Strukturbildung und Simulation technischer Systeme. Strukturbildung und Simulation technischer Systeme. strukturbildung-simulation.

Ähnliche Dokumente
Kritik der Regler-Dimensionierung nach Ziegler und Nichols

Fortgeschrittenenpraktikum Regelschaltungen. Martin Adam Versuchsdatum: Betreuer: DI Bojarski. 3. Januar 2006

Leseprobe aus Kapitel 4 Mechanische Dynamik des Buchs Strukturbildung und Simulation technischer Systeme

Ergänzung zur Regelungstechnik

4. Der geschlossene Regelkreis mit P-Strecke und P-Regler

Strukturbildung und Simulation technischer Systeme. Leseprobe aus Kapitel 1 Einführung in die Regelung-Technik des Buchs

INSTITUT FÜR REGELUNGSTECHNIK

NANO III - MSR. Steuern Regeln Regelkreis PID-Regler Dimensionierung eines PID Reglers. Themen: Nano III MSR Physics Basel, Michael Steinacher 1

Bestimmung der Reglerparameter aus den Frequenzkennlinien

Zusammenfassung der 9. Vorlesung

Mathias Arbeiter 09. Juni 2006 Betreuer: Herr Bojarski. Regelschaltungen. Sprungantwort und Verhalten von Regelstrecken

70 Jahre Reglereinstellung nach Ziegler und Nichols

1 Reglerentwurf nach dem Betragsoptimum

- Analoge Regelung -

1.1 Schaltende (unstetige) Regelungen

Optimierung. 1. Grundlegendes Beim PID-Regler müssen 3 Parameter optimal eingestellt werden: Proportionalbeiwert, Nachstellzeit und Vorhaltezeit.

Rechnergestützter ENTWURF und UNTERSUCHUNG einer PROZESSREGELUNG - DIGITALE SIMULATION

Methoden der Regelungstechnik

Regelungsaufgabe. 2. LS2 PID_Regelung 2.1 Aufgabenstellung. Folie 2.1.1

Übung 8 zur Vorlesung SYSTEMORIENTIERTE INFORMATIK HW-, SW-CODESIGN

a) Beschreiben Sie den Unterschied zwischen einer Regelung und einer Steuerung an Hand eines Blockschaltbildes.

Regelung einer Luft-Temperatur-Regelstrecke

Eingebettete Systeme

Regelung einer Luft-Temperatur-Regelstrecke

Optimierung von Regelkreisen. mit P-, PI und PID Reglern

Versuchsanleitung MV_5_1

Entwurf eines modellbasierten Regelungssystems für einen totzeitbehafteten Prozess

Praktikum Grundlagen Regelungstechnik

8. Regelschaltungen. Name: Daniel Schick Betreuer: Dipl. Ing. D. Bojarski Versuch ausgeführt: 8. Juni 2006 Protokoll erstellt: 11.

Zusammenfassung der 9. Vorlesung

Ausarbeitung Regelungstechnik

Zusammenfassung der 1. und 2. Vorlesung

Regelungs-und Steuerungstechnik

Vorstellung des Großen Belegs: Entwurf eines modellbasierten Regelungssystems für einen totzeitbehafteten Prozess

Labor Regelungstechnik Versuch 1 Durchflussregelung

Regelungs-und Steuerungstechnik

Praktikum Signalverarbeitung F. Schulz WS 2010/2011 Versuch Regelschaltungen

Taschenbuch der Regelungstechnik

Brühl. Mess- und Regeltechnik Sensorik u. Messtechnik 15. Januar 2011

Autonome Mobile Systeme

Übungsaufgaben zur Vorlesung Regelungssysteme (Grundlagen)

Aufgabe 1: Sprungantwort und Ortskurve

Abt. Maschinenbau, Lehrstuhl Steuerung, Regelung und Systemdynamik

Übung 9 zur Vorlesung SYSTEMORIENTIERTE INFORMATIK HW-, SW-CODESIGN

Druckregelung mit WAGO und WinFACT 7 (BORIS)

Regelungstechnik 1 Praktikum Versuch 5.1

Mechatronik Grundlagen

Versuch 1: Einführung in die Regelungstechnik

Dr. Ing. Wilfried Dankmeier Eppstein im Taunus, RT2

Automation und Prozessrechentechnik

Versuchsanleitung. Labor Mechatronik. Versuch DV_5 Regelkreis mit analogen Reglern. Labor Mechatronik Versuch BV-5 analoge Regelung

