Zwischen Objektivität und Normativität: Wie kommt die Evaluation zu(m) Werten?

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Transkript:

Zwischen Objektivität und Normativität: Wie kommt die Evaluation zu(m) Werten? Transdisziplinäres Kolloquium Freitag, 27.02.2015 Justus-Liebig-Universität Gießen Arbeitskreis Aus- und Weiterbildung in der Evaluation in der DeGEval Arbeitskreis Berufliche Bildung in der DeGEval Nachwuchsnetzwerk der DeGEval

Wo sind die Werte in der Evaluation? Thematische Einführung in das Kolloquium Prof. Dr. Jan Hense Justus-Liebig-Universität Gießen Professur für Hochschuldidaktik und Evaluation jan.hense@psychol.uni-giessen.de Freitag, 27.02.2015 Justus-Liebig-Universität Gießen

Evaluation kommt vom wert sein lat. valere frz. valoir frz. value frz. évaluer frz. évaluation engl. evaluation dt. Evaluation (Karbach, 2000) 3

Evaluation kommt vom wert sein Evaluation ist die systematische Untersuchung des Nutzens oder Wertes eines Gegenstands (Standards der Evaluation, DeGEval, 2002) 4

Bad is bad and good is good and it is the job of evaluators to decide which is which" Michael Scriven, 1986 http://en.wikipedia.org/wiki/michael_scriven 5

6

Der Erzengel Michael bei der ultimativen Evaluation Rogier van der Weyden Das jüngste Gericht, 1443 Hôtel-Dieu, Beaune 7

Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/datei:rogier_van_der_weyden_001.jpg 8

Welche Rolle spielen Werte und das Werten wirklich in der Evaluation? Einige Beispiele 9

Gibt es überhaupt ein Werturteil? Tolmie et al. (2000). Evaluating the Use of Computer Mediated Communication Resources by Trainee Educational Psychologists. In Mogey (ed.), LTDI Evaluation Studies, pp. 31-38 10

Womit wird verglichen? * * *Wertebereich: 1 = niedrig bis 6 = hoch (Bergmann, Eisfeldt & Lanario (2004). Messwiederholungspläne als Instrumente einer vergleichenden Evaluation. Zeitschrift für Evaluation, 1/04, S. 16) 11

Womit wird verglichen? Die multivariate Varianzanalyse weist signifikante Unterschiede zugunsten der traditionellen Lehrform aus. Die Effektunterschiede sind aber klein und in den Einzelvergleichen nur für die Skala Wissen (p=0,001, Eta Quadrat 0,181) und die Transfererwartung (p=0,004, Eta Quadrat 0,133) signifikant. Diese Studie zeigt, dass die mit dem PÜL-Kurs Onkologie angestrebten Ziele in der evaluierten Version noch nicht erreicht sind und erheblicher Verbesserungsbedarf besteht. (Bergmann et al., 2004, S. 15-16) 12

Womit wird verglichen? ln dieser Studie sind die Einschätzungen zu den Kriterien generell nicht günstig. Die Mittelwerte liegen für die traditionelle Lehre mit einer Ausnahme (Motivation zu selbständigem Lernen) knapp über dem Wert von 3,5 und zeigen somit eine tendenzielle Zielerreichung an. Für den POL-Kurs Onkologie unterschreiten sogar die Mittelwerte bei vier Kriterien den Wert von 3,5. Schon die Art der organisatorischen Implementierung dieses Kurses erreicht wenig Akzeptanz. Die zusätzliche Berücksichtigung der Streuungen macht klar, dass ein großer Teil der Studenten bei vier Kriterien mehr als die Hälfte die Zielerreichung nicht bestätigt. Damit ist drastischer Verbesserungsbedarf angezeigt. (Bergmann et al., 2004, S. 16) 13

Wer fällt das Werturteil? (bmbf, 2013, Evaluierung der BMBF-Förderlinie Hochschulforschung als Beitrag zur Professionalisierung der Hochschullehre Abschlussbericht, S. 90) 14

Wer fällt das Werturteil? (test 11/2010, S. 37-41) 15

Wer fällt das Werturteil? (test 11/2010, S. 37-41) 16

Wessen Werte sind maßgeblich? 17

Es geht auch anders (und damit auch besser?) 18

19

Ausblick auf das Programm

10:00 Einstiegsreferate 1. Die Bedeutung der Evaluationsfragestellung für das Bewerten (Verena Friedrich, Universität Bern) 2. Verwendung von Bewertungskriterien in der Praxis: eine empirische Untersuchung (Christine Heuer, Bundesamt für Gesundheit, Bern) 11:00 Kaffeepause 11:15 Vergleichsperspektiven in der Evaluation: Fallberichte aus der beruflichen Bildung 1. Die Vergleichsperspektive als Triebfeder einer Bewertungskultur (Miguel del Estal, InterVal GmbH, Berlin) 2. Das Qualitätssiegel des MedienCampus Bayern als Beispiel zur Evaluation von Bildungsangeboten (Veronika Alz, Mediencampus München) 12:45 Mittagspause mit Imbiss (in Teilnahmegebühr enthalten) 13:45 (A) Wer bewertet letztendlich? Evaluation oder Rezipienten? (B) Wessen Werte? Werte(n) in sozialen und komplexen Kontexten 1. Evaluation einer Lehrveranstaltung als Bewertungsgrundlage für verschiedene Interessengruppen (Felix Albrecht, Karlsruher Institut für Technologie) 2. Bewertung in der Evaluation regionaler Siedlungsentwicklung: ein Vergleich Deutschland-USA (Christian Diller, Universität Gießen) 1. Der Einsatz der FIWE-Methode im Kontext der externen Schulevaluation (Dirk Groß, Agentur für Qualitätssicherung, Evaluation und Selbstständigkeit von Schulen, Bad Kreuznach) 2. Developmental Evaluation: Was bedeutet die Evaluation von Innovationen in komplexen, dynamischen Umfeldern für das Bewerten? (Maria Gutknecht-Gmeiner, Impulse - Evaluation und Organisationsberatung, Wien) 15:15 Kaffeepause 15:30 Keynote Wie kommt die Evaluation zu(m) Werten? und Resümee zur Tagung (Wolfgang Beywl, Pädagogische Hochschule/Fachhochschule Nordwestschweiz) 21