,72% 9,86% Thrombose/ Lungenembolie (90 Tage) 0,00% 0,97% 1,83% Femurfraktur (90 Tage) 1,02% 2,07% 3,85% Gesamtbewertung 8,18% 11,22% 15,49% Martin Litsch 19.03.2012 17

Qualitätsindex Cholezystektomie SMR mit 95% Vertrauensbereich 4,0 3,0 2,0 1,0 Grundgesamtheit 147.194 AOK-Fälle in 2007 bis 2009 mit Follow-up 2010 Index aus Transfusionen, Blutungen Gallenwegs/-stein-Komplikationen (90 Tage) Sonstige (Aufreißen, Relap., Post-Chol.-Syndr.) Sterblichkeit (90 Tage) Auf Basis der Fälle rohe Rate SMR Durchschnitt 10,0% 1,00 Auf Basis der Krankenhäuser 25-Perzentil 6,9% 0,76 Median 9,4% 0,95 75-Perzentil 12,1% 1,19 0,0 250 500 750 1000 1059 Kliniken sortiert nach SMR Martin Litsch 19.03.2012 18

QSR-Leistungsbereiche QSR-Klinikberichte für Krankenhäuser Herzinsuffizienz Herzinfarkt Hirninfarkt oder intrazerebrale Blutung Kolon-/Rektum-Operation bei kolorektalem Karzinom Offene oder n.n. bez./laparoskopische Appendektomie Hüftgelenks-Endoprothese bei Coxarthrose KH-Navigator für den Patienten Hüftgelenks-Endoprothese oder Osteosynthese bei Hüftfraktur Kniegelenks-Totalendoprothese Cholezystektomie (2011) Martin Litsch 19.03.2012 19

Neue Möglichkeiten für die Nutzung von Routinedaten Neuregelung des 299 SGB V zum 01.01.2012 durch Versorgungsstrukturgesetz ermöglicht u.a. Nutzung von Abrechnungsdaten für die Zwecke der Qualitätssicherung insbesondere von bei Krankenkassen verarbeiteten Abrechnungsdaten Gemeinsamer Bundesausschuss bestimmt Art, Umfang und Verwendungszweck der zur Qualitätssicherung zu nutzender Daten Neuregelung des 303a bis f SGB V zum 01.01.2012 durch Versorgungsstrukturgesetz ermöglicht Nutzung von Morbi-RSA-Daten für die Zwecke der Versorgungsforschung und Qualitätssicherung u.a. Martin Litsch 19.03.2012 20

Grenzen von QSR Sorgfältige Datennutzung erforderlich, da für anderen Zweck erstellt Nur für ausgewählte Indikatoren nutzbar Risikoadjustierung erforderlich Unterschiedlich kranke Populationen (case mix) in den untersuchten Kliniken sollen ausgeglichen werden Beispiel: Risikoadjustierung für Indikator Mortalität Verwendete Informationen Alter, Geschlecht, Begleiterkrankungen (relevante mutmaßlich vorbestehende Haupt- und Nebendiagnosen, ausgewählte Prozeduren) Diabetes, VHF, Herzinsuffizienz, KHK, Neoplasie, Metastasen,... Nicht Pneumonie (nur als Endpunkt für elektive Tracer) Martin Litsch 19.03.2012 21

Sektorenübergreifende QS (Qesü-RL) Chance für Veränderung Landesarbeitsgemeinschaft vertraglich konsentiert (KGNW, KVn, KZVn, Kassen) Routinedaten für sektorenübergreifende QS ergänzen Fragen an die sektorübergreifende QS Konkretisierungen durch AQUA und G-BA zur Durchführung noch unklar Martin Litsch 19.03.2012 22

Aus aktuellem Anlass: Ein Wort zu einem anderen Aspekt von Qualität Der Nutzen und die Sicherheit von Medizinprodukten berühren wichtige Patienteninteressen. Unsichere Medizinprodukte schädigen Patienten und verursachen hohe Kosten der Krankenkassen Schäfere Regelung im Zusammenhang mit dem Patientenrechtegesetz notwendig! Martin Litsch 19.03.2012 23

Brustimplantate der Firma PIP 2000: FDA entzieht nach Vor-Ort-Kontrollen der Firma PIP die Zulassung der mit Kochsalz gefüllten Prothesen wegen mangelnder Qualität 2001: Zertifizierung der silikongefüllten Brustimplantate der Firma PIP durch den TÜV Rheinland. Seither 100.000 Prothesen pro Jahr produziert. In den USA keine Zulassung 29.03.2010 Anordnung des Ruhen des Vertriebs durch die französische Gesundheitsbehörde AFSSAPS Dez. 2012 Frankreich: Bei 1.143 Patientinnen von 30.000 mit PIP-Implantaten ist das Silikonimplantat gerissen. Bei 16 Patientinnen Krebs (1 Lymphom (ALCL), 15 Brustkrebs) festgestellt. In Deutschland bei 19 Frauen Implantat gerissen, Zahl der Implantate unbekannt. Seit 30.1.2012 große Zählaktion der Bundesländer (alleine in NRW 1.700) Dez. 2011 Jan. 2012 30.000 Frauen werden in Frankreich aufgefordert, PIP-Implantate entfernen zu lassen Empfehlung zur Explantation durch das BfARM. Betroffen auch weitere Silikonimplantate, u.a. Rofil (Niederlande) und Tibreeze der früheren GfE Medizintechnik GmbH (Deutschland), die mit Silikongel von PIP gefüllt sind Martin Litsch 19.03.2012 24

