Medizinischen Möglichkeiten der Organtransplantation und aktueller und künftiger Bedarf an Spenderorganen. Prof. Dr. P. Neuhaus



Ähnliche Dokumente
Organspender in Deutschland von 2007 bis 2013

Organspender in Deutschland von 2007 bis 2013

Herausforderungen der kombinierten Transplantation von Leber und Niere

25. Jahrestagung des AK-NTX Dresden

Transplantationszentrum Stuttgart Jahresbericht Dr. med. Jens Wilhelm Klinik für Nieren und Hochdruckkrankheiten Stuttgart

1. Wie viele Organspender und Transplantationen gibt es in Deutschland?

Transplantationszentrum Stuttgart Jahresbericht Dr. Jochen Wollmeyer Klinik für Nieren- und Hochdruckkrankheiten

Wartezeit in Deutschland auf eine Nierentransplantation: Aktuelle Aspekte oder Das Blutgruppe 0-Problem

Jahre Tx-Zentrum Stuttgart Organverteilung durch Eurotransplant Wie funktioniert das? Ist es gerecht?

Die Bayerische Staatsministerin für Gesundheit und Pflege

Organspende - Koordination zwischen peripheren Kliniken und Transplantationszentren

ÖDTR2015. Die Warteliste. 26.Februar

Wer bekommt ein Organ? Zuteilungskriterien in der Transplantationsmedizin im Streit

Transplant Center Innsbruck. Hand Islet Cells Intestine Multivisceral Lung Bone Marrow Heart-Lung Heart Pancreas Liver Kidney

Grafiken zum Tätigkeitsbericht 2017 veröffentlicht durch die Deutsche Stiftung Organtransplantation

Analysen und Ergebnisse zusammengeführter Transplantationsdaten

Organspende. Hilfreiche Informationen zu Ihrer Nierengesundheit

Transplantantationsskandal: Es sterben die Falschen! U N I V E R S I T Ä T S M E D I Z I N B E R L I N 1

Regelverstöße in der Transplantationsmedizin

Organspende in Deutschland Zeit für neue Wege?!

Organspende und Organtransplantation in Nordrhein-Westfalen, 2008

07. Dezember Transplantationsworkshop Hinterzarten Die Ära nach dem Skandal - was wird, was hat sich geändert?

Kennzahlen zur Organspende und Organtransplantation in der Schweiz

Kennzahlen zur Organspende und Organtransplantation in der Schweiz

Ich bin Organspender, und Sie?

anlässlich des Besuchs des Präsidenten von Eurotransplant, Bruno Meiser im Ordensklinikum Linz.

Transplantationszentrum Stuttgart Jahresbericht Dr. med. Jens Wilhelm Klinik für Nieren und Hochdruckkrankheiten Stuttgart

Kennzahlen zur Organspende und Organtransplantation in der Schweiz

Postmortale Organ- und Gewebespende

Kennzahlen zur Organspende und Organtransplantation in der Schweiz

Klinische Langzeiteffekte von antiviralen Therapien. PD. Dr.med. K. Deterding Klinik für Gastroenterologie und Hepatologie Universitätsklinikum Essen

Kennzahlen zur Organspende und Organtransplantation in der Schweiz

Kennzahlen zur Organspende und Organtransplantation in der Schweiz

Kennzahlen zur Organspende und Organtransplantation in der Schweiz

Kennzahlen zur Organspende und Organtransplantation in der Schweiz

Aktuelles aus der Nierentransplantation

Ich bin Organspender, und Sie? 49_Broch_DonOrganes_DE_09-12.indd :1

Darlegung potentieller Interessenskonflikte

Start Quiz Lehrerinformation

Strafbarkeit bei der Manipulation der Organallokation Der Göttinger Fall

Ist unser Nierenallokationssystem noch zeitgemäß? Sind die Intentionen des Gesetzes für alle Patienten erfüllt?

Transplantationszentrum Stuttgart Jahresbericht Dr. med. Jens Wilhelm Klinik für Nieren und Hochdruckkrankheiten Stuttgart

Organspende - eine gemeinsame Aufgabe!

Tätigkeitsbericht 2005

14. Nephrologisches Pflegesymposium Warum warten Patienten in Deutschland so lange auf ein Spenderorgan?

Kommission Transplantation Tätigkeitsbericht 2010

Postmortale Organ- und Gewebespende

Nierentransplantationskoordination in der Schweiz

Die Situation der Organspende in Deutschland

Nierenversagen: Dialyse oder Transplantation?

