Photometrie mit Pyridinnucleotiden



Ähnliche Dokumente
Vom Molekül zur Zelle Block 3 Seminar / Praktikum 2

Seminar: Photometrie

Protokoll zum Versuch 50: Photometrie vom Thema: Photometrische Fe 2+ -Konzentrationsbestimmung mit Phenanthrolin

K1: Lambert-Beer`sches Gesetz

GRUNDLAGEN DER SPEKTROPHOTOMETRIE

Photom etrieren Photometrie Fraunhofer sche Linien

Versuch 03: Enzyme. Bestimmung der Serum-Acetylcholinesterase Aktivität: 1. Bestimmung der Acetylcholinesterase-Aktivität

GRUNDLAGEN DER ENZYMKINETIK: MICHAELIS-MENTEN-GLEICHUNG, HEMMTYPEN


Lehrerinformation Brillantblau

GRUNDLAGEN DER ENZYMKINETIK: MICHAELIS-MENTEN-GLEICHUNG, HEMMTYPEN

UV/VIS-Spektroskopie

Laborpraktikum Sensorik. Versuch. Optische Konzentrations- bestimmung MS 2

1. Blue-curacao 1.1. Die durchgelassene Lichtintensität I ist bei konstanter Konzentration von der Schichtdicke abhängig: d 1 < d 2

Dr. Tobias Schafmeier, BZH

Versuchsprotokoll: Leitenzyme

Versuchsanleitungen zum Praktikum Physikalische Chemie für Anfänger 1. Lambert Beer sches Gesetz - Zerfall des Manganoxalations

Elektromagnetische Strahlung

Physikalische Chemie: Kinetik

Spektroskopische Methoden

Flüssigkeitschromatographie

Lösungen zu den Übungen zur Einführung in die Spektroskopie für Studenten der Biologie (SS 2011)

NAD+/NADH ADH CH 3 CH 2 OH + NAD + CH 3 CHO + NADH + H + Hier unterscheiden sich Ethanol und NAD + in der Tat funktionell nicht.

SOP_018_Glucosebestimmung

Grundlagen der photometrischen Messung

Wechselwirkung zwischen Licht und chemischen Verbindungen

Spektroskopie-Seminar SS UV-Vis-Spektroskopie. UV-Vis-Spektroskopie

Versuch K2 Photometrische Messung

Versuchsprotokoll: Aminosäure- und Proteinbestimmung

Farbstoffe Einleitung

K2: Acetonjodierung. Theoretische Grundlagen. Absorptionsspektroskopie. Physikalische Chemie für Pharmazeuten

Theoretische Grundlagen Physikalisches Praktikum. Versuch 12: Fotometrie und Polarimetrie

Kontrollaufgaben zur Optik

Versuch 6. Leitenzyme

Fachbereich Mathematik und Informatik Wintersemester 2013/14 der Universität Marburg Dr. Helga Lohöfer

11 Organische Farbstoffe

Institut für Physikalische und Theoretische Chemie Physikalisch-Chemisches Praktikum für Studenten L2

Spektroskopie. im IR- und UV/VIS-Bereich. Optische Rotationsdispersion (ORD) und Circulardichroismus (CD)

Seminar zum Praktikumsversuch: Optische Spektroskopie. Tilman Zscheckel Otto-Schott-Institut

2.) Welcher Kurvenverlauf deutet auf eine Abweichung vom Lambert-Beerschen Gesetz infolge Assoziation der absorbierenden Moleküle hin?

. Nur wenn ε m (λ 1 ) = ε m (λ 2 ), dann ist E = ε m c d.

UV-Vis Spektroskopie. Praktikum Analytische Chemie I (WS 2013/14)

2 Einführung in Licht und Farbe

Enzymatische Katalyse

AnC I Protokoll: 6.1 Extraktionsphotometrische Bestimmung von Cobalt mit HDEHP! SS Analytische Chemie I. Versuchsprotokoll

Praktikum Optische Technologien, Protokoll Versuch Absorptionsmessung

Die Natriumlinie. und Absorption, Emission, Dispersion, Spektren, Resonanz Fluoreszenz, Lumineszenz

Günter Baars E-Lern- und Lehrmedium: Quantenchemie und Chemie farbiger Stoffe Modul: Quantenchemie und organische farbige Stoffe Übungen mit Lösungen

Versuch 5. Isocitrat-Dehydrogenase

Photometrische Bestimmung von D-Glucose

Biochemie-Praktikum: Programm E

Biochemisches Grundpraktikum

Organisatorisches. Alle Antworten sind richtig!!!!!

