Pädagogisch therapeutischer Umgang mit mehrfach behinderten gehörlosen Menschen



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Transkript:

Pädagogisch therapeutischer Umgang mit mehrfach behinderten gehörlosen Menschen Jürgen Schultheiß Regens Wagner Zell Dipl. Psychologe Zell A 9 Psycholog. Psychotherapeut 91161 Hilpoltstein juergen.schultheiss@regens-wagner.de

Gliederung 1. Mehrfachbehinderung 2. Intelligenzminderung Diagnostik Überforderung/Unterforderung Kommunikation Aggressives Verhalten Selbstverletzendes Verhalten 3. Autismus 4. Psychische Behinderung 5. Unterstützung der Mitarbeiter 6. Diskussion

Mehrfachbehinderung Mehrere Behinderungen liegen nebeneinander vor Hörschädigung (unterschiedlichsten Ausmaßes incl. CI- Trägern) + Kognitive Einschränkung (Intelligenzminderung) Körperbehinderung Psychische Behinderung Weitere Sinnesbehinderung (Sehbehinderung) Chronische Erkrankungen (Epilepsie)

Intelligenzminderung Diagnostik Ausprägungsgrade geistiger Behinderung (nach Senckel/Luxen) leichte Intelligenzminderung IQ 70-50 Entwicklungsalter 5-7 J. mittlere Intelligenzm. IQ 49-35 EA 2-5 J. schwere Intelligenzm. IQ 34-20 EA 8-24 Monate schwerste Intelligenzm. IQ < 20 EA < 8 Monate

Diagnostik II: Ungleichzeitigkeit von Entwicklung bei Menschen mit Intelligenzminderung 12 10 8 6 4 2 0 kognitive körperl.mot. sozial-emot. Kommun.

Überforderung/Unterforderung Andauernde Überforderung (oder Unterforderung) führt zu Stress, körperlicher und psychischer Anspannung und zu Verhaltensproblemen (z.b. zu Aggressionen oder Autoaggressionen) Um jemand nicht zu überfordern (oder zu unterfordern) ist eine genauere Einschätzung seines Entwicklungsniveaus notwendig: Intelligenz-Diagnostik; Verhaltensbeobachtung; anamnestische Daten; medizin. Befunde Vor allem geistig behinderte Menschen mit ausgeprägten sozialen Kompetenzen werden schnell kognitiv überschätzt (gilt im umgekehrten Fall genauso!) Jemand so zu sehen, wie er ist, fördert Entwicklung und Lebensqualität.

Überforderung vermeiden: Strukturen und Rituale im Tages- und Wochenablauf Zeitliche Orientierung geben Stabile und konstante Beziehungen Klare Regeln und Konsequenzen An Stärken und Kompetenzen ansetzen -Hobbies, Interessen, Lieblingsbeschäftigungen ausbauen (ressourcenorientiert) Verständliche, d.h. vereinfachte Kommunikation

Kommunikation Vereinfachte Gebärdensprache (Mimik und Körpersprache betonen) Zusätzliche Kommunikationsmittel: Symbole, Fotos, Gegenstände (unterstützte Kommunikation) Verständnis fördern durch Regelmäßigkeit (Strukturen und Rituale) Verhalten als nicht sprachliches Ausdrucksmittel beachten

Aggressives Verhalten Konstruktives und destruktives aggressives Verhalten unterscheiden Konstruktives aggressives Verhalten dient zur Selbstbehauptung und Durchsetzung und ist sozial geregelt. Genaue Wahrnehmung des Verhaltens und der Situation, in der es auftritt. Vertieftes Verständnis entwickeln: Auslöser, Ursachen, Ziele? Reaktionsmöglichkeiten in der Situation, in der das Verhalten auftritt, gemeinsam besprechen und festlegen Pädagogisch-therapeutisches Konzept zur langfristigen Beeinflussung/Veränderung des Verhaltens entwickeln

Aggressives Verhalten: mögliche Ursachen bei Menschen mit Intelligenzminderung Konstruktive Anteile Unbefriedigte Grundbedürfnisse Überforderung/Unterforderung Somatische Ursachen Unsicherheit und Angst Fehlende Grenzen und Orientierung Kommunikationsprobleme und mangelnde Ausdrucksmöglichkeiten Gewalterfahrung, Misshandlung, Missbrauch und Vernachlässigung Identitätsunsicherheit Sexuelle Problematik Psychische Erkrankung Autismus

