Iris Pahmeier & Alexander Woll Chancen und Potentiale von Sport und Bewegung in der Gesundheitsförderung von Kindern und Jugendlichen
Spielerfahrungen Gestaltung und Ausdruck (Ästhetik, Darstellung) Eindruck ( vertigo, Exploration, Sensation, Körpererfahrung) Wagnis und Risiko (Spannung) Erziehungschancen und Bildungspotentiale von Sport und Bewegung Soziale Erfahrungen (Ausschluss, Geselligkeit, Kommunikation, Beisammensein) Leistung (Selbstbehauptung, Selbstbewahrung, Vergleich, Präsentation) Gesundheit und Wohlbefinden (physisch, psychisch, sozial) Pädagogische Perspektiven und individuelle Sinnerfahrung (In Anlehnung an Kurz, 2004)
Bewegungsmangel als zentrales gesundheitliches Problem Körperliche Inaktivität und ein Mangel an regelmäßiger sportlicher Betätigung werden zunehmend zu einem grundsätzlichen Gesundheitsproblem in unserer heutigen Gesellschaft (WHO, 2002). Der WHO zufolge sind 60 bis 85% aller Menschen sowohl aus unterentwickelten, als auch aus entwickelten Ländern in ihrem Leben inaktiv.
Kinder und Jugendliche, die die Activity Guideline erfüllen (1h an 5 Tagen/W.) 80% 60% 66,9% 60,7% 56,3% männlich weiblich 40% 20% 45,5% 39,4% 28,5% 34,8% 22,1% 0% 4-5-Jährige 6-10-Jährige 11-13-Jährige 14-17-Jährige
Veränderung der Bewegungs- und Erfahrungswelt bei Kindern und deren Folgen Ca. 50 % der Heranwachsenden in Europa (vgl. Brettschneider & Kleine, 2003) und den USA (Surgeon General s Report, 2000) erreichen die Richtwerte für gesundheitsbezogene körperliche Aktivität NICHT! (1 Stunde kumulierte moderate Bewegung pro Tag)
Veränderung der Bewegungs- und Erfahrungswelt bei Kindern und deren Folgen psychosomatische Beschwerden bewegungsmangelbedingte Beschwerden Probleme mit der Gewichtsregulation Untersuchungen an Grundschulkindern ergaben: Über 70% klagen über Kopfschmerzen 50% haben Konzentrationsschwierigkeiten 40% haben Rückenschmerzen (Quelle: Bös, Opper, Woll 2002) 48% haben Haltungsschwächen (Schmitt 2002) Zunahme von Beschwerden
Hochrechnung auf Deutschland: ca. 1,9 Millionen übergewichtige Kinder und Jugendliche, ca. 800.000 davon sind adipös. Der Anteil übergewichtiger und adipöser Kinder und Jugendlicher steigt von 9% bei den 3-6-Jährigen über 15% bei den 6-10-Jährigen bis hin zu 17% bei den 14-17-Jährigen (vgl. Kurth & Schaffrath Rosario, 2007, S. 7) Anstieg in den Altersklassen verläuft unterschiedlich: Nach dem Eintritt in die Schule steigt der Anteil übergewichtiger Kinder an und erhöht sich bis auf 17,1% bei den Jugendlichen (14-17 Jahre). Davon sind 8,5% adipös (nahezu Verdreifachung in dieser Altersgruppe im Vergleich zur Referenzpopulation aus den 1980er und 1990er Jahren)
Gesundheitliche Folgen von Bewegungsmangel u.a. Problemkreis Körpergewicht versus Gesundheitliche Wirkung von Sportaktivitäten
Qualitäten von Gesundheitssport: Kernziele Stärkung physischer Ressourcen (Fitness): Ausdauer, Kraft, Dehnfähigkeit, Koordinations- & Entspannungsfähigkeit Stärkung psychosozialer Ressourcen: Selbst- & Körperkonzept, Selbstwirksamkeit, Stimmung, Wissen, soziale Kompetenz & Einbindung Prävention von Risikofaktoren, bes. des metab. Syndroms Schaffung / Optimierung unterstützender Settings, d.h. Verbesserung der Verhältnisse (z.b. Brehm, Pahmeier & Tiemann 2001)
Aktueller Forschungsstand von Sport und Bewegung, Gesundheit, Ernährungsverhalten und Gewicht im Kindes- und Jugendalter
Kinder- und Jugendgesundheitssurvey des Robert Koch-Instituts Modularer Aufbau der KiGGS-Studie Modul psychische Gesundheit Motorik-Modul Teilstichprobe: 2.863 Teilnehmer 17.641 Teilnehmer Teilstichprobe: 4.529 Teilnehmer Kinder-Umwelt-Survey Ernährungs-Modul Ländermodul: Schleswig-Holstein Teilstichprobe: 1.790 Teilnehmer Teilstichprobe: geplant 2.400 Teilnehmer Stichprobenaufstockung: 1.931 Teilnehmer
Motorik-Modul - Zusatzmodul www.motorik-modul.de deutschlandweite Studie 167 Orte 3 Testjahre 2003-2006 4.529 Probanden Alter 4-17 Jahre repräsentative Gewichtung
Untersuchungsbereiche des Motorik-Moduls Motorische Leistungsfähigkeit (Motorische Tests) Körperlichsportliche Aktivität (MoMo Fragebogen) Gesundheitliche Faktoren (Fragebogen, Laborparameter)
Verteilung der Stichprobe nach Body Mass Index 7,6 % untergewichtige Kinder und Jugendliche 79 % normalgewichtige Kinder und Jugendliche 8,0 % übergewichtige Kinder und Jugendliche 5,4 % adipöse Kinder und Jugendliche
Zusammenhang zwischen motorischer Leistungsfähigkeit und Body-Mass-Index? Standweitsprung und Body Mass - Index cm 0 4-5 Jahre 6-10 Jahre 11-13 Jahre 14-17 Jahre Normalgewicht -20-40 -10-11 -14-15 -15-24 -31-33 -60-80 -100 Übergewicht Adipositas
Zusammenhang zwischen motorischer Leistungsfähigkeit und Body Mass-Index (1) Zusammenhang zwischen Body Mass Index und Kondition/Koordination (Ausdauer, Standweitsprung, Liegestütz, seitliches Hin- und Herspringen, Einbeinstand und Balancieren rückwärts): Normalgewichtige bei allen Übungen besser als Übergewichtige und Adipöse. Der Unterschied verstärkt sich mit zunehmendem Alter. (2) Kein Zusammenhang zwischen Body Mass Index und feinmotorischen Übungen (Linien nachfahren, Stifte einstecken, Reaktionstest) sowie Rumpfbeugen.
