Thoracic-outlet-Syndrom

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INHALTSVERZEICHNIS 1. EINLEITUNG

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Transkript:

Fortbildung 1 Thoracic-outlet-Syndrom T. ürger Übersicht inleitung 0 efinition 0 Ätiologie 0 pidemiologie 0 Klinische Symptomatik 0 iagnostik 0 ifferenzialdiagnostik 0 Therapie 0 Fazit 0 Interventionelle Radiologie Scan "002", 13.8.14, seitenweise inleitung ereits in der Frühzeit wurden zahlreiche anatomische Varianten und klinische Symptome erwähnt, die auf ein Kompressionssyndrom der oberen Thoraxapertur hinweisen können. So berichteten bereits Galenus (129 199 n.hr.) und Vesalius (1514 1564) über das Vorhandensein einer Halsrippe [1]. en Terminus eines Halsrippensyndroms formulierten Willshire im Jahr 1860 und Gruber 9 Jahre später erstmalig wissenschaftlich fundiert [2, 3]. Murphy publizierte 1905 über neurovaskuläre Veränderungen nach ruck zwischen einer Halsrippe und dem M. scalenus anticus [4]. ereits 1935 wiesen zahlreiche utoren auf die Möglichkeit des estehens eines Kompressionssyndroms auch ohne das Vorhandensein einer Halsrippe und auf den positiven ffekt einer Skalenotomie hin [5, 6]. Falconer und Weddell zeigten 1943 erstmalig den rfolg auch einer physikalischen Therapie [7]. Im Jahr 1951 beschrieben eyer und Wright differenziert die Vielfalt neurovaskulärer Syndrome des Schultergürtels unter besonderer erücksichtigung anatomischer und klinischer Gesichtspunkte. Sie veröffentlichten ihre rgebnisse nach einer medikamentösen Therapie [8]. ie Geschichte der operativen Verfahren beginnt 1861. In diesem Jahr resezierte oote einer 26-jährigen ienerin mit neurovaskulären eschwerden erfolgreich eine Halsrippe [9]. ereits einige Jahre später (1910) beschrieb Murphey das ntfernen der 1. Rippe bei einer Wurzelkompression Th1 [10]. Im Jahr 1927 demonstrierten dson und offey den anterioren Zugangsweg zur Skalenotomie [11]. lagett verwies 1962 auf die Möglichkeit des dorsalen subskapulären Zugangswegs. r schränkte dieses Vorgehen allerdings wegen der Schwierigkeiten sowohl für den Patienten als auch für den hirurgen bereits deutlich ein [12]. Im Jahre 1966 publizierte Roos eine Serie von 15 Patienten, deren Rippen auf transaxillärem Weg reseziert wurden [13]. ieses Verfahren hat seit der Mitte der 1970er-Jahre wegen der guten rgebnisse eine besondere edeutung erlangt [14,15]. in supraklavikuläres Vorgehen zur Rippenresektion wurde von Murphy u. Mitarb. 1980 angegeben [16]. ndoskopische Operationsverfahren wurden jüngst beschrieben; ihr Stellenwert ist aktuell jedoch noch völlig offen. efinition er egriff Thoracic-outlet-Syndrom wurde von Peet u. Mitarb. 1956 eingeführt [17]. r bezeichnet heute undifferenziert alle eschwerdebilder, bei denen im ereich der oberen Thoraxapertur nervale oder vaskuläre Strukturen durch ruck geschädigt bzw. beeinträchtigt werden (bb.1). Unter der ezeichnung Thoracic-outlet-Syndrom wird folgendes Spektrum von Syndromen subsumiert: Halsrippensyndrom M.-scalenus-anterior-Syndrom Gefäßmedizin Scan 1 ê2014 êoi http://dx.doi.org/10.1055/s-0034-1377914 êvnr

