Theoretisches und Praktisches aus der Schulbegleitung Zu zweit will ich lernen, es alleine zu tun Besondere Menschen brauchen besondere Wege Fachtag Autismus der Heidelberger Werkstätten, 6. März 2013 Claudia Confal und Angela Folz, Schulbegleitung, Luise Scheppler-Heim Claudia Confal, Bereichsleitung Schulbegleitung, Luise Scheppler-Heim, März 13 1
Überblick Einleitung: ASS - Kommunikation/Kooperation - Perspektive - Einschränkung oder Ressource? Menschen mit autistischen Verhaltensweisen brauchen Pädagogisch handeln Hauptteil: Auftrag der Schulbegleitung 6 Schritte auf dem Weg in die Selbständigkeit Claudia Confal, Bereichsleitung Schulbegleitung, Luise Scheppler-Heim, März 13 2
ASS Kommunikation/Kooperation Eine Autismus-Spektrum-Störung ist eine Wahrnehmungsverarbeitungsstörung. Besonders betroffen ist die soziale Wahrnehmung/Kommunikation und bedarf deshalb aus unserer Erfahrung einer besonders gelingenden Kooperation/ Kommunikation des Umfeldes Claudia Confal, Bereichsleitung Schulbegleitung, Luise Scheppler-Heim, März 13 3
Kooperationspartner Autismusbeauftragte/r Jugend-/ Sozialamt SchulbegleiterIn LSH Schule, Werkstatt SchülerIn Eltern/Familie Kinder- und JugendpsychiaterIn Therapeuten
ASS Perspektive Die meisten Menschen mit Autismus benötigen aufgrund der umfassenden Beeinträchtigungen eine lebenslange Hilfe und Unterstützung, deren Grad sehr unterschiedlich sein kann (Autismus Bundesverband 2012) Claudia Confal, Bereichsleitung Schulbegleitung, Luise Scheppler-Heim, März 13 5
ASS- Einschränkung oder Ressource? Was ist der Unterschied? Claudia Confal, Bereichsleitung Schulbegleitung, Luise Scheppler-Heim, März 13 6
Menschen mit autistischen Verhaltensweisen brauchen Struktur Rhythmisierung und Regelmäßigkeit Vorhersehbarkeit und Verlässlichkeit Halt / Kontrolle / Begrenzung U. Schmid, Sonderschullehrerin und Autismusbeauftragte des Staatlichen Schulamtes Heidelberg, 1999 Claudia Confal, Bereichsleitung Schulbegleitung, Luise Scheppler-Heim, März 13 7
Pädagogisch handeln Grundhaltung der Schulbegleitung im LSH: systemisch/wertschätzend/lösungsorientiert Bewährtes aus der Praxis: Smarte Ziele Führen nach Affolter UK (Unterstützte Kommunikation) TEACCH-Ansatz Ich schaffs-programm Verträge/Verstärkerpläne/Verhaltenstraining Claudia Confal, Bereichsleitung Schulbegleitung, Luise Scheppler-Heim, März 13 8
Smarte Ziele s - spezifisch m - messbar a - aktiv-attraktiv r - realistisch t - temporär (Lit.: Kanfer, Reinecker & Schmelzer, 2006) Claudia Confal, Bereichsleitung Schulbegleitung, Luise Scheppler-Heim, März 13 9
Der TEACCH- Ansatz Treatment and Education of Autistic and related Communication handicapped Children Therapie und pädagogische Förderung für autistische und in ähnlicher Weise kommunikationsbehinderter Kinder Ein wichtiges Prinzip: Strukturierung und Visualisierung von Raum, Zeit und Handeln Lit.: Anne Häußler, 2002 Claudia Confal, Bereichsleitung Schulbegleitung, Luise Scheppler-Heim, März 13 10
Auftrag der Schulbegleitung Eingliederungshilfe nach 35a SGBVIII u. 54 SGB XII: Teilhabe durch die Förderung in den Bereichen Soziale Kompetenz Alltagskompetenz Lern- und Arbeitsverhalten (Motorik) Integration Selbständigkeit Claudia Confal, Bereichsleitung Schulbegleitung, Luise Scheppler-Heim, März 13 11