Aktuelles aus der Herztransplantation. Prof. Dr. med. Christof Schmid Herz, Thorax- u. herznahe Gefäßchirurgie Universitätsklinikum Regensburg

Gewebe-Transplantationen (1)

Organspende und Transplantation

21. WAZ- Nachtforum Medizin. Ein Widerspruch?

Tätigkeitsbericht 2016

Die Welt mit anderem Herzen sehen. Organspende und Transplantation

HINTERGRUNDINFORMATION

Organspende. in der Region Ost

Gerechte und sinnvolle Organallokation? Impulsvortrag aus Sicht des Intensivarztes

Kennzahlen zur Organtransplantation in der Schweiz

Organspenden und Transplantationen in Nordrhein-Westfalen

KKF-Verlag. Leben schenken: Organspende. Organspende

nach 11 Abs. 5 TPG - veröffentlicht durch die Deutsche Stiftung Organtransplantation

Kennzahlen zur Organspende und Organtransplantation in der Schweiz

Ergänzungsbericht zum Tätigkeitsbericht 2015 über die Ergebnisse der externen vergleichenden Qualitätssicherung Universitätsklinikum Aachen

Tabuthema Organspende

Herz oder nicht Herz: Die Organzuteilung in der Schweiz

Dipl.-Ing. Uwe K. H. Korst

Tätigkeitsbericht Pankreas

Adressen und Links zum Thema Lebererkrankungen und Lebertransplantation

Antwort der Landesregierung auf eine Kleine Anfrage zur schriftlichen

Tätigkeitsbericht 2014 des Transplantationszentrums Knappschaftskrankenhaus Bochum

Tätigkeitsbericht 2015 des Transplantationszentrums Herzzentrum Dresden

Start Quiz Lehrerinformation

Ergänzungsbericht zum Tätigkeitsbericht 2014 über die Ergebnisse der externen vergleichenden Qualitätssicherung Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf

Grafiken zum Tätigkeitsbericht 2017 veröffentlicht durch die Deutsche Stiftung Organtransplantation

Transplantationsskandal: Wege aus der Krise

Die diabetische Niere

INSTITUTION. Bericht nach 11 Abs. 5 Transplantationsgesetz über die Tätigkeit des Transplantationszentrums im Jahr 2004

Organtransplantation Gegenwart

Ergänzungsbericht zum Tätigkeitsbericht 2015 über die Ergebnisse der externen vergleichenden Qualitätssicherung Klinikum der Universität Heidelberg

Das Transplantatipnswesen in Deutschland, Ôsterreich und der Schweiz

Tätigkeitsbericht 2015 des Transplantationszentrums. Herzzentrum Leipzig GmbH

Die Nierentransplantation Voraussetzung, Verfahren, Risiken, Erfolge. Peter Weithofer. Weimar,

Die Welt mit anderem Herzen sehen

Grafiken zum Tätigkeitsbericht 2015 veröffentlicht durch die Deutsche Stiftung Organtransplantation

Tätigkeitsbericht 2016

Organ- und Gewebespende. Ich bin Organspender. KKF-Verlag

Kommentar zum Transplantationsgesetz (TPG)

Grafiken zum Tätigkeitsbericht 2017 veröffentlicht durch die Deutsche Stiftung Organtransplantation

Arbeitskreis Ärzte und Juristen. Restrukturierung der DSO. AWMF, 15. November 2013, Bremen

Ergänzungsbericht zum Tätigkeitsbericht 2013 über die Ergebnisse der externen vergleichenden Qualitätssicherung

Der kritische Leberpatient Transplantationsindikation bei akutem und chronischem Leberversagen

Grafiken zum Tätigkeitsbericht 2017 veröffentlicht durch die Deutsche Stiftung Organtransplantation

Verfahrensanweisungen

Sinnvolles Tumorscreening nach Nierentransplantation

Transkript:

Medizinischen Möglichkeiten der Organtransplantation und aktueller und künftiger Bedarf an Spenderorganen Prof. Dr. P. Neuhaus Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie Charité Universitätsmedizin Berlin, Campus Virchow-Klinikum

Transplantierbare Organe - etablierte und experimentelle Verfahren ittl fli hti Leber Organe* Niere Herz Lunge Pankreas Dünndarm Extremitäten Haut/Gesicht Kehlkopf Herzklappen Haut Kornea Gehörknöchel Blut vermittlungspflichtige * Eurotransplant: Deutschland, Österreich, Niederlande, Belgien, Luxemburg, Slowenien, Kroatien

Internationaler Vergleich (+ 30% Ablehnung)

realisierte Organspenden Ablehnung nach Hirntodfeststellung ca. 30 % z.b.

Eurotransplant: medianes Spenderalter z.b. Leber ~42 J. 52 J. 26 J.