2 Thoracic-outlet-Syndrom Scalenusdreieck kostoklavikulärer Raum Pectoralis- minor- Raum M. scalenus anterior. carotis communis Plexus brachialis 1. Rippe. subclavia er neurologische Typ des Thoracic-outlet-Syndroms weist in der Vorgeschichte im Vergleich zu den vaskulären Varianten wesentlich häufiger Traumata auf. ei den etroffenen entsteht die klinische Symptomatik vor allem aufgrund von verletzungsbedingten narbigen Residuen bei externen Strangbildungen mit ruck oder Zug oder infolge einer direkten ossären Läsion (Kallusbildung) am perineuralen und neuralen Gewebe. Selten kann ein vaskuläres ngpasssyndrom auch durch Kompression seitens des M. pectoralis minor (M.-pectoralis-minor-Syndrom) entstehen. M. pectoralis minor pidemiologie Interventionelle Radiologie Scan "002", 13.8.14, seitenweise bb.1 as Kompressionssyndrom kann in 3 anatomischen Räumen auftreten: proximal im Skalenusdreieck, mittig im kostoklavikulären reieck und distal im Pectoralis-minor- Raum. Schematische arstellung. M.-pectoralis-minor-Syndrom kostoklavikuläres Syndrom Hyperabduktionssyndrom Falls eine isolierte venöse Kompression im Vordergrund steht, ist als eigenständiger egriff die ezeichnung Thoracic-inlet-Syndrom etabliert. Ätiologie in Thoracic-outlet-Syndrom ist häufig mit anlagebedingten Variationen der oberen Thoraxapertur verbunden. azu gehört das Vorhandensein einer Halsrippe (häufigste Form) oder anderer knöcherner nomalien, zusätzlicher änder sowie aberrierender Muskelzüge (häufigste Form: M. scalenus minimus) und Muskelansätze. rantigan und Roos beschreiben allein 17 fibromuskuläre nomalien [18]. So kommen Halsrippen bei 0,3 1,0 % der evölkerung vor. In 40 45% der Fälle sind sie bilateral angelegt. Sie werden allerdings nur bei ca. 10% der Fälle symptomatisch [19,20]. ie ntstehung eines Thoracic-outlet-Syndroms wird durch weitere Faktoren begünstigt, wie Haltungsschäden der Wirbelsäule, oft mit nach vorn hängenden Schultern, aber auch durch ausgeprägte Muskelbildung im Rahmen von odybuilding oder Kraftsport, bestimmte ewegungsmuster (Überkopfarbeit, Schwimmen, Werfen, Rad- und utofahren, Tragen von Lasten oder eines Rucksacks) oder ein stattgehabtes Unfallereignis. as Thoracic-outlet-Syndrom ist insgesamt ein seltenes Krankheitsbild. xakte ngaben zu seiner Inzidenz liegen nicht vor. ie vorhandenen ngaben zur Prävalenz schwanken in der internationalen Literatur zwischen 0,1/1 Mio. und 1 %. ei Patienten im lter unter 40 Jahren wird das Thoracic-outlet-Syndrom jedoch als die häufigste Ursache eines akuten arteriellen Verschlusses der oberen xtremitäten angegeben. ie typische ltersspanne liegt zwischen 20 und 50 Jahren, mit einem ltersgipfel zwischen 30 und 40 Jahren. ie Geschlechterverteilung ist vom Typ des Thoracic-outlet-Syndroms abhängig: Während bei einem neurologischen Thoracic-outlet-Syndrom überwiegend Frauen betroffen sind, sind bei der venösen Form etwas mehr Männer betroffen. as arterielle Thoracic-outlet-Syndrom zeigt keine wesentlichen geschlechtsspezifischen Unterschiede. Im lltag treten die vaskulären Typen in ihrer Häufigkeit (venöses Thoracic-outlet-Syndrom: 5 7 %; arterielles Thoracic-outlet-Syndrom: 1 5%) im Vergleich mit dem neurologischen Thoracic-outlet- Syndrom (70 90%) deutlich seltener auf [21, 22]. Vielerorts werden die etroffenen von unterschiedlichen Fachdisziplinen diagnostiziert und therapiert. ie atenlage in der undesrepublik eutschland deutet auf ein eher unterdiagnostiziertes Krankheitsbild hin. So wurden nach den Zahlen des Statistischen undesamts im Jahr 2012 unter der Hauptdiagnose G54.0 insgesamt 1714 Patienten stationär behandelt. Interessanterweise war über ⅓ der Kranken 55 Jahre und älter (621 Patienten=36%). s dominierte das männliche Geschlecht (933 Männer=54%) [14]. Gefäßmedizin Scan 1 ê2014

