Öffentliches Beschaffungswesen



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Transkript:

Öffentliches Beschaffungswesen Transparenz, Wettbewerb und Wirksamkeit Das öffentliche Beschaffungswesen im Brennpunkt Tagung vom 16. Januar 2003 Der Beschaffungs- und Auswahlprozess als Steuerungsinstrument in komplexen Projekten (Bsp. Informatik und Dienstleistungen) Peter Nydegger, Nydegger Consulting, Bern Peter.nydegger@pobox.ch 12.01.2003/nyp peter.nydegger@pobox.ch 1

Viele komplexe Projekte scheitern... 2 von 3 Projekten werden beendet Jedes 2. Projekt = doppelt so teuer wie geplant (Standish Group, 1995) Jedes 3. Projekt ist erfolgreich! (Boston Consulting Group, 2000) Projekte sind in der Regel (viel) zu gross/komplex Anwender haben häufig keine klaren Strategien Softwarelieferanten empfehlen häufig überflüssige bzw. zu teure Lösungen 20% der Befragten erklären im Nachhinein, über die Hälfte der Kosten als unnötig 12.01.2003/nyp peter.nydegger@pobox.ch 2

Wann ist ein Projekt komplex? Projektart Einfach Kompliziert Komplex Charakteristika Wenig Einflussfaktoren Geringe Verknüpfung Vielzahl div. Einflussfaktoren Relativ enge Verknüpfung Vielzahl div. Einflussfaktoren Relativ enge Verknüpfung Interaktion unter Einflussfaktoren verändert sich laufend Beispiel Finanzverwaltung Stadt Biel Sozialamt BL Rechnungswesen Kanton SO mit SAP R/3 NOVE-IT (Reform Bundesinformatik) Neues Rechnungsmodell Bund (NRM) Quelle: Gomez/Fasnacht/Wasserer/Waldispühl Komplexe IT-Projekte ganzheitlich führen Verlag Paul Haupt, Bern Stuttgart Wien, 2002; ISBN 3-258-06349-4 12.01.2003/nyp peter.nydegger@pobox.ch 3

Komplexität erfordert...... entweder eine Reduktion der Komplexität (Albert Einstein: Alles soll so einfach wie möglich gemacht werden, aber nicht einfacher! )... oder ein umfangreiches sehr gut ausgebautes Projektmanagement 12.01.2003/nyp peter.nydegger@pobox.ch 4

und ein schrittweises Umsetzen (Bauplan) Struktur Gesamtprojekt Neues Rechnungsmodell Bund Konzept Grundmodell Gesetz Botschaft Behandlung in den Eidg. Räten WTO Prozess- Reengineering Evtl. WTO Systemimplementierung inkl. BW 2001 2002 2003 2004 12.01.2003/nyp peter.nydegger@pobox.ch 5

Der Beschaffungs- und Auswahlprozess... Vorfilter... ist ein mehrstufiges Auswahlverfahren Grobfilter Fein Quelle: Josef Schreiber, Beschaffung von Informatikmitteln - Pflichtenheft, Evaluation, Entscheidung 12.01.2003/nyp peter.nydegger@pobox.ch 6

...ein mehrstufiges Auswahlverfahren Initialisierung Auftraggeber: Was will ich eigentlich? Publikation Vorfilter Anbieter: Was kann ich anbieten und welche Chancen habe ich? Grobfilter Selektion Eignungskriterien: Welche Anbieter sind geeignet? Fein Evaluation ZuschlagskriterienWelches Angebot ist das wirtschaftlich günstigste? Zuschlag 12.01.2003/nyp peter.nydegger@pobox.ch 7

Die wichtigsten Steuerungselemente Initialisierung Auftraggeber: Was will ich eigentlich? 1. Verfahrenswahl Publikation Vorfilter 2. Pflichtenheft: Ziele, erwartete Ergebnisse, Leistungsumfang Grobfilter Selektion 3. Eignungskriterien: Welche Anbieter sind geeignet? Fein Evaluation 4. Zuschlagskriterien: Welches Angebot ist das beste? Zuschlag 5. Vertragsgestaltung: Wie erfolgt die Zusammenarbeit? 12.01.2003/nyp peter.nydegger@pobox.ch 8

