Healthcare associated Influenza Prevention Project

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Transkript:

Healthcare associated Influenza Prevention Project Partizipative Entwicklung der Surveillance und Interventionen Matthias Schlegel, MD & Dunja Nicca, PhD

Hintergrund Nosokomiale Influenza beeinträchtigt die Patientensicherheit, deren Erfassung wenig einheitlich Die Wirksamkeit einzelner präventiver Massnahmen (z.b. Impfung, Händehygiene, Masken, Isolation) ist beschrieben Die Adhärenz des Gesundheitspersonals ist ungenügend (z.b. Impfung) oder kaum beschrieben (z.b. Masken) Kombinierte präventiven Massnahmen sind whs. wirksamer aber wenig beschrieben 2

Ziele Reduktion nosokomialer Influenza im Akutspital durch eine verbesserte Implementierung von: Standardisierter Surveillance nosokomiale Influenza Präventionsverhalten Gesundheitspersonal Innovative Interventionen zur Verbesserung des Präventionsverhaltens durch das Gesundheitspersonal ((Impfung/Händehygiene/Masken) Outcome: Verbessertes Präventionsverhalten / Nosokomiale Influenza Output: Auswirkung von kombinierten Präventionsstrategien auf nosokomiale Influenza und beeinflussend Faktoren 3

Methodologie und Methoden Forschungsprogramm orientiert sich an Methoden der Implementierungs-Forschung 2015-16 2016/17 2018/2020+ Entwicklung Surveillance Strategie mit Expertengesprächen 1-2 Spitäler Qualitative Studie um zu beschreiben wie kombinierte Prävention aus Sicht von Pflegepersonen funktionieren kann Entwicklung und Testung des Surveillance Handbuchs in 5 Spitälern mit Expertengesprächen Datensammlung quan. Fragebogen Analyse (2 Saisons) (beeinflussende Faktoren) Evaluation der Surveillance und Implementierung Evaluation pilot intervention Entwicklung theory of change Entwicklung quan. Fragebogen (Das Präventionsverhalten beeinflussende Faktoren) Partizipative Interventionsentwicklung Logisches Model Problem u. Veränderung Test Interventionsmodule Forschungseingabe 2018-2020: Implementierung and Evaluation der Surveillance und Verhaltensintervention 4

Methode Surveillance (Handbuch) Definitionen Kriterien Diagnostik Definition (nosokomiale) Influenza Influenzatest Temperatur >37.7 C oder Fiebergefühl und respiratorische Symptome oder Myalgien/Kopfsz Kriterien Influenzadiagnostik plus positiver Influenzatest (>72 h nach Eintritt) PCR oder isothermaler Nukleinsäureamplifikationstest (bei negativem Test und hohem klinischen Vd PCR) Durchführung Abstrich Nasenrachenabstrich (Pflege oder ÄrztInnen) Adhärenz infektpräventive Massnahmen Pflegepersonal Händehygiene: CleanHands Swissnoso Maskentragen, Hustenetikette: Strukturierter Erfassungsbogen 3 Abteilungen, mind. 100 Beobachtungen/Abteilung

Nosokomiale Infektionen 2017/18 (5 Spitäler) Spital Nosokomiale Infektion n (%) Fachbereich bei Diagnose Medizin n (%) Chirurgie n (%) Intensivstation n (%) Gyn/Geb/Neo n (%) Notfall n (%) KSSG Andere Spitäler Chi-Quadrat-Test (n=189) (n=879) (2-seitig) 35 (19) 20 (5)* p<0.05 63 (33) 22 (12) 27 (14) 8 (4) 69 (24) 184 (21) 27 (3) 21 (2) 25 (3) 622 (71) p<0.05 p<0.05 p<0.05 p=0.192 p<0.05 * Ein Spital mit Definition NI > 48 h nach Eintritt

Adhärenz infektpräventive Massnahmen, 2016/17 (5 Spitäler) Spital KSSG Andere Spitäler* Chi-Quadrat- Test (2-seitig) Händehygiene-Adhärenz %, (n= Anzahl 76 (523) 78 (1274) p=0.805 Beobachtungen) Maskentragen bei Tröpfchenisolation, 85 (11) 100 (234) p>0.01 korrekt %, (n= Anzahl Beobachtungen) Korrekte Hustenetikette %, (n=anzahl Beobachtungen) 100 (5) 87 (95) p=0.392 * Ein Spital ohne Erfassung Impfung: (Noch) keine standardisierte Erfassung

