CORPORATE FINANCE Rechte und Lizenzen im Fokus der Bilanz Bewertung zwischen Wachstum und Konsolidierung 28. Oktober 2009 ADVISORY
Bilanzierung immaterieller Vermögenswerte in der Medienbranche im Fokus der Bilanz Beispielbilanz eines Medienunternehmens in Mio. 31. Dez. 08 Goodwill 105,1 Sonstige immaterielle Vermögenswerte 97,2 Sachanlagen 75,4 Finanzanlagen 31,7 Latente Steueransprüche 4,1 Summe langfristiges Vermögen 313,5 Vorräte 11,2 Kurzfristige finanzielle Vermögenswerte 34,2 Laufende Steueransprüche 2,1 Forderungen 81,5 Sonstige Vermögenswerte 24,9 Zahlungsmittel und Zahlungsmitteläquivalente 48,7 Summe kurzfristiges Vermögen 202,6 Summe Aktiva 516,1 Bilanzierte Rechte Bilanzierte Filmlizenzen Bilanzierte Marken Bilanzierte Sendelizenzen Nicht-bilanzierte Rechte Nicht-bilanzierte Filmlizenzen Nicht-bilanzierte Marken Nicht-bilanzierte Sendelizenzen Neben den in der Bilanz ausgewiesenen immateriellen Vermögenswerten gibt es auch nicht-bilanzierte selbsterstellte immaterielle Vermögenswerte. 1
Kontextabhängigkeit von immateriellen Vermögenswerten Kundenbeziehungen Gebäude Kundenstamm Technische Infrastruktur... Materielle Vermögenswerte Wert Immaterielle Vermögenswerte Technologien/ Know-how Verträge Marke Finanzanlagen Refinanzierungsart Für die Verwertung von Rechten und Lizenzen werden komplementäre immaterielle und materielle Produktionsfaktoren benötigt. 2
Idealtypische immaterielle Vermögenswerte in der Medienbranche Marketingbezogene immaterielle Vermögenswerte Kundenbezogene immaterielle Vermögenswerte Vertragsbezogene immaterielle Vermögenswerte Technologiebezogene immaterielle Vermögenswerte Markenrechte, Markennamen Zeitschriften- und Zeitungstitel Internet-Domain-Namen Kundenlisten Nicht vertragliche Kundenbeziehungen Lizenzen (z. B. Filmlizenzen) Werbeverträge, Dienstleistungsverträge Franchise-Rechte Verlags-, Belieferungs- und Distributionsrechte Betriebs- und Sendegenehmigungen Datenbanken Patentierte oder nicht rechtlich geschützte Technologien 3
Immaterielle Vermögenswerte bei Transaktionen von Medienunternehmen Aufgliederung immaterieller Vermögenswerte nach deren Anteil an den Kosten für Unternehmenszusammenschlüsse Gesamtanteil Technologiebezogen 4,8% Vertragsbezogen 9,4% Kundenbezogen 7,6% 47,8% Marketingbezogen 20,0% Nicht weiter spezifiziert 6,0% Immaterielle Vermögenswerte sind ein wesentlicher Werttreiber bei Unternehmenstransaktionen in der Medienbranche. 4
Immaterielle Vermögenswerte als Werttreiber in Wachstumsphasen Dr. Mathias Döpfner, Vorstandsvorsitzender der Axel Springer AG, zum Erwerb der Zanox.de AG (2007): Die Beteiligung an zanox ermöglicht den Eintritt in einen neuen Wachstumsmarkt der Online-Werbung. Wir sichern uns dadurch den Zugang zu neuen Werbeformen, neuen Kundengruppen und neuem technologischen Know-how. Konstantin Urban, Geschäftsführer der Holtzbrinck-Networks GmbH, zum Erwerb von StudiVZ (2007): Der Kauf von StudiVZ [ ] wird sich betriebswirtschaftlich für uns auszahlen [ ] Dies zeigt die Tatsache, dass StudiVZ bei den Studenten in Deutschland die absolute Nummer eins ist und eine gewaltige Marktdurchdringung hat. Kaleil Isaza Tuzman, CEO of KIT digital, Inc., a provider of software solutions for managing video content on the Internet, has acquired German competitor Nunet AG from IMG Worldwide for USD 11.1 m (2009): The transaction will significantly expand KIT digital s customer base and its ability to offer video solutions for mobile devices, browsers and TV through an IP set-top-box. 5
Immaterielle Vermögenswerte als Risikofaktoren in Konsolidierungsphasen Bernhard Burgener, Vorstandsvorsitzender ehem. EM.Sport Media AG (2008): Die Lage an den Finanzmärkten und die Einschätzung der künftigen Marktentwicklung führen zu außerplanmäßigen Wertberichtigungen und Fair-Value-Anpassungen. Die Businesspläne müssen wie bei den meisten Unternehmen nun überarbeitet werden. Mark Williams, CEO of Sky Deutschland AG (2009): Becoming Sky is about far more than a simple change of name: it is a signal that everything has and will improve. Last Saturday, we launched our new Sky service. We are convinced that we will set a new standard [ ] under the new brand. (write-off Premiere trademark: 254 Mio.) Robert S. Kaplan/David P. Norton (2005): Wer den Nutzen immaterieller Werte messen kann, hat den heiligen Gral des Rechnungswesens gefunden. Immaterielle Werte sind [ ] weitaus wertvoller als ihre materiellen [ ]. Wenn Führungskräfte also eine Möglichkeit fänden, den Wert [ ] zu bestimmen, könnten sie die Wettbewerbssituation [ ] genauer messen und managen. 6
