Der Einfluss monovalenter Strom- Wärmepumpen auf den Bedarf an gesicherter Kraftwerksleistung. Michael Bräuninger. Nr. 5

Ähnliche Dokumente
Markus Demary / Michael Voigtländer

Fachtagung Elektromobilität

Aber zuerst: Was versteht man unter Stromverbrauch im Standby-Modus (Leerlaufverlust)?

Unsere Zukunft ist erneuerbar! ewz-stromzukunft

Wasserkraft früher und heute!

Vermögensbildung: Sparen und Wertsteigerung bei Immobilien liegen vorn

Strom in unserem Alltag

EMIS - Langzeitmessung

Schuldenbarometer 1. Q. 2009

Die Ergebnisse dazu haben wir in der beiliegenden Arbeit zusammengestellt.

Energetische Klassen von Gebäuden

Zunächst möchte ich gerne ein paar allgemeine Fragen zur Energienutzung stellen.

Lineargleichungssysteme: Additions-/ Subtraktionsverfahren

Energiewirtschaft. Energieprognosen - Was steckt dahinter? Referent: Heiko Fechtner. Institut für Elektrische Energietechnik

Gasverbrauch einschätzen und Abrechnung verstehen

Vermögensverteilung. Vermögensverteilung. Zehntel mit dem höchsten Vermögen. Prozent 61,1 57,9 19,9 19,0 11,8 11,1 5 0,0 0,0 1,3 2,8 7,0 2,8 6,0

Technical Note Nr. 101

Pflegedossier für die kreisfreie Stadt Frankfurt (Oder)

Energie- und CO 2 -Bilanz für den Kreis Herzogtum Lauenburg

Arbeitsmarkteffekte von Umschulungen im Bereich der Altenpflege

Jahr 2015 STATUS DES OFFSHORE- WINDENERGIEAUSBAUS IN DEUTSCHLAND. Im Auftrag von:

Umsatz-Kosten-Treiber-Matrix Woodmark Consulting AG

Berechnung der Erhöhung der Durchschnittsprämien

Professionelle Diagramme mit Excel 2010 erstellen. Peter Wies. 1. Ausgabe, 2. Aktualisierung, März Themen-Special W-EX2010DI

Anleitung über den Umgang mit Schildern

Insiderwissen Hintergrund

Das eigene Kraftwerk im Haus.

Hermann Gottschalk Abitur in Nürnberg. Studium Physik/BWL FAU Erlangen-Nürnberg. Abschluss 1995 Diplom-Physiker. Geschäftsführer der OSTC GmbH

So sieht Klimaschutz aus, der sich auszahlt.

Erneuerbare Energien 1 Posten 4, 1. Obergeschoss 5 Lehrerinformation

Die Zentralheizung der Stadt Wer heizt wie?

Erfahrungen mit Hartz IV- Empfängern

Energie optimal einsetzen

Mobile Intranet in Unternehmen

EARSandEYES-Studie: Elektronisches Bezahlen

Sonderrundschreiben. Arbeitshilfe zu den Pflichtangaben in Immobilienanzeigen bei alten Energieausweisen

Umgang mit Schaubildern am Beispiel Deutschland surft

Pädagogik. Melanie Schewtschenko. Eingewöhnung und Übergang in die Kinderkrippe. Warum ist die Beteiligung der Eltern so wichtig?

Wie hoch ist der Stromverbrauch in der Energiewende?

CO 2 an unserer Schule

In konstanten Modellen wird davon ausgegangen, dass die zu prognostizierende Größe sich über die Zeit hinweg nicht verändert.

Meinungen der Bürgerinnen und Bürger in Hamburg und Berlin zu einer Bewerbung um die Austragung der Olympischen Spiele

Deutschland-Check Nr. 35

Webalizer HOWTO. Stand:

Rententafelgarantie. Langlebigkeit: Fluch oder Segen?

Auswertung zur. Hauptklausur Unternehmensbesteuerung. vom und Ergebnisse der Kundenbefragung

Tutorial: Homogenitätstest

ONLINE-AKADEMIE. "Diplomierter NLP Anwender für Schule und Unterricht" Ziele

Handbuch ECDL 2003 Basic Modul 6: Präsentation Diagramm auf einer Folie erstellen

Wachstum 2. Michael Dröttboom 1 LernWerkstatt-Selm.de

Arbeitsteilung im Heizungskeller.

