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Transkript:

Der Radiologe Zeitschrift für diagnostische und interventionelle Radiologie, Radioonkologie, Nuklearmedizin Organ des Berufsverbandes der Deutschen Radiologen e.v. (BDR) Elektronischer Sonderdruck für U. Yilmaz Ein Service von Springer Medizin Radiologe 2011 51:1039 1046 DOI 10.1007/s00117-011-2155-5 Springer-Verlag 2011 zur nichtkommerziellen Nutzung auf der privaten Homepage und Institutssite des Autors U. Yilmaz Differenzialdiagnose spinaler Tumoren www.derradiologe.de

Leitthema: Spinale Tumoren Radiologe 2011 51:1039 1045 DOI 10.1007/s00117-011-2155-5 Online publiziert: 27. November 2011 Springer-Verlag 2011 U. Yilmaz Klinik für Diagnostische und Interventionelle Neuroradiologie, Universitätsklinikum des Saarlandes, Homburg/Saar Differenzialdiagnose spinaler Tumoren Das klinische Bild spinaler Tumoren ist häufig kaum von der Vielzahl anderer degenerativer, entzündlicher oder vaskulärer Erkrankungen zu unterscheiden, die Rückenmarksyndrome verursachen können. Daher sind spinale Tumoren, obwohl insgesamt eher selten, bei der Vorstellung zur Bildgebung der Wirbelsäule eine häufige Differenzialdiagnose, die ausgeschlossen oder bestätigt werden muss. Doch selbst mit Hilfe der MRT kann die Unterscheidung zwischen neoplastischen und anderen Erkrankungen schwierig und ggf. erst durch Verlaufskontrollen möglich sein. Im Folgenden soll eine Auswahl von Erkrankungen vorgestellt werden, die klinisch und in der Bildgebung spinalen Tumoren ähneln können. Extramedulläre Raumforderungen Die häufigsten spinalen extramedullären Tumoren sind Meningeome, Neurinome und Metastasen. Klinisch führen sie in der Regel zu chronisch progredienten Beschwerden. Sequestrierte Bandscheibenvorfälle Bandscheibensequester stellen sich in den nativen T1- und T2-Sequenzen erwartungsgemäß isointens zum Bandscheibengewebe dar. Verkalkungen können wie auch bei Meningeomen zu einer Signalminderung in den T2-Sequenzen führen (. Abb. 1a, b). Insbesondere wenn ein Bezug zum Bandscheibenfach nicht mehr eindeutig nachweisbar ist, kann eine Unterscheidung von einem Meningeom ggf. erst durch das in der Regel randständige Enhancement des Bandscheibensequesters nach Kontrastmittel(KM)-Applikation möglich sein (. Abb. 1c; [1]). Synovialzysten Synovialzysten (. Abb. 2) sind am häufigsten in der LWS lokalisiert [2]. Sie entstehen durch degenerative Veränderungen der Facettengelenke und führen zu einer Einengung des Spinalkanals. Klinisch zeigt sich oft eine radikuläre Symptomatik durch Kompression der Nervenwurzel im Neuroforamen. Im MRT stellt sich eine dorsolaterale Raumforderung mit zentralem Flüssigkeitssignal in den T2-Sequenzen und Bezug zum jeweiligen Facettengelenk dar. Auch hier kann ein randständiges Enhancement nach KM- Applikation bestehen. Im CT zeigen sich häufig Gaseinschlüsse. Abb. 1 8 Sequestrierter thorakaler Bandscheibenvorfall. Darstellung eines links mediolateralen Bandscheibensequesters, der sich aufgrund von Verkalkungen in den T2-Sequenzen (a, b) im Vergleich zum Bandscheibenfach hypointens darstellt. Randständiges Enhancement nach Kontrastmittelapplikation (c). Klinisch imponierte ein chronisches radikuläres Schmerzsyndrom Der Radiologe 12 2011 1039

