Oberleitungsfreier Betrieb einer Straßenbahn Topologie und Betriebskonzept

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Transkript:

Oberleitungsfreier Betrieb einer Straßenbahn Topologie und Betriebskonzept Frank Becker, André Dämmig, Markus Klohr, Christian Hufenbach Date: 04.04.2016

AGENDA 1 Vorteile des oberleitungsfreien Betriebs (CFO) 2 Fahrzeugkonfiguration und Streckencharakteristik 3 CFO spezifische Komponenten an Fahrzeug und Strecke 4 Umrüstung eines Bestandfahrzeugs 2

Vorteile des oberleitungsfreien Betriebs 3 Quelle: Badische Zeitung

Fahrzeugkonfiguration und Streckencharakteristik Nanjing Fahrzeug Anforderungen: Vollständig oberleitungsfreier Betrieb zwischen den Haltestellen Nachladen in jeder Haltestelle über den Pantographen Nachladen sowohl im Fahren als auch im Stillstand Pantograph wird automatisch gehoben und gesenkt, keine Bedienhandlung durch den Fahrer erforderlich 5-teiliges Niederflurfahrzeug der FLEXITY 2 Serie: Nennspeisespannung: 750 V Fahrzeugkapazität: 300 Personen Max. Beschleunigung: 1,2 m/s² Max. Verzögerung (Betriebsbremsung): -1.3 m/s² Höchstgeschwindigkeit: 70 km/h 4

Fahrzeugkonfiguration und Streckencharakteristik Nanjing (China), Hexi und Qilin Line Hexi Streckencharakteristik Konfiguration Qilin Catenary Free Operation Fahrzeugtyp und Stückzahl 8 x FLEXITY 2 7 x FLEXITY 2 Länge der Strecke Davon CFO Stationen Ladepunkte 7,65 km Zirka 90% 13 13 8,85 km Zirka 90% 14 14 Max. Abstand zwischen den Ladepunkten 700 m 1380 m Fahrzeit (hin und zurück) Zirka 60 min Zirka 58 min Installierte Energiespeicher kapazität 2x 49 kwh Li-Ion Batterie Ladetechnik 90 m Fahrdraht in Haltestelle + Bremsenergierückgewinnung 5

CFO spezifische Komponenten an Fahrzeug und Strecke Pneumatisch betätigter Pantograph Druckluft betätigter Pantograph. Gleiche Lebensdauer wie für Fahrzeuge ohne CFO Technik Variabler Anpressdruck, um Stromtragfähigkeit im Stillstand zu erhöhen. Pneumatisch betätigter Pantograph (reduzierter Hubbereich) Luftversorgung für Pantograph 6

CFO spezifische Komponenten an Fahrzeug und Strecke Traktionsbatterie mit Kühleinheit PRIMOVE Traktionsbatterie System Rail TB 50 Energieinhalt Nennspannung Nennkapazität (1C, 25 C) Rail 50 Zwei Einheiten à 24,5 kwh 24,5 kwh 533 V 46 Ah Thermal Conditioning Unit Kühlung/ Heizung der Batterie für optimale Performance und lange Lebensdauer Batteriesystem (rechts) Thermal Conditioning Unit (TCU) (links) 7

CFO spezifische Komponenten an Fahrzeug und Strecke Integration in das Antriebssystem Hauptkomponenten und Systemintegration: Stromrichtergerät 1 Stromrichtergerät 2 (12) (12) V V (01) (01) (02) (02) (03) (03) (13) (04) (05) (05) (14) (05) (04) (05) (08) (07) (06) (09) (07) (08) 3 3 400 V AC 24 V DC 400 V AC (07) (06) (07) (08) (08) (09) 3~ (10) 3~ 3~ (10) 3~ M (11) M M (11) M (01) Hauptschütz (02) Filterdrossel (03) Eingangs IGBT (04) Bremssteller (05) Bremswiderstand (06) ES-Steller (07) ES-Drossel (08) Energiespeicher (ES) / Traktionsbatterie (09) Zwischenkreiskondensator (10) Motorumrichter (11) Traktionsmotor (12) Netzspannungserkennung (13) Hilfsbetriebeversorgung Entkopplungsnetzwerk (14) Bordnetzumrichter (BNU) 8

