Inputreferat Betriebliche Kostenvorteile durch familienfreundliche Maßnahmen Konferenz Vereinbarkeit braucht Vernetzung, Innovation und Mut Projekt Sprungbrett im Rahmen der Gemeinschaftsinitiative EQUAL Freiburg, 26. März 2004 Prognos AG Tilmann Knittel Freiburg, 26.03.2004 Ziel der Kosten-Nutzen-Analyse Ziel: belastbare und aussagekräftige Ergebnisse zur Quantifizierung des betriebs - wirtschaftlichen Nutzens einer familienfreundlichen Personalpolitik zu liefern. daraus abgeleitete Vorgaben: Als belastbare Datengrundlage eignen sich unternehmensintern vorhandene Daten aus dem Personalcontrolling. Zur Gewährleistung der Aussagekraft beschränkt sich die Analyse auf eine besonders betroffene und operationalisierbare Beschäftigtengruppe (Eltern). Untersuchungsdesign 2 1
Untersuchte Wirkungen familienfreundlicher Maßnahmen Verringerung der Fluktuation, Erhöhung der Rückkehrquote aus der Elternzeit Senkung der Abwesenheitsdauer im Anschluss an den Mutterschutz verbessertes Personalmarketing Marketing-Effekte für den Produktabsatz Senkung von Fehlzeiten und Krankenstand Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens (Diversity) Steigerung der Motivation und Zufriedenheit der Beschäftigten Effizienzsteigerungen Reduktion der Stressbelastung Verbessertes Unternehmensimage Auswirkungen auf Ratings 3 Untersuchungsdesign Im Fokus der Analyse: Eltern mit Betreuungsaufgaben Innerhalb dieser Analyse wurden die betriebswirtschaftlichen Effekte und Maßnahmenkosten auf Eltern mit Betreuungsaufgaben bezogen ermittelt. Zielgruppe Maßnahmenbereich Gesamtbelegschaft Eltern betreuende Eltern Work-life-balance familienfreundliche Maßnahmen 4 Untersuchungsdesign 2
Teilnehmende Unternehmen Mitarbeiter B.Braun Melsungen AG Condat Informationssysteme AG, Berlin Fraport AG, Frankfurt a.m. GeneralCologne Re, Köln ratiopharm GmbH, Ulm Gerhard Rösch GmbH, Tübingen SICK AG, Waldkirch Sparkasse Saarbrücken VAUDE Sport GmbH & Co.KG, Tettnang Wintershall AG, Kassel 4.250 140 13.050 600 760 400 1.200 1.350 220 790 5 Datengrundlage Das familienfreundliche Grundprogramm Maßnahmen und Kosten Maßnahme Beratungsangebote für Eltern, Kontakthalte- und Wiedereinstiegsprogramme für Beschäftigte in Elternzeit Teilzeitangebote, Arbeitszeitflexibilität und -souveränität für Eltern Telearbeit für Beschäftigte in Elternzeit betriebliche bzw. betrieblich unterstützte Kinderbetreuung Kosten 1 Vollzeitkraft (60.000 ) pro 100 betreuenden Eltern bzw. pro 1.100 Beschäftigten 2 Personentage (600 ) pro Fall Max. 7.000 Sach- und Personalkosten pro Telearbeitsplatz (auf 3 Jahre gerechnet) Jährliche Kosten pro Ganztages-Platz zwischen 7.800 (Kindergarten) und 15.600 (Krippe), davon ca. 60% ungedeckt 6 Maßnahmen 3
Verteilung der Maßnahmenkosten bei der Familien GmbH Beratungs - und Kontakthalteangebote 81'250 betriebliche Kinderbetreuung 182'300 Abstimmungsaufwand 10'500 für flexible Arbeitszeitmodelle 30'000 Telearbeitsplätze Summe Maßnahmekosten pro Jahr... 304.113 7 Maßnahmen Wirkung familienfreundlicher Maßnahmen: Beispiel Wintershall AG Entwicklung der durchschnittlichen Verbleibdauer in Elternzeit (Monate) 35 30 33 32 25 20 25 21 19 19 15 10 5 0 Einführung familienorientierter Maßnahmen 1998 1999 2000 2001 2002 2003 8 Wirkungen 4
Die Kosteneinsparpotenziale Fluktuations- und Wiederbeschaffungskosten Wiederbeschaffungskosten einer unbefristeten Stelle untere EK mittlere EK obere EK Summe 9.500 23.200 43.200 Wiedereingliederungskosten von WiedereinsteigerInnen Überbrückungskosten Wiedereingliederungskosten von ErziehungsurlauberInnen "Familien GmbH" nach 6 Monaten 1.200 nach 12 Monaten 2.400 nach 18 Monaten 4.000 nach 36 Monaten 6.000 Überbrückungskosten je Ersatzkraft "Familien GmbH" * Überbrückung mit unbefristeter Einstellung (Realszenario) 17.494 Überbrückung mit befristeter Einstellung Zeitraum 6 Monate 13.907 Zeitraum 12 Monate 14.986 Zeitraum 18 Monate 16.064 Zeitraum 36 Monate 17.494 Überbrückung mit sonstigen Maßnahmen /Monat 652 9 Einsparpotenziale Familien GmbH: Einspareffekte und Maßnahmenkosten 379'500 304'050 Kosten-Nutzen- Differenz: 75 450 30'000 Telearbeitsplätze Einspareffekte durch familienfreundliche Maßnahmen 182'300 10'500 81'250 Kosten der Maßnahmen betriebliche Ganztags- Kinderbetreuung mit 30 Plätzen Abstimmungsaufwand für flexible Arbeitszeitmodelle Beratungs- und Kontakthalteangebote 10 Kosten-Nutzen-Relation 5