Leitthema: Spinale Tumoren Abb. 2 9 Synovialzyste, intraspinale Raumforderung mit Bezug zum linken Facettengelenk L4/5 und deutlicher Einengung des Spinalkanals. Zentral flüssigkeitsisointenses Signal in der T2-Wichtung Abb. 3 9 Arachnoidalzyste in der Hals- und Brustwirbelsäule. In den nativen T1- und T2-Sequenzen stellt sich die Zyste isointens zum Liquor mit leichten Abweichungen aufgrund des fehlenden Flusses dar (a, b). Durch intrathekale Kontrastmittelapplikation (c) konnte die Kommunikation mit dem Liquorraum nachgewiesen werden Abb. 4 9 Epidurale Lipomatose. Hyperintense Raumforderung in den T1- und T2-Sequenzen (a, b) mit Einengung des Spinalkanals. Signalunterdrückung in der Short-tau-inversionrecovery(STIR)- und der fettsupprimierten T1- Sequenz (nicht abgebildet) 1040 Der Radiologe 12 2011

Zusammenfassung Abstract Radiologe 2011 51:1039 1045 DOI 10.1007/s00117-011-2155-5 Springer-Verlag 2011 U. Yilmaz Differenzialdiagnose spinaler Tumoren Zusammenfassung Eine Vielzahl degenerativer, entzündlicher und vaskulärer Erkrankungen kann das klinische Bild und radiologische Befunde spinaler Tumoren imitieren. Dieser Artikel dient der Übersicht über die häufigsten dieser Erkrankungen, deren Kenntnis wichtig für die spinale Bildgebung ist. Schlüsselwörter Rückenmarkerkrankungen Myelopathie Spinale Zysten Spinale Blutungen Spinale Ischämie Differential diagnoses of spinal tumors Abb. 5 8 Epidurales Hämatom, sagittale und axiale T2-Sequenzen Abstract A wide variety of degenerative, inflammatory and vascular diseases can resemble the clinical presentation and imaging findings of spinal tumors. This article provides an overview of the most frequent diseases which are important to recognize for diagnostic imaging of the spine. Arachnoidalzysten Arachnoidalzysten (. Abb. 3) sind extradurale oder intradural extramedulläre, mit Liquor gefüllte Zysten, die primär anlagebedingt oder sekundär beispielsweise nach einem Trauma entstehen können. Primäre Arachnoidalzysten sind am häufigsten dorsal im Spinalkanal lokalisiert [3], während sekundäre Arachnoidalzysten diesbezüglich keine spezifische Lokalisation aufweisen. Arachnoidalzysten sind oft asymptomatische Zufallsbefunde, können aber auch durch eine raumfordernde Wirkung oder Reizung der Nervenwurzeln symptomatisch werden. MRtomographisch sind sie in allen Sequenzen liquorisointens und werden oft erst durch die Verlagerung des Myelons auffällig. Die Zystenmembran kann mit Hilfe dünnschichtiger 3-D-T2-Sequenzen dargestellt werden. Um zu klären, ob eine Kommunikation zum Liquorraum besteht, können eine Myelographie mit Post- Myelo-CT oder eine intrathekale Gadoliniumapplikation (. Abb. 3c) erfolgen. Epidurale Lipomatose Als epidurale Lipomatose (. Abb. 4) wird eine starke Vermehrung des intraspinalen Fettgewebes bezeichnet, die bis zu einer Kompression des Myelons führen kann. Assoziationen mit Glukokortikoidtherapien, Morbus Cushing und Adipositas wurden beschrieben [4]. Im MRT zeigt sich eine intraspinale, meist thorakale oder lumbale Raumforderung mit hyperintensem Signal in den T1- und T2-Sequenzen und Signalunterdrückung in der Short-tau-inversion-recovery(STIR)- und der fettsupprimierten T1-Sequenz ohne Kontrastmittelenhancement. Spinale Blutungen Spinale Blutungen (. Abb. 5) verursachen meist starke stechende Schmerzen. Sie können nach Operationen oder bei Antikoagulation, aber auch spontan auftreten. Die T1- und T2-Signale folgen dem Alter der Blutung. Bei subakuten Blutungen mit hyperintesem T1-Signal sind fett- Keywords Spinal cord diseases Myelopathy Spinal cysts Hemorrhage Spinal ischemia Der Radiologe 12 2011 1041