Liebe Interessierte an technischen Lösungen für die Sicherheit zu Hause,

Bernadette Büsgen HR-Consulting

Energie- und CO 2 -Bilanz für die Kommunen im Landkreis Ostallgäu

Familie Wiegel. Solarstrom vom eigenen Dach. In Kooperation mit:

M e r k b l a t t. Neues Verbrauchervertragsrecht 2014: Beispiele für Widerrufsbelehrungen

Die Bedeutung der erneuerbaren Energien in Zukunft

1. Kennlinien. 2. Stabilisierung der Emitterschaltung. Schaltungstechnik 2 Übung 4

KfW-Förderreport 2015 Auswertung Kurzfassung

Energiebericht. Amt Barnim - Oderbruch. Stand Erstellt von Mario Kreutziger / Facility Manager Amt Barnim - Oderbruch

Umfrage der Klasse 8c zum Thema "Smartphones"

Wir machen neue Politik für Baden-Württemberg

Energie. Branchenreport 2003

Bundesverband Flachglas Großhandel Isolierglasherstellung Veredlung e.v. U g -Werte-Tabellen nach DIN EN 673. Flachglasbranche.

Einführung in. Logische Schaltungen

Europäischer Fonds für Regionale Entwicklung: EFRE im Bundes-Land Brandenburg vom Jahr 2014 bis für das Jahr 2020 in Leichter Sprache

Erfahrungen der Wohnungswirtschaft mit Mieterstrom

Speicher in der Cloud

Organische Photovoltaik: Auf dem Weg zum energieautarken Haus. Referat von Dr. Gerhard Felten. Geschäftsleiter Zentralbereich Forschung und

Guck mal, Energiewende! Eine Ausstellung über smarte Energielösungen in der HafenCity

Fakten zur geförderten Pflegezusatzversicherung.

Elternzeit Was ist das?

Danke. für über 10 Jahre Dachs. In Zukunft noch mehr vom Dachs profitieren.

Finanzierungsvergleich. für. Anton Anschlussfinanzierung und. Amelie Anschlussfinanzierung Musterstraße 12, Eurostadt

Finanzen. Gesamtausgaben steigen in Niedersachsen unterdurchschnittlich. Kräftiger Anstieg der Sachinvestitionen in Niedersachsen

EnEV ab 2016: Einfach Energie sparen Entwicklung läuft auf Wärmepumpe zu

Kosten-Leistungsrechnung Rechenweg Plankostenrechnung (bei Outputmenge), Seite 1

Säuglingsanfangsnahrung und Folgenahrung Was ändert sich? Was bleibt?

A Lösungen zu Einführungsaufgaben zu QueueTraffic

Güte von Tests. die Wahrscheinlichkeit für den Fehler 2. Art bei der Testentscheidung, nämlich. falsch ist. Darauf haben wir bereits im Kapitel über

Informationsblatt Induktionsbeweis

Teaser-Bilder erstellen mit GIMP. Bildbearbeitung mit GIMP 1

Häufig gestellte Fragen zum elektronischen Stromzähler EDL21

Damit Ihre Gaskosten im Keller bleiben. Wir finanzieren Ihre neue Heizungsanlage.

Laufzeitverlängerung für Atomkraftwerke: Bundesregierung treibt Gesellschaft in neuen Fundamentalkonflikt

Forderungsausfälle - Ergebnisse einer repräsentativen Studie von Forsa - September 2009

Pumpspeicherwerk? BI Kein Pumpspeicherkraftwerk im Blautal. Fragen zu Energiepolitik und -wirtschaft. Gemeindehalle Beiningen, 28.

Qualität und Verlässlichkeit Das verstehen die Deutschen unter Geschäftsmoral!

Solarpark. Kurz-Info. Bürgerbeteiligungs-Projekt

Handbuch ECDL 2003 Modul 2: Computermanagement und Dateiverwaltung Der Task-Manager

Überlagerung des Stromverbrauchs in Baden-Württemberg mit der Stromerzeugung aller Windenergie- und Fotovoltaik-Anlagen in Deutschland: März 2015

Sei helle... clever. HellensteinZähler. Stadtwerke. Heidenheim. Puls der Region! Managen Sie Ihren Energieverbrauch.

Energie- und CO 2 -Bilanz für die Kommunen im Landkreis Ostallgäu

Energiewende. im Konflikt zwischen Anspruch und Wirklichkeit. Sigismund KOBE. Institut für Theoretische Physik Technische Universität Dresden

Je nach Kundenwunsch überwacht unser intelligentes Steuersystem vollautomatisch

FRAGE 39. Gründe, aus denen die Rechte von Patentinhabern beschränkt werden können

INTERNET-PERSONALMARKETING IM SCHIFF- UND BOOTSBAU

Der Vortrag besteht aus 27 Seiten! Ich habe 15 Minuten. + 1 Minute Diskussion Passt!