Lösungen zur 7. Übung

ka (s + c 0 )(s + c 1 )s 1 c 0 (c 0 c 1 ) e c 0t + lim = k R k max = π 4T t b2) und aus der Hauptlösung der Phasenbedingung die Reglerverstärkung

Gegeben sei folgender Regelkreis mit der Führungsgröße r, dem Regelfehler e und der Ausgangsgröße y: r e R(s) P (s)

Regelungs- und Systemtechnik 1 - Übung 6 Sommer 2016

(s + 3) 1.5. w(t) = σ(t) W (s) = 1 s. G 1 (s)g 2 (s) 1 + G 1 (s)g 2 (s)g 3 (s)g 4 (s) = Y (s) Y (s) W (s)g 1 (s) Y (s)g 1 (s)g 3 (s)g 4 (s)

Regelungstechnik Aufgaben

Bearbeitungszeit: 120 Min

Servohydraulik, zwischen Theorie und Praxis

Praktikum Grundlagen Regelungstechnik

Umdruck RT: Grundlagen der Regelungstechnik. 1 Grundbegriffe der Steuerungs- und Regelungstechnik. 1.2 Regelung

1 Gegenkopplung und Stabilität S107

Grundriss der praktischen Regelungstechnik

Übung 4 - Implementierung

1. Übung. Prozessregelungen von den Grundlagen zu Advanced Control. Dipl.-Ing. Konstantin Machleidt

Automation-Letter Nr Prof. Dr. S. Zacher. Hinweise zur Streckenidentifikation und Reglereinstellung nach Schwarze / Latzel

Praktikum Signalverarbeitung W.Lauth, M. Biroth, P. Gülker, P. Klag WS 2016/2017 Versuch Regelschaltungen

Vorlesung 13. Die Frequenzkennlinien / Frequenzgang

Automatisierungstechnik 1

Bild 86. Eingrößenregelung. w Führungsgröße (Sollwert), e Regeldifferenz, y Stellgröße, z Störgröße, x Regelgröße (Istwert).

Klausur im Fach: Regelungs- und Systemtechnik 1

Die regelungstechnischen Grundfunktionen P, I, D, Totzeit und PT1. 1. Methoden zur Untersuchung von Regelstrecken

Der kybernetische Ansatz zum Verständnis der dissipativen Strukturen

Lösungen zur 8. Übung

Nr Prof. Dr. S. Zacher. Stabilitätsprüfung und Regler-Einstellung nach dem Zwei-Bode-Plots-Verfahren

8. Übung. 1 (s+1) 3 beschrieben. Der geschlossene Regelkreis soll folgende Anforderungen erfüllen: (i) asymptotische Stabilität

b) Ist das System zeitvariant oder zeitinvariant? (Begründung!) c) Bestimmen Sie mit Hilfe der LAPLACE-Transformation die Übertragungsfunktion

Regelung. Max Meiswinkel. 8. Dezember Max Meiswinkel () Regelung 8. Dezember / 12

Regelungs- und Systemtechnik 1 - Übungsklausur 7

Herbert Bernstein. Regelungstechnik. Theorie und Praxis. mit WinFACT und Multisim. Elektor-Verlag, Aachen

GRT Laborbericht Realisierung einer Drehzahlregelung

Praktikum Grundlagen Regelungstechnik

G S. p = = 1 T. =5 K R,db K R

Zusammenfassung der 8. Vorlesung

Technische Universität Wien Institut für Automatisierungs- und Regelungstechnik. SCHRIFTLICHE PRÜFUNG zur VU Automatisierung am

Lösungen zur 8. Übung

Praxisorientierte Verbesserungsvorschläge

MAS Automation Management

Seite 1 NAME VORNAME MATRIKEL-NR. Achtung: Schreiben Sie Ihre Antworten für die Aufgaben 1 bis 2 direkt unter den Fragen in den Fragebogen.

