Einfluss der Finanzkrise auf das Risikomanagement von Banken Stefan Pichler, 11. November 2010
Sir Lancelot fights the Last Battle
Im Mittelalter (B.L.) war die Welt für das Finanzsystem noch in Ordnung. Regulierung und Risikomanagement basierten auf den Mythen der Lehrbücher. Es gibt einen risikolosen Zinssatz. Alle Ereignisse hängen von Zufallsgrößen ab, und die Wahrscheinlichkeiten zukünftiger Ereignisse lassen sich aus der Vergangenheit ableiten. Regulierung heilt Marktunvollkommenheiten. In anderen Worten, eine perfekte Welt
Was hat da nicht funktioniert? Aug 07: Subprime -Crisis, Northern Rock. Jun 08: Bear Stearns, Hedge Funds. Sep 08: Lehman-Default, AIG, Washington Mutual, Fannie Mae / Freddie Mac. Okt 08: Breite internationale Staatsintervention. Mai/Jun 2010: Bail-out von Griechenland. FOLIE 5
Seit Lehman wissen wir: Banken sind riskant. CDS Spreads Banks 700 CDS spread d in basis points 600 500 400 300 200 100 0 Goldman Sachs Goldman Sachs Deutsche Bank Deutsche Bank RBS RZB
Selbst Staaten sind riskant. CDS Spreads Sovereigns 300 Austria Germany UK Italy 250 CDS spread in basis poin nts 200 150 100 50 0
Aus der Krise haben wir gelernt, dass Ereignisse eintreten können, an die wir vorher nicht gedacht haben (und das noch dazu recht häufig!), Zahlungen oft kritisch von politischen Entscheidungen, Rechtsfragen oder strategischem Verhalten abhängen, einige Risiken nicht durch traditionelle g statistische Modelle erfasst werden können.
Drei entscheidende Ursachen. Gier
Drei entscheidende Ursachen. Selbstüberschätzung
Drei entscheidende Ursachen. Regelgläubigkeit
Problemfeld 1: Anreizstrukturen. Begrenzte Haftung induziert erhöhtes Risiko. Die Auszahlungsstrukturen der Entscheidungsträger (Eigentümer, Manager) haben begrenztes Downside-Risk aber erhebliches Upside-Potenzial. Entscheidungsträger haben eine Calloption. Wert der Calloption steigt t mit dem Risiko. ik
Wert des Eigenkapitals.
Problemfeld 2: Risikomessung. Risikobegrenzung soll Anreizprobleme lösen. In einer perfekten Welt möglich. Risikomessung ik basiert immer auf einer Reduktion der Komplexität. Anreize belohnen das Eingehen nicht gemessener oder schwer messbarer Risiken.
Problemfeld 3: Marktregulierung. Regulierung soll für fairen Markt sorgen. Idealbild der Informationseffizienz und der vollkommenen Konkurrenz. Regulative Maßnahmen bauen auf einem probabilistischen Modell auf (wiederum Reduktion der Komplexität). Aktionen mancher Marktteilnehmer beeinflussen Zufallsereignisse Zufallsereignisse. Sportwetten, CDS-Markt.
Entscheidungen hängen von Rahmenbedingungen ab. Investment A (Erwartete Rendite: 10%, Vola: 20%) Investment B (Erwartete Rendite: 10%, Vola: 2%) 100 100 50% 50% 50% 50% 130 90 112 108 Wer trägt etwaige Verluste? Wie hoch ist der Bonus?
Anreize für HILL-Risiken. Investment B (Erwartete Rendite: 10%, Vola: 2%) Investment C (Erwartete Rendite: 10%, Vola: 2%) 100 100 50% 50% 99.9763% 0.0237% 112 108 130 0 High Impact Low Likelihood.
Was wird sich ändern müssen? Internes Risikomanagement und externe Regulierung müssen mit modernen Waffen ausgerüstet sein. Anreizsysteme Modellrisiken Regelgläubigkeit g g Validieren und Lernen
These 1: Anreizstrukturen. Bessere Risikomessung und bessere Regulierung werden nicht ausreichen. Grundproblem ist begrenzte Haftung. Diskussion der Managerentlohnung greift zu kurz. Für einen Aktionär ist eine Managerentlohnung g mit begrenzter Haftung optimal. Diskussion über die Sinnhaftigkeit von Kapitalgesellschaften mit begrenzter Haftung.
These 2: Risikomessung. HILL Risiken werden im Mittelpunkt stehen. Vermehrte Einbeziehung von Modellrisiken. Beachtung von strategischen t Interaktionen. Neue Risikosicht von Finanzintermediären. Neue Risikosicht von Staaten.
These 3: Marktregulierung. Derzeit verstärkte Bemühungen zur Erreichung des Idealbilds. Erhöhte Transparenz durch besseres Reporting. Intensive Diskussion der Rolle der Abschlussprüfer. Aufsicht rein auf Basis des Legalitätsprinzips wird nicht möglich sein. Gegenstrategie zur Sozialisierung von Verlusten (Too-big-to-fail Too-big-to-bail).
Hypothesis 3: Market Regulation.
Aktueller Stand der Regulierung. Ende und Auswirkungen der aktuellen Entwicklung sind noch nicht absehbar. Erhöhtes Tempo und großer politischer Druck. Basel II de facto noch nicht fertig eingeführt. Basel III soll 2012 kommen. Verstärkte Inkonsistenzen zwischen Bankaufsichtsrecht, Accounting Standards, lokalem Privatrecht und Steuerrecht.
Bedeutung der Regulierung nimmt zu. 30 Anzahl der jährlichen Publikationen des BCBS 25 20 15 # Publikationen Expon. (# Publikationen) 10 5 0 1988 1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010
Was bringt Basel III für Banken? Höhere Kernkapitalquote. Bessere Risikoadäquanz. Leverage Ratio. Antizyklischer Aufbau des Kapitalpuffers. Bessere Liquiditätsstandards.
Zusätzliche Gefahren durch Zusätzliche Gefahren durch Umgehungskonstruktionen.
Auswirkungen auf Kreditvergabe. Strengths: Weniger Systemrisiko Mehr Stabilität Weaknesses: Höhere Kapitalkosten (?) Hohe Einführungskosten Opportunities: Weniger Anreize für Finanzalchimie Threats: Höhere Kreditzinsen Weniger Risikobereitschaft
Meine persönliche Einschätzung. Schritt in die richtige Richtung. Weitere Schritte müssen folgen. Noch zu lösende Kernprobleme: Eigentümerhaftung Bankengröße
Neue Herausforderungen. Risiko/Ertrag Kalkül wird für Banken wichtiger. Neubewertung des Relationship Banking. Verschiebung von oligopolistischen Gleichgewichten. Instabile Einführungsphase von Basel III. Ungünstige politisch-mediale Stimmungslage.