Windkraftanlagen im Wald trotz oder wegen neuer Artenschutz-Rechtsprechung zulässig?



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Transkript:

19. Windenergietage Forum 1 - Neue Flächen für die Windenergie / 04.11.2010 Windkraftanlagen im Wald trotz oder wegen neuer Artenschutz-Rechtsprechung zulässig? Dr. Michael Rolshoven Rechtsanwalt FA für Verwaltungsrecht Kanzlei MWP Leibnizstraße 53, 10629 Berlin www.mwp-berlin.de 1

Gliederung: I. Einführung II. Exkurs: Planungsrechtliche Fragen (Havelland-Fläming) III. Artenschutz / Zugriffsverboten / Tötungsverbot 1. Entwicklung der Rechtsprechung 2. Stand der Rechtsprechung (neueste Rspr. Rotmilan, Fledermäuse) IV. Fazit www.mwp-berlin.de 2

I. Einführung (Beispiel Brandenburg) Einige Zahlen der Landesregierung Brandenburg: - Um die Ziele der Energiestrategie 2020 für das Land Brandenburg zu erreichen, benötigt das Land etwa 555 Quadratkilometer Fläche für die Nutzung von Windkraft (entspricht 1,9 Prozent des Landesgebiet). - Rund eine Million Hektar Forst gibt es in Brandenburg (1/3 Landesbesitz). Vorteil: Mit Verpachtung von Landeswald für die Windnutzung könnten militärischen Altlasten beräumt werden (betrifft 80 000 Hektar) - Weitere Vorteile: vielfach großer Abstand zu Siedlungsgebieten; geringer Eingriff in das Landschaftsbild / Verschattung durch umgebenden Wald Sicher: Künftig werden Regionalpläne in Bbg. Eignungsgebiete in Wald- und Forstflächen als sog. Ziel der Raumordnung ausweisen (so heute schon in anderen Bundesländern) www.mwp-berlin.de 3

II. Planungsrechtliche Fragen / 1 Bauplanungsrecht (Baugesetzbuch, Raumordnungsgesetz) grundsätzlich unproblematisch, - weil 35 Abs. 1 Nr. 5 BauGB (sog. planungsrechtliche Privilegierung der Windkraft) auch Wald- und Forstflächen umfasst, und - wenn Regionalplan als Ziel der Raumordnung Waldfläche als Eignungsgebiet darstellt Am Beispiel von zwei Problemfällen: www.mwp-berlin.de 4

II. Planungsrechtliche Fragen / 2 1. Beispiel Region Lausitz-Spreewald: Standort im Waldgebiet liegt außerhalb / innerhalb eines Eignungsraums des Entwurfs. Anspruch auf Genehmigung? - Regionalplan unwirksam (OVG Bln-Bbg, U. v. 21.09.2007-10 A 9.05) - zzt. in Neu-Aufstellung - Aktuell: Genehmigungsfähigkeit bestimmt sich aus Sicht des LUGV (ehemals LUA) nach Sicherung der Verwirklichung von in Aufstellung befindlichen Zielen der Raumordnung zur Steuerung der Windenergienutzung, Gemeinsames Rundschreiben von MIL und MUGV v. 23.4.2010 - Praxis: Genehmigungsanträge außerhalb von im Entwurf vorgesehenen Eignungsräume werden verzögert, innerhalb von Entwurfsgebiete genehmigt. Rundschreiben und Praxis rechtlich zweifelhaft. www.mwp-berlin.de 5

II. Planungsrechtliche Zulässigkeit / 3 2. Beispiel Region Havelland-Fläming: Fallkonstellation wie 1. Exkurs: Regionalplan Havelland-Fläming - Sachlicher Teilplan Windenergienutzung vom 2. September 2004 ist unwirksam (OVG Bln- Bbg, Urt. v. 14.09.2010 - OVG 2 A 1.10): Entscheidungsgründe liegen seit gestern vor, Reg-Plan ist danach wegen zwei sog. Abwägungsfehler unwirksam: kein hinreichendes Flächenpotenzial für die Windnutzung: systemwidrige planerische Zurückhaltung, weil Spielraum der Gemeinden bei der Feinsteuerung unklar www.mwp-berlin.de 6