Schriftliche Prüfung aus Regelungstechnik am

Grundlagen der Regelungstechnik. Josef Pedevilla

Linienverfolgung. Anforderung Umsetzung Regler P Anteil I Anteil D Anteil PID Regler. ASURO Gruppe_G WS 07/08

Einführung in die Regelungstechnik

Labor RT Versuch RT1-1. Versuchsvorbereitung. Prof. Dr.-Ing. Gernot Freitag. FB: EuI, FH Darmstadt. Darmstadt, den

UNIVERSITÄT DUISBURG - ESSEN Fakultät für Ingenieurwissenschaften, Abt. Maschinenbau, Professur für Steuerung, Regelung und Systemdynamik

G R G S. Vorlesung 11. Xd(s) W(s) Y(s) Reglerentwurfsverfahren. Zur Auswahl von Reglertyp und Reglerparameter. Typ? Parameter?

b) Stellen Sie die Funktion u(t) = 1(t 1) + 2(t 2) 3(t 3) grafisch dar.

Transkript:

Leseprobe zu Kapitel 9 Regelungstechnik des Buchs Strukturbildung und Simulation technischer Systeme Weitere Informationen zum Buch finden Sie unter strukturbildung-simulation.de Im Gegensatz zu Steuerungen (nicht rückgekoppelte Systeme) können Regelkreise (gegengekoppelte Systeme) bei zu hoher Kreisverstärkung instabil werden (Oszillator). Hier soll gezeigt werden, wodurch Regelkreise instabil werden. Daraus wir dann ein Kriterium zur dynamischen Optimierung abgeleitet. Damit kann der Regler so eingestellt werden, dass der Regelkreis so genau und schnell wie möglich arbeitet. Das Stabilitäts-Problem Um einen ersten Eindruck vom Verhalten gegengekoppelter Systeme zu erhalten und die Zeiteinstellungen besser zu verstehen, betrachten wir drei Variationen mit 1, 2 und 3 Verzögerungen im Kreis. Schritt H 10 TD 0 s u.0/mv P P In passiven Systemen (d.h. ohne Verstärker) sind Rückkopplungen immer Gegenkopplungen. Mitkopplungen (durch Verstärker) sind meist instabil. Struktur 2-12 Das Stabilitäts-Problem 1/3: Zeit-Simulation: Gegenkopplung einer einfachen Verzögerung: Als Test dient ein Signal-Sprung (Einschalt-Vorgang). Die Sprungantwort zeigt ein stabiles System mit gegenüber der Vorwärts-Verzögerung verkürzter Einstellzeit. Schritt H 10 TD 0 s T 0,1 s u.0/mv Bei mehreren Verzögerungen im Kreis soll eine dominant und die anderen klein dagegen sein, sonst gibt es Stabilitätsprobleme. Abb. 2-57 Das Stabilitäts-Problem 2/3: Zeit-Simulation: Nun befindet sich auch in der Rückführung eine Verzögerung. Das gegengekoppelte System reagiert durch Überschwingen, da die Gegenkopplung anfangs unwirksam ist.

Simulation einer Instabilität Schritt u.0/mv H 10 TD 0 s 0 Bei mehreren Verzögerungen im Kreis und Verstärkung droht Instabilität. Abb. 2-58 Das Stabilitäts-Problem 3/3: Zeit-Simulation: Bei drei Verzögerungen im Kreis wird das System instabil (Oszillator). Die Stabilität des Kreises hängt von der statischen Verstärkung K und den Verzögerungszeiten T im Kreis ab. Das wird im Kapitel 9 Regelungstechnik ausführlich untersucht, denn es ermöglicht die Optimierung von Regelkreisen. Nun soll die Frage nach der besten-regler-einstellung beantwortet werden. Dadurch ist es möglich, den Regler sowohl praktisch zu optimieren, als auch ihn theoretisch zu berechnen V.P=10 V.P=3 V.P=1 Abb. 2-59 Das Einschwing-Verhalten eines Regelkreises bei zu kleiner, mittlerer und großer Regler- Verstärkung. Bei zu großer Proportional-Verstärkung V.P können Regelkreise instabil werden. Damit das nicht passiert, muss V.P einstellbar sein. Um den Regler richtig einstellen zu können, benötigen wir ein Optimierungs-Kriterium. Wir nennen es die optimale Dynamik.