Leitthema: Spinale Tumoren Spinale Ischämie Abb. 6 8 Epiduralabszess. Axiale T2- (a) und fettsupprimierte T1-Sequenzen nach Kontrastmittel (b). Deutliche Hyperintensität in der T2- und starkes randständiges Enhancement in der T1-Sequenz nach Kontrastmittel Spinale Ischämien zeichnen sich durch akut auftretende Rückenmarksyndrome aus, die je nach dem Versorgungsgebiet des verschlossenen Gefäßes zu unterschiedlichen Funktionsverlusten führen. Bei der häufigsten Form, dem A.-spinalis-anterior-Syndrom, kommt es u. a. nach einem initialen radikulären Schmerzereignis zu einer zunächst schlaffen, dann im Verlauf spastischen Paraparese. Spinale Ischämien können im MRT frühzeitig mit Hilfe diffusionsgewichteter Sequenzen nachgewiesen werden. Im Verlauf kommt es zu einer Auftreibung des Myelons und einer Signalsteigerung in der T2-Sequenz, die v. a. die graue Substanz betrifft (. Abb. 7b; [6]). Ursächlich für spinale Ischämien können neben arteriosklerotischen Veränderungen Aortendissektionen oder -aneurysmen sein. Spinale durale arteriovenöse Fisteln Abb. 7 8 Spinale Ischämie. Zentrale Signalsteigerung des Myelons in der sagittalen Short-tauinversion-recovery(STIR)-Sequenz (a). In der axialen T2-Sequenz (b) zeigt sich die Signalsteigerung im Bereich der grauen Substanz supprimierte Sequenzen hilfreich zur Abgrenzung von der epiduralen Lipomatose. Ähnlich wie diese dehnen sich spinale Blutungen meist über mehrere Segmente aus. Epiduralabszesse Epiduralabszesse stellen sich in den T2- und STIR-Sequenzen hyperintens dar und zeigen nach KM-Applikation ein meist kräftiges randständiges Enhancement (. Abb. 6; [5]). Oft sind sie mit einer Spondylodiszitis oder einer septischen Facettengelenkarthritis vergesellschaftet. Klinisch besteht neben dem meist subakuten Rückenmarkssyndrom häufig Fieber. Intramedulläre Läsionen Intramedulläre Tumoren führen häufig zu einem deutlichen Myelonödem, das auch durch vaskuläre oder entzündliche Erkrankungen des Rückenmarks verursacht werden kann. Spinale durale arteriovenöse(av)-fisteln führen durch die venöse Abflussstörung und konsekutive Schädigung des Rückenmarks zu einer unspezifischen, langsam progredienten Symptomatik, die mit einer zunehmenden Schwäche der Beine beginnen kann [7]. Im MRT imponiert die Schädigung des Myelons als ausgeprägte Signalsteigerung in der T2-Wichtung, die sich über mehrere Segmente ausbreitet (. Abb. 8a). In der T1-Sequenz stellt sich das Myelon aufgetrieben dar, aber ohne Signalalteration. Nach KM-Applikation kann sich ein flaues unregelmäßiges Enhancement im Sinne der Schrankenstörung zeigen. Der Nachweis der Fistel selbst durch eine MR-Angiographie gelingt nur selten. Bei entsprechender Anamnese und Klinik erfolgt daher, wenn sich MR-tomographisch der Verdacht auf eine ursächliche AV-Fistel ergibt, eine spinale digitale Subtraktionsangiographie (DSA,. Abb. 8b). Syringomyelie Die Syringomyelie (. Abb. 9) ist eine Höhlenbildung innerhalb des Myelons, die unterschiedliche Ausprägungen zeigt und sowohl anlagebedingt als auch sekundär nach Traumata oder Entzündungen 1042 Der Radiologe 12 2011

Abb. 8 7 Spinale durale arteriovenöse Fistel. Ausgedehnte zentromedulläre Signalsteigerung des Myelons in der sagittalen T2-Wichtung (a). In der spinalen DSA stellt sich bei selektiver Darstellung der rechten Segmentarterie in Höhe Th11 die durale Fistel mit geschlängelten und erweiterten perimedullären Venen dar (b). DSA Digitale Subtraktionsangiographie Abb. 9 7 Syringomyelie, ausgedehnte liquorisointense Höhlenbildung im unteren Thorakalmark Der Radiologe 12 2011 1043