6 Schritte auf dem Weg in die Selbständigkeit 1. Schritt: Wechsel der Schulbegleitung nach 2-4 Jahren Claudia Confal, Bereichsleitung Schulbegleitung, Luise Scheppler-Heim, März 13 12
2. Schritt auf dem Weg in die Selbständigkeit Beziehungs- und Vertrauensaufbau zum begleiteten Schüler Mitschülern Lehrern Schulleitung Eltern Aufbau von Selbstsicherheit beim Schüler Wichtig: Sich Zeit nehmen Claudia Confal, Bereichsleitung Schulbegleitung, Luise Scheppler-Heim, März 13 13
3. Schritt auf dem Weg in die Selbständigkeit Aufbau von Personen unabhängigen Unterstützungssystemen (Teacch ) Zu zweit will ich lernen, es alleine zu tun Schüler: Einlassen auf Veränderung Schulbegleitung: Konsequentes Einfordern von Veränderung durch Reduzierung von verbaler/taktiler Unterstützung Claudia Confal, Bereichsleitung Schulbegleitung, Luise Scheppler-Heim, März 13 14
3. Aufbau von Personen unabhängigen Unterstützungssystemen Erstellen eines Tagesplanes Was erwartet mich heute? wie gelang es mir? Claudia Confal, Bereichsleitung Schulbegleitung, Luise Scheppler-Heim, März 13 15
3. Aufbau von Personen unabhängigen Unterstützungssystemen Symbolisieren der Verhaltenserwartung Schritt für Schritt einzelne Verhaltensweise einüben eine Karte mit verschiedenen Verhaltensweisen Claudia Confal, Bereichsleitung Schulbegleitung, Luise Scheppler-Heim, März 13 16
3. Aufbau von Personen unabhängigen Unterstützungssystemen Zerlegung in Handlungsschritte sprachlich oder/und symbolisch mit 2 Handlungsschritten beginnen und diese erweitern Claudia Confal, Bereichsleitung Schulbegleitung, Luise Scheppler-Heim, März 13 17
3. Aufbau von Personen unabhängigen Unterstützungssystemen Regulieren von unerwünschtem Verhalten/ Abbau von Zwängen Claudia Confal, Bereichsleitung Schulbegleitung, Luise Scheppler-Heim, März 13 18
3. Aufbau von Personen unabhängigen Unterstützungssystemen Social stories Social stories orientieren sich am amerikanischen Vorbild von Carol Gray und beschreiben in klar und konkret gehaltener Sprache soziale Sachverhalte, die Menschen mit Autismus im Allgemeinen nicht automatisch erwerben. Eine Social Story ist eine Lerngeschichte, die dadurch definiert ist, dass beschreibende Sätze mindestens doppelt so häufig verwandt werden als Instruktionen. Alle Anleitungen werden in einem persönlichen Hefter aufbewahrt und wiederholt gelesen. Lit.: A. Häußler u.a.(team Autismus): Info- und Trainingsmaterial Claudia Confal, Bereichsleitung Schulbegleitung, Luise Scheppler-Heim, März 13 19
3. Aufbau von Personen unabhängigen Unterstützungssystemen Comic Strip Conversations Ein Comic Strip Gespräch ist eine Unterhaltung zwischen zwei oder mehr Leuten unter Verwendung einfacher Zeichnungen. Diese Zeichnungen dienen dazu, die laufende Unterhaltung zu illustrieren. Sie können kommunikative Fähigkeiten bei Menschen mit Autismus fördern. Es können Strichmännchen sein oder Lieblingsfiguren aus Comics. Gesagtes kann durch Sprechblasen dargestellt werden. Auch Farben können zum Einsatz kommen. Lit.: C. Gray 1994, Petra Kind 2011 Claudia Confal, Bereichsleitung Schulbegleitung, Luise Scheppler-Heim, März 13 20
3. Aufbau von Personen unabhängigen Unterstützungssystemen Aufzeigen von Konsequenzen Claudia Confal, Bereichsleitung Schulbegleitung, Luise Scheppler-Heim, März 13 21
