LIS 1. Ziele der Ausbildung Die Ziele der Ausbildung werden durch das Bremische Lehrerausbildungsgesetz (BLAG) und die Ausbildungs- und Prüfungsordnung bestimmt. Ziel der Ausbildung ist die Befähigung zu einem Lehramt an öffentlichen Schulen. Die Ausbildung soll die Lehrer und Lehrerinnen qualifizieren, wissenschaftlich fundiert eigenständig und verantwortungsbewusst die ihnen im Bremischen Schulgesetz übertragenen Aufgaben zu erfüllen, an der Weiterentwicklung ihrer Schule mitzuwirken und den Anforderungen sich verändernder Schulpraxis gerecht zu werden. Dabei sollen Lehrer und Lehrerinnen insbesondere auch befähigt werden, Schüler und Schülerinnen so zu fördern, dass sie unabhängig von ihrer sozialen Herkunft ihr Recht auf Bildung verwirklichen können. Dies schließt ein die Fähigkeit: auf der Grundlage bildungs- und fachwissenschaftlicher Erkenntnisse zu unterrichten, fachübergreifende Problemstellungen in den Unterricht einzubinden, Förderung und Individualisierung des Lernens in heterogenen Lerngruppen zu ermöglichen, Methoden anzuwenden, die dem Ziel gerecht werden, Schülerinnen und Schüler zur Selbsttätigkeit zu erziehen, auf der Grundlage kommunikationswissenschaftlicher Erkenntnisse Gespräche zur Beratung oder Konfliktregulierung mit Schülern, Schülerinnen, Eltern, Ausbildenden und Kolleginnen und Kollegen zu führen, die notwendigen schulrechtlichen Kenntnisse in ihre Arbeit einzubeziehen, die notwendige Medienkompetenz aktuell zu halten und in die pädagogische Arbeit einzubeziehen, auf der Grundlage wissenschaftlicher diagnostischer Kenntnisse Lernentwicklungen und Leistungen zu beschreiben und zu beurteilen, individuell und im Team die eigene Arbeit zu evaluieren und sich fachlich und überfachlich fortzubilden, sich an der Qualitätsentwicklung der Schule zu beteiligen. 1.2 Aufgabe der Ausbildung Aufgabe des Vorbereitungsdienstes ist laut Bremischem Lehrerausbildungsgesetz die Fortsetzung, Vertiefung und Ergänzung der universitären Ausbildung für die berufliche Tätigkeit. Der Schwerpunkt der Ausbildung im Vorbereitungsdienst liegt auf der verantwortlichen Planung, Durchführung und kollegialen Auswertung selbstständiger Unterrichtstätigkeit an Schulen. Dabei sollen die Referendare und Referendarinnen Kenntnisse und Fertigkeiten erwerben, insbesondere in den rechtlichen Grundlagen, die den Rahmen der beruflichen Tätigkeit setzen, in der akzeptierenden Gesprächsführung mit Schülerinnen und Schülern und Eltern, in der Gremienarbeit mit dem Ziel der Qualitätsentwicklung des Unterrichts und des übrigen schulischen Lebens sowie in der Reflexion der beruflichen Tätigkeit mit anderen Lehrern und Lehrerinnen.
Bei ihrer Ausbildung werden die Referendare und Referendarinnen vom Landesinstitut für Schule und den Schulen beraten und unterstützt. Die reguläre Dauer des Vorbereitungsdienstes beträgt 18 Monate. 1.3 Seminarveranstaltungen Bei den Seminarveranstaltungen unterscheidet man zwischen erziehungswissenschaftlichen und fachdidaktischen. Die erziehungswissenschaftlichen Seminare finden vormittags, die fachdidaktischen am Nachmittag statt. Die Seminarveranstaltungen werden von Fachleiterinnen und Fachleitern oder von Ausbildungsbeauftragten in der Funktion von Fachleiterinnen bzw. Fachleitern durchgeführt. 1.3.1 Erziehungswissenschaftliche Seminare (EW-Seminare) In den erziehungswissenschaftlichen Seminaren werden pädagogische, psychologische, soziologische, allgemeindidaktische, gesellschaftliche und schulrechtliche Fragestellungen behandelt. Ein wesentlicher Bestandteil ist die Beratung bei konkreten Unterrichtsvorhaben und bei Unterrichts- und Schulproblemen. Das erziehungswissenschaftliche Seminar dient u.a. der Integration der Fächer und dem Austausch über die Fächer hinaus. Alle Referendarinnen und Referendare, die in den Bremischen Schuldienst eintreten, werden in Erziehungswissenschaften ausgebildet. In jeder EW-Seminargruppe sind Referendarinnen und Referendare mit unterschiedlichen Fächern vertreten, so dass der Austausch zwischen verschiedenen Fachperspektiven leicht möglich ist. In der Regel findet das Seminar einmal wöchentlich an einem Vormittag statt Folgende Kompetenzen sollen im EW-Seminar erworben bzw. weiter entwickelt