Übungsaufgaben zur Optischen Spektroskopie. 1) Nennen Sie drei Arten von elektronischen Übergängen und geben Sie jeweils ein Beispiel an!

UV/Vis-Spektroskopie oder auch: Elektronenanregungsspektroskopie

UV/Vis-Spektroskopie oder auch: Elektronenanregungsspektroskopie

Physikalische Chemie Praktikum. Aufbau der Materie: Absorptionsspektrum eines Farbstoffes / Photometrie

3 Elektronengas-Modell und Polyene

ATTO 565 und ATTO 590

Schlüsselbegriffe. Übungsaufgaben:

Biochemische UE Alkaline Phosphatase.

Übungsaufgabe 1. Photometrische Bestimmung von Chrom als Chromat Chemikalien: H 2 O 2, Natronlauge, Chrom-(III)-salz

Physik für Maschinenbau. Prof. Dr. Stefan Schael RWTH Aachen

5. Elektronen- und Rotations- Spektren von Molekülen

Das Spektrum elektromagnetischer Strahlung

FRICKE-Dosimetrie. Laborpraktikum IKTP, SS2014. Betreuer: C.Zech. Größen der Dosimetrie

Schwerpunktfach Biologie / Chemie Teil: Fächerübergreifender Teil Chemie

Spektroskopie im sichtbaren und UV-Bereich

Photochemische Reaktion

Mehrprotonige Säuren (z.b. H 2 SO 4 )

ZHW / CB / AnP SS 03. Quantitative Bestimmung von Co- und Ni-Ionen im Gemisch Kinetische Untersuchungen an Farbstoffen

Z 11 GRUNDLAGEN DER BIOCHEMIE STOFFWECHSELWEGE 1) DIE WICHTIGSTEN STOFFWECHSELWEGE: 2) ÜBERSICHT ÜBER DEN ENERGIESTOFFWECHSEL

Methoden zur Untersuchung von Papier, Karton und Pappe für Lebensmittelverpackungen und sonstige Bedarfsgegenstände

Extraktion/Komplexbildung

III. Strukturbestimmung organischer Moleküle

Für enzymkinetische Untersuchungen legen Sie 0.2 ml einer 5 mm Substratlösung vor. Der fertige Inkubationsansatz hat ein Volumen von 2 ml.

Z11 GRUNDLAGEN DER BIOCHEMIE STOFFWECHSELWEGE 1) DIE WICHTIGSTEN STOFFWECHSELWEGE: 2) ÜBERSICHT ÜBER DEN ENERGIESTOFFWECHSEL

Universität der Pharmazie

Grundlagen der Quantentheorie

Das Sinnloseste: der Zitronensäurezyklus

BIOCHEMIE. Prof. Manfred SUSSITZ. über(be)arbeitet und zusammengestellt nach Internetvorlagen:

Übungsaufgaben - Analytik

Enzymkinetik. PTV.6 Seite 1 von 12 Prof. Dr. M. Brunner M.Eng. Philip Schmit. Praktikum PT. 1 Einleitung. 2 Theoretische Grundlagen

Physikalisches Praktikum 3. Semester

Was ist denn NAD / NADP??

Infrarot-Spektroskopie

Photonik Technische Nutzung von Licht

Reaktionskinetik. bimolekularen Reaktion. Für die Konzentraton des Dinitrochlorbenzols [a] gilt: = k

Versuch: Reaktionskinetik

Beschreibe die wesentlichen Unterschiede zwischen den einzelnen Anregungsmöglichkeiten.

Versuch 3. Elektrophorese

Grundwissen Chemie 9. Jahrgangsstufe G8

SS Thomas Schrader. der Universität Duisburg-Essen. (Teil 8: Redoxprozesse, Elektrochemie)

Biochemische Labormethoden

Block 3 Vom Molekül zur Zelle Biochemie Seminar & Praktika

Das Versagen der klassischen Physik Die Entwicklung der Quantenphysik. Quantenmechanische Lösung

Transkript:

Photometrie mit Pyridinnucleotiden Grundlagen der Photometrie Photometer-Arten Eppendorf-Photometer Struktur und Funktion des NADH Beispiele des optischen Tests Berechnungsverfahren Biochemie - "Photometrie mit NADH" 1