Intrakranielle Stents Bei einer Gefäßverengung im Gehirn sollen die Stents das Gefäß offenhalten und einen Schlaganfall vermeiden. Aber: Die SAMMPRIS- Studie(2011) wurde aufgrund eines verdoppelten Schlaganfallrisikos der Stents abgebrochen: Schlaganfälle nach einem Jahr: Mit Stent und Medikamenten bei 20%, nur Medikamente bei 12,2% der Patienten Bei 1.000 Patienten mit intrakraniellen Stents sind das 78 Schlaganfälle mehr! In Deutschland werden 1.000 intrakranielle Stents pro Jahr unkontrolliert eingesetzt Chimowitz MI, et al.: Stenting versus aggressive medical therapy for intracranial arterial stenosis. NEJM 2011; 365: 993 1003. Martin Litsch 19.03.2012 25

Weiter Beispiele Metall-auf-Metall Hüftprothesen Vaginale Netze Koronare Stents bei stabiler Angina pectoris Modulare Hüftprothesen Bandscheibenprothesen Undichte Cochleaimplantate Martin Litsch 19.03.2012 26

Wirtschaftsfaktor Medizintechnik Medizintechnikbranche beschäftigt in 2.500 Betrieben 85.000 Menschen (Pressemitteilung BMBF) Umsatz 2002: 12,6 Mrd. Euro Exportanteil über 50% Deutschland mit 22 Mrd. nach USA (85 Mrd. ) und Japan (25. Mrd ) drittgrößter Mark Aber: Deutscher Anteil am Weltmarkt sinkt, Deutsche Anbieter gewinnen nicht in dem Maß international hinzu wie die ausländischen Anbietern in Deutschland gelingt. Martin Litsch 19.03.2012 27

Wirtschaftsfaktor Medizintechnik Deutsche Unternehmen sollten den deutschen Markt als Lead Market für ihre Produkte nutzen können. Die Barrieren für den Markteintritt sollten deshalb so gering wie möglich sein. (BMBF-Studie Medizintechnik, 2007) Aber: Sind nicht Patienteninteressen nach Nutzen und Sicherheit von Medizinprodukten wichtiger? Martin Litsch 19.03.2012 28

Reaktion der Politik Xavier Bertrand: vom 5.1.2012 (Sender LCI, Paris) Für Medizinprodukte brauchen wir andere Regeln, nur einfach ein Prüfzeichen reicht nicht. Während Medikamente eine strenge Zulassungsprozedur durchlaufen müssten, sei die Kontrolle bei Medizinprodukten weit geringer Daniel Bahr: "taz" vom 12.1.2012 Es gebe "keinen Anlass, grundsätzlich die Systemfrage zu stellen", hieß es am Donnerstag aus Ministeriumskreisen. John Dalli "taz" vom 4.3.2012, Patienten müssten genau wissen, welches Produkt in ihrem Körper stecke. Herstellername, Baujahr und Chargennummer müssten in einem Register verzeichnet sein - egal, ob es sich um ein Silikonkissen oder eine künstliche Hüfte handele. "Wir können die Mitgliedsstaaten jetzt vielleicht endlich überzeugen, etwas zu ändern" MdB Dietrich Monstadt (Positionspapier vom 6.2.2012): Unangemeldete Kontrollen, Stichprobenüberprüfung, Meldepflicht von Fehlern und Auffälligkeiten, Streichung der Konformitätserklärung bei der CE-Kennzeichnung von Risikoklasse 3- Produkten Martin Litsch 19.03.2012 29

AOK Position: Änderungen bei Hochrisiko- Medizinprodukten dringend notwendig Nachweis des Patientennutzens vor der Zulassung von Hochrisiko- Medizinprodukten durch vergleichende Studien gegenüber dem Behandlungsstandard. Eine bloße Zertifizierung der Funktionalität und technischen Sicherheit nach Aktenlage genügt nicht. Unangemeldete Kontrollen von Hochrisiko-Medizinprodukten bei den Herstellern. Fehlfunktionen müssen gemeldet und veröffentlicht werden und gehäufte Fehlfunktionen zu Warnhinweisen führen. Rückruf und Schadensbehebung von fehlerhaften Medizinprodukten müssen ebenso gut funktionieren wie bei Autos. Durch verpflichtende Register können Probleme frühzeitig identifiziert und behoben werden. Blaupause Endoprothesenregister Deutschland (EPRD), Stärkung der Rechte von Patienten und von Krankenkassen im Schadensfall. Martin Litsch 19.03.2012 30 Microsoft Word-Dokument

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Verbandsportrait 2005 31