Markteinschätzung Actieninvest Q3 2016 Andy Schwyter, Juni 2016
Rahmenbedingungen Die Brexit Abstimmung endete mit einer Überraschung und führte zu volatilen Märkten. Der Austritt des Vereinigten Königsreichs und die anschliessenden politischen Umwälzungen dürften noch längere Zeit die Schlagzeilen beherrschen und das Marktgeschehen beeinflussen. Erste Indikatoren lassen auf einen negativen Einfluss auf das Wachstum in der Eurozone und somit auch in der Schweiz schliessen. Trotzdem hat Europa gegenüber den USA noch immer grosses Aufholpotential und sollte weiterhin aufgrund der sich erholenden Binnennachfrage positives Wachstum aufweisen können. Die europäischen Märkte haben sich nach anfänglichem Ausverkauf wieder weitgehend erholt aber sind übers Jahr gesehen immer noch auf tiefen Niveaus. Die EZB hält die Zinsen weiterhin tief und ist nun aktiv im Markt für Unternehmensanleihen was die Credit Spreads tief halten sollte. Die Bank of England hat bereits angedeutet eine Zinssenkung in Betracht zu ziehen. Rohstoffmärkte setzten den Bodenbildungsprozess fort und konnten starke Performance ausweisen. Insbesondere Gold war aufgrund der tiefen Zinsen und der Unsicherheit gesucht. Auch Eisenerz und Nickel konnten starke Avancen verzeichnen und etablieren einen Aufwärtstrend. Die Fed steht an einem Scheideweg. Einerseits sind die ökonomischen Indikatoren für die USA weiterhin positiv da der Arbeitsmarkt noch immer Stärke zeigt, während die Inflation langsam anzuziehen scheint. Die Brexit Unsicherheit hat allerdings zu einem Rutsch in den Zinsen geführt und der Markt preist momentan bis Ende 2017 keine weitere Zinserhöhung ein. Hier sind sehr wohl Überraschungen möglich und eine weitere Zinsrunde könnte bald wieder zum Thema werden. Global gesehen ist China noch immer ein Kandidat um zusätzliche Unsicherheit zu generieren. Die bisher geordnete Abwertung des Renminbi bleibt im Fokus. Auch die Wahlen in den USA werden sicherlich noch ein Thema werden und zu Positionierungsänderungen der Marktteilnehmer führen. 2
Aktienrenditen Q2 2016 in CHF. Weiterhin volatile Märkte wurden durch den Austritt der Engländer noch volatiler. Americas 30.06.2016 Rendite Q2 Lokalwährung Rendite Q2 CHF Rendite 2016 Lokalwährung Rendite 2016 CHF DOW JONES INDUS. AVG 17929.99 1.4% 2.9% 2.9% 0.2% S&P 500 INDEX 2098.86 1.9% 3.4% 2.7% 0.0% NASDAQ COMPOSITE INDEX 4842.672-0.6% 0.9% -3.3% -5.8% S&P/TSX COMPOSITE INDEX 14064.54 4.2% 6.4% 8.1% 12.8% MEXICO IPC INDEX 45966.49 0.2% -4.0% 7.0% -1.9% BRAZIL IBOVESPA INDEX 51526.93 2.9% 16.8% 18.9% 42.8% EMEA Euro Stoxx 50 Pr 2864.74-4.7% -5.6% -12.3% -12.7% FTSE 100 INDEX 6504.33 5.3% -0.9% 4.2% -8.0% CAC 40 INDEX 4237.48-3.4% -4.3% -8.6% -9.0% DAX INDEX 9680.09-2.9% -3.8% -9.9% -10.2% IBEX 35 INDEX 8163.3-6.4% -7.3% -14.5% -14.8% FTSE MIB INDEX 16197.78-10.6% -11.4% -24.4% -24.7% AEX-Index 435.88-1.0% -1.9% -1.3% -1.7% OMX STOCKHOLM 30 INDEX 1323.575-3.1% -5.6% -8.5% -11.1% SWISS MARKET INDEX 8020.15 2.7% 2.7% -9.0% -9.0% Asia/Pacific NIKKEI 225 15575.92-7.1% 2.9% -18.2% -7.2% HANG SENG INDEX 20794.37 0.1% 1.5% -5.1% -7.7% S&P/ASX 200 INDEX 5233.375 3.0% 1.7% -1.2% -1.5% 3
Q2 Renditen ausgewählter Märkte in CHF Q2 war geprägt von Rohstoffstärke. Insbesondere Öl (+26.1%) und Gold (+7.2%) trieben den Bloomberg Commodity Index höher Die US Aktienmärkte sind im Gegensatz zu den Europäischen Märkten nahe an neuen Höchstständen. Auch im Q2 resultierten weitere Kursgewinne (S&P 500 +1.9% in USD) Der SMI erholte sich leicht vom schlechten Q1 und beendete das Quartal +2.7%. Der DAX setzte den Abwärtstrend fort und war -2.9% in EUR. Banken und Auto Aktien waren für die Underperformance verantwortlich. 4
Fixed Income profitiert von der Unsicherheit Wieviel ist noch möglich? Staatsanleihen haben aufgrund des safe haven Status weiterhin sehr gut rentiert. Citi World Gov Bond Index CHF +5.2% im Q2 und nun +7.8% YTD. Die Situation mit den negativen Zinsen hat sich weiter zugespitzt. Schweizer Anleihen sind nun bis 50J(!) negativ. Deutsche Anleihen bis ca 15J handeln auch mit negativer Rendite. Insgesamt sind nach der Brexit Abstimmung nun weltweit Anleihen mit einem Nominalwert von über 11 700Mia USD negativ verzinst. Gegenüber dem Q1 entspricht dies einem Plus von 3 700Mia (+46%) 1. 1 Quelle: Fitch Ratings 5
