Vorlesung VWL II vom 18.1.2010. Konjunkturelle Schwankungen



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Transkript:

Vorlesung VWL II vom 18.1.2010 Konjunkturelle Schwankungen

8. Kurzfristige Schwankungen der wirtschaftlichen Aktivität die Konjunktur Bislang standen längerfristige Entwicklungen zentraler makroökonomischer Variablen im Vordergrund. Wachstum, natürliche (strukturelle) Arbeitslosigkeit, Zusammenhang zw. Geldmenge und Preisniveau. Ersparnis/Investitionen und Außenhandelssaldo sowie Wechselkurs. Zentrale Eigenschaft bisheriger Modelle war die sog. klassische Dichotomie, also die Annahme, dass man trennen kann zwischen realwirtschaftlichen Variablen (Mengen und relative Preise) und nominalen Variablen (Geldgrößen). Nach klassischer Vorstellung wirken sich Änderungen des Geldangebots nur auf die nominalen Größen aus, nicht auf die realen. Neutralität des Geldes In diesem Rahmen lassen sich Schwankungen um den langfristigen Gleichgewichtspfad nicht erklären. Konjunktur wird erst durch die Interaktion von nominalen Größen (Preisniveau, Geldmenge) und realen Größen (Produktion, Produktivität, Beschäftigung) erklärbar.

Grundwissen zur Konjunktur Unterscheidung von Trend und Zyklus, bzw. Konjunktur und Wachstum Konjunktur ist kurzfristige, wiederkehrende Schwankungen in der wirtschaftlichen Aktivität um einen langfristigen Trend. Allerdings: Unregelmäßig in Frequenz und Amplitude (nicht: Saison)

Trend und Zyklus in der Konjunkturtheorie Produktionspotential Trend >> Wachstum PP: Produktionsmöglichkeiten, nachhaltig, ohne Inflation Bruttoinlandsprodukt (gesamtwirtschaftliche Produktion): Zyklus >> Konjunktur Konjunktur=Schwankungen der Auslastung des PP PP kann nicht beobachtet, muss geschätzt werden

Trend und Zyklus: Erläuterung Trend und Produktionspotential das Produktionspotential beschreibt die Summe der Produktionsmöglichkeiten = die Produktionskapazität Das Wachstum des Produktionspotentials beschreibt den mittelfristigen Wachstumstrend. Das Produktionspotential dient als entscheidende Orientierung bei der Beurteilung der konjunkturellen Lage; es muss aber geschätzt werden: Unsicherheit Zyklus und Bruttoinlandsprodukt Das Bruttoinlandsprodukt beschreibt die tatsächliche gesamtwirtschaftliche Produktion Und unterliegt kurzfristigen zyklischen konjunkturellen Schwankungen im Auslastungsgrad.

Unterscheidung zwischen Mittelfristprojektionen und Konjunkturprognosen Konjunkturprognosen Zeithorizont 1-2 Jahre Frage nach kurzfristiger Dynamik und Veränderung der gesamtwirtschaftlichen Kapazitätsauslastung Mittelfristprojektionen Zeithorizont etwa 5 Jahre Schwankungen des Auslastungsgrads über einen solchen Zeitraum sind nicht prognostizierbar Produktion steigt im Einklang mit Produktionspotential; Output Gap am Ende des Prognosehorizonts in etwa geschlossen Zentrale Bedeutung des Produktionspotentials

Konjunkturelle Phasen Hochkonjunktur/Boom Aufschwung/Erholung Rezession Abschwung

Idealtypischer Konjunkturzyklus: Aufschwungphase (Erholung) Kennzeichen dieser Phase, die nach dem Durchschreiten des konj. Tiefpunkts einsetzt, ist eine beschleunigt steigende Kapazitätsauslastung bei vergleichsweise stabiler Lohn- und Preisentwicklung. Beschäftigungsabbau kommt zunächst zum Ende, dann Beschäftigungsanstieg. Hochkonjunktur (Boom) Die Kapazitätsauslastung liegt oberhalb des langjährigen Durchschnitts und steigt wegen zunehmender Kapazitätsengpässe nur noch verlangsamt. Die Beschäftigung steigt, Lohn- und Preisanstieg beschleunigt sich. Abschwungphase Die Kapazitätsauslastung geht zurück, ist aber noch überdurchschnittlich, der Preisanstieg ist weiterhin hoch, erste Unternehmen beginnen, Produktion und Beschäftigung zurückzufahren. Rezession Kapazitätsauslastung sinkt unter den Durchschnitt, Prod.- und Beschäftigungsrückgang verstärkt sich und erfasst immer mehr Bereiche der Volkswirtschaft.

