Die Weihnachtsgans Auguste

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Transkript:

Peter Ensikat Die Weihnachtsgans Auguste nach Friedrich Wolf henschel SCHAUSPIEL Theaterverlag Berlin GmbH 1

henschel SCHAUSPIEL Theaterverlag Berlin GmbH 2009 Als unverkäufliches Manuskript vervielfältigt. Alle Rechte am Text, auch einzelner Abschnitte, vorbehalten, insbesondere die der Aufführung durch Berufs- und Laienbühnen, des öffentlichen Vortrags, der Buchpublikation und Übersetzung, der Übertragung, Verfilmung oder Aufzeichnung durch Rundfunk, Fernsehen oder andere audiovisuelle Medien. Das Vervielfältigen, Ausschreiben der Rollen sowie die Weitergabe der Bücher ist untersagt. Eine Verletzung dieser Verpflichtungen verstößt gegen das Urheberrecht und zieht zivil- und strafrechtliche Folgen nach sich. Die Werknutzungsrechte können vertraglich erworben werden von: henschel SCHAUSPIEL Marienburger Straße 28 10405 Berlin Wird das Stück nicht zur Aufführung oder Sendung angenommen, so ist dieses Ansichtsexemplar unverzüglich an den Verlag zurückzusenden. F1 2 henschel SCHAUSPIEL Theaterverlag Berlin GmbH

PERSONEN Luitpold Löwenhaupt Gerlinde Löwenhaupt Löwenhaupt Löwenhaupt Fräulein Auguste henschel SCHAUSPIEL Theaterverlag Berlin GmbH 3

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ERSTES BILD Im Haus der Familie Löwenhaupt. Es spielt sich das allmorgendliche Chaos bei Kammersängers ab. Die kommt mit Schulheften unter dem Arm und einer Aktentasche in der Hand durch das Zimmer gelaufen. Im Hintergrund hört man den im Bad singen.! Hast du deinen Bruder geweckt? (Kommt verschlafen von der anderen Seite.) Ich bin doch nicht sein Kindermädchen. Du weißt doch, dass er von selber nicht aus den Federn findet. Warst du schon im Bad? Wie denn? Papa lässt ja keinen rein. Hast du meinen Sportbeutel gesehen? Ich hab dir hundert Mal gesagt, du sollst deine Schulsachen abends zurechtlegen. Jetzt weck deinen Bruder! (Schreit.)! Das hätte ich auch selber gekonnt. Geh rauf und zieh ihm die Decke weg! Und mein Sportbeutel? (Ruft aus der Küche.) Der liegt hier in der Küche. (Klopft an die Tür zum Badezimmer.) Luitpolt, die Kinder kommen zu spät in die Schule! (Ruft aus dem Bad.) Dann hätten sie früher aufstehen sollen. (Kommt angelaufen.) Papa, ich muss aufs Klo! Ich war zuerst da. Hat jemand meinen Staubmantel gesehen? Der ist in der Reinigung. Ja, was soll ich denn dann anziehen. Den Wintermantel. Den habe ich gestern abgeholt. henschel SCHAUSPIEL Theaterverlag Berlin GmbH 5

(Kommt aus dem Bad.) Kann man in dem Haus denn nicht mal in Ruhe seine Morgentoilette erledigen? (Stürmt an ihm und vorbei ins Bad.) Du hast doch noch Zeit bis zur Probe. Weil ich beizeiten aufstehe. Ich war zuerst da! (Riegelt das Bad von innen ab.) Aber ich war schneller. Nun lass doch deinen Bruder mal vor. Du bist schließlich die Ältere! (Zum Publikum.) Der liebe Kleine! Nur weil er zwei Jahre jünger ist! (Hat sich an den Frühstückstisch gesetzt.) Gibt es in diesem Hause keinen Kaffee mehr zum Frühstück? (Kommt mit der Kaffeekanne.) Ist ja schon da. Milch und Zucker stehen vor Ihnen. Ach, wenn wir Sie nicht hätten als Fels in der Brandung. (Zum Publikum.) Das sagt er jeden Morgen, der Herr Kammersänger Luitpolt Löwenhaupt. (Verzweifelt.) Wer hat denn wieder mein Schlüsselbund versteckt? (Zum Publikum.) Das fragt sie auch jeden Morgen, die Frau Gerlinde Löwenhaupt. Denn hier herrscht jeden Morgen das gleiche Chaos. (Zur.) Die Schlüssel liegen wie immer auf Ihrem Schreibtisch. (Eilig ab.) Da haben sie gestern aber nicht gelegen. Beeil dich,! Ich muss auch noch ins Bad! (Kommt heraus.) Bin ja schon fertig. (Zum Publikum.) braucht nie lange für seine Katzenwäsche. (Kommt mit dem Schlüsselbund zurück.) So gehst du mir aber nicht aus dem Haus! Was ist denn nun schon wieder los? 6 henschel SCHAUSPIEL Theaterverlag Berlin GmbH