II. Planungsrechtliche Zulässigkeit / 4 Kein schlüssiges gesamträumliches Planungskonzept : Der Antragsgegnerin war es jedoch verwehrt, von den fachlich ausführlich begründeten Tabu- und Restriktionskriterien des herangezogenen Gutachtens abzuweichen, ohne ihre eigenen Entscheidungsgrundlagen nachvollziehbar zu begründen und zu dokumentieren. So erweist sich die pauschale Herausnahme potentieller Windeignungsgebiete, die einen Abstand von 5 km zu anderen Windeignungsgebieten nicht wahren, im Ergebnis als willkürlich, da Kriterien für die Zusammenfassung mehrerer Flächen zu einem Windeignungsgebiet fehlen. offen gelassen: Windkraft innerhalb von FFH-Gebieten zulässig www.mwp-berlin.de 7

II. Planungsrechtliche Zulässigkeit / 3 2. Region Havelland-Fläming: Fallkonstellation wie 1. Erstes Fazit aus OVG Berlin-Brandenburg U. v. 14.09.2010-2 A 1.10: - Regionalplan muss insgesamt neu aufgestellt werden - zzt. keine in Aufstellung befindlichen Ziele der Raumordnung als entgegenstehender Belang - befristete Untersagung zulässig, zzt. wohl (-) - Erfahrungen z.b. betreffend Regionalplan Halle zeigen: Es wird etliche Monate dauern, bis Belange der Raumordnung einem aktuellen Genehmigungsantrag entgegengehalten werden können Entwurf kein entgegenstehender Belang i. S. von 35 BauGB. www.mwp-berlin.de 8

III. Hauptproblem: Artenschutz / Zugriffsverbote / Tötungsverbot ( 44 Abs. 1 BNatSchG) Ausgangsfall: Waldstandort befindet sich in 500 bzw. 800 Meter Entfernung zu Rotmilanhorst; Wiesenweihenvorkommen; Fledermausvorkommen 1. Entwicklung der Rechtsprechung / 3 Phasen / 1 a) Früher: Nur Eingriffsregelung geprüft Beispiel: Tötungsrisiko für Rotmilan oder Fledermaus vielfach keine erhebliche Beeinträchtigung des Naturhaushaltes, jedenfalls aber kompensierbar WEA zulässig www.mwp-berlin.de 9

III. Hauptproblem: Artenschutz / Zugriffsverbote / Tötungsverbot ( 44 Abs. 1 BNatSchG) 1. Entwicklung der Rechtsprechung / 3 Phasen / 2 b) ca. 2005-2007: Prüfung von Artenschutzbelangen bei 35 BauGB ( nachvollziehende Abwägung ) Beispiele: Rotmilanhorst in 1.000 m-entfernung zum WEA-Standort sei entgegenstehender Naturschutzbelang : OVG Weimar, Urt. v. 29. Juli 2007-1 KO 1054-03 [Rotmilan]; OVG Koblenz, Urt. v. 16 März 2006-1 A 10884-05.OVG [Rotmilan]) Fledermausvorkommen rechtfertige gar Ablehnung: VG Gera, Urt. v. 28. April 2005-4 K 1071/02 GE WEA unzulässig (?) www.mwp-berlin.de 10

III. Hauptproblem: Artenschutz / Zugriffsverbote / Tötungsverbot ( 44 Abs. 1 BNatSchG) 1. Entwicklung der Rechtsprechung / Phasen / 3 c) Aktuell: Prüfung des ArtenschutzR als Spezialgesetz (anstelle von 35 BauGB) Beispiel: Im Einzelfall sind sog. Zugriffsverbote, also vor allem Töten oder Stören i. S. von 44 Abs. 1 Nr. 1 und Nr. 2 BNatSchG (2010) zu prüfen VG Berlin, Urt. v. 04. April 2008-10 A 15.08; VG Halle, Urt. v. 25. November 2008-2 A 4/07; VG Minden, 10. März 2010-11 K 53/09 WEA zulässig www.mwp-berlin.de 11