Zukunftstrends in Wirtschaft und Gesellschaft GLOBALISIERUNG Zunahme internationaler Konkurrenz Verkürzung Produktzyklen Verringerung der Halbwertzeit von Fachwissen DEMOGRAFISCHER WANDEL Alterung und Rückgang der Erwerbsbevölkerung Notwendiger Anstieg Erwerbsbeteiligung Leben und Arbeiten 2020 WIRTSCHAFTLICHER STRUKTURWANDEL Wissensbasierte Dienstleistungsgesellschaft (Automatisierung) Höhere und spezifischere Qualifikationen nötig Flexibilisierung INDIVIDUALISIERUNG Aufwändigere Alltagsorganisation Pluralisierung der Lebensentwürfe 11 Trends Work-Life-Balance als Motor für wirtschaftliches Wachstum und gesellschaftliche Stabilität Untersuchungsebenen und zentrale Wirkungen Gesellschaft Kalkulierbare Rahmenbedingungen Unternehmen Work-life- Balance Konzepte Hochwertiger Produktionsfaktor Aktive Teilnahme an der Gesellschaft MitarbeiterInnen Work-Life-Balance 12 6
Analysehorizont Analyse der Wirkungen und Wechselwirkungen von Work-Life-Balance in einem umfassenden Kontext 13 Work-Life-Balance Familienfreundlichkeit als Standortfaktor für Regionen Familienfreundlichkeit unterstützt in erster Linie die Bestandsentwicklung regionaler Unternehmen; verbessert die Bedingungen für Gründungen; erhöht die Standortattraktivität für Ansiedlungen durch Profilierung der Region im Standortwettbewerb; sichert die Innovationsdynamik und Wettbewerbsfähigkeit einer Region; führt zu Vorteilen bei der Bewältigung des Strukturwandels; führt zur nachhaltigen Sicherung der Kaufkraft durch günstigere Bevölkerungsentwicklung; sichert kommunale Steuereinnahmen. 14 Standortfaktor Familienfreundlichkeit 7
Beispiel: IHK Heilbronn-Franken 15 Standortfaktor Familienfreundlichkeit Das Musterunternehmen: Die Familien GmbH Allgemeine Daten Familien GmbH: MitarbeiterInnen: 1.500 Frauenanteil: 45% Teilzeitquote der Frauen: 28% Verteilung der Mitarbeiter auf die Einkommensklassen 17% 40% 43% bis 30.000 bis 55.000 ab 55.001 Rahmendaten der Elternzeit: MitarbeiterInnen in der Zielgruppe: 124 Abgänge in Elternzeit (EZ) p.a.: 20 Verteilung der Zielgruppe auf die Einkommensklassen 47% 5% 48% bis 30.000 bis 55.000 ab 55.001 16 Modellrechnung 8
Betriebswirtschaftliche Effekte Gesamteffekt p.a. Einparpotenzial: 696.090-55% 316.594 r e a l i s i e r t e s E i n s p a r p o t e n z i a l v e r b l e i b e n d e K o s t e n d e r E l t e r n z e i t - 78% 156.459 Basisszenario Realszenario Optimalszenario 17 Ergebnisse Bevölkerung in Deutschland unter 50 Jahren: minus 9,3 Mio Insgesamt Alter 0-19 Alter 20-34 Alter 35-49 Alter 50-64 Alter 65-79 Alter 80+ -4.5-4.0-3.5-3.0-2.5-2.0-1.5-1.0-0.5 0.0 0.5 1.0 1.5 2.0 2.5 3.0 3.5 4.0 4.5 Veränderung 2000-2020 in Mio Personen 18 BEVÖLKERUNG 9
Arbeitskräfte Deutschland 2020: -5 Mio unter 50, +5 Mio über 50 15 45 2000 2020 12 36 Mio Personen 9 6 3 0 20-29 30-39 40-49 50-64 insgesamt Alter 27 18 9 0 ARBEITSKRÄFTE 19 Arbeitsplätze in Deutschland - Entwicklung nach Qualifikationsniveau 1995-2010 (in %) höherqualifizierte Tätigkeiten 1995 2010 35 41 Führungsaufgaben, Organisation und Management, qualifizierte Forschung und Entwicklung, Betreuung, Beratung, Lehren u.ä. mittelqualifizierte Tätigkeiten einfache Tätigkeiten 46 44 20 16 Fachtätigkeiten in der Produktion, Maschinen einrichten u.ä., Fachverkäufer, Sachbearbeiter, Assistententätigkeit in Forschung und Entwicklung, nichtakademische Betreuung u.ä. Hilfstätigkeiten in Produktion, Reinigung, Bewirtung, Lagerhaltung, Verkauf, einf. Bürotätigkeiten u.ä. Arbeitsplätze 20 10