Selbstverletztendes Verhalten bei Menschen mit Intelligenzminderung Der Umgang mit autoaggressivem Verhalten erzeugt eine besondere Form von Hilflosigkeit: Richten sich Aggressionen direkt gegen mich oder Dritte, kann ich mich wehren, andere schützen usw. Bei autoaggressivem Verhalten ist das Eingreifen wesentlich schwieriger; wie kann ich den behinderten Menschen vor sich selbst schützen? Wesentlich sind daher neben wenigen kurzfristigen Möglichkeiten zu reagieren (ablenken, Situation verändern, unterbinden) die Berücksichtigung der Ursachen und die daraus folgenden langfristigen pädagogische Möglichkeiten, das autoaggressive Verhalten positiv zu beeinflussen. Es gibt mehrere grundsätzlich verschiedene Ursachen für Autoaggressionen

Selbstverletzendes Verhalten: Ursachen Schwere Intelligenzminderung (= sehr frühe geistige Entwicklungsstufe) Auch nicht behinderte Kleinkinder zeigen zu einem hohen Prozentsatz phasenweise autoaggressives Verhalten. Körperliche Schmerzen Wahrnehmungsstörung (gestörtes Schmerzempfinden) Der Mensch braucht starke Reize, um sich zu spüren. Das autoaggressive Verhalten dient dann mehr der Stimulation, weniger der Selbstschädigung. Reduzierung von Spannungszuständen Findet sich bei Menschen mit und ohne Behinderung (z.b. auch häufig bei nicht behinderten Menschen mit Persönlichkeitsstörungen). Das selbst Zufügen von körperlichen Schmerzen hilft psychische Anspannung und Druck zu reduzieren; dies kann zur Sucht werden. Bei Menschen mit Intelligenzminderung sind häufige Spannungsauslöser Überforderung, Unsicherheit und Angst. Gelerntes Verhalten Bekommt ein Mensch vor allem dann Aufmerksamkeit und Zuwendung, wenn er sich selbst verletzt, dann wird er dieses Verhalten häufiger zeigen, es verfestigt sich. Wut auf sich selbst Unzufriedenheit, Ärger, Wut die nicht mitgeteilt werden kann oder nicht gezeigt werden darf, kann sich gegen sich selbst richten. Autismus

Gliederung 1. Mehrfachbehinderung 2. Intelligenzminderung Diagnostik Überforderung/Unterforderung Kommunikation Aggressives Verhalten Selbstverletzendes Verhalten 3. Autismus 4. Psychische Behinderung 5. Unterstützung der Mitarbeiter 6. Diskussion

Autismus Formen und Diagnosekriterien (ICD-10) Frühkindlicher Autismus Qualitative Auffälligkeiten der gegenseitigen sozialen Interaktion Qualitative Auffälligkeiten der Kommunikation und Sprache Auffälligkeiten im Verhalten Auffälligkeiten vor dem 3. Lebensjahr in diesen Bereichen Asperger-Syndrom Keine gravierenden Auffälligkeiten vor dem 3. Lebensjahr (umstritten) Keine allgemeine Verzögerung der sprachlichen Entwicklung, häufig isolierte sehr früh entwickelte sprachliche Spezialfertigkeiten Qualitative Auffälligkeiten der gegenseitigen sozialen Interaktion Auffälligkeiten im Verhalten Atypischer Autismus Einzelne typische Symptombereiche fehlen

Autismus - Umgangsweisen Strukturen, feste, vorhersehbare Abläufe, Rituale; in Alltag und Freizeit (geplante Freizeitgestaltung) Kommunikationshilfen, z. B. Visualisierungen mittels Tages- oder Wochenplänen, Kalendern, Bildkarten, Fotos, aber auch Gebärden Gruppenzusammensetzung: keine sehr unruhigen, sozial sehr aktiven, provozierenden Mitbewohner! möglichst wenig Fluktuation. Das gleiche gilt für die Mitarbeiter! Ein ausgewogenes Maß zwischen Aktivität und Rückzugsmöglichkeiten finden: Reizüberflutung und Langeweile (zu langes sich selbst überlassen bleiben) vermeiden. Mitarbeiter brauchen Begleitung: Teambesprechungen, Fortbildung, Supervision. Für Krisen: Notruf- und Unterstützungssystem durch andere Gruppen Ziele: Lebensqualität und Selbständigkeit (nicht: möglichst umfassende Selbstbestimmung) Tragfähige, verlässliche Beziehungen anbieten (nicht: möglichst enge und intensive Beziehungen)

