Weiterbildung Familienhebammen Weiterbildungsprogramm für Hebammenwesen und Gesundheits- und Kinderkrankenpflege in Berlin-Brandenburg 25.11.2012 Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung...2 2. Voraussetzungen...2 2.1 Ein roter Faden...2 3. Struktur des Zertifikatkurses...2 4. Mögliche weiterführende Fortbildungen...3 5. Module...4 6. Weiterbildung - Stundenplan...5 1
1. Einleitung Das vorliegende Weiterbildungsprogramm ist in Kooperation der Alice Salomon Hochschule Berlin mit dem Berliner Hebammenverband und dem Berliner Notdienst Kinderschutz entstanden. Die wissenschaftliche Leitung obliegt der Alice Salomon Hochschule. Die Inhalte der Weiterbildung wurden dem derzeit aktuellen Stand des Kompetenzprofils Familienhebammen des Nationalen Zentrum Frühe Hilfen angepasst. Die Weiterbildung ist sowohl für Hebammen als auch für Gesundheits- und Kinderkrankenpfleger -/innen konzipiert. 2. Voraussetzungen Voraussetzung ist der Abschluss einer Ausbildung im Hebammenwesen, bzw. in der Gesundheits- und Kinderkrankenpflege und ein Nachweis über mindestens zwei Jahre Tätigkeit der aufsuchenden Arbeit in den Familien. Einige der im Kompetenzprofil für Familienhebammen beschriebenen Kompetenzen sind bereits in der Ausbildung zur Hebammen erworben worden. Im Rahmen der Weiterbildung wird darauf aufgebaut und aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse werden in Bezug auf die Praxis reflektiert. 2.1 Ein roter Faden Die Fähigkeit zur Selbstreflexion, die Fähigkeit zu ressourcenorientiertem Denken und die Fähigkeit systemisch zu denken zieht sich wie ein roter Faden durch die gesamte Weiterbildung. Die Dozenten-/innen werden aufgefordert, dies, soweit möglich, in ihren Weiterbildungsinhalten aufzugreifen und zu berücksichtigen. 3. Struktur des Zertifikatkurses Die Weiterbildung ist mit 400 Stunden Gesamtaufwand, davon 224 Stunden Präsenzzeit, 140 Stunden Selbstlernzeit und 36 Stunden Intervision konzipiert. 2
Damit erwerben die Teilnehmerinnen 15 ECTS-Credits. Die Intervisionsgruppen werden zu Beginn der Fortbildung gebildet. In jeder Gruppe treffen sich 4 bis 6 Teilnehmerinnen einmal im Monat für mindestens 3 Stunden. Sie bereiten das Erlernte anhand von Fällen und Prozessen ihres eigenen Arbeitsalltages auf. Die Präsenzzeit teilt sich auf in 7 Weiterbildungseinheiten, über eine Jahr verteilt an 7 Wochen jeweils 4 Tage á 8 Stunden/Tag. Voraussetzung für den Erwerb des Zertifikats ist die Teilnahme an der Abschlussprüfung. Die Weiterbildung ist in 8 Themenbereiche (Module) gegliedert. Die den Module zugeordneten Inhalte finden sich in den Fortbildungseinheiten wieder. 4. Mögliche weiterführende Fortbildungen Aufbauend auf diese Weiterbildung im Zertifikatskurs Familienhebammen schlagen wir kontinuierlich weitere Fortbildungsangebote vor. Diese Angebote sollen sich an dem Bedarf der praktizierenden Familienhebammen/Familien- Gesundheits- und Kinderkrankenpfleger-/innen richten und auch allen bisher ausgebildeten Familienhebammen offen stehen. Ziel dieser weiteren Angebote ist, die Weiterentwicklung der Kompetenzen der Familienhebammen/Gesundheits- und Kinderkrankenpfleger-/innen vor dem Hintergrund aktueller Entwicklungen, neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse, spezifischer Zielgruppen und sich möglicherweise verändernden rechtlichen Rahmenbedingungen im Kontext der Arbeit in den Frühen Hilfen. Bei speziellen Anforderungen in spezifischen Arbeitsbereichen, z.b. Arbeit in einem Projekt mit suchtkranken Frauen, sind die Arbeitgeber aufgefordert eine Finanzierung zu ermöglichen. 3
5. Module 1. Theoretische Grundlagen 2. Gesetzeslage, Organisation und Strukturen öffentlicher Träger 3. Prozessbegleitende Fallarbeit 4. Familienarbeit 5. Theorie und Praxis der frühen familiären Entwicklung und Auffälligkeiten 6. Gesprächsführung und Kommunikation 7. Theorie und Praxis vulnerabler früher Elternschaft 8. Informationen und Werkzeug zur Gestaltung des Arbeitsfeldes Familienhebamme/Kinderpflege 4