SWOT Analyse zur Unterstützung des Projektmonitorings

Diese Prozesse und noch viele andere Tricks werden in der Digitalfotografie mit Hilfe von Bildbearbeitungsprogrammen, wie z. B. Gimp, bewältigt.

Transkript:

RESULTS ERGEBNISSE Der Einfluss monovalenter Strom- Wärmepumpen auf den Bedarf an gesicherter Kraftwerksleistung Michael Bräuninger Nr. 5 Hamburg, August 2015

Der Einfluss monovalenter Strom- Wärmepumpen auf den Bedarf an gesicherter Kraftwerksleistung Michael Bräuninger Gutachten für das Institut für Wärme und Oeltechnik e. V. (IWO) IMPRESSUM Herausgeber Prof. Dr. Michael Bräuninger Economic Trends Research Tel: 040 28475131 E Mail: braeuninger@mb-etr.de Alle Rechte vorbehalten. Hamburg 2015 Ansprechpartner: Prof. Dr. Michael Bräuninger braeuninger@mb-etr.de 1

Inhaltsverzeichnis 1 Einleitung und Zielsetzung 3 2 Entwicklungen auf dem Strommarkt bis 2030 4 3 Szenarien für die Umstellung auf monovalente elektrische Heizsysteme 5 4 Ergebnisse 10 2

1 Einleitung und Zielsetzung Wenn es um Lösungen für die Energiewende im Wärmemarkt geht, werden häufig Strom- Wärmepumpen als das Mittel der Wahl gesehen. Welche Auswirkungen eine solche Änderung in der Beheizungsstruktur des Wärmemarktes auf den Strommarkt hat, soll in dieser Kurzstudie untersucht werden. Dazu werden Abschätzungen vorgenommen, die zeigen, inwieweit die Stromnachfrage von Strom-Wärmepumpenheizsystemen synchron zur allgemeinen Stromnachfrage verläuft. Dazu werden die wetterabhängigen Wärmelastprofile, die ebenso wetterabhängigen Stromerzeugungsprofile und die zeitlich variable Stromnachfrage verglichen. Für die Verbrauchs- und Erzeugungsprofile wird der Temperaturverlauf aus dem Jahr 2012 verwendet. So wird gezeigt, in welchem Umfang die Umstellung von einer Öl- oder Gasheizung auf eine monovalente Strom-Wärmepumpe die Stromnachfrage eines Haushalts beeinflusst. Die aggregierte Stromnachfrage und die notwendigen Kraftwerkskapazitäten ergeben sich aus dem Verbrauchsprofil der Haushalte, der Effizienz der Stromheizungen und aus der Zahl der Haushalte, die auf Strom zur Wärmeerzeugung umstellen. Für die Erzeugungspotenziale der erneuerbaren Energien werden Hochrechnungen für das Jahr 2030 auf Basis der angestrebten Ausbaupotenziale vorgenommen. Für die Zahl der Haushalte, die ihre Heizungen von Öl/Gas auf Strom umstellen und für die verwendeten Technologien werden verschiedene Szenarien betrachtet. Da es sich bei den Betrachtungen um Bestandsgebäude handelt, wird in allen Szenarien von einer mittleren Arbeitszahl von drei ausgegangen. Im ersten Szenario wird angenommen, dass 1,9 Millionen und damit zehn Prozent der Öl- und Gasheizungen auf Strom-Wärmepumpen umgestellt werden. Im zweiten Szenario werden doppelt so viele Heizungen, nämlich 3,8 Millionen, auf Strom-Wärmepumpen umgestellt Im Folgenden werden zunächst die Entwicklungen auf dem Strommarkt projiziert. Auf dieser Basis wird die Residuallast im Jahr 2030 prognostiziert. Dann werden verschiedene Szenarien für den Wärmemarkt entwickelt. Dabei wird die zusätzliche Stromnachfrage, die sich aus der Umstellung der Heizungen ergibt, abgeleitet und der Residuallast gegenübergestellt. 3