werden: Fachkompetenz Unterrichtsrelevante Inhalte und Probleme fachwissenschaftlich und erziehungswissenschaftlich erschließen und in erfolgreiches pädagogisches Handeln umsetzen Erziehungswissenschaftliche Grundlagen erweitern Objektiv und subjektiv bedeutsame Lerninhalte auswählen sowie sach- und lernlogisch strukturieren Lernmaterialen auswählen, bereitstellen oder ggf. selbst herstellen Methodenkompetenz Das Lernen lehren als Prinzip der Unterrichtsgestaltung Eine dem Lerninhalt und der Lerngruppe angemessene Methodenauswahl treffen Vielfältige Methoden auf der Makro-/Mikroebene kennen und einsetzen können Kenntnis und professioneller Einsatz von Medien Planungskompetenz und Gestaltungskompetenz Lernvoraussetzungen diagnostizieren Inhalte nach fachlichen, gesellschaftlichen, entwicklungspsychologischen Kriterien auswählen 2
Lerngegenstände sachadäquat und schüleradäquat gemäß den curricularen Vorgaben strukturieren Schülerinnen und Schüler am Lernprozess beteiligen Lernprozesse individualisieren Lernergebnisse sichern und präsentieren Diagnosekompetenz und Beurteilungskompetenz Entwicklungsstände ermitteln und entsprechende Maßnahmen ableiten Den Fortschritt der Leistung mit unterschiedlichen Kriterien ermitteln und beurteilen können Leistungsbewertungen so vertreten, dass sie für Schülerinnen und Schüler nachvollziehbar und einsehbar sind Kriterien für Lernentwicklungsberichte entwickeln und rückkoppeln Innovationskompetenz Aktiv am Gestaltungsprozess (Schulentwicklung) der Schule teilnehmen Die erweiterten Entscheidungs- und Handlungsräume durch die zunehmende Autonomie der Schulen gestaltend nutzen An der Entwicklung, Evaluation und Durchsetzung eines Schulprogramms aktiv mitwirken Qualitätsverbesserung des Unterrichts im Schulteam mitgestalten Soziale und gesellschaftliche Kompetenz Die Eingebundenheit der Lehrenden und Lernenden in den gesellschaftlichen und historischen Kontext reflektieren Benachteiligte und behinderte Schülerinnen und Schüler integrieren Interkulturelle Gegebenheiten einbeziehen und Differenz wertschätzen Professioneller Umgang mit kultureller und sozialer Heterogenität Schülerinnen und Schüler befähigen, Konflikte konstruktiv zu lösen Kooperation zwischen Jungen und Mädchen fördern Störungen erkennen und angemessen auf sie reagieren Unterstützungsangebote anderer Institutionen kennen und in Anspruch nehmen Kommunikative Kompetenz Kommunikationsstrukturen kennen und konstruktiv nutzen können Verschiedene Formen der Gesprächsführung kennen und anwenden 3
Beratungskompetenz Verschiedene Verfahren der Beratung kennen und anwenden können Individualkompetenz Fähigkeit zur Empathie Fähigkeit zu kritischem Denken Reflexion des eigenen Verhaltens Bereitschaft und Fähigkeit zu Veränderungen Leistungs- und Lernbereitschaft sowie Verantwortungsbereitschaft Fähigkeit zu authentischem Handeln Weiterentwicklung interpersonaler Kompetenz Auseinandersetzung mit Bildungssystemen anderer Länder 1.3.2 Fachdidaktische Seminare (Fachsitzungen) In den fachdidaktischen Seminaren werden fachdidaktische, fachwissenschaftliche und unterrichtspraktische Fragestellungen behandelt. Ein wesentlicher Arbeitsschwerpunkt liegt in der konkreten Unterrichtsplanung und Unterrichtsanalyse. In jedem Ihrer beiden Fächer 1 nehmen Sie an einem fachdidaktischen Seminar teil. Die Fachsitzungen finden 14-täglich nachmittags statt. Die Termine der Fachsitzungen erfahren Sie von Ihrer Hauptseminarleiterin bzw. Ihrem Hauptseminarleiter. 1.4 Wahlpflichtbereich 1.4.1 Integrierter Wahlpflichtbereich Der integrierte Wahlpflichtbereich findet im Rahmen der Seminarveranstaltungen im Verhältnis 2:1 (2 Anteile Kernmodul, 1 Anteil Wahlmodul) statt. 3.4.2 Fachübergreifender Wahlbereich Der fachübergreifende Wahlbereich ist ein verbindlicher Bestandteil des Referendariats im Landesinstitut für Schule und versteht sich als Ergänzung der Seminararbeit. Seine Inhalte orientieren sich an den Kerncurricula der Erziehungswissenschaften und den Fachdidaktiken sowie an den Bildungsstandards der KMK. Der Kompetenzbereich Unterrichten ist Schwerpunkt der Ausbildung in den Fachdidaktiken und steht deshalb im Wahlpflichtbereich nicht im Focus. Der fachübergreifende Wahlbereich ermöglicht eine stärkere Individualisierung der Ausbildung und fördert die Eigenverantwortung und Selbstständigkeit der Referendare und Referendarinnen, die als kompetente Berufseinsteiger ihr professionelles Wissen und Können am Arbeitsplatz Schule weiterentwickeln. Im fachübergreifenden Wahlbereich können sie daher spezifischen Ausbildungsbedürfnissen und Profilierungen nachgehen. 1) Der Begriff Fach steht hier auch für die Lernbereiche der Primarstufe und für die sonderpädagogischen und beruflichen Fachrichtungen. 4