Leitthema: Spinale Tumoren Abb. 10 9 Spinale Demyelinisierungsherde bei multipler Sklerose. Multiple ovaloide bis spindelförmige Signalsteigerungen im Myelon in der sagittalen Short-tau-inversion-recovery(STIR)-Sequenz (a) bei klinisch schwerer multipler Sklerose. In der axialen T2-Wichtung (b) Darstellung eines rechts ventrolateralen Herdes Abb. 11 9 Neurosarkoidose. Ausgedehnte Signalsteigerung und deutliche Auftreibung des Myelons in der sagittalen T2-Wichtung (a). Nach Kontrastmittelapplikation zeigen sich mehrere Herde mit deutlichem intramedullärem Enhancement, das bis an die Dura reicht (b) entstehen kann. Im MRT stellt sich der Höhleninhalt in allen Sequenzen liquorisointens dar. Ein Enhancement nach KM- Applikation zeigt sich nicht. Klinisch besteht oft eine dissoziierte Sensibilitätsstörung. Bei Ausdehnung auf die Vorderhörner können Paresen hinzukommen. Multiple Sklerose Spinale Demyelinisierungsherde bei der multiplen Sklerose (. Abb. 10) zeigen sich im MRT als flaue bis scharf umschriebene Signalsteigerungen in der T2-Wichtung, die sich in der Regel axial nicht über mehr als die Hälfte der Fläche des Myelons und sagittal nicht über mehr als 2 Vertebralsegmente ausdehnen. Nach KM-Applikation können diese Herde sowohl ein homogenes als auch noduläres oder ringförmiges Enhancement aufweisen [8]. Klinisch werden zentrale senso- 1044 Der Radiologe 12 2011

motorische Funktionsstörungen gefunden. Wegweisend in der Bildgebung sind die zeitlich häufig vor den spinalen auftretenden zerebralen Demyelinisierungsherde mit entsprechender Anamnese. Neurosarkoidose und Myelitis transversa Weitere Differenzialdiagnosen ausgedehnter Signalsteigerungen des Myelons in T2-gewichteten Sequenzen sind entzündliche Erkrankungen wie die Neurosarkoidose (. Abb. 11a) und die Myelitis transversa. Bei der Neurosarkoidose zeigt sich daneben ein variables Enhancement nach KM-Applikation mit duralen, leptomengialen und intramedullären Anteilen (. Abb. 11b). Die Myelitis transversa ist gekennzeichnet durch einen akuten rasch progredienten Verlauf, der bis zur Tetraplegie führen kann. Eine Assoziation mit viralen Infektionen ist beschrieben [8]. Im MRT wird eine zentromedulläre Signalsteigerung des Myelons in der T2-Wichtung gefunden, die im Gegensatz zur multiplen Sklerose mehr als die Hälfte des axialen Durchmessers einnehmen kann und sich sagittal über mehr als 2 Vertebralsegmente ausdehnt. Nach KM-Applikation kann ein sehr variables Enhancement bestehen. Bildmorphologisch ist die Unterscheidung zum spinalen Tumor u. U. unmöglich, sodass v. a. die Anamnese mit rasch progredienter Symptomatik wegweisend ist. Fazit für die Praxis Viele verschiedene vaskuläre, degenerative und entzündliche Erkrankungen des Rückenmarks können im klinischen und radiologischen Bild spinalen Tumoren ähneln. Für differenzialdiagnostische Überlegungen bei schwierigen Befunden ist es wichtig, diese zu kennen. Korrespondenzadresse Dr. U. Yilmaz Klinik für Diagnostische und Interventionelle Neuroradiologie, Universitätsklinikum des Saarlandes, Kirrberger Str. 1, 66424 Homburg/Saar umut.yilmaz@uks.eu Interessenkonflikt. Der korrespondierende Autor gibt an, dass kein Interessenkonflikt besteht. Literatur 