1. Verfahrenswahl Offene oder selektive Ausschreibung? Das (Bundes)Gesetz über das öffentliche Beschaffungswesen stellt keine Regeln für die Wahl des Verfahrens auf Es liegt im Ermessen der Vergabestelle. Es ist wichtig zu wissen, dass sowohl im offenen als auch im selektiven Verfahren die Eignung des Anbieters zu prüfen ist (Eignungskriterien). Die Meinung, wonach im offenen Verfahren auf die Eignungsprüfung vollends verzichtet werden könnte, ist nicht korrekt. Den Zuschlag erhält derjenige Anbieter, der fähig ist, den Auftrag zu erfüllen und der das wirtschaftlich günstigste Angebot einreicht (Zuschlagskriterien) Bei vielen Anbietern empfiehlt sich in der Regel eher eine selektive Ausschreibung! 12.01.2003/nyp peter.nydegger@pobox.ch 9

2. Pflichtenheft Ziele, erwartete Ergebnisse, Leistungsumfang Ziele: Eine klare Umschreibung der angestrebten Ziele ergibt eine zielorientierte Vorgehensweise Ergebnisse: Eine genaue Umschreibung der erwarteten Ergebnisse erlaubt eine Beurteilung, ob der Auftrag erfüllt wurde. Leistungsumfang: Eine genaue Umschreibung des Leistungsumfangs erlaubt eine realistische Offertstellung einen Vergleich zwischen den Angeboten Wer genau weiss, wohin er will, erhöht den Projekterfolg! Genauigkeit versus Innovation! Evtl. Optionen bzw. Varianten fordern! 12.01.2003/nyp peter.nydegger@pobox.ch 10

3. Eignungskriterien Welche Anbieter eignen sich? Zweisprachigkeit: Eingesetzte Schlüsselpersonen sind fähig, in französischer und/oder deutscher Sprache zu kommunizieren Verfügbarkeit von genügend qualifiziertem Personal Öffentliche Verwaltung gehört zum Kerngeschäft Gute Kenntnisse der (Finanz-) Prozesse der ÖV Anbieter hat nachweislich Erfahrung (< 3 Jahre) Die genaue Umschreibung der Anforderungen an Anbieter verhindert unnötigen Aufwand für Offerten. Gute Marktkenntnisse sind für die Formulierung von Eignungskriterien zwingend! 12.01.2003/nyp peter.nydegger@pobox.ch 11

4. Zuschlagskriterien Welches Angebot ist das beste? Leistungsumfang (Qualität und Quantität) in Bezug auf die angebotenen Dienstleistungen. Angebotspreis Leistungsfähigkeit: Fachkompetenz der eingesetzten Berater/-innen in Bezug auf Know-how im Process Reengineering und Fähigkeit bzgl. Umsetzung in SAP R/3 Wie gewichte ich die Zuschlagskriterien? Die genaue Umschreibung der Evalutionskriterien ermöglicht einen sinnvollen Vergleich der Angebote Wirtschaftlich günstig heisst nicht unbedingt billig! 12.01.2003/nyp peter.nydegger@pobox.ch 12

5. Vertragsgestaltung Wie erfolgt die Zusammenarbeit? Allgemeine Geschäftsbedingungen geben den Rahmen Rahmenvertrag regelt das Grundsätzliche Einzelverträge regeln das Spezielle z.b. Unterscheidung zwischen Beratung und Werk phasenbezogene Qualitätssicherung Anreizsystem (Bonus/Malus; Erfolgsprämie)... Partnerschaftliche Vertragslösung erhöht Projekterfolg! 12.01.2003/nyp peter.nydegger@pobox.ch 13

Die Erfahrung zeigt...... eine gute Vorbereitung ist die Voraussetzung für den Projekterfolg! Der Anfang ist die Hälfte des Ganzen Aristoteles... der Beschaffungs- und Auswahlprozess kann Risiken reduzieren... 12.01.2003/nyp peter.nydegger@pobox.ch 14

Empfehlungen zur Risikominderung Komplexität reduzieren Strategie festlegen Sinnvolle Lösungen Kosten reduzieren So einfach wie möglich; Schnittstellen Schrittweises Umsetzen Was will ich? formulieren Ziele und Ergebnisse festlegen Pflichtenheft erstellen Eignungskriterien formulieren Zuschlagskriterien definieren Wirtschaftlich günstigstes Angebot wählen Partnerschaftliche Vertragsgestaltung Peter.nydegger@pobox.ch 12.01.2003/nyp peter.nydegger@pobox.ch 15