Na guck dich mal an. Würdest du dich wenigstens mal kämmen! (Fährt sich kurz mit der Hand durch die Haare.) Ist ja schon gut. (Zum Publikum.) Eltern können ganz schön nerven. Besonders frühmorgens. (Ab.) (Zur.) Nun setz dich doch wenigstens mal hin zum Frühstück. Man kommt ja hier gar nicht zur Ruhe. Du hast gut reden! Deine Probe fängt um zehn an. Ich muss Punkt acht vor meiner Klasse stehen. (Sie gießt sich Kaffee ein und trinkt im Stehen.) Dann kannst du dich doch jetzt wenigstens noch mal hinsetzen. (Er hüstelt etwas.) Irgendwas ist mit meiner Stimmer nicht in Ordnung. (Zum Publikum.) Bei einem Kammersänger ist immer was mit der Stimme. Aber das regt hier keinen mehr auf. (Klopft an die Badtür.), wie lange brauchst du denn noch? (Ruft von drinnen.) Ich bin ja gerade erst rein. Dein Bruder braucht nicht halb so lange wie du. Der wäscht sich ja auch nicht. In zehn Minuten müssen wir jedenfalls gehen., der wievielte ist heute eigentlich? Freitag ist heute. Ich glaube, der sechste. Der sechste Dezember Da war doch irgendwas. Meine Premiere ist jedenfalls am sechsundzwanzigsten! Mein Gott, keine drei Wochen mehr, und wir waren noch nicht einmal auf der Bühne! (Kommt mit blank geputzten Schuhen in der Hand.) Und dafür stellt man sich hin und putzt seine Schuhe auf Hochglanz! Der sechste Dezember Aber das ist doch (Sie umarmt ihren Sohn.) Das tut mir Leid,. Jetzt haben wir doch wirklich den Nikolaus vergessen. henschel SCHAUSPIEL Theaterverlag Berlin GmbH 7

Vorgestern habe ich noch gedacht, hoffentlich vergisst eure nicht wieder den Nikolaus. Du hättest ja auch mal dran denken können! Mein Gott, ich stehe kurz vor den Endproben. Da hat man wirklich andere Sorgen. Weißt du, was so kurz vor Weihnachten bei uns in der Schule los ist? Tut mir Leid,. Aber das mache ich wieder gut. (Kommt aus dem Bad.) Hast du schon mal in deinen Stiefel geguckt, Mama? Ich hab ja noch die Hausschuhe an. (Holt den Stiefel und gibt ihn der.) Na, dann guck mal rein. Ein neuer Taschenkalender! Den kann ich wirklich gut brauchen. Danke,. War der nicht zu teuer? Ich hab auch was dazu gegeben. Kinder Wir sind keine Kinder mehr Ich jedenfalls nicht. Dann braucht ihr ja eigentlich auch nichts mehr zum Nikolaus. Luitpolt! (Zum Publikum.) Es ist nicht immer leicht, mit einem Kammersänger verheiratet zu sein. (Zu den Kindern.) Jedenfalls werde ich das wieder gutmachen. Das verspreche ich euch. Moment! Ich bin ja auch noch da. Heute Abend habe ich spielfrei und morgen Vormittag keine Probe. Wir verlegen den Nikolaus auf den siebenten Dezember. Macht euch auf eine Überraschung gefasst. (Zum Publikum.) Bei Löwenhaupts ist man nie sicher vor Überraschungen. 8 henschel SCHAUSPIEL Theaterverlag Berlin GmbH