6. Weiterbildung - Stundenplan Modul Stundenzahl 1. Theoretische Grundlagen 24 Die Teilnehmerinnen lernen die nötigen Theorien und Konzepte kennen, die sie bei ihrer Arbeit unterstützen und ihnen helfen eine professionelle Haltung zu entwickeln und zu festigen. Einführung in die Konzepte von Public Health Konzepte der ressourcenorientierten Arbeit, Selbstwirksamkeit, Resilienz, dispositionaler Optimismus, Empowerment Theorie der Salutogenese Inhalte und Konzepte zu Transkulturalität, Akkulturation und Diversität Definition der professionellen Haltung Ethik Instrumente und Ansätze Psychosozialer Anamnese Einführung in die zentralen Qualitätsdimensionen Dokumentation 2. Gesetzeslage, Organisation und Strukturen öffentlicher 12 Träger Die Teilnehmerinnen lernen die für ihre Arbeit relevanten Gesetze kennen. Sie gewinnen einen Einblick in die Struktur des öffentlichen Gesundheitswesens und in die Strukturen der Familienhilfe sowie in den Aufgabenbereich der Jugendämter und in die Arbeit weiterer sozialer Träger. Sozialgesetzgebung Bundeskinderschutzgesetz, Berliner Kinderschutzgesetz 5
Arbeitsrecht, Kenntnis verschiedener Arbeitsmodelle für Familienhebammen/ Gesundheits- und Kinderkrankenpfleger - /innen Interdisziplinäre Zusammenarbeit, Kooperationsnetzwerke und - strukturen der Jugendhilfe und anderer Einrichtungen des Gesundheits- und Sozialwesens Hinweise auf wichtige Telefonnummern und Datenbanken Datenschutzrecht 3. Prozessbegleitende Fallarbeit 40 Die Fallbesprechungen dienen der Wiederholung der bisher erarbeiteten Inhalte am konkreten Fall. Die Teilnehmerinnen schulen und üben ihre Kommunikationsfähigkeit in den Familien, in der interdisziplinären Arbeit mit anderen Institutionen und reflektieren ihr eigenes professionelles Handeln. Fallbesprechungen in jeder Einheit, in denen das Erlernte aufgegriffen wird. Überprüfung der Wirksamkeit angewandter Methoden 4. Familienarbeit 24 Die Teilnehmerinnen verstehen Familienstrukturen und dynamiken und gewinnen ein Verständnis für verschiedene Qualitäten der Familienarbeit. Sie setzen sich mit ihrer eigenen Familienstruktur auseinander und entwickeln eine biografische Sensibilität. Einführung in die Konzepte der systemischen Familienarbeit. Selbstreflexion 6
5. Theorie und Praxis der frühen familiären Entwicklung 40 und Auffälligkeiten Die Teilnehmerinnen bekommen einen Einblick in die Theorie der Entwicklungspsychologie. Sie lernen die Definitionen und Konzepte relevanter Begriffe und werden für die Wahrnehmung von Auffälligkeiten sensibilisiert und geschult. Theorien der Entwicklungspsychologie Bonding, Bindung, Beziehung Konzept der Feinfühligkeit Säuglingslesen Misshandlung, Vernachlässigung Kindeswohlgefährdung Pädiatrie Entwicklung im 1. Lebensjahr. Möglichkeiten der Prävention Unfallprävention 6. Gesprächsführung und Kommunikation 32 Die Teilnehmerinnen lernen, wie professionelles Handeln in Familien gestaltet und aufrecht gehalten werden kann Wertschätzende und vermittelnde Beratertätigkeit Kommunikation im interdisziplinären Kontext. Techniken der Fragestellung und der Gesprächsführung Diversity-Training 7. Theorie und Praxis vulnerabler früher Elternschaft 40 Die Teilnehmerinnen lernen Institutionen kennen, die im Kontext der Frühen Hilfen Unterstützung und professionelle Hilfe bieten. Sie werden mit Themen vertraut gemacht, die in Familien mit einer hohen sozialen Belastung auftauchen 7
können. Konzept Vulnerabilität Suchtprobleme, Rauchen, Alkohol, Drogen, Methadonprogramm Arbeit mit von Gewalt betroffenen Frauen Traumatisches Erleben Psychische Erkrankungen 8. Informationen und Werkzeug zur Gestaltung des 12 Arbeitsfeldes Familienhebamme/ Gesundheits- und Kinderkrankenpflege Die Teilnehmerinnen eignen sich Kompetenzen über den Erhalt und die Erweiterung der eigenen Handlungsfähigkeit an. Verhandlungsführung mit einem Arbeitgeber Ressourcenmanagement, Stressbewältigung Selbstwirksamkeit, Selbstsorge Bewältigungsstrategien Autorinnen: Ulrike v. Haldenwang, Hebamme, Familienhebamme, Berliner Hebammenverband Bärbel Derksen, Dipl.-Psychologin, wissenschaftl. Mitarbeiterin der FH Potsdam 8