Konjunkturverlauf: Beschreibung der konjunkturellen Schwankungen Verlaufsaussagen über die Entwicklung der beobachteten Größe (Bruttoinlandsprodukt, Preise, Beschäftigung etc.) beschreiben das konjunkturelle Tempo und insbesondere die Veränderungen des konjunkturellen Tempos. Tempoveränderungen sind ein wichtiges Merkmal zur Beurteilung der konjunkturellen Lage. Laufende Entwicklung wird gemessen im Vorquartalsvergleich in laufender Rate (Beispiel: D 2.Quartal 2007 0,2%) oder laufender Jahresrate (0,8%). Weniger geeignet Vorjahresvergleich (2,5%). Benötigt werden saisonbereinigte Reihen!!! Beispiel: Arbeitslosigkeit Weiteres Problem: Kalenderbereinigung

What will the rest of the year bring? A side-step 15 Y/Y % Country 110 2008 = 100 Country B 10 5 100 0-5 90-10 80-15 -20 2006 2007 2008 2009 2010 Production 70 2006 2007 2008 2009 2010 Production Is country A outperforming country B?

What will the rest of the year bring? A side-step 15 Y/Y % Country 110 2008 = 100 Country B 10 5 100 0-5 90-10 80-15 -20 2006 2007 2008 2009 2010 Production 70 2006 2007 2008 2009 2010 Production Is country A outperforming country B? No. Country A = Country B. For the time being, proper analysis requires (at least) 2 graphs: 1 level 2. y/y.

Konjunkturverlauf in Deutschland (BIP) Reales Bruttoinlandsprodukt im Niveau und in Veränderungsraten (Vorjahresvergleich) 120 6 Index: 2000=100 110 100 90 80 70 60 50 40 1971 1974 1977 1980 1983 1986 1989 1992 1995 1998 2001 2004 2007 4 2 0-2 -4-6 %

Volatilität von Konsum, Investitionen und Exporten im Vergleich zum BIP Veränderungen gegenüber Vorjahr in Prozent 15 10 5 % 0-5 -10-15 BIP Konsum Bruttoanlageinvestitionen Exporte

Konjunkturindikatoren Makroökonomische Variablen wie das BIP sind erst mit zeitlicher Verzögerung und zudem häufig nur vierteljährlich verfügbar. Frühzeitiges verlässliches Bild über die Wirtschaftsentwicklung zu bekommen ist wichtig weitere Konjunkturindikatoren. Konjunkturindikatoren weisen ausgeprägte konjunkturelle Komponente aus. Häufig werden einzelne statistische Reihen zu Gesamtindikatoren zusammengefasst. Frühindikatoren (Leading I.): Auftragseingänge; Baugenehmigungen, Aktienindizes, Geldmengen und Zinsen, (Zukunftskomponente von) Befragungen von Unternehmen (Ifo- Geschäftsklimaindex) oder Finanzmarktexperten (ZEW-Index). Gleichlaufende Indikatoren (Präsenzindikatoren; coincident I.): Erhebungen über die kapazitätsauslastung, Industrieproduktion, Bauproduktion, Einzelhandel. Diese Indikatoren haben keinen zeitlichen Vorlauf vor dem BIP, sind aber früher verfügbar. Spätindikatoren (lagging I.): Arbeitsmarktindikatoren, Löhne, Preise. Sie helfen nicht bei der Einschätzung der aktuellen Konjunkturtendenz, da sie der BIP-Entwicklung mit zeitlicher Verzögerung folgen.

Warum sind Spätindikatoren nachlaufend? Arbeitsmarktindikatoren (ALQ, Beschäftigung): Unternehmen zögern wegen der Ungewissheit darüber, wie stark und nachhaltig ein Nachfragerückgang ist häufig damit, die Beschäftigung anzupassen, da dies (insbesondere in Deutschland) teuer ist, arbeitskräfte häufig unternehmensspezisisches Humankapital besitzen und es im Aufschwung möglicherweise schwierig ist, wieder passendes Personal zu finden. So entsteht Unterbeschäftigung im Unternehmen (gefördert durch Kurzarbeit), die im Aufschwung zunächst abgebaut wird, bevor neues Personal eingestellt wird. Löhne und Gehälter folgen der Produktion mit zeitlicher Verzögerung, da die Lohnverhandlungen i.d.r. höchstens einmal im Jahr stattfinden und die Arbeitsmarktsituation zunächst noch falsche Signale gibt. Preisentwicklung folgt Löhnen und Produktivität (Lohnstückkosten), die der Konjunktur nachlaufen. Außerdem werden Preise häufig für eine gewisse Zeit festgeschrieben.