Variation der Regler-Verstärkung Wenn Sie über SimApp verfügen, können Sie das Regelverhalten bei größerer und kleinerer Verstärkung (V.P) des Reglers untersuchen. Dadurch erkennen Sie, dass mit steigender Verstärkung V.P alle Eigenschaften des Kreises verbessert werden: Die Einregelung des Sollwerts wird genauer Die Resteinflüsse der Störgrößen werden kleiner und Der Regelkreis arbeitet schneller. Da es elektronisch leicht möglich ist, Regler mit vieltausendfacher Verstärkung zu bauen, fragt es sich, warum man die nicht standardmäßig einbaut. Dann wären alle Nachteile der Regelstrecke mit einem Schlag beseitigt. Die Antwort auf diese Frage ist folgende: Der hier angenommene Fall mit nur einer Verzögerung im Kreis ist unrealistisch. In der Realität sind es immer mehrere. Durch mehrfache Verzögerungen im Kreis werden Regelkreise bei zu großer Verstärkung instabil. Dann oszilliert der ganze Kreis nach einmaligem Anstoß. Das setzt der Regler-Verstärkung V.P eine Grenze und erfordert die Optimierung. Einzelheiten dazu erfahren Sie im Kapitel 9 Regelungstechnik. Man erkennt, dass der Regelkreis bei zu geringer Regler-Verstärkung zu langsam und zu ungenau und bei zu hoher Regler-Verstärkung zu instabil ist. Deshalb behandelt der folgende Abschnitt die optimale Regler-Einstellung. Optimale Dynamik Ein Regelkreis mit optimaler Dynamik verbindet zwei Forderungen: Schnelligkeit und ausreichende Stabilität. Die optimale Dynamik zeigt sich am schnellsten durch eine Sprung-Antwort (Einschalt-Vorgang). Der sieht so aus: 115% 100% Abb. 2-60 Optimaler Einschwing-Vorgang mit optimal eingestelltem P-Regler. Das maximale Überschwingen beträgt 15%. optimale Dynamik 0% Die optimale Dynamik ist durch ein maximales Überschwingen von 15% über den Endwert einer Sprung-Antwort gekennzeichnet. Sie verbindet die Forderungen nach Schnelligkeit und ausreichender Stabilität. Im nächsten Kapitel 3 Dynamik werden wir sehen, dass dieser Fall auch besonders einfach zu berechnen ist. Die Ergebnisse dieser Berechnungen nutzen wir im nächsten Punkt zur Berechnung der optimalen P-Regler-Verstärkung.

Praktische Regler-Optimierung Zur Anpassung der Verstärkung V.P an eine gegebene Regelstrecke gehen Sie folgendermaßen vor: Die Regler-Verstärkung V.P ist anfangs minimal. Auf den Regelkreis werden Sollwert-Sprünge gegeben. Betrachtet wird die Sprungantwort der Regel-Größe. Jetzt erhöht man V.P, bis die Regelgröße erste Schwingungen zeigt V.P ist optimal eingestellt, wenn das maximale Überschwingen 15% vom Endwert beträgt. V.P 13,5 4,5 1,5 Abb. 2-61 blau: Regler-Verstärkung V.P zu klein, grün V.P zu groß, rot: V.P optimal t/s Berechnung der optimalen Proportional-Verstärkung Zur Dimensionierung eines Proportional-Reglers müssen wir dessen optimale Verstärkung V.P opt kennen. Die Theorie dazu zu finden in Kapitel 9 im Abschnitt Stabilität im Regelkreis. Für eine Regelstrecke mit zwei Verzögerungen T.1 und T.2, ein besonders näherungsweise häufig vorkommender Fall, sagt sie dazu folgendes: Für eine Regelstrecke mit der Verstärkung V.S und zwei einfachen Verzögerungen T.1 und T.2 < T.1 ist die optimale Kreisverstärkung V.0 opt = T.1/T.2=V.S V.R opt. Da V.0 = V.P V.S ist, errechnet sich daraus die optimale Proportional-Verstärkung V.P opt = (T.1/T.2)/V.S Danach kann die P-Verstärkung umso höher eingestellt werden, je kleiner die zweite Verzögerung T.2 gegen die erste T.1 ist. T.1, die dominierende Zeitkonstante der Regelstrecke, ist zu deren Baugröße proportional (~Leistung) und daher meist vorgegeben. T.2 dagegen kann oft durch technische Maßnahmen beeinflusst werden. Dann ist darauf zu achten, sie so klein wie möglich zu machen. Zahlenwerte: V.S=2; T.1=3s; T.2=0,33s erfordert die optimale Regler-Verstärkung V.P;opt = 4,5. Damit wird die Kreisverstärkung V.0=V.P V.S=9 und die bleibende Regelabweichung x.b=10%.