10 Pa Le de Interventionelle Radiologie Scan "002", 13.8.14, seitenweise

Fortbildung 11 dung operationsbedingt (Zugang, Verwachsungen) nicht immer vermieden werden, sodass der Patient darüber aufgeklärt werden muss. Interventionelle Radiologie Scan "002", 13.8.14, seitenweise Weitere seltenere eingriffsbedingte Komplikationen können Lymphfisteln und Lymphödeme, Verletzungen des Ganglion stellatum (Horner-Syndrom) oder des N. thoracicus longus (Scapula alata) sowie Läsionen des N. phrenicus sein. ine ysfunktion des N. phrenicus kommt durch direkten Zug oder ruck mit 10% der Patienten insbesondere nach supraklavikulärem Zugang relativ häufig vor; die resultierende Paralyse des iaphragmas wird jedoch von dem betroffenen Patienten nur selten bemerkt und ist fast immer temporär. In der Regel bilden sich alle diese Komplikationen spontan zurück. Zur Vermeidung postoperativer Narbenbildungen sollten krankengymnastische Übungen in den ersten 6 postoperativen Wochen nicht durchgeführt werden; der betroffene rm sollte in dieser Zeit geschont werden. Rezidive kommen äußerst selten vor und treten in der Regel frühestens 2 Jahre nach initialer Therapie auf. Reoperationen sind mit einer deutlich höheren Komplikationsrate verbunden, sodass die ntscheidung zu einem Wiederholungseingriff sorgfältig abgewogen werden muss. lle ingriffe zur Therapie des Thoracic-outlet- Syndroms sollten von einem Operateur mit ausgewiesener xpertise in dieser Therapie durchgeführt werden [28]. Verlauf, Prognose und Nachsorge ie rgebnisse der Therapieverfahren sind wesentlich von der auer und der Schwere des Krankheitsbilds abhängig. ei indikationsgerechter ehandlung ist mit einer völligen eschwerdefreiheit oder zumindest einer deutlichen Verbesserung der klinischen Symptomatik in 30 90% der Fälle nach konservativer ehandlung und in 80% der Fälle nach chirurgischer Therapie zu rechnen [15]. Zur Vermeidung von sekundären Verwachsungen und bindegewebigen Narbenzügen ist postoperativ neben einer absoluten luttrockenheit im Operationsgebiet eine mehrwöchige Schonung des rmes erforderlich. Zudem ist eine individuell angepasste Schmerztherapie bb.13 Resektate der. subclavia und der. axillaris. a Nach stattgehabter Implantation (vor 6 Wochen) war dieser Stent thrombosiert und gebrochen. Klinisch trat bei oraler ntikoagulation neben mehrzeitigen embolischen reignissen ein Verschluss des Stents (vollständige rmischämie) auf. b uch der 2.Stent war Ursache eines schweren peripher embolisierenden Geschehens. In diesem Fall betrug die Implantationsdauer 13 Monate. ie Pfeile kennzeichnen die rähte des gebrochenen Stents. Fazit iagnostik und Therapie eines Thoracic-outlet-Syndroms sind oft schwierig; es ist ein häufig verkanntes und unterdiagnostiziertes Krankheitsbild. Ätiologisch spielen angeborene und erworbene knöcherne und fibromuskuläre Strukturen, oft in Kombination mit Haltungsanomalien und Traumata, eine wesentliche Rolle. ie iagnostik ist komplex und stützt sich neben der klinischen Symptomatik auf fachneurologische Untersuchungen, funktionsdynamische Gefäßdarstellungen und den Nachweis morphologischer Veränderungen. Fehlende vaskuläre und neurogene Veränderungen indizieren als erstes meist eine konservative Therapie. er über mehrere Monate nötig. Rezidive können durch ungünstige Narbenbildung, aber auch durch Rippenregenerate oder nicht vollständig resezierte Rippen entstehen. Ist ein erneuter ingriff erforderlich, sind die rgebnisse deutlich schlechter. embolische Verschluss der rmarterien bei Patienten im jüngeren lter und eine erfolglose oder von Komplikationen gefolgte mbolektomieohneoffensichtlicheandere Risikofaktoren sollten unbedingt an ein Thoracic-outlet-Syndrom als Ursache der Symptome denken lassen. ie Operationen bei Thoracic-outlet-Syndrom sind technisch nicht einfachundsolltenerfahrenen Fachabteilungen vorbehalten bleiben. ie richtige Patientenselektion ist mitentscheidend für das erfolgreiche rgebnis. Implantationen von Stents im ereich des Schultergürtels sollten vermieden werden. Korrekturexemplar: Veröffentlichung (auch online), Vervielfältigung oder Weitergabe nicht erlaubt! Gefäßmedizin Scan 1 ê2014