Zur Erklärung von Konjunkturschwankungen Die bisher verwendeten Modelle werden als akzeptable Approximation der tatsächlichen Verhältnisse für die lange Frist angesehen. Sie können aber kurzfristige Schwankungen der wirtschaftlichen Aktivität nicht erklären. Hauptunterschied zwischen kurzer und langer Frist wird in der unterschiedlichen Anpassungsfähigkeit von Preisen und Löhnen gesehen. Preise sind zentral bei der Koordination der Pläne von Anbietern und Nachfragern. Bei rigiden Preisen erhalten die Anbieter und Nachfrager falsche Signale und es kommt zumindest vorübergehend zu einem Ungleichgewicht von Angebot und Nachfrage. Beispiel: M langfristig: P kurzfristig: P Y Besch Löhne P Y

Das grundlegende Modell zur Erklärung von Konjunktur (AS-AD-Modell) Preisniveau P Gleichgewichtspreisniveau. Gleichgew. Produktionsniveau Aggregierte Nachfrage AD Aggregiertes Angebot AS Produktionsniveau Y Modell der aggregierten Nachfrage (AD) und des aggregierten Angebots (AS) analysiert für die Volkswirtschaft das Zusammenwirken von Produktionsniveau und Preisniveau (ähnlich wie für einen einzelnen Gütermarkt). AD: Menge an Gütern, die HH und Unternehmen bei unterschiedlichen preisniveaus kaufen wollen. AS: Gütermenge, die Unternehmen bei unterschiedlichen Preisniveaus anbieten wollen. Im Schnittpunkt der Kurven ist das Gleichgewichtsniveau erreicht. Wird dieses durch Schocks gestört, verändern sich Preise und Mengen, um ein neues Gleichgewicht zu erreichen.

Besonderheit des Modells der AS-AD-Modells Das AS-AD-Modell sieht aus wie eine Großversion des bekannten mikroökonomischen Gütermarktmodells. Trotz formaler Ähnlichkeit ist es aber ganz anders. Was passiert im Einzelmarkt, wenn Preise steigen?

Besonderheit des Modells der AS-AD-Modells Das AS-AD-Modell sieht aus wie eine Großversion des bekannten mikroökonomischen Gütermarktmodells. Trotz formaler Ähnlichkeit ist es aber ganz anders. Im Einzelmarkt hängt die Reaktion von Nachfragern und Anbietern von der Beweglichkeit der Ressourcen zwischen den einzelnen Märkten ab (Elastizität). Es erfolgt eine Substitution des teurer gewordenen Gutes durch billigere Güter. Diese mikroökonomische Substitution ist auszuschließen, wenn gesamtwirtschaftliche Analysen gemacht werden, da Y ja die gesamtwirtschaftliche Produktion (das BIP) darstellt. Wir brauchen eine makroökonomische Ableitung der Steigung der Kurven.

Gründe für die negative Steigung der aggregierten Nachfragekurve (AD) Aggregierte Nachfrage: Y = C + I + G + (X-M) Veränderungen der Kaufkraft des Geldes (Preisniveauänderungen) beeinflussen die aggregierte Nachfrage über drei Kanäle: Vermögenseffekte Zinseffekte Wechselkurseffekte Die AD-Kurve gilt für eine gegebene Geldmenge.

Der (Pigou-) Vermögenseffekt: Ein Preisrückgang erhöht den realen Wert des Geldes. Man kann sich für einen bestimmten Betrag mehr Güter kaufen, das macht die Konsumenten wohlhabender und führt zu einer größeren Güternachfrage. Preisanstieg reduziert Nachfrage entsprechend. Der (Keynes-)Zinseffekt: Bei gesunkenem Preisniveau müssen die HH weniger Geld halten. Der freigewordene Teil der Kassenhaltung kann zinstragend angelegt werden. Das Bemühen um Zinserträge führt am Kreditmarkt zu einem Anstieg des Angebots an Kreditmitteln und dies zu sinkenden Zinsen. Niedrigere Zinsen wiederum regen Unternehmen und Haushalte an, mehr Kredite nachzufragen und die Ausgaben für Investitionsgüter und langlebige Konsumgüter zu erhöhen. Der Mundell-Fleming-Wechselkurseffekt: Das niedrigere Zinsniveau im Inland erhöht den Anreiz für Inländer, Wertpapiere im Ausland zu erwerben (NCO ). Dazu müssen sie ausländische Devisen erwerben und inländische Währung am Devisenmarkt anbieten, was eine reale Abwertung zur Folge hat. Die reale Abwertung macht inländische Waren und Dienstleistungen wettbewerbsfähiger (I X (X-M) ). Die Nettoexporte des Inlands erhöhen sich und damit auch die inländische Gesamtnachfrage.