Zur Kontrolle der Dimensionierungs-Vorschrift für P-Regler stellen wir sie in dem in Abb. 2-55 gezeigten Regelkreis ein und betrachten die Sprung-Antworten bei der Einregelung eines Sollwerts und bei der Ausregelung einer Stör-Größe: t.0/2 1,1s x.b=10% V.S=2 - T.1 = 3s - T.2 = 0,33s -> V.P;opt = 4,5 Abb. 2-61 t.0=2,2s t/s links: Sollwert einregeln und rechts: Störgröße ausregeln- mit optimaler Dynamik. t.0/2 1s t/s Die Einschwing-Periode t.0 Im gesteuerten Zustand hat erste Zeitkonstante T.1 die die Langsamkeit der Regelstrecke bestimmt. Die zweite, kleinere Zeitkonstante T.2 spielt praktisch keine Rolle. Bei Regelung bekämpft der Regler die dominierende Strecken-Verzögerung T.1 durch Übersteuerung der Regelstrecke. Dadurch wird die Regelung schneller als die Steuerung. Die Verkürzung der Einstellzeit findet ihre Grenze, wenn der Kreis bei höherer Reglerverstärkung V.P>V.P opt infolge der zweiten Verzögerung T.2 instabil zu werden beginnt. Dann bestimmt T.2 den Einschwing-Vorgang. In der Sprungantwort ist die halbe Perioden-Dauer t.0/2 gut zu erkennen. Sie wird im Kapitel 9 Regelungs-Technik unter Stabilität im Regelkreis berechnet. Hier ist das Ergebnis: t.0/2 = π T.2 Die dominierende Zeitkonstante T.1 ist ausgeregelt. T.2 bestimmt den Einschwing-Vorgang. Diese Funktion t.0/2 = π T.2 gilt unter zwei Voraussetzungen: 1. Der P-Regler hat die oben berechnete, optimale Verstärkung V.P opt und 2. das Stellsignal stößt noch nicht an seine Begrenzung. Die zweite Bedingung ist im ersten Augenblick nach einer Sprung-Anregung meist nicht erfüllt. Dann nähert sich die Regelgröße mit konstanter Geschwindigkeit ihrem Endwert. Erst in dessen Umgebung zeigt sich die Oszillation mit der Periode t.0 = 2π T.2. Zahlenwerte: T.2=0,33s -> t.0/2 = 1s. Die Sprungantwort in obiger Simulation bestätigt dies.