12 Thoracic-outlet-Syndrom Interventionelle Radiologie Scan "002", 13.8.14, seitenweise d v Über den utor Thomas ürger Prof. r. med. habil. 1977 1983 Studium der Humanmedizin und 1990 Promotion an der Humboldt-Universität erlin. 2008 Habilitation an der Medizinischen Fakultät der Otto-von- Guericke-Universität Magdeburg. 1989 1992 Stationsarzt in der bteilung Vaskuläre hirurgie des Klinischen Zentrums Neubrandenburg, 1992 1993 Oberarzt im Johanniter Hospital Stendal, ab 1993 Oberarzt an der chirurgischen Klinik der Universität Magdeburg. Seit 2004 hefarzt der hirurgie der iakonie Kliniken Kassel. Fortbildungen im ereich Vaskuläre hirurgie an der harité erlin sowie an Gesundheitszentren in uropa und Nordamerika. Themenschwerpunkte: vaskuläre hirurgie, Phlebologie, viszerale hirurgie und endovaskuläre hirurgie. Weitere Qualifikationen (u.a.): Mitglied der eutschen Vereinigung Vaskuläre hirurgie, der eutschen Vereinigung Vaskuläre und endovaskuläre hirurgie und der eutschen Vereinigung Viszeralchirurgie; Mitglied der Internationalen Gesellschaft endovaskulärer Spezialisten; Vorstandsvorsitzender der Kommission Leitlinien der eutschen Vereinigung für vaskuläre und endovaskuläre hirurgie. Korrespondenzadresse Prof. r. med. Thomas ürger Gefäßchirurgische bteilung gaplesion-iakonie-kliniken Kassel Herkulesstr. 34 34119 Kassel -Mail: th.buerger@diako-kassel.de Interessenkonflikt: Literatur 1 Gruß J. as Thoracic-outlet-Syndrom. Gefäßchirurgie. Gefäßchirurgie 2006; 11: 371 380 2 Willshire WH. Supernumerary first rib clinical records. Lancet 1860; 76: 1948: 633 3 Gruber W. Über die Halsrippen des Menschen mit vergleichend anatomischen emerkungen. VII. 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Lancet 1861; 1: 360 361 10 Murphey T. rachial neuritis caused by pressure of the first rib. ust Med J 1910; 15: 582 585 11 dson W, offey JR. ervial rib: a method of anterior approach for relief of symptoms by division of the scalenus anticus. Surgery 1927; 85: 839 857 12 lagett OT. Presidential adress: research and prosearch. J Thorac ardiovasc Surg 1962; 44: 153 166 13 Roos. Transaxillary approach for first rib resection to relieve thoracic outlet syndrome. nn Surg 1966; 163: 354 358 14 Gesundheitsberichterstattung des undes. rstellt am 3.8.2013 Im Internet: http://www.gbe-bund.de (Stand: itte das atum des letzten ufrufs ) 15 ürger T, Gebauer T, aumbach H et al. as vaskuläre Thoracic-outlet-Syndrom. Gefäßchirurgie 2013; 18: 184 195 16 Murphy TO, Piper, Kanar et al. Supraclavicular approach to first rib resection. m J Surg 1980; 139: 634 636 17 Peet RM, Hendriksen J, nderson TP et al. Thoracic outlet syndrome. valuation of a therapeutic exercise program. 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Operative und interventionelle Gefäßmedizin. erlin: Springer; 2012 24 Thetter O, Van ongen RJ, arwegen MGMH. as Thoracic- Outlet-ompression-Syndrom und seine vaskulären Komplikationen. Zentralbl hir 1985; 110: 449 456 25 Luther. Techniken der offenen Gefäßchirurgie. erlin: Springer; 2014 26 Urschel U, rane R, Pool JM et al. Surgical techniques: posterior approach for reoperative NTOS. In: et al. Illig K, Thompson RW, Freischlag J, eds. Thoracic Outlet Syndrome. London: Springer; 2013: 231 235 27 hang, Lidor O, Matsen SL et al. Reported in-hospital complications following rib resections for neurogenic thoracic outlet syndrome. nn Vasc Surg 2007; 21: 564 570 28 ürger T. Leitlinie zu iagnostik und Therapie der neurovaskulären Kompressionssyndrome an der oberen Thoraxapertur. In: eutsche Gesellschaft für Gefäßchirurgie, Hrsg. Leitlinien Gefäßmedizin Scan 1 ê2014 Springer; 2010: 15 19