Autismus was ist zu vermeiden Abweichungen von der Routine, der festen Struktur. (Vorhersehbare Abweichungen müssen vorbereitet werden, mit Mitteln, die dem Kommunikationsniveau des Gegenüber entsprechen; dabei ist der richtige Zeitpunkt wichtig: weder zu früh noch zu spät informieren!) Den Menschen mit Autismus vor zu viele Entscheidungen stellen (Überforderung; das Thema Selbstbestimmung muss bei autistischen Störungen anders betrachtet werden) Zu viel Kontakt, Beziehungsangebot, Kommunikation Zu wenig Beschäftigung, Abwechslung, zu viel sich selbst überlassen sein. Unruhige, spannungsgeladene Atmosphäre; kann durch Mitbewohner oder auch Mitarbeiter ausgelöst werden.

Strategien zum Umgang mit massiven Verhaltensproblemen bei Menschen mit autistischen Störungen Noch mehr Struktur, Routine, Vorhersehbarkeit! Nicht: Vorfälle (z. B. aggressiver Art oder mit Sachbeschädigung) zu intensiv aufarbeiten, besprechen, Konsequenzen aussprechen; dies würde eine Abkehr vom Gewohnten bedeuten und könnte das Verhaltensproblem verschlimmern; Einsichts- und Selbststeuerungsfähigkeiten sind bei Menschen mit Autismus häufig eingeschränkt. Klare Vorgaben, Regeln, die konsequent eingehalten werden. Erfahrungen nutzen: was wirkt beruhigend auf den Bewohner? Eventuell Reize reduzieren, z. B. häufiger aus der Gruppe herausnehmen; eventuell aber gerade auch nicht! Bei Autoaggressionen: ablenken, Beschäftigung anbieten. Bei Aggressionen: Situation auflösen, evtl. Ruheraum. Manchmal, nicht immer, lassen sich auslösende Ursachen für Verhaltensprobleme finden: Veränderungen und Abweichungen vom Gewohnten; Mitbewohner- oder Personalwechsel; Veränderungen in der Familie oder am Arbeitsplatz Immer überprüfen: liegen körperliche Beschwerden, Schmerzen vor? ist der Betroffene Opfer von Provokationen oder Aggressionen von anderen Behinderten? Was kann ich als Mitarbeiter tun, um die eigene Unsicherheit zu reduzieren? Unterstützung durch Team und fachliche Begleitung Notrufsysteme um schnell Hilfe holen zu können Supervision Zusammenarbeit mit Facharzt: medikamentöse Hilfen?

Psychische Behinderung Schizophrenien, Affektive Störungen, Persönlichkeitsstörungen, Angststörungen, Zwangsstörungen, Störungen der Impulskontrolle (Kleptomanie; Spielsucht), Störungen der Sexualpräferenz Fachliche Unterstützung : Kenntnis der Symptomatik Grenzen der pädagogischen Beeinflussbarkeit Grenzen psychotherapeutischer Behandlung Medikamentöse Behandlung Aushalten lernen chronifizierter Verläufe und von Abbauprozessen Halt gebende Umgebung Fallstricke in der Beziehungsgestaltung beachten: Spaltungen, Umgang mit Wahnsystemen, Schutz und Sicherheit der Umgebung gewährleisten (Kontrollmechanismen; evtl. freiheitsentziehende Maßnahmen; Notrufsysteme) Eigene Gefühle ordnen Fortbildung, Supervision

Gliederung 1. Mehrfachbehinderung 2. Intelligenzminderung Diagnostik Überforderung/Unterforderung Kommunikation Aggressives Verhalten Selbstverletzendes Verhalten 3. Autismus 4. Psychische Behinderung 5. Unterstützung der Mitarbeiter 6. Diskussion

Unterstützung der Mitarbeiter Regelmäßige Teambesprechungen mit fachlicher Begleitung Konzepte zur Krisenintervention: Psychiatrieeinweisung Gewalt gegen Mitarbeiter/Mitbewohner Weglaufen/Suizidalität Sicherheit der Mitarbeiter gewährleisten: Notrufsysteme; Selbstverteidigungskurse Für Entlastung sorgen: Time-Out Konzept Fortbildung/Supervision

Danke für Ihre Aufmerksamkeit! Diskussion