Resultate qualitative Befragung Pflege (n36) Fördernde und hindernde Faktoren in der Grippeprävention + Verantwortung sich und Patienten zu schützen - «System-orientiertes vs. Individuum-orientiertes Denken» «Kollektive Verantwortung vs. Privatsache» «Personenzentrierte, kompetente vs. moralisierende Führung» Kollektiver Widerstand gegen «das Anprangern»

System thinking Relevance prevention measures Implementation prevention Transformational leadership Fragebogenentwicklung Influenza-specific team-safety culture: Safety attitude (at areas of influenza prevention: vaccination, hand - hygiene, maskwearing) Prevention behavior Hand hygiene Mask wearing Cough etiquette Vaccination Patient safety: Rate of nosocomial infections Organizational factors: limited resources, staffing adequacy, skill mix Team and individual factors: Size, age distribution, length of being on the unit, System factors (prevention): Isolation management, visitors management, guidelines

Resultate: Wichtigkeit der Grippepräventionsmassnahmen Pflegepersonen Total 5 Hospitals B1.1 Durchführung Händehygiene Grippesaison median (Q 25, 75) 10 (10, 10) B1.2 Chirurgische Maske, bei Symptomen median (Q 25, 75) 10 (9, 10) B1.3 Chirurgische Maske, wenn nicht geimpft median (Q 25, 75) 4 (0, 8) B1.4 Chirurgische Maske, generell bei Patientenkontakt median (Q 25, 75) 266 3 (0, 7) B1.5 Jährliche Impfung gegen Grippe median (Q 25, 75) 4 (1, 6) B1.6 Umsetzung Hustenetikette median (Q 25, 75) 10 (9, 10) B1.7 Isolation von Patienten mit Symptomen median (Q 25, 75) 10 (9, 10) B1.8 Besucherinstruktion median (Q 25, 75) 9 (8, 10) B1.9 Patienten Impfung gegen Grippe median (Q 25, 75) 8 (5, 10) (Skala: 1=nicht wichtig - 10=sehr wichtig)

Team - Sicherheitskultur C12 Total Total n 266 Sich gegen Grippe als Pat. gut geschützt fühlen zustimmende n (%) 218 (84) C13 Kultur Abt. macht lernen aus Fehlern generell leicht zustimmende n (%) 236 (89)

Theory of change and next steps Identification Intervention Pre-conditions Outcomes Impact Einbezug Stakeholder Assessment- - Acceptability Appropriateness Organisationslevel Surveillance Handbuch -Nosokomiale Infektion -Präventionsverhalten Implementierungsguide Vergleichbare Surveillance und Austausch Raten: Nosokomiale Infektion Händehygiene Maske/Hustenett. Impfung Management-level -Toolkit: Kommunikation Veränderungsorientierte Kommunikation Evaluation nosokomiale Infektion und Einflussfaktoren Abteilungslevel -Teamintervention (Value/Feedback/Goals) Verbesserung: Sicherheitskultur (Teamlevel) Assessment-Adoption Feasibility Verbesserung Präventionsverhalten Personal Assessment- Penetration / Sustainability

Konklusion und Ausblick Initierung eines Qualitätsicherungsprozesses in 5 Spitälern in Richtung einer vergleichbaren Surveillance Partizipativ entwickelte und theoriegeleitete innovative Intervention für Pflegende (Ansatz Teamsicherheitskultur und kombinierte Prävention) Der Fokus auf Implementierungsprozesse, Interventionen und Outcomes fördert die Implementierung im Spitalalltag und eine wissenschaftliche Evaluation Die Spitäler entwickeln Expertise weiter 13

Study institutions and collaborators: University Hospital Basel and University of Basel: Dunja Nicca, PhD; Maria Schubert, PhD; Anja Ulrich, MNSc ; Bettina Steinle, MNSc, Adrian Egli, PhD; Florian Banderet, MD; Lut Berben, PhD; Wetzel Johanna, Dr. rer. Nat.; Cantonal Hospital St. Gallen: Matthias Schlegel, MD; Domenica Flury, MD; Rolf Kuhn, PhD; Manuela Rasi MNSc; Pietro Vernazza, MD; University of Pittsburgh: Sandra Engberg, PhD; Fachhochschule Nordwestschweiz: Sabine Heuss, Dr.; Cantonal Hospital Luzern: Marco Rossi, MD; Sonja Bertschy, MD; Cantonal Hospital Chur: Felix Fleisch, MD; Alexia Cusini, MD; Claraspital Basel: Manfred Reinarz