1. Hoch B, Hermann G (2010) Migrated herniated disc mimicking a neoplasm. Skeletal Radiol 39:1245 1249 2. Tillich M, Trummer M, Lindbichler F, Flaschka G (2001) Symptomatic intraspinal synovial cysts of the lumbar spine: correlation of MR and surgical findings. Neuroradiology 43:1070 1075 3. Silbergleit R, Brunberg JA, Patel SC et al (1998) Imaging of spinal intradural arachnoid cysts: MRI, myelography and CT. Neuroradiology 40:664 668 4. Payer M, Van Schaeybroeck P, Reverdin A, May D (2003) Idiopathic symptomatic epidural lipomatosis of the lumbar spine. Acta Neurochir (Wien) 145:315 321 5. Sandhu FS, Dillon WP (1991) Spinal epidural abscess: evaluation with contrast-enhanced MR imaging. AJNR Am J Neuroradiol 12:1087 1093 6. Weidauer S, Nichtweiss M, Lanfermann H, Zanella FE (2002) Spinal cord infarction: MR imaging and clinical features in 16 cases. Neuroradiology 44:851 857 7. Van Dijk JM, TerBrugge KG, Willinsky RA et al (2002) Multidisciplinary management of spinal dural arteriovenous fistulas: clinical presentation and long-term follow-up in 49 patients. Stroke 33:1578 1583 8. Ross JS, Brant-Zawadzki M, Moore KR et al (2004) Spine. 1st edn. Amyrsis, Elsevier Saunders, Amsterdam 30. Deutscher Krebskongress Berlin, 22. 25. Februar 2012 Entwicklungen in der Krebsforschung aus erster Hand Die steigende Zahl der Krebsneuerkrankungen ist alarmierend. Nur bessere Versorgungsstrukturen und optimierte Therapien können in dieser Situation weiterhelfen. Dazu braucht es eine exzellente Forschung und eine hohe Qualität in der Patientenversorgung. Um diesen Erfordernissen Nachdruck zu verleihen, wurde der kommende Deutsche Krebskongress unter das Motto Qualität sichern Forschung fo(e)rdern gestellt. Denn Forschungsförderung sollte an wesentlichen Punkten durchaus auch politisch eingefordert werden. Besonderheiten des DKK 2012 7 Neben der Präsentation herausragender wissenschaftlicher Beiträge konzentriert sich das Programm auf gesundheitspolitische Themen. Im Rahmen der DKK-Veranstaltungen zum Nationalen Krebsplan werden Themen wie Krebsfrüherkennung, Qualitätssicherung, Arzneimittelbewertung und Patienteninformation diskutiert. Darüber hinaus wird es ein Symposium zur Qualität in der Patientenversorgung geben, das erstmalig in der Geschichte des DKK gemeinsam mit der renommierten amerikanischen Gesellschaft für klinische Onkologie ASCO durchgeführt wird. Symposien zur Forschungsförderung, zur Betreuung Langzeitüberlebender mit Krebs und zu Krebs bei älteren Patienten runden das breite Spektrum der gesundheitspolitischen Veranstaltungen des DKK 2012 ab. Interdisziplinär und International 7 Der DKK zeichnet sich vor allem durch seine interdisziplinäre Ausrichtung aus die klinische Onkologie ist dort ebenso vertreten wie die Radiotherapie, die onkologische Chirurgie, die Palliativmedizin und die onkologische Pflege. Um die Diskussion der vorgestellten Ergebnisse mit renommierten Kollegen aus dem In- und Ausland zu fördern, wurden außerdem neue Formate wie thematisch zusammenhängende Plenarsitzungen mit international besetzten Key-Note-Lectures, best-of -Sitzungen und moderierte Diskussionsrunden ins Programm aufgenommen. Weitere Informationen 7 Das DKK-Vorprogramm kann ab sofort heruntergeladen werden: www krebsgesellschaft.de/dkk_2012_programm. 7 Unter folgendem Link können Sie einen Newsletter zum DKK 2012 abonnieren: www.krebsgesellschaft.de/dkk_2012_presseverteiler