III. Hauptproblem: Artenschutz / Zugriffsverbote / Tötungsverbot ( 44 Abs. 1 BNatSchG) 2. Heutiger Stand der Rechtsprechung und Verwaltungspraxis / 1 a) Fragestellungen: - Rechtsgrundlage unklar: Eingriffsregelung ( 14 BNatSchG) und / oder Zugriffsverbot ( 44 Ab. 1 BNatSchG)? - Ablehnung, nur Abschaltung, nur Vermeidungsmaßnahme / CEF- Maßnahme oder uneingeschränkte Genehmigung? - Lokale Population bei Tötungsverbot relevant? - CEF-Maßnahme ( Horstumsiedlung ) - Vermeidungsmaßnahme (Quartiermanagement) www.mwp-berlin.de 12

III. Hauptproblem: Artenschutz / Zugriffsverbote / Tötungsverbot ( 44 Abs. 1 BNatSchG) 2. Heutiger Stand der Rechtsprechung und Verwaltungspraxis / 2 b) Beispiel: Fledermausvorkommen, Abschaltung zulässig und geboten? Überziehen / Grenze der Untersuchungspflichten (vgl. OVG Münster, U. v. 30. Juli 2009-8 A 2358/08) LUGV prüft Eingriffsregelung bei Fledermäusen!?, richtig wohl: Zugriffsverbot einschlägig Fledermäuse rechtfertigen keine Ablehnung (OVG Weimar, U. v. 14.10.2009-1 KO 372.06; anders noch VG Gera, a. a. O) Abschaltzeiten: VG Halle, U. v. 1. Juli 2010-4 A 2/10, nicht rechtskräftig steht aus: VG Cottbus-Entscheidung Az. 4 L 341/09/ Eilverfahren (aufschiebende Wirkung des Bauherrenwiderspruchs) www.mwp-berlin.de 13

III. Hauptproblem: Artenschutz / Zugriffsverbote / Tötungsverbot ( 44 Abs. 1 BNatSchG) 2. Heutiger Stand der Rechtsprechung und Verwaltungspraxis / 3 c) Beispiel: Rotmilanhorst in 500-Meter Nähe, Genehmigungsablehnung zulässig? Rotmilanhorste in ca. 500 m- und 800 m-entfernung zu WEA-Standort Fledermausvorkommen (durch Horchboxen) belegt VG Minden, Urt. v. 10. März 2010-11 K 53/09: sehr lesenswert! Erörterung des Tötungsverbots Fachliche Darstellung (Höttker, BMU-Studie etc.) rezipiert Fazit: VG Minden hebt sich von bisheriger Rechtsprechung zum Artenschutz erfreulich ab, weil es nicht pauschal argumentiert, sondern sich im Einzelnen mit den rechtlichen und naturschutzfachlichen Fragen auseinandersetzt. >> richtige Richtung >> www.mwp-berlin.de 14

IV. Fazit: Windkraft im Wald aus rechtlicher Sicht - Privilegierung greift (+) - Regionalplanung darf nicht entgegenstehen (genau hinsehen bei in Aufstellung / Fortschreibung befindlichem Regionalplan) - Problem: Artenschutzrecht, Zugriffsverbote / Tötungsverbot. Immerhin: Aktuelle Rechtsprechung ist fachlich und rechtlich schärfer, weniger restriktiv alles fließt - Appell: Sammeln von Studien und Gutachten zum Konflikt Windkraft - besonders geschützte Arten. Gerade für künftige Planungen in Waldgebieten relevant! - Einladung zur Mitarbeit im BWE-Arbeitskreis Naturschutz www.mwp-berlin.de 15

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Dr. Michael Rolshoven, Rechtsanwalt und Fachanwalt für Verwaltungsrecht rolshoven@mwp-berlin.de www.mwp-berlin.de 16