50% Zusammenhang zwischen Aktivität und Übergewicht Anteil der Kinder und Jugendlichen, die die Aktivitäts-Guidline erfüllen nach Gewicht 40% 30% 20% 10% 0% Untergewichtig Normalgewichtig Übergewichtig
Sporttreiben, um etwas für die Figur zu tun 4,5 4 3,5 3 2,5 2 1,5 1 0,5 0 Motiv Gewichtskontrolle für das Sporttreiben in Abhängigkeit vom Körpergewicht Untergewichtig Normalgewichtig Übergewichtig
Qualitäten von Gesundheitssport: Kernziele Stärkung physischer Ressourcen (Fitness): Ausdauer, Kraft, Dehnfähigkeit, Koordinations- & Entspannungsfähigkeit Stärkung psychosozialer Ressourcen: Selbst- & Körperkonzept, Selbstwirksamkeit, Stimmung, Wissen, soziale Kompetenz & Einbindung Prävention von Risikofaktoren, bes. des metab. Syndroms Schaffung / Optimierung unterstützender Settings, d.h. Verbesserung der Verhältnisse (z.b. Brehm, Pahmeier & Tiemann 2001)
Das Selbst- und Körperkonzept Ich bin das, was ich denke, das ich bin. bin. (Zöllner,2006,3)
Das Selbst- und Körperkonzept ein naives Konzept des eigenen Selbst die Gesamtheit aller individuellen Vorstellungen ein psychologisches Konstrukt, dass unterschiedliche Bilder, die man im Laufe des Lebens von sich selber erfährt, integriert es umfasst Komponenten, wie persönliche Erfahrungen und Erinnerungen, individuelle Annahmen über seine Eigenschaften, Motive, Werte und Fähigkeiten
Das Selbst- und Körperkonzept H I E R A R C H I S C H Akademisches Selbstkonzept Soziales Selbstkonzept Generelles Selbstkonzept Emotionales Selbstkonzept Körperliches Selbstkonzept Schulfächer Freunde Andere Gefühle Allgemeines sportliches Fähigkeitskonzept Sportartspezifische Fähigkeitskonzept Aussehen Tennis Fußball Turnen MEHRDIMENSIONAL Shavelson et al, 1976
Informationsquellen für den Aufbau des Selbstkonzeptes Sport und Bewegung ermöglichen: Informationen über die Sinnessysteme Sensorisches-Selbst Körperselbst Zuordnung von Eigenschaften durch andere Selbstkonzept Erfahrung der Wirksamkeit des eigenen Verhaltens Folgerungen aus dem Sichvergleichen mit anderen Zimmer, 1999
Das Selbst- und Körperkonzept ist H I E R A R C H I S C H Akademisches Selbstkonzept Soziales Selbstkonzept Generelles Selbstkonzept Emotionales Selbstkonzept Körperliches Selbstkonzept Schulfächer Freunde Andere Gefühle Allgemeines sportliches Fähigkeitskonzept Sportartspezifische Fähigkeitskonzept Aussehen Tennis Fußball Turnen MEHRDIMENSIONAL Shavelson et al, 1976 Sportaktivität
Wir wissen, dass Sport & Bewegung die Selbstwirksamkeit verbessert (Ich kann!) das sportspezifische Können, die Kompetenz und das Vertrauen stärkt den Selbstwert stärkt (Ich bin gut!) die körperbezogene Selbstregulationskompetenz fördert das Körpergefühl und das Körperbewusstsein positiv beeinflusst die Kontrolle über Bewegung und Körper stärkt das Wohlbefinden verbessert! die Stimmung verbessert! Psychische Ressourcen entwickelt und stabilisiert!
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!