Farbaktive Gruppen Chromophore: Atomgruppen, die die selektive Absorption nennenswert beeinflussen Bathochromie: Verschiebung der Absorbtionsmaxima zu langwelligerem / sichtbaren Licht - Farbvertiefung durch Anhäufung solcher Gruppen Auxochrome: Bindeglieder zwischen Chromophoren und Fasern Doppelbindungen: -C=C- Ketogruppen: >C=O Nitrogruppen: O -N O Aminogruppen: -NH 2 Hydroxylgruppen: -OH Sulfonsäuregruppen: -SO 3 H Biochemie - "Photometrie mit NADH" 2

Licht-Absorption Energie definierter Größe (Quantengröße) einer Strahlung ändert den Energiezustand des Atoms / Moleküls Atom: Anhebung der Elektronen auf höhere Orbitale Moleküle: Anregung von Schwingungs- / Rotationsbewegungen Energie der absorbierten Strahlung E = h υ, mit υ := Wellenlänge h := 6,626 * 10-34 Js (Planck sches Wirkungsquantum) Beim Rückfall auf altes Energieniveau: Abgabe der Energie hauptsächlich als Wärme Fluoreszenz: Energieabgabe als Lichtstrahlung Absorbierbare Quantengrößen sind charakteristisch für den Stoff, da nur zu den Änderungen passende Quanten aufgenommen werden Absorptionsausmaß ist proportional der Konzentration des Stoffes (und der Schichtdicke) - s.u. Biochemie - "Photometrie mit NADH" 3

Absorption und Farbe bei organischen Stoffen Voraussetzung für die Lichtabsorption bei organischen Verbindung sind vorwiegend Doppelbindungen Je mehr konjugierte Doppelbindungen, desto langwelliger und höher ist das Absoptionsmaximum Farbige Stoffe = Stoffe, die sichtbares Licht aufnehmen. Stofffarbe ist die Komplementärfarbe des resorbierten Lichtes Biochemie - "Photometrie mit NADH" 4

Gesetz von Lambert-Beer mit: I I = I 0 e -k c d I = I 0 10 -ε c d := Intensität des Lichtes nach der Probe [cd = Candela] I 0 := Intensität vor der Probe [cd] k c d ε := Materialkonstante [l/(mol cm)] := Stoffkonzentration [mol/l] := Schichtdicke [cm] := molarer Extinktionskoeffizient [l/(mol cm)] Monochromatisches Licht jedes Molekül absorbiert den selben Intensitätsanteil Größe dieses Anteils abhängig von k bzw. ε Anzahl der absorbierten Anteile abhängig von der Anzahl der getroffenen Moleküle (c * d) Biochemie - "Photometrie mit NADH" 5

Transmission und Extinktion Transmission Extinktion Durchlässsigkeit des Mediums für das Licht Abhängig von der Wellenlänge Absorption durch das Medium ebenfalls abhängig von der Wellenlänge I T= --- = 10 - ε c d I 0 Einheitenlos, Angabe in % oder als Bruch T = 1 bedeutet keine Absorption Einheitenlos E = log 1 / T E = ε c d Optimaler Meßbereich: 0 < E < 1 Biochemie - "Photometrie mit NADH" 6

Absorptionsspektrum Messung der Extinktion einer Substanz bei verschiedenen Wellenlängen Berechnung der Extinktionskoeffizienten jeder Wellenlänge hieraus 20000 18000 16000 14000 12000 10000 8000 Auftragung der ε (λ) gegen die Wellenlänge λ 6000 4000 Dieses Spektrum ist charakterisierend für die Substanz 2000 0 Extinktionskoeffizient / 1 220 NAD+ NADH 240 260 280 300 320 340 360 380 Wellenlänge / nm 400 Biochemie - "Photometrie mit NADH" 7

Allgemeines Photometer Fotozelle Filter Strahlungsquelle Parallelrichter Meßküvette Galvanometer Biochemie - "Photometrie mit NADH" 8

Qualitätskriterien der Photometrie Je monochromatischer das Licht ist, umso exakter ist die photometrische Messung, d.h. umso linearer ist die Abhängigkeit des Extinktionskoeffizienten von der Stoffkonzentration Biochemie - "Photometrie mit NADH" 9