Der Spread zwischen Dividendenrenditen und 10J Staatsanleihenrenditen ist historisch betrachtet extrem erhöht. Dies impliziert, dass Aktien weiterhin nicht zu teuer und die Risikoprämien für Aktien hoch sind. 6
Jun 82 Mai 84 Apr 86 Mrz 88 Feb 90 Jan 92 Dez 93 Nov 95 Okt 97 Sep 99 Aug 01 Jul 03 Jun 05 Mai 07 Apr 09 Mrz 11 Feb 13 Jan 15 Überbewertung des CHF gegenüber den Hauptwährungen von rund 20% nach Kaufkraftparität. SNB Interventionen verhinderten bis jetzt weitere Aufwertung. Sichteinlagen als Proxy für Interventionen auf dem Devisenmarkt sind schon vor dem Brexit weiter angestiegen. Der Brexit bedingte Anstieg betrug ca. 6 Mia, was dem Umfang der Interventionen entsprechen dürfte. 60 40 CHF vs Hauptwährungen nach PPP 20 0-20 -40-60 -80 GBP EUR USD 1 Quelle: Bloomberg 7
Vorauslaufende Indikatoren bleiben im Aufwärtstrend für alle Regionen. Trotzdem bleibt das globale Wachstum weiterhin auf einem niedrigen Niveau. Globale PMIs sind nur noch moderat expansiv und positive makroökomische Überraschungen bleiben aus. 8
Weiterhin expansive Einkaufsmanager Indizes in der Schweiz und auch Deutschland, wenn auch der PMI in der Schweiz nach dem Ausreisser im Mai nun korrigiert. Das Bild für die Eurozone präsentiert sich im globalen Vergleich weiterhin freundlich. Eurozone PMI ist konsistent mit Wachstum von ca. 1.8% (pre-brexit). 9
Konsumentenvertrauen hat sich gegenüber dem Vorquartal in allen Regionen ausser der Schweiz verbessert. 10
Der EU Arbeitsmarkt erholt sich weiter während der deflationäre Druck fortbesteht. Weitere Verbesserung im Kreditwachstum sollte dem mittelfristig entgegenwirken. Allerdings könnten die auf den EU Banken lastenden Kapitalprobleme dieses Wachstum verlangsamen. 11
Weiter fallende Zinsen in Europa erschweren das Geschäft der Banken. Der Chart zeigt die Underperformance der europäischen Banken gegenüber dem Stoxx 600 und die 10-jährige Rendite Deutscher Staatsanleihen. 12
Nichts neues bei den Autoverkäufen. Globale Zahlen weiterhin stark. US Absatzindikationen für Juni sind wieder positiver, was die Schwäche im Q2 relativieren sollte. Der Verband der Automobilindustrie hat die Prognose für den Absatz in Europa von +3% auf +5% erhöht. Brexit wird jedoch auch hier Nachwirkungen haben. 13
DAX Kurs-Gewinn Verhältnis ist weiterhin im langjährigen Mittel. Angesichts der Veränderungen im Zinsumfeld erscheint der Index hier nicht teuer. 14
Die relative Attraktivität des DAX wird hier bestätigt. Der P/E Discount gegenüber dem gesamteuropäischen Stoxx 600 beträgt über 20%. Auch gegenüber den anderen Indizes entspricht der Bewertungsabschlag Krisenniveaus. Mögliche Erklärung sind die hohen Abflüsse aus europäischen Aktien dieses Jahr. 15
Actieninvest Positionierung Die Trendsignale weisen in diesem Trendarmen, von viel Volatilität geprägten, Umfeld Schwierigkeiten auf positive Wertbeiträge zu leisten. Momentan sind die Signale sowohl in Deutschland als auch in der Schweiz eher negativ. Die Aktienquote wurde durch den Kauf von strukturierten Produkten, sowie im Bereich Immobilien, sukzessive erhöht. Wir haben die erhöhte Volatilität genutzt um Produkte mit hohen Coupons und tiefen Barrieren zuzukaufen. Der Markt bleibt weiterhin anspruchsvoll und wir werden vermehrt taktische Veränderungen der Aktienquote anstreben um die Opportunitäten wahrzunehmen. Wir halten einen Kernbestand an Cash Flow positiven Firmen mit soliden Wachstumsaussichten. Der Rohstoffbereich scheint einen mittelfristigen Boden gefunden zu haben und unsere Einschätzung bleibt positiv. Die erneut erwarteten Aktivitäten der Zentralbanken haben den Bond Bereich noch unattraktiver gemacht, was sich mittelfristig positiv auf die Aktienmärkte auswirken sollte. Wir sehen weiterhin vom Kauf von Anleihen ab. 16