Ver - rückt, was nun? Oder der Versuch einem schizophrenen Menschen auf pflegerischer Ebene zu begegnen und ihn zu verstehen. UKM Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie H. Becker; Fach- Gesundheits- u. Krankenpfleger für psych. Pflege Moderation: P. Huning; Fach- Gesundheits- u. Krankenpflegerin für psych. Pflege 1 Universitätsklinikum Münster Pflegeabend, 30.05.2012
- Vorkommen ca. 1%. - Kommen in allen Kulturen vor. Die Symptomatik ist abhängig von den soziokulturellen Gegebenheiten. - schizophrene affektive organische Psychosen - Fehlende Krankheitseinsicht!! 2 Universitätsklinikum Münster Pflegeabend, 30.05.2012
Grundsymptome / Primärsymptomatik: - Veränderungen des Denkens - Veränderungen der Affektivität - Veränderungen im Antrieb (des Wollens ) Akzessorische Symptomatik / Sekundärsymptomatik: - Aus der Krankheitsgeschichte ableitbar. - Wahn, Halluzinationen, katatone Symptome. (Können auch bei organischen Psychosen auftreten!) 3 Universitätsklinikum Münster Pflegeabend, 30.05.2012
Symptome: Veränderungen des Denkens: Konzentrationsstörungen /Aufmerksamkeitsdefizite Begriffszerfall; Zerfahrenheit; Gedankenabriss Begriffe verlieren die exakte Bedeutung zusammenhanglos, alogisch, unverständlich bin hin zum Wortsalat. Gemachte Gedanken / Gedankenentzug: von anderen gemacht oder entzogen aber sich zugehörig erlebt. 4 Universitätsklinikum Münster Pflegeabend, 30.05.2012
Sprache: Wahrnehmung: Affektivität: Rededrang, Mutismus (Stillschweigen), Neologismen, Echolalie. Wahrnehmungsüberflutung; Wesen und Ausdruck des Wahrgenommenen wird wichtiger als Größe / Struktur / Eigenschaften. Gehobene Stimmung (läppisch, albern, ausgelassen, rücksichtslos (Hebephrenie); nicht so mitreißend wie bei Manien. Depressive Verstimmung, z.b. bei Beginn der Erkrankung mit Ratlosigkeit, Hilflosigkeit, Anlehnungsbedürfnis. Angst, Misstrauen; zu Beginn, vor dem unbekannten, unheimlich erlebten Persönlichkeitsänderungen oder in Verbindung mit Wahn / Hallunzinationen. 5 Universitätsklinikum Münster Pflegeabend, 30.05.2012
Affektlabilität; instabile Stimmungslage. Parathymie; inadäquate Stimmungslage. Mimik, Gestik, Sprechen stehen im Widerspruch zu Gefühl / Situation / Gedanken. Ambivalenz; im Gegensatz zum neurotischen Pat. treten Erlebnisqualitäten nebeneinander auf, die nicht bewusst in einer Richtung ausgetragen können. Gleichzeitig: lachen / weinen oder Freude / Hass. Antrieb: In der Regel reduziert bis aufgehoben (Verwahrlosung). 6 Universitätsklinikum Münster Pflegeabend, 30.05.2012
Wahn und Halluzinationen Voraussetzende Kriterien: 1. Unkorrigierbare Überzeugung, subjektive Gewissheit 2. Ichbezogene Bedeutung Der Inhalt muss sich nicht von normalen Wahrnehmungsinhalten unterscheiden. Das Wie hat jedoch eine abnorme Bedeutung. - Der Patient fühlt sich ausgeliefert, kann sich nicht wehren, nicht gegensteuern. 7 Universitätsklinikum Münster Pflegeabend, 30.05.2012
Die häufigsten Wahn- und Halluzinationsthemen im Erwachsenenalter Akustische Halluzinationen; meist Stimmen, die imperativ, kommentierend oder Dialogisierend sein können (rufen, lachen, Schritte, pfeifen, klopfen, sägen...) Geruchs- Geschmackshalluzinationen Optische Halluzinationen Versündigungs- Verschuldungswahn Verarmungswahn Größenwahn Vergiftungswahn Taktile Halluzinationen 8 Universitätsklinikum Münster Pflegeabend, 30.05.2012