Wolfe et al. NEJM. 1999; 341:1725-30 Nierentransplantation Mortalität - Dialyse versus NTX

Nierentransplantatüberleben Einflußfaktoren

Empfängeralter - Transplantatüberleben NTx zwischen 1990 und 2002; n= 74998 Spenderalter: 15-50 Jahre... - zensiertes Tx-ÜL in Empfängern < 60J

Nierentransplantation 21 %

Deutsche Stiftung Organtransplantation (DSO www.dso.de) Nierentransplantation Transplantatüberleben

Diabetes mellitus: Todesfälle pro 100 Patientenjahre t Dialyse vs NTX-(Beobachtungsperiode 1991-1997) 1997) älle / 100 Patientenjahre Todesfä Wolfe, NEJM 341 (1999) 1725

Indikationen zur Lebertransplantation Akutes Leberversagen (Toxisch, hepatitisch) h) Fortgeschrittene Leberzirrhose Child B/C Primäre Leberzelltumore

Patient and Graft Survival following Liver Transplantation (05/1968 12/2007) (%) 1968-1988 Since 1988 100 Patients : 2008 Patients : 68708 Grafts : 2218 Grafts : 76574 80 60 40 20 82 75 53 48 75 68 45 40 71 63 41 37 65 57 38 33 61 54 36 31 0 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 Yrs

Perioperative Mortalität nach Lebertransplantation 60 3-Monats-Mortalität [%] 50 54% 40 40% Berlin 30 34% ELTR 32% 27% 20 24% 21% 15% 10 3% 0-1984 1984 1985 1986 1987 1988 1989 90-96 90-2001

Ergebnisse in Berlin

Graft Survival according to Donor Age in Europe 01/1988-06/2003 (%) 100 80 60 40 Total Log Rank test p = 0.0001 74 68 63 71 56 62 55 <55 years : 37013 55-65 years : 5225 >= 65 years : 2879 58 54 48 45 44 20 0 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 Yr

Transplantatüberleben in Abhängigkeit der initialen I/R Schädigung 100 90 GOT <1000U/l 1000-5000U/l >5000 U/l 80 70 60 50 P<.001 schwer vs. leicht/moderat 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 Jahre nach OLT

Kriterien für die Allokation von Lebern: Transplantationsgesetz (TPG) 3- Monats-MortalitätMortalität MELD 100% 40 90% 80% 70% 30 60% 50% 20 40% 30% 20% 10 10% 0% 0 10 Model of End-Stage Liver disease - Kreatinin -INR - Bilirubin

Grenzen der Lebertransplantation Organmangel im Eurotransplant Bereich Postmortale Leberspende

Mortalität auf der Warteliste in Berlin 30 25 20 15 10 5 0 1993 1996 1999 2002 2005 2008

Postoperatives Überleben mit einem MELD ( 30) UNOS data 03/2002 12/2002 1 year survival rate ~ 70 % MELD 30: 12 % of the total population (394 / 3227) Yoo & Thuluvath, Liver Int. 25: 536, 2005

Except Meld beim HCC in den USA: UNOS 6-fach häufiger Lebertrans- plantationen beim HCC in den USA MELD Era Ioannou GN, Gastroenterology 2008

(Analyse der Daten von 1556 Patienten aus 36 Zentren) Mailand Kriterien up-to-seven Kriterien außerhalb Mailand / up-to-seven Mazzaferro et al., Lancet Oncol 2009

Patienten survival after OLT and DNA-Index 100 Survival (%) Charité, Berlin (n=246) 80 60 40 20 DNA index < 1.5 (n=159) DNA index > 1.5 (n=87) 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 Years after OLT

Split-Lebertransplantation p Varianten "Reduced-size" links-laterallateral rechts links Kinderlebertransplantation Erwachsenentransplantation Bilder von Michele Colledan, Bergamo

Split-Lebertransplantation links-rechts Entnahme und Koordination Ex-situ In-situ

Lebendspende - Lebertransplantation

Postoperative Komplikationen - Spender Lebendspende des rechten Leberlappens Europa USA Asien N=299 N=449 N=561 12/2001 01/2003 02/2003 Keine Komplikationen 191(66%) 384(85.9%) 404 (72%) Komplikationen 98 (34%) 65 (14.1%) 157 (28%) Galleleck l 17 (6%) 27 (6%) 34 (6.1%) Gallengangsstenose 6 (2%) - 6 (1.1%) Leberinsuffizienz 40 (14%) - 41 (7.3%) Lungenembolie 3 (1%) - 3 (0.5%) Gefässe 1 (0.4%) 3 (0.5%) Infektion 12 (4%) 5 (1.1%) 28 (5%) GI 8 (3%) - 13 (0.7%) Death Früh 3 (1%) 2 (0.5%) 0 Spät 1 (ALS) 1 (Suizid) 1 (unbek.) LTx des Spender 1 2 1 ELTR - database 12/2001 / Brown et al. NEJM 2003; 48: 818-25 Lo et al. Transplantation 2003; 75: S12-S15

Lebendspende - Lebertransplantation

Multiviszeraltransplantation

Anzahl der Organtransplantation in Deutschland 2009 2009 Tx Anzahl der Zentren Tx > 100 Tx 50-99 Tx 25-49 Tx 10-24 Tx < 10 Herz 347 25-1 4 7 13 Lunge 272 16-1 - 7 6 Leber 1118 22 2 8 6 2 4 Nieren 2275 43 2 17 13 7 4 Pankreas 117 25 - - 1-24