2 Entwicklungen auf dem Strommarkt bis 2030 Um den Bedarf an konventionellen Kraftwerkskapazitäten im Jahr 2030 zu prognostizieren, muss zunächst eine Prognose für die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien erstellt werden. Diese wird dann mit einer Prognose der Stromnachfrage verbunden. Aus diesen beiden Prognosen ergibt sich dann die Residuallast, d.h. die durch konventionelle Kraftwerke bereitzustellende Strommenge. Die in 2030 durch erneuerbare Energien erstellte Strommenge hängt zum einen von den Erzeugungskapazitäten und zum anderen von deren Auslastung ab. Für die Erzeugungskapazitäten werden die Ausbauziele des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMU) angenommen. Diese sehen für die Windkapazitäten onshore 75 GW, für die Windkapazitäten offshore 15 GW und für die Photovoltaik eine Kapazität von 52 GW vor. Die Erzeugungskapazitäten werden sowohl über das Jahr als auch im Tagesablauf in sehr unterschiedlichem Maß genutzt. Um hier die Schwankungen und das Potenzial abzuschätzen, wird die Stromproduktion des Jahres 2012 in Relation zu den Erzeugungskapazitäten in 2012 gesetzt. So ergibt sich für jede Stunde des Jahres und für jede erneuerbare Energie ein Auslastungsfaktor. Dieser wird im Zeitverlauf als konstant angesehen, sodass sich die Stromproduktion im Jahr 2030 aus diesem Auslastungsfaktor und den Erzeugungskapazitäten in 2030 ergibt. Es wird unterstellt, dass die zeitliche Verfügbarkeit von erneuerbaren Energien zur Stromerzeugung in 2030 das gleiche Muster aufweist wie in 2012. Die zukünftige Verbrauchsentwicklung wird von unterschiedlichen Faktoren beeinflusst. Einerseits führt das Wirtschaftswachstum und der vermehrte Einsatz von Strom in Bereichen, in denen bisher kaum Strom eingesetzt wurde (z.b. Elektromobilität), zu einer steigenden Stromnachfrage. Andererseits führen Maßnahmen zur Verbesserung der Energieeffizienz zu einer sinkenden Stromnachfrage. Vor diesem Hintergrund wird hier eine mittlere Annahme getroffen und eine konstante Stromnachfrage unterstellt, wobei das zeitliche Verbrauchmuster aus dem Jahr 2012 übernommen wird. Abbildung 1 zeigt die Residuallast im Jahr 2012 und die Prognose für die Residuallast im Jahr 2030 für die einzelnen Stunden des Jahres. Es zeigt sich, dass die durchschnittliche Residuallast deutlich zurückgeht. Gleichzeitig nehmen die Schwankungen zu. In immer mehr Stunden im Jahr wird die Residuallast negativ, d.h. es könnte zu diesen Zeiten mehr Strom aus erneuerbaren Energien erzeugt werden, als jeweils von den Stromverbrauchern benötigt wird. Andererseits gibt es auch im Jahr 2030 noch viele Stunden mit einer hohen Residuallast. Für diese Stunden müssen konventionelle Kraftwerke vorgehalten werden, die nur wenige Stunden im Jahr Strom produzieren aber dennoch weiterhin in Bereitschaft gehalten werden müssen. Die Umstellung auf allein strombasierte Heizsysteme wäre besonders problematisch, wenn sie zu einer Zunahme des Strombedarfs in diesen Stunden führt. 4

1 169 337 505 673 841 1009 1177 1345 1513 1681 1849 2017 2185 2353 2521 2689 2857 3025 3193 3361 3529 3697 3865 4033 4201 4369 4537 4705 4873 5041 5209 5377 5545 5713 5881 6049 6217 6385 6553 6721 6889 7057 7225 7393 7561 7729 7897 8065 8233 8401 8569 8737 Abbildung 1: Residuallast im Jahr 2012 und die Prognose der Residuallast 2030. GW 140 Residuallast 2012 Residuallast 2030 120 100 80 60 40 20 0-20 -40-60 3 Szenarien für die Umstellung auf monovalente elektrische Heizsysteme Im Folgenden wird untersucht, wie sich der Strommarkt verändert, wenn ein Teil der derzeitigen Öl- oder Gasheizungen bis zum Jahr 2030 auf Strom-Wärmepumpen umgestellt wird. Das Potenzial für die Umstellung ergibt sich aus dem Bestand von etwa 19 Millionen Öl- und Gasheizungen, die im Jahr 2012 rund 380 TWh an Raumwärme und Warmwasser erzeugt haben. Dabei unterscheiden sich die beheizten Wohnungen bezüglich Größe, der Qualität des baulichen Wärmeschutzes und der Qualität der Heizanlage. Für das Jahr 2012 wird von einem Einfamilienhaus mit einem Verbrauch von 21.350 kwh/jahr ausgegangen. In den nächsten Jahren werden sich die Heiztechnik und der bauliche Wärmeschutz weiter verbessern, sodass für das Jahr 2030 ein Verbrauch von nur 15.556 kwh/jahr angenommen wird. Damit sinkt der Energieverbrauch für Heizen um 27 Prozent auf 277 TWh/Jahr. 5