Katatone Symptome: Katatoner Stupor: Teilnahmslos / Reglos / Sprachlos - Die Pat. sind Bewusstseinsklar, wach, besonders empfindlich gegenüber Umgebungswahrnehmungen. Durch Angst, Wahn, Halluzinationen wird die Situation für Betroffene noch unerträglicher da sie sich nicht äußern können, handeln können. Katalepsie: Verharrende Entstellung der Extremitäten. Psychomotorische Unruhe: ständige Bewegung, hin- u. herlaufen, im Erregungszustand ev. mit Aggressivität. 9 Universitätsklinikum Münster Pflegeabend, 30.05.2012
Katatone Hyperkinesen: Klopfen mit Fingern, Händeklatschen, wippen des Fußes, stereotypes hin- hergehen, Schmatzen / Grimassieren. Antriebsabbruch / Antriebssperre: Hand geben, kurz vorher aber wieder fallen lassen. Negativismus: Pat. tut das Gegenteil des Erwarteten. Befehlsautomatie: Willenlos, Kritiklos, ahmt Bewegungen / Verhaltensweisen von Menschen seiner Umgebung nach. Perniziöse Katatonie: Hohe Temp., Herz- Kreislaufstörungen, Hypoxie, Erregung mit toben und schreien oder stuporöser Zustand mit erhöhtem Muskeltonus. 10 Universitätsklinikum Münster Pflegeabend, 30.05.2012
Atiologie / Pathogenese: Genetische Faktoren Hirnorganische Einflüsse Psychosoziale Einflüsse Auslösender Faktor Vulnerabilitätsmodell 11 Universitätsklinikum Münster Pflegeabend, 30.05.2012
Verlauf + Prognose Erkrankungsbeginn: Frauen / Männer Erkrankungswellen sind weniger scharf abgrenzbar als Manien / Depressionen. Drittel Regel veraltert. Prognostisch günstig: Prognostisch ungünstig: Residualzustand: akuter / später Erkrankungsbeginn, ausgeprägte affektive und sekundäre Symptome, gefestigte Persönlichkeit. schleichender / früher Erkrankungsbeginn, hervortreten der Grundsymptome. Verschroben im Verhalten, Denkstörungen, Antriebsminderung, Autismus, Affektverarmung, Verlust an Realitätsbeziehungen. 12 Universitätsklinikum Münster Pflegeabend, 30.05.2012
Therapie: Pflege / Basistherapie: Empathischer Beziehungsaufbau, Vertrauen herstellen, Respekt und Achtung als Grundhaltung. Gesprächsführung: Angst, Rückzug, Desorganisation + Strukturlosigkeit führen zur besonderen Bedeutung der Gesprächsführung. Nicht reflektierend oder konfrontativ eher stützend, führend mit Ratschlägen und Hinweisen. Eindeutige Kommunikation (keine doppelten Botschaften/Konkretismus) Strukturierende Gesprächsführung. Verlässliche Gesprächsangebote 13 Universitätsklinikum Münster Pflegeabend, 30.05.2012
Positive Erfahrungen z.b. durch: Gesprächsführung, strukturierende Maßnahmen, Beschäftigungsangebote, Kontakte zu Mitpatienten. Stabile mitmenschliche- personelle Beziehungen. Übersichtliche, wohnliche Atmosphäre. Tagesstrukturierung Anregung zu Beschäftigung und Therapie z.b. Arbeitstherapie, Ergotherapie, Sport, Physiotherapie, Stärkung gesunder Anteile Reizabschottung Eltern / Bezugspersonen mit einbeziehen 14 Universitätsklinikum Münster Pflegeabend, 30.05.2012
Psychotherapie: Stützend- führend- begleitend Hinweise / Ratschläge Nicht überfordern nicht passivieren + abhängig machen. Pharmakotherapie: - Antipsychotika (Depotpräparate) - Antidepressiva -(Benzodiazepine) Rehabilitation: Wohnen / Arbeit / Freizeitgestaltung Hilfen und Unterstützung für Angehörige, Verhinderung von high EE / low EE, Sensibilisierung für Frühsymptome, Psychoedukation. 15 Universitätsklinikum Münster Pflegeabend, 30.05.2012
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. UKM Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie H. Becker; Fach- Gesundheits- u. Krankenpfleger für psych. Pflege Moderation: P. Huning; Fach- Gesundheits- u. Krankenpflegerin für psych. Pflege 16 Universitätsklinikum Münster Pflegeabend, 30.05.2012