Photometer-Typen Filterphotometer: Lichquelle weisses, kontinuierliches Licht (z.b. Wolframlampe) Monochromatisierung Filter aus gefärbtem Glas Vorteil einfach und robust Spektrallinienphotometer: Lichtquelle Gasentladungslampe (z.b. Quecksilberdampf) Monochromatisierung Farbfilter Vorteil strenger monochromatisches Licht Spektralphotometer: Lichtquelle weisses, kontinuierliches Licht Monochromatisierung Prisma + Spaltblende Vorteil beliebige Wellenlänge verfügbar Doppelstrahlphotometer: Spektralphotometer mit gleichzeitig zwei Strahlengängen Vorteil Parallelmessung der Probe und der Referenzprobe Biochemie - "Photometrie mit NADH" 10

Eppendorf-Photometer Spektrallinienphotometer Strahlungsquelle: Quecksilberdampflampe Anzeige durch Spiegelgalvanometer Anzeigenskala: oben Extinktion unten Transmission Energie /? 10000 1000 100 10 334 365 405 436 492 546 578 623 691 1 300 350 400 450 500 550 600 650 700 Wellenlänge / nm Biochemie - "Photometrie mit NADH" 11

Pyridin-Nucleotide Nicotinamid H N + OH O C NH2 HO NAD + Nicotinamid-adenin-dinucleotid Diphosphorsäure O O CH 2 -O-P-O-P-O-CH 2 HO OH O N N NH 2 N N Adenin Ribose O HO OH Ribose O-P = NADP + Biochemie - "Photometrie mit NADH" 12

NAD + NADH + H + R H R H H + H O H H O C NH2 C NH2 N + R NAD + _ N R NADH Biochemie - "Photometrie mit NADH" 13

Funktionen der Nicotinamidnucleotide Coenzyme zahlreicher Dehydrogenasen i.a. reversible Reaktionen H 2 -Transport intrazellulär NADH: Oxidation (H + -Abgabe) an Enzyme der Atmungskette z.b. Lactat + NAD + Pyruvat + NADH + H + Ethanol + NAD + Acetaldehyd + NADH + H + NADPH: Oxidation - Biosynthese Reduktion - Fettsäure-Biosynthese und CO 2 -Reduktion bei der Photosynthese Biochemie - "Photometrie mit NADH" 14

Spektrales Verhalten der NAD s Farbaktives Zentrum sind die Doppelbindungen im Pyridinring Reduktion des NAD + zum NADH Verändert den aromatischen Charakter des Rings NAD + zusätzliches Absorptionsmaximum bei 340 nm ε bei 340 nm: NADH / NADPH: 6.3 * 10 3 ε bei 365 nm (s. Hg-Spektrum): NADH: 3,4 * 10 3 NADPH: 3,5 * 10 3 Extinktionskoeffizient / 1 20000 18000 16000 14000 12000 10000 8000 6000 4000 2000 0 220 NAD+ 240 260 280 300 NADH 320 340 360 380 400 Wellenlänge / nm Biochemie - "Photometrie mit NADH" 15

Anwendungsbeispiele Lactat im Plasma: NAD + - Zugabe Messung der Ausgangsextinktion E 0 Zugabe von Lactatdehydrogenase (LDH) Umsetzung des Lactat zu Pyruvat Umbau des NAD + zu NADH Anstieg der Extinktion bei z.b. 365 nm Aktivität - Lactatdehydrogenase: Enzymaktivität Reaktionsgeschwindigkeit Pyruvat + NADH Zugabe des Serums mit dem LDH Pyruvat zu Lactat NADH zu NAD + Abnahme der Extinktion Messung der Abnahme pro Zeiteinheit Biochemie - "Photometrie mit NADH" 16

Berechnung der Substratkonzentration E E = ε c d c = ---- ε d E V c = ------ * --- * F ε * d v c := Konzentration in der Probe [mol / l] E := Extinktionsveränderung V := Endvolumen [ml] v := Ursprungsvolumen der Probe [ml] F := Verdünnungsfaktor vor Testbeginn Biochemie - "Photometrie mit NADH" 17

Berechnung der Enzymaktivität A = c / t E V A = ---------- * -- * F t * ε * d v A := Enzymaktivität [mol / (l * min)] c := Konzentration in der Probe [mol / l] E := Extinktionsveränderung V := Endvolumen [ml] v := Ursprungsvolumen der Probe [ml] F := Verdünnungsfaktor vor Testbeginn t := Zeit [min] Biochemie - "Photometrie mit NADH" 18