Menschen 50+ in der Arbeitswelt

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Transkript:

Menschen 50+ in der Arbeitswelt RAD Forum 28.6.2018 Claude Sidler, Arbeitsmedizin Brugg

Dr. med. Claude Sidler Hausarzt und Arbeitsmediziner Zuvor 10 Jahre lang im Institut für Arbeitsmedizin/Baden, u.a. Leiter Abteilung Arbeitsmedizin Wasserschloss Brugg / AG

Programm o Veränderungen im Alter o Ansprüche der Arbeitswelt o Der primäre (!) Arbeitsmarkt o Quiz 12.07.2018

Veränderungen im Alter 12.07.2018

Körperlicher und mentaler Abbau Körperlicher Abbau Muskelkraft Klimatische Anpassungsfähigkeit Sehvermögen Hörvermögen Beweglichkeit Tastsinn Geruchssinn Mentaler Abbau Arbeitsgedächtnis Geistige Umstellungsfähigkeit Geschwindigkeit der Informationsaufnahme und - verarbeitung Abstraktionsvermögen Risikobereitschaft Quelle: Klump et al. 1994; Illmarinen & Tempel, 2002 12.07.2018

Konstanten der Leistungsfähigkeit Mentale Fähigkeiten Allgemeinwissen Fähigkeit zur Informationsaufnahme und - verarbeitung Aufmerksamkeit Konzentrationsfähigkeit Lernfähigkeit Langzeitgedächtnis Kreativität Quelle: Klump et al. 1994; Illmarinen & Tempel, 2002 12.07.2018

Zuwachs an mentalen und sozialen Fähigkeiten Soziale Fähigkeiten sprachliche Gewandtheit grössere Loyalität gegenüber dem Arbeitgeber geringere Abwesenheitszeiten Grösseres Engagement bei der Arbeit Teamfähigkeit Zuverlässigkeit Soziale Vernetzung Verantwortungsbewusstsein Quelle: Klump et al. 1994; Illmarinen & Tempel, 2002 12.07.2018 Mentale Fähigkeiten Erfahrungswissen Strategisches Denken Scharfsinn Besonnenheit, Umsicht Weisheit, Reife Das Leben gut meistern können, Ausgeglichenheit Logische Argumentation Ganzheitliches Verständnis Urteilsvermögen und Genauigkeit Selbständigkeit Sicherheitsbewusstsein

Das Kompensationsmodell 12.07.2018

Veränderungen der Arbeitswelt Entwicklung der Leistungsfähigkeit 12.07.2018 Quelle: Fraunhofer IAO, 2001

Die Ansprüche der Arbeitswelt

Belastungen im Berufsleben: chemisch, physikalisch, biologisch Chemische Belastungen Selbstgefährdung 3 Genereller Kontakt mit toxischen Substanzen Fremdgefährdung Physikalische Belastungen Ergonomische Belastungen Lärm 1 Schlechte Luftqualität 2 Heben/Tragen von Lasten Wechselbelastung (gesundheitsfördernd) Zwangshaltungen Hitze/Kälte Monotone Tätigkeiten Arbeit bei schlechter Beleuchtung Biologische Belastungen UV-Strahlen Infektionsrisiko 4 Lehrerbelastungsstudie Institut für Arbeitsmedizin 2016

Belastungen im Berufsleben: psychosozial Psychosoziale Belastungen Arbeitszeiten Schicht/Pikett mehr als 9 Std. pro Tag Akkordarbeit/getaktete Arbeit ständige Erreichbarkeit Kundenkontakt/Emotionsarbeit Zeitspielraum/freie Pausengestaltung 5 (gesundheitsfördernd) Rückzugsmöglichkeit/Privatzeit 5 Personenverantwortung Sachverantwortung/hohe finanzielle Verantwortung Kundenkontakt/Emotionsarbeit BELASTUNG Psychosoziale Belastungen Arbeitszeiten Schicht/Pikett mehr als 9 Std. pro Tag Akkordarbeit/getaktete Arbeit ständige Erreichbarkeit ständige Unterbrechungen 5 Arbeiten mit hohem Tempo Termindruck Umstrukturierung/Neuorganisation in der Freizeit arbeiten/nicht definierte Arbeitszeiten Arbeitsplatzunsicherheit Handlungsspielraum (gesundheitsfördernd) Diskriminierung/Gewalt Aufstiegs- und Entwicklungsmöglichkeiten Soziales Ansehen des Berufes Lehrerbelastungsstudie Institut für Arbeitsmedizin 2016

Stressempfinden von Erwerbstätigen in der Schweiz Grebner, Berlowitz, Alvarado & Cassina (2001): Stress bei Schweizer Erwerbstätigen. SECO/FHNW. Wie Oft erleben Sie Stress bei der Arbeit? n=10 870 Immer oder meistens: 16.9% Manchmal 44.1% Selten 27.8% Nie oder trifft nicht zu 11.2% Schweizerische Gesundheitsbefragung 2012, Bundesamt für Statistik

Häufigste Stressoren: Seco Studie 2010

Beispiele aus der Praxis: Gewichtslimiten SUVA/SECO

Beispiele aus der Praxis: Schichtarbeit: Abnahme der Schlafqualität ab 50. LJ, Zunahme der Erholungszeit, eingeschränkte Stressbelastbarkeit -> ab 50/55 sollte Nachtarbeit/Schichtarbeit nur noch freiwillig erfolgen müssen.

Der primäre Arbeitsmarkt

Definitionsversuch primärer Arbeitsmarkt: Der primäre Arbeitsmarkt unterscheidet sich hiervon (d.h. vom sekundären), indem der Zugang prinzipiell offen ist und keine Zugangsprivilegierung von Behinderten durch Ausschluss von anderen Personengruppen vorliegt. Der primäre Arbeitsmarkt basiert entsprechend auf individuellen, kompetitiven Beschäftigungsverhältnissen (Oesterle, Gesundheitsökonom, Oesterreich) Erster Arbeitsmarkt = Freies Arbeitsverhältnis, ohne Subvention usw. Zweiter Arbeitsmarkt = Arbeitsplätze, die speziell und subventioniert für Menschen, die im ersten Arbeitsmarkt keine Stelle finden (Arbeitslose, Behinderte usw.) bereit gestellt werden (Leiter geschützten Arbeitsstätte für behinderte Menschen) 12.07.2018

Primärer Arbeitsmarkt Keine Zugangsprivilegien Kompetitive Beschäftigungsverhältnisse (Lohn für LEISTUNG!!!!!) Freies Arbeitsverhältnis Keine Subventionen für Arbeitgeber Reguliert durch Angebot und Nachfrage -> Ergo: kein sozialer Aspekt, weder chronischer Schonarbeitsplatz noch geschützte Arbeitsstätte, nur LEISTUNG zählt! 12.07.2018

Effort Reward Balance gilt auch für den Arbeitgeber 12.07.2018

Quiz Quiz Quiz Sie sind Besitzer eines KMUs und verantwortlich für die Rekrutierung eines neuen Mitarbeiters. D.h., das unternehmerische Risiko liegt bei Ihnen. Wenn es nicht klappt (z.b. bringt Leistung nicht, wird krank), geht es auf Ihr Portemonnaie. Es bewirbt sich ein 58-jähriger/-ige für die Stelle als.. Stellen Sie ihn/sie ein?

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