Der Einschwing-Vorgang Nach einer sprunghaften Änderung des Sollwerts übersteuert der Regler die Regelstrecke. Das beschleunigt die Strecke entsprechend stärker als es bei Steuerung gewesen wäre, was den Einschwing-Vorgang verkürzt. Hätte der Kreis nicht die zweite Verzögerung T.2, so wäre die Sprungantwort der Regelung wieder eine e-funktion mit der Zeitkonstanten T.0=TS/(1+V.0) Je höher die Verstärkung des Reglers hier die Proportional-Verstärkung V.P - ist, desto genauer wird die Regelung, Stellt man sie allerdings zu hoch ein, kann der Kreis instabil werden. Deshalb muss V.P einstellbar sein. Wie hoch, hängt von den Verzögerungen und der Verstärkung V.S der Regelstrecke ab. Test der Regler-Dimensionierung Die oben genannte Dimensionierungs-Vorschrift für die optimale Dynamik soll nun mit Hilfe der Simulation überprüft werden. Dazu verwenden wir den folgenden Test-Regelkreis, stellen die gewünschten Parameter V.S, T.1, T.2 und V.P ein und simulieren eine Sprung-Antwort. Sollwert w w 1 x.d Regler P V.P 4,5 x.d y.r Regel- V.S 2 T.1 3 s Strecke T.2 0,33 s y.r x x Optimale Regler-Verstärkung: V.P;opt = (T.1/T.2)/V.S Kreisverstärkung: V.0=V.P*V.S Bleibende Regelabweichung: x.b = 1/(1+V.0) Kreis-Zeitkonstante: T.Kreis = T.1/(1+V.0) Eigen-Periode: t.0=2pi*t.kreis Struktur 2-13 Regler-Optimierung: Regelkreis-Simulation zur Überprüfung der Dimensionierungs- Vorschrift für optimale Dynamik. Gesucht werden die bleibende Regelabweichung x.b=1/(1+v.0) mit V.0=V.P V.S (als Maß für die statische (minimale) Ungenauigkeit der Regelung) und die Eigen-Periode t.0 = 2π T.2 als Maß für die Verzögerung des Kreises. Wenn Sie über SimApp oder ein ähnliches Simulations-Programm verfügen, können Sie die Berechnungen der Eigen-Periode t.0/2 = π T.2 und der bleibenden Regelabweichung x.b = 1/(1+V.0) kontrollieren. Dazu stellen Sie T.1 und T.2 die Regler-Verstärkung V.P gemäß der obigen Formel ein. Dann messen sie eine Sprungantwort. Sie zeigt die optimale Dynamik: das maximale relative Überschwingen RÜ = 15% des eingeschwungenen Istwerts x(t->). Vergleich der gesteuerten und der geregelten Drehzahl Die folgende Abbildung zeigt den Einlauf-Vorgang einer Drehzahl-Steuerung und den Einschwing-Vorgang einer damit aufgebauten Drehzahl-Regelung mit optimiertem P-Regler.

t.0 Steuerung optimierte Regelung x.b 0 T.S Abb. 2-63 Vergleich der Sprung-Antworten einer Drehzahl-Steuerung und einer optimierten Proportional-Regelung. Die eingetragene Eigen-Periode t.0 ist nur dann richtig, wenn das System nicht an interne Anschläge stößt. Falls doch, muss die Sprung-Amplitude verringert werden. Steuerung und Regelung werden in einer SimApp-Zeichnung simuliert. Dann werden beide Sprung-Antworten in einem Bild dargestellt. Das gesteuerte System erreicht seinen Endwert nur kriechend. Das ist der Preis der guten Stabilität. Das mit V.P opt geregelte System ist schneller und läuft leicht schwingend, aber doch ausreichend gedämpft, gegen seinen Endwert. Das maximale Überschwingen beträgt etwa 15%. Solch einen Einschwing-Vorgang bezeichnet der Autor als optimale Dynamik. Sie wird, sofern nichts anderes gefordert ist, im Folgenden bei Regelungen immer angestrebt. Durch Vergleich der Sprung-Antworten soll eine Steuerung mit einer Regelung verglichen werden. Da die Sprungantworten von Regelstrecke und Regelkreis unterschiedliche Formen haben, ist dies nicht ohne weiteres möglich. In etwa vergleichbar sind jedoch die Strecken- Zeitkonstante T.S hier 3s und die Eigen-Periode t.0=2π T.1 hier 2,1s - des Regelkreises. Vergleicht man die Zahlenwerte, so scheint der Regelkreis nur um 1/3tel schneller zu sein. Vergleich man jedoch die Sprung-Antworten, so hat die Regelung nach t.0 bereits ihren Endwert erreicht, während die Steuerung nach dieser Zeit erst bei 40% des Endwerts angekommen ist und diesen im Weiteren nur kriechend erreicht. Deshalb ist die optimale Kreis-Verstärkung V.0 opt =T.1/T.2 hier der Faktor 9 das Maß für die Verkürzung der Einstellzeit durch Regelung. Dieser Faktor wird allerdings nur dann erreicht, wenn das Stellsignal nicht an eine technische Begrenzung stößt hier die maximale Regler-Ausgangs-Spannung (etwa 12V). Die Verkürzung der Einstellzeit t.0 geht durch Regelung geht einher mit der Verkleinerung der bleibenden Regelabweichung x.b=1/(1+v.0). Sie beträgt hier noch 10% des Sollwerts. Besser geht es bei diesen Verzögerungen der Regelstrecke mit einem P-Regler nicht, denn die optimale Dynamik ist bei einem Regelkreis eine unbedingte Forderung.