Für die in diesen Häusern eingesetzten Strom-Wärmepumpen wird Folgendes angenommen: Elektrische Leistung (Input): 3 kw Heizleistung (Output): 9 kw Arbeitszahl: 3,0 Der Wärmebedarf ist über das Jahr und auch über die Tagesstunden sehr unterschiedlich verteilt. In der Prognose für 2030 werden die Temperaturverläufe und die Wärmelastprofile des Jahres 2012 verwendet. Abbildung 2 zeigt für jeden Tag des Jahres 2030 die durchschnittliche Gebäudeheizlast (24-h-Mittelwert) sowie die Heizlast (1-h-Mittelwert) der Stunde mit dem höchsten Wärmebedarf des jeweiligen Tages. Abbildung 2: Durchschnittliche (24-h-Mittelwert) und maximale Gebäudeheizlast (1-h-Mittelwert) an den Tagen des Jahres 2030. kw 8 7 6 5 24-h-Mittelwert 1-h-Mittelwert 4 3 2 1 0 Betrachtet werden zwei Szenarien: Im ersten Szenario werden 10 Prozent der Öl- und Gasheizungen auf Strom-Wärmepumpen umgestellt. Dies entspricht einer jährlichen Energienachfrage von 27,7 TWh. Es wird eine durchschnittliche Arbeitszahl von 3 unterstellt, sodass die Stromnachfrage um 9,2 TWh/a steigt. Über das Jahr gerechnet, steigt die gesamte Stromnachfrage damit lediglich um 2,5 Prozent. Dies ist jedoch wenig aussagekräftig, da die 6

zusätzliche Wärmepumpenstromnachfrage sehr ungleich über das Jahr verteilt ist. Im zweiten Szenario werden deutlich mehr Heizungen, nämlich zwanzig Prozent der Öl- und Gasheizungen, auf elektrische Wärmepumpen umgestellt. Damit sind die Potenziale auch doppelt so groß. Bei 1,9 Millionen Strom-Wärmepumpen werden im Jahr 2030 in einer durchschnittlichen Stunde 1,1 GW Strom zum Betrieb dieser Wärmepumpen benötigt. Um die Verteilung der Stromlast über das Jahr und innerhalb der Tage zu erhalten, wird die Stunde mit dem maximalen Wärmepumpenstromverbrauch betrachtet. Der Jahresdurchschnitt dieser tagesmaximalen Werte liegt bei 1,7 GW. Allerdings liegt der Bedarf in den Wintermonaten deutlich über diesem Durchschnitt, wobei im Februar mit einem durchschnittlichen Bedarf von 4,4 GW pro Stunde ein Maximum erreicht wird. Abbildung 3 zeigt die Entwicklung der Wärmepumpenstromnachfrage für die tagesmaximale Stunde im Zeitverlauf des Jahres 2030 bei 3,8 Millionen Strom-Wärmepumpen. Hier ergibt sich als Durchschnitt über alle Tagesmaxima ein Bedarf von 3,3 GW. In den Wintermonaten aber ein Spitzenbedarf von 8,8 GW. Abbildung 3: Verlauf der täglichen Maximalwerte der Heizstromnachfrage bei 3,8 Mio. Stromheizungen GW 10 9 8 Maximale Heizstromnachfrage am Tag 7 6 5 4 3 2 1 0 7