Immaterielle Vermögenswerte und Goodwill als Risiko in Konsolidierungsphasen KPMG-Studie: In Bilanzen der Medien- und Unterhaltungsbranche lauern große Abschreibungsrisiken durch hohen Anteil immaterieller Vermögenswerte Vielen Unternehmen der Medien- und Unterhaltungsbranche droht aufgrund hoher Goodwill-Positionen und eines hohen Anteils immaterieller Vermögenswerte in der Bilanz als Folge von Firmenübernahmen in der Vergangenheit möglicherweise eine erhebliche Ergebnisbelastung. Da in dieser Branche im Schnitt 47,8 Prozent des Kaufpreises auf immaterielle Vermögenswerte entfallen, ist mit erheblichen planmäßigen Abschreibungen zu rechnen. Der relative Anteil des bilanzierten Geschäftswertes (Goodwill) beträgt hier im Verhältnis zu den Kosten des Unternehmenszusammenschlusses durchschnittlich 44,5 Prozent, wodurch besonders in Zeiten des konjunkturellen Abschwungs das Risiko für außerplanmäßige Abschreibungen auf den Geschäftswert steigt. Zu diesem Ergebnis kommt eine KPMG-Studie, für die 342 Transaktionen vergangener Jahre in 14 verschiedenen Branchen unter die Lupe genommen wurden. 7
Hoher Goodwill-Bestand birgt vor allem in der Krise Abwertungsgefahr Unternehmen In Mio. Sonstige immaterielle Vermögenswerte 31.12.08 Goodwill 31.12.08 Immaterielle Vermögenswerte/ Bilanzsumme 31.12.08 Axel Springer AG 317 421 26% ProSiebenSat.1 Media AG 2.147 2.237 74% Sky Deutschland AG 650 622 81% CineMedia Film AG 1 7 18% Constantin Medien AG 296 89 53% MISTRAL Media AG 0 16 62% MME Moviement AG* 0 40 67% Mood and Motion AG 0 5 29% Odeon Film AG 28 12 60% Senator Entertainment AG 18 1 53% Splendid Medien AG 9 0 26% Wige Media AG 1 0 5% Schlott Gruppe AG** 13 76 19% M4e AG 3 8 45% GfK Aktiengesellschaft 194 736 64% Telegate AG 40 10 27% * Werte zum 31. August 2008 ** Werte zum 30. September 2008 Medienunternehmen weisen in ihren Bilanzen nach wie vor hohe Goodwill- Positionen und somit Risikopotenzial aus. 8
Rechte und Lizenzen als Werttreiber im Spannungsfeld zwischen Wachstum & Urheberrechtlicher Schutz Sicherung von Distributionskanälen USP für Kundenbindung und Image Technologische Innovation Technische Konvergenz Investitionen für sich veränderndes Mediennutzungsverhalten Treiber für Digitalisierung Sicherung von Content Konsolidierung Akquisition durch/fusion von Wettbewerber(n) Preisdruck bei Lieferanten Renditeforderung bei Eigenkapitalgebern Preisdruck bei Kunden Desinvestitionen Abschreibungsdruck bei Wirtschaftsprüfern/DPR Abschreibung Harte Covenants-Vorgaben von Banken 9
Wesentliche Planungsparameter in der Medienbranche Finanzierungsrisiko Medienkonsum Programminvestitionen Quotendruck Konsolidierungsdruck Marktanteil Brutto-/Nettoschere Digitalisierung Werbespendings Effizienzsteigerungen Verkaufte Auflagen Unternehmensübernahmen Vertriebs- und Anzeigenerlöse Für die Steuerung immaterieller Vermögenswerte sind die medienspezifischen Werttreiber und Risikofaktoren und ihr Zusammenwirken simultan zu beurteilen. 10
Die Herausforderung der ständigen Balance von Werttreibern und Risikofaktoren Teure Transaktionen Hohe Fremdfinanzierungskosten Wachstumsphase Impairment- Risiko Wachstumshemmnis Sinkende Eigenkapitalquote Investitions- Cashflow Überschuss Operativer Cashflow Konsolidierungsphase Defizit Druck auf Covenants Investitionshemmnis in Zukunft Einengung des operativen Handlungsspielraums Finanzie- rungs- Cashflow Operativer Cashflow 11
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Kontakt KPMG AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Prof. Dr. Vera-Carina Elter Partner Corporate Finance Tersteegenstraße 19-31 40474 Düsseldorf veraelter@kpmg.com www.kpmg.de 13