Fortbildung 13 M-Fragen 1 Welche ussage zur pidemiologie des Thoracic-outlet-Syndroms trifft nicht zu? as Thoracic-outlet-Syndrom ist ein seltenes Krankheitsbild. ie typische ltersspanne liegt zwischen 20 und 50 Jahren. Im lltag treten die vaskulären Typen am häufigsten auf. in Thoracic-outlet-Syndrom ist ein eher unterdiagnostiziertes Krankheitsbild. ei jungen Patienten (unter 40 Jahren) ist ein Thoracic-outlet-Syndrom die häufigste Ursache eines Verschlusses der rmarterien. 2 Welche klinische Symptomatik tritt beim Thoracic-outlet-Syndrom nicht auf? rachiozephalgien nächtliche Schmerzen mit Kribbelparästhesien elastungsischämien Nacken- und Schulterschmerzen Kurzatmigkeit 3 Welche ussage zur iagnostik des Thoracic-outlet-Syndroms ist richtig? ine Spirometrie ist dabei unerlässlich. in hohes Lebensalter (60 Jahre) ist Voraussetzung für ein Thoracic-outlet-Syndrom. ie iagnosesicherung beruht auf klinischen Tests. Schnittbildverfahren haben dabei keinen Stellenwert. ine fachneurologische eurteilung ist Standard. 4 Welche ussage zur Ätiologie des Thoracic-outlet-Syndroms trifft zu? Patienten mit Thoracic-outlet-Syndrom haben oft degenerative Veränderungen der Halswirbelsäule. as Vorhandensein fusionierender Halsrippen schließt ein Thoracic-outlet-Syndrom aus. Knapp 80% aller Menschen mit Halsrippen erkranken an einem Thoracic-outlet-Syndrom. in stattgehabtes Trauma ist beim Thoracic-outlet-Syndrom häufig. as Thoracic-outlet-Syndrom ist oft mit einem iabetes Typ I assoziiert. 5 Interventionelle Radiologie Scan "002", 13.8.14, seitenweise Welche der folgenden ussagen zur apparativen iagnostik des Thoracicoutlet-Syndroms ist falsch? ei Verdacht auf eine arteriosklerotisch bedingte Genese sind unbedingt die hirnzuführenden Gefäße mitabzuklären. ine orientierende Untersuchung der arteriellen Perfusion des rmes und der ndstrombahn ist mithilfe einer vergleichenden Fingeroszillografie möglich. lektrophysiologische Messungen haben bei der iagnostik keinen Stellenwert. ie angiografische iagnostik sollte in Form von Funktionsaufnahmen in aufrechter Position erfolgen. oppler- und uplexsonografie (ggf. kontrastmittelverstärkt) sind geeignete Verfahren zum Nachweis vaskulärer Pathologien. M

14 Thoracic-outlet-Syndrom M-Fragen Thoracic-outlet-Syndrom 6 Welcher Parameter ist für die Therapiewahl bei Thoracic-outlet- Syndrom entscheidend? lter des Patienten Geschlecht des Patienten manifeste vaskuläre oder neurogene Komplikation bereits voroperiertes Karpaltunnelsyndrom usschluss einer Takayasu-rteriitis 7 Welche ussage zur konservativen Therapie des Thoracic-outlet- Syndroms ist nicht richtig? ine randomisierte Studienlage beweist die Überlegenheit der rgebnisqualität bei Patienten, die von Gefäßchirurgen behandelt wurden. Konservative Therapien sollten nach ca. 6 Monaten rfolge zeigen. ine begleitende Schmerz- und Relaxanzientherapie wird häufig eingesetzt. Patientenschulungen zum Krankheitsbild sind hilfreich. Physio- und ergotherapeutische ehandlungen dienen der Korrektur von Haltungsfehlern und zur Wiederherstellung des Gleichgewichts zwischen Nacken- und Schultergürtelmuskulatur. 8 Welches invasive ehandlungsverfahren des Thoracic-outlet- Syndroms hat einen definitiven Stellenwert? endovaskuläres Platzieren von Stents und Stent-Prothesen xartikulation der Hals- bzw. der 1.Rippe mit eseitigung aller komprimierenden anatomischen Strukturen Rippenteilresektionen ausschließliche Resektion einer Halsrippe Resektionen der 2.Rippe mit usfräsen des oberen Rippenrands der 1.Rippe 9 Welcher Zugang ermöglicht das vollständige ntfernen der 1. Rippe, kombiniert mit einer Rekonstruktion eines.-subclavia-neurysmas und einer thorakalen Sympathektomie? supraklavikulärer Zugang transaxillärer Zugang dorsaler Zugang infraklavikulärer Zugang endoskopischer transthorakaler Zugang Interventionelle Radiologie Scan "002", 13.8.14, seitenweise 10 Welche ussage zur invasiven Therapie des Thoracic-outlet- Syndroms ist falsch? M as Operationsrisiko ist in spezialisierten inrichtungen gering. ine Läsion des N. intercostobrachialis ist eine typische Komplikation. as röffnen des Pleuraraums ist immer vermeidbar. Mit einer postoperativen Verbesserung der klinischen Symptomatik ist in ca. 80% der Fälle zu rechnen. ine 4 bis 6-wöchige postoperative Schonung des operierten rmes soll vor Verwachsungen und sekundären Narbensträngen schützen. Korrekturexemplar: Veröffentlichung (auch online), Vervielfältigung oder Weitergabe nicht erlaubt!