Gründe für eine Verschiebung der aggregierten Nachfragekurve (AD) P P 2.. P 1 AS Verschiebungen der aggregierten Nachfragekurve ergeben sich bei gegebenem Preisniveau durch mehr oder weniger -- Konsum -- Investitionen -- Staatsnachfrage -- Exporte -- Importe (-) AD1 AD2 Y 1 Y 2 Y

Gründe für eine Verschiebung der AD-Kurve Konsum: Veränderte Sparneigung, beispielsweise aufgrund von veränderten Erwartungen, Finanzmarktfaktoren, steuerlichen Anreizen. Änderungen des verfügbaren Einkommens (Steuererhöhungen, (Real-)Lohnerhöhung), Zinsänderungen (Geldpolitik). Investitionsausgaben: Veränderte Investitionsneigung durch technologische Entwicklungen, steuerliche Maßnahmen, Erwartungsänderungen. Zinsänderungen (Geldpolitik). Staatsausgaben: Direkte Veränderung der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage durch politische Entscheidungen. Nettoexporte: Wechselkursänderungen, Nachfrageschock aus dem Ausland (Finanzkrise als Beispiel).

Die aggregierte Angebotskurve (AS) in der langen Frist Über die Höhe der gesamtwirtschaftlichen Produktion entscheidet neben der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage auch das gesamtwirtschaftliche Angebot. In der langen Frist kann weiterhin davon ausgegangen werden, dass nominale Variablen die realen Variablen nicht beeinflussen. Die Produktion wird durch reale Faktoren, also die Faktorausstattung und die totale Faktorproduktivität ( Technologie ) sowie die natürliche ( strukturelle ) Arbeitslosigkeit bestimmt. Bestimmt. Wenn das Produktionsniveau nicht vom Preisniveau abhängt, dann muss die langfristige Angebotskurve senkrecht verlaufen. Die Lage der Angebotskurve entscheidet über das Produktionsniveau, Verschiebungen der aggregierten Nachfragekurve verändern nur das Preisniveau. Die langfristige Angebotskurve kann sich aus verschiedenen Gründen verschieben: Änderungen des Arbeitskräftepotentials (Einwanderung, NAIRU) Änderungen im Kapitalbestand (Realkapital und Humankapital) Änderungen der natürlichen Ressourcen (Entdeckung von Rohstoffvorkommen) Änderungen der Technologie Intensivierung des Handels

Die aggregierte Angebotskurve (AS) in der kurzen Frist In der kurzen Frist wird davon ausgegangen, dass Preisänderungen das aggregierte Angebot, also die gesamtwirtschaftliche Produktion beeinflussen. Steigende Preise werden über einen Zeithorizont von 1-2 Jahren zu einem höheren Angebot führen, sinkende Preise das Angebot dämpfen. Zur Erklärung gibt es wiederum mehrere Ansätze: Die Keynes sche Theorie starrer Lohnsätze Die neukeynesianische Theorie starrer Preise Die neuklassische Theorie der

Warum ist die AS-Kurve in der kurzen Frist ansteigend? Nach Keynes führt ein steigendes Preisniveau zu einer Ausweitung des Angebots, weil die Nominallöhne sich nur sehr langsam an Veränderungen des Preisniveaus anpassen oder kurzfristig sogar starr sind. Löhne sind für die Unternehmen Kosten für den Input während die Güterpreise für die Unternehmen Erlöse darstellen. Wenn die Güterpreise steigen und die Lohnkosten konstant bleiben, erhöhen sich die Gewinne der Unternehmen. Die Unternehmen haben dann einen Anreiz, die Produktion weiter auszuweiten, weil mit Produktionssteigerungen ihre Gewinne zusätzlich erhöht werden können. Umgekehrt verhält es sich bei sinkendem Preisniveau. Die Neukeynsianer vertreten die Auffassung, dass sich nicht nur Löhne sondern auch die Preise von Gütern und Diensten nur zögerlich an geänderte Rahmenbedingungen anpassen. Die Gründe für solche verzögerten Anpassungen sind bereits diskutiert worden (Menükosten, Preisbindung bei Katalogen). Wie kommt es nun bei Preisstarrheiten zu einer positiv geneigten kurzfristigen Angebotskurve? Unterstellen wir, dass es nach erfolgter Preissetzung durch die Unternehmen zu einer unerwarteten Erhöhung der Geldmenge kommt, die die Wirtschaftssubjekte veranlasst, ihre Preiserwartungen nach oben anzupassen. Unternehmen, die bei der Preisanpassung nach oben zögern, werden durch dieses Verhalten zusätzliche Kunden attrahieren und die Produktion ausweiten. Die dritte Begründung stammt aus dem Bereich der Neuklassischen Theorie (Milton Friedmann). Eine unerwartete Veränderung des allgemeinen Preisniveaus lässt einige Unternehmen vorübergehend annehmen, dass sich ihre relativen Preise verändert haben und veranlasst sie, ihre Produktion anzupassen.