Um die für die Wärmepumpenstromnachfrage erforderliche zusätzliche gesicherte Leistung abschätzen zu können, muss untersucht werden, ob die Heizstromnachfrage in Perioden mit einer ohnehin schon hohen Residuallast anfällt oder in Perioden mit einer bisher geringen Residuallast. Die Abbildungen 4 und 5 teilen die Residuallast in zwanzig Klassen gleicher Größe, wobei Abbildung 4 das Szenario mit 1,9 Millionen und Abbildung 5 das Szenario mit 3,8 Millionen Wärmepumpen darstellt. Jede der Klassen enthält 5 Prozent der Stunden des Jahres, was einer nicht zusammenhängenden Stundenzahl von etwa 18 Tagen entspricht. Die Balken in den Diagrammen stellen die durchschnittliche Residuallast in den Klassen dar. In der ersten Klasse ist diese negativ, in der zweiten Klasse bei 4,2 GW und in der zwanzigsten Klasse bei 105,2 GW. Eine Erhöhung der Stromnachfrage in den unteren Klassen hat eine eher stabilisierende Wirkung auf den Strommarkt. Hier werden Kapazitäten, die zur Deckung der Stromnachfrage in den oberen Klassen ohnehin notwendig wären, besser genutzt. Problematisch ist hingegen eine Erhöhung der Stromnachfrage in den oberen Klassen. Hier müssen für die Deckung der Heizstromnachfrage zusätzliche Kapazitäten geschaffen oder erhalten werden. Die Heizstromnachfrage wird in jedem der beiden Diagramme durch zwei Linien beschrieben. Die obere Linie zeigt die maximale zusätzliche Nachfrage in dem jeweiligen Intervall, die untere Linie die durchschnittliche Wärmepumpenstromnachfrage. In allen Klassen der Residuallast gibt es Stunden mit einer großen Wärmepumpenstromnachfrage. In den unteren Klassen sind diese relativ unproblematisch. In den oberen Klassen macht die Zusatznachfrage aber zusätzliche Kapazitäten der Stromerzeugung erforderlich. Da die Stromnachfrage jederzeit befriedigt werden muss, sind die maximalen Werte relevant. Diese zeigen, dass bei 1,9 Millionen Wärmepumpen knapp 4 GW an zusätzlichen gesicherten Stromerzeugungskapazitäten erforderlich sind. Bei 3,8 Millionen Wärmepumpen sind zusätzlich etwa 8 GW erforderlich. Die untere Linie im Diagramm zeigt die durchschnittliche Wärmepumpenstromnachfrage in dem jeweiligen Intervall. Sie bildet die durchschnittliche Nachfrage über etwa 18 nicht zusammenhängende Tage ab. Es zeigt sich, dass obwohl die Spitzenwerte in allen Klassen auftauchen, die Durchschnittswerte ansteigen und insbesondere in den Klassen mit einer hohen Residuallast höher sind, als in Klassen mit geringer Residuallast. Somit gibt es in Zeiten knapper Stromkapazitäten nicht nur einzelne Stunden mit hoher Wärmepumpenstromnachfrage, sondern regelmäßig einen hohen Bedarf. 8

Abbildung 4: Verteilung und Korrelation der Residuallast und der Heizstromnachfrage bei 1,9 Mio. Stromheizungen GW 120 100 80 60 40 20 0-20 Durchschnittliche Residuallast (linke Achse) Durchschnittliche Heiznachfrage (rechte Achse) Maximale Heizstromnachfrage (rechte Achse) 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 GW 5,0 4,5 4,0 3,5 3,0 2,5 2,0 1,5 1,0 0,5 0,0 5 Prozent Klassen Abbildung 5: Verteilung und Korrelation der Residuallast und der Heizstromnachfrage bei 3,8 Mio. Stromheizungen GW 120 100 80 60 40 20 0-20 Durchschnittliche Residuallast (linke Achse) Durchschnittliche Heiznachfrage (rechte Achse) Maximale Heizstromnachfrage (rechte Achse) 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 GW 10 9 8 7 6 5 4 3 2 1 0 5 Prozent Klassen 9

4 Ergebnisse Die Analyse hat gezeigt, dass die Umstellung auf Stromheizungen zu einer deutlichen Zunahme der notwendigen gesicherten Stromerzeugungskapazitäten führt. Sofern 20 Prozent der Haushalte, die derzeit mit Öl- oder Gas heizen, auf Strom-Wärmepumpen umstellen, ergibt sich ein zusätzlicher Bedarf an gesicherter Leistung von etwa 8 GW. Dieser zusätzliche Bedarf entspricht acht typischen Kohle-Kraftwerksblöcken und fällt auch in wind- und sonnenschwachen Zeiten mit einem nur geringen Angebot erneuerbarer Energien an. Die zusätzlich benötigten regelbaren Kraftwerke müssten unter hohen Kosten bereitgehalten werden, die auf alle Stromverbraucher umgelegt würden. 10

Economic Trends Research Analyse Ökonomischer Trends info@mb-etr.de