CFO spezifische Komponenten an Fahrzeug und Strecke Baken System Beginn und Ende des Fahrdrahts über Baken Bakenempfänger auf Fahrzeugdach (Ausrichtung nach oben) Empfangsbereich: bis zu 6 m Abmessungen: 310 x 200 x 61 mm Bake Baken Empfänger auf dem Fahrzeug Anordnung Sender und Empfänger 9

Übergang CFO Oberleitungsbetrieb Anordnung der Tags 20 m 25 m außerhalb der Station Fahrdraht innerhalb der Station 20 m 25 m außerhalb der Station Nutzbare Fahrdrahtlänge im Stationsbereich Länge der Plattform Fahrtrichtung Bahnsteig Fahrtrichtung 20...25 m 20...25 m Bake A Bake A Bake A Bake B Bake B Zeitpunkt zum Heben/Senken des Pantographen abhängig von Fahrzeuggeschwindigkeit, Beschleunigung und verfügbare Fahrdrahtlänge Anpressdruck des Pantographen wird bei Fahrzeugstillstand erhöht Ladestrom wird abhängig von der erwarteten Haltedauer optimiert 10

Übergang CFO Oberleitungsbetrieb Anordnung der Tags in der Endhaltestelle Nutzbare Fahrdrahtlänge im Stationsbereich Länge der Plattform Fahrtrichtung Fahrtrichtung Bake A Bake B Bei Einfahrt in Endhaltestelle: Bake B wird ignoriert Bei Ausfahrt aus der Endhaltestelle: Bake A wird ignoriert Endhaltestelle wird über die Ermittlung des Abstands zwischen den Tags erkannt 11

Übergang CFO Oberleitungsbetrieb Ablauf eines dynamischen Nachlagevorgangs (Animation) 1. Einfahrt in die Haltestelle im CFO Zirka 30 km/h (Station Limit) Tram erkennt Tag A, der den Beginn des Fahrdrahts markiert 2. Pantograph wird gehoben Das Nachladen beginnt schon im Fahren 3. Erreichen des Haltepunkts Fortsetzung des Laden, Ladestrom wird auf 500 A begrenzt 4. Haltevorgang Fahrgastwechsel 5. Tram fährt an Das Laden wird fortgesetzt und das Fahrzeug mit der Energie aus dem Fahrdraht beschleunigt Tag B, der das Ende des Fahrdrahts ankündigt wird erkannt 6. Pantograph wird gesenkt Ladevorgang wird beendet 7. Weiterfahrt im CFO Fahrzeug fährt bis zum nächsten Ladepunkt im fahrdrahtlosen Betrieb 12

Nanjing, Hexi und Qilin Line (China) Beispiel 9h Fahrgastbetrieb Seit August 14.08.2014 Fahrgastbetrieb mit 6 Fahrzeugen 350 tkm (stand Februar 2016), keine Antriebsausfälle Betrieb auf Hexi, zweite Linie noch im Bau 13

Umrüstung eines Bestandsfahrzeug Bestandsfahrzeug Variobahn des Typs Rhein-Neckar umgerüstet Energy Saver durch Batteriespeicher ersetzt Stromrichter durch modifizierten Nanjing Stromrichter ersetzt (negative Polarität am Fahrdraht) Wird von der RNV als Fahrschulund Demonstratorfahrzeug eingesetzt 14

Umrüstung eines Bestandsfahrzeug Demonstrationsfahrzeug RNV CFO - Rekordfahrt Fahrt tagsüber im Stadtgebiet Leeres Fahrzeug 41.6 km ausschließlicher Betrieb aus der Traktionsbatterie Durchschnittsgeschwindigkeit 25 km/h 15

Zusammenfassung Integration des PRIMOVE Traktionsbatteriesystems in das Antriebssystem einer Straßenbahn der FLEXITY 2 Familie Konzept für eine vollautomatische Steuerung der Betriebsartenwechsel (Oberleitungsbetrieb oberleitungsfreier Betrieb) wurde entwickelt Der Übergang erfolgt im Fahrbetrieb ohne Einbußen des Fahrkomforts oder der Sicherheit Energiemanagement ist erforderlich, um die kalkulierte Lebensdauer des Energiespeichers zu erreichen System ist im Passagierbetrieb seit August 2014 Leistungsfähigkeit der CFO Technik wurde durch Rekordfahrt demonstriert 16

GEHEIM UND VERTRAULICH