Warum kann sich die kurzfristige AS-Kurve verschieben? Aus denselben Gründen wie die langfristige AS-Kurve: Arbeitskräftepotenzial (Einwanderung, NAIRU). Human- und Sachkapitalbestand Natürliche Ressourcen Technologie/ Handel Außerdem: Verschiebungen durch Veränderungen des erwarteten Preisniveaus. Sinkt das erwartete Preisniveau verschiebt sich die AS-Kurve nach rechts, steigt es, verschiebt sich die AS-Kurve nach links. Diese Verschiebung ist aber nicht nachhaltig, da die treibenden Faktoren (Lohn- und Preisstarrheit, falsche Wahrnehmung) nur vorrübergehend wirken. Im Laufe der Zeit verschiebt sich die Angebotskurve wieder, und zwar so, dass die Produktion wieder auf ihr langfristiges Niveau zurückkehrt.

Wirkungen einer Nachfrageverschiebung im AS-AD-Modell P P 2.. P 1 AS Verschiebungen der aggregierten Nachfragekurve ergeben sich bei gegebenem Preisniveau durch mehr oder weniger -- Konsum -- Investitionen -- Staatsnachfrage -- Exporte -- Importe (-) AD1 AD2 Y 1 Y 2 Y

Wirkungen einer Nachfrageverschiebung im AS-AD-Modell (1) P P 2.. P 1 Langfristiges Angebot A B AS 1. Anstieg der aggregierten Nachfrage von AD1 nach AD2. Die Volkswirtschaft bewegt sich von Punkt A nach Punkt B. die Produktion steigt, die Preise ebenfalls. AD1 AD2 Y 1 Y 2 Y

Wirkungen einer Nachfrageverschiebung im AS-AD-Modell (2) P. P 2.. P 1 Langfristiges Angebot A C B AS2 AS1 AD2 AD1 2. Im Lauf der Zeit, wenn sich Wahrnehmungen, Löhne und Preise anpassen, wird sich die kurzfristige aggregierte Angebotskurve AS von AS1 nach AS2 verschieben, so dass die Volkswirtschaft den Punkt C erreichen, in dem die neue aggregierte Nachfragekurve die langfristige Angebotskurve schneidet. Y 1 Y 2 Y

Wirkungen einer Verschiebung der AS-Kurve (1) P P 2. P 1 Langfristiges Angebot. A B AS2 AS1 AD 1. Rückgang des aggregierten Angebots von AS1 nach AS2, beispielsweise weil ein Ölpreisanstieg die Produktion verteuert und weniger rentabel macht. Die Volkswirtschaft bewegt sich von Punkt A nach Punkt B. die Produktion sinkt, die Preise steigen. Stagflation, Lohn-Preis- Spirale Y 2 Y 1 Y

Wirkungen einer Verschiebung der AS-Kurve (2) P P 2. P 1 Langfristiges Angebot. A B AS2 AS1 AD 2. Rückverschiebung der AS-Kurve, wenn gestiegene Arbeitslosigkeit die Löhne schließlich drückt und die Produktion wieder rentabler macht. Im Resultat ergibt sich eine Veränderung der relativen Faktorpreise bei unverändertem Produktionsniveau und unverändertem Preisniveau. Y 2 Y 1 Y

Kompensation der kurzfristigen Verschiebung der AS-Kurve durch eine Verschibung der AD-Kurve P 3 P P 2. P 1 Y 2 Langfristiges Angebot. A B.C Y 1 AS2 AS1 AD1 AD2 Y 1. Bei unveränderter Nachfragekurve ist die Verschiebung der AS-Kurve kurzfristig mit Arbeitslosigkeit und Unterauslastung der Kapazitäten verbunden (Punkt B). Dies kann verhindert werden, wenn die aggregierte Nachfrage gleichzeitig ausgeweitet wird (Rechtsverschiebung der AD- Kurve). Im Resultat ergibt sich auch kurzfristig keine Arbeitslosigkeit, langfristig allerdings ein höheres Preisniveau (Punkt C).

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