Die Angebote des fachübergreifenden Wahlbereichs: orientieren sich an den Interessen der Referendare und Referendarinnen vertiefen Inhalte aus Fachdidaktik und Erziehungswissenschaften fördern Stärken und gleichen Defizite von Referendaren und Referendarinnen aus Die ergänzenden und vertiefenden Angebote des fachübergreifenden Wahlbereichs ordnen sich folgenden Kompetenzbereichen zu und greifen die unten angegebenen Themenbereiche auf: 1. Erziehen und Bilden 1.1 Differenzierung, Integration und Förderung - Umgang mit Heterogenität 1.2 Kommunikation und Interaktion sowie Bewältigung von Konflikten 2. Beraten und Beurteilen 2.1 Diagnostik, Beurteilung und Beratung 2.2 Leistungsmessung und Leistungsbeurteilung 3. Mitgestalten und Innovieren 3.1 Weiterentwicklung der personalen Kompetenzen 3.2 Mitgestaltung der Schulentwicklung Die Wahlpflichtkurse finden in der Regel mittwochs von 15.00-18.00 Uhr statt. Verblockungen sind nach gegenseitiger Absprache möglich. 3.5. Unterricht 3.5.1. Umfang des Unterrichts Die Ausbildung in der Schule umfasst 12 Stunden Ausbildungsunterricht und Hospitationen pro Woche. Zu Beginn der Ausbildung hospitieren die Referendarinnen und Referendare zunächst überwiegend im Unterricht von Fachlehrerinnen und Fachlehrern ihrer beiden Unterrichtsfächer. Nach dem Halbjahreswechsel werden sie in aller Regel mit 10 Stunden eigenverantwortlichem Unterricht eingesetzt; 2 Stunden bleiben weiterhin für Hospitationen oder Ausbildungsunterricht gemeinsam mit einer Fachlehrerin/einem Fachlehrer. 3.5.2 Praxis und Reflexion Im Unterricht wird die nötige berufliche Routine erworben bzw. erweitert. Diese Praxiserfahrungen sind in den erziehungswissenschaftlichen und fachdidaktischen Veranstaltungen im Landesinstitut Ausgangspunkt für die gemeinsame Reflexion. So besteht für die Referendarinnen und Referendare die Möglichkeit, ihr eigenes Unterrichtskonzept zu entwickeln und immer intensiver in die Rolle als Lehrerin bzw. Lehrer hinein zu finden. 5
3.5.3 Schule außerhalb des Unterrichts Weiter nehmen die Referendarinnen und Referendare an allen schulischen Aktivitäten außerhalb des Unterrichts wie z.b. Konferenzen, Projekten, Schulveranstaltungen, Elternabenden, Schullandheimfahrten usw. teil. Ein besonders wichtiger Bereich ist die Beteiligung an Schulentwicklungsprozessen. 3.5.4 Ausbildungskoordinatoren An den Schulen stehen für die Betreuung von Referendarinnen und Referendaren Ausbildungskoordinatoren zur Verfügung. Sie sind Ansprechpartner/innen für die Referendarinnen und Referendare, wenn es um den Unterrichtseinsatz geht oder darum, Informationen, die die Schule als Ganzes betreffen, zu vermitteln bzw. die Ausbildung zwischen Schule und LIS abzustimmen. 3.5.5 Mentorinnen und Mentoren Besonders wichtige Ansprechpartner/innen in der Schule sind für die Referendarinnen und Referendare die Mentorinnen und Mentoren. Das sind Lehrerinnen oder Lehrer, die für jedes Fach individuell zur Verfügung stehen. Sie unterstützen sie beim Hineinfinden in die Berufsrolle als Lehrerin oder Lehrer sind Berater/in vor Ort bei der Entwicklung von Berufsroutinen führen vorbereitete und reflektierte Unterrichtsbesuche durch helfen bei der Förderung der Handlungskompetenz in allen schulpraktischen, d.h. in allen unterrichtlichen, pädagogischen und organisatorischen Belangen. Betreuung durch Fachleiterinnen und Fachleiter bzw. Ausbildungsbeauftragte Neben der schulinternen Betreuung im Unterricht werden Referendarinnen und Referendare durch FachleiterInnen und Ausbildungsbeauftragte in Hospitationen unterstützt und beraten. Dabei sind sowohl individuelle Beratungen als auch gemeinsame Beratungen in kollegialen Beratungsverfahren vorgesehen. 6