Verstärkerplan I Vertrag für.. von.bis. Ich hänge am Morgen meine Jacke an den Kleiderhaken ------------------------- ----------------------- Unterschrift Schüler Unterschrift Schulbegleiter
Verstärkerplan II Ich beobachte mich selbst Name: von. bis. 2012 wenn die Stunde zu Ende ist, darf ich Gesichter einkreisen sehr gut gut das kann noch besser werden Ich begrüße meine Mitschüler am Morgen Montag: Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag Ich habe meine Hausaufgaben vollständig gemacht Ich arbeite genau und kontrolliere meine Aufgaben noch einmal, wenn ich fertig bin Ich melde mich mindestens 3x unaufgefordert pro Unterrichtsstunde Ich räume meinen Ranzen nach Unterrichtsschluss alleine ein Claudia Confal, Bereichsleitung Schulbegleitung, Luise Scheppler-Heim, März 13 23
Vertrag Zwischen Name des Schülers/der Schülerin und Name der Schulbegleitung Name des Schülers/der Schülerin. verpflichtet sich.. Name der Schulbegleitung. verpflichtet sich.. Wenn der Vertrag erfüllt wurde. Unterschrift Schüler Unterschrift Schulbegleitung. Unterschrift Eltern. Unterschrift Klassenlehrer. Claudia Confal, Bereichsleitung Schulbegleitung, Luise Scheppler-Heim, März 13 24
3. Aufbau von Personen unabhängigen Unterstützungssystemen o Die Ampel z.b. Die Wohlfühlampel Grün: ich fühle mich wohl und entspannt, alles bestens. Gelb: ich bin angespannt, werde unruhig. Ich informiere die Lehrerin und nehme mir eine kurze Ruhezeit in der Leseecke. Rot : Wut kocht hoch. Achtung Gefahrenstufe! Sofort raus aus der Situation und an meinem vereinbarten Auszeitort gehen. Claudia Confal, Bereichsleitung Schulbegleitung, Luise Scheppler-Heim, März 13 25
4. Schritt auf dem Weg in die Selbständigkeit Klare angemessene Absprache mit Schüler/Mitschülern/Lehrern/Eltern bez. dem Ziel der Selbständigkeit treffen Transparenzund Aufbau eines Unterstützungssystems mit Mitschülern/ Pausenaufsicht /Lehrern/Eltern Notfallplan für alle Beteiligten Claudia Confal, Bereichsleitung Schulbegleitung, Luise Scheppler-Heim, März 13 26
4. Schritt konkret... Wann erfolgt die Rücknahme der Schulbegleitung? in gelingenden Arbeitsphasen in einem bestimmten Fach oder/und an einem bestimmten Tag/Uhrzeit Wichtig: Leistungsanspruch reduzieren (Mut zu temporären Rückschritten)- den Schwerpunkt auf die Selbständigkeit setzen Claudia Confal, Bereichsleitung Schulbegleitung, Luise Scheppler-Heim, März 13 27
5. Schritt auf dem Weg in die Selbständigkeit Räumliche Distanz in Sichtweite z.b. im Raum SB rutscht Bankreihe um Bankreihe nach hinten (1-5m), SB sitzt vorne an der Tafel, neben Lehrerpult (Blickkontakt und kurze Ansprache möglich) SB beschäftigt sich mit anderen Kindern Rollentausch mit Lehrern z.b. auf dem Pausenhof Claudia Confal, Bereichsleitung Schulbegleitung, Luise Scheppler-Heim, März 13 28
6. Schritt auf dem Weg in die Selbständigkeit Räumliche Distanz außerhalb der Sichtweite SB hält sich 2-5 Min. außerhalb des Klassenzimmers an einem bekanntenplatz in Rufbereitschaft auf. Dieses Zeitfenster wird stetig erweitert bis zu 1,5 h. SB ist in Rufbereitschaft außerhalb des Schulgeländes Claudia Confal, Bereichsleitung Schulbegleitung, Luise Scheppler-Heim, März 13 29
Besondere Menschen brauchen besondere Wege Der individuelle Ausstieg aus der SB 10 9 8 7 6 5 S. Ö. 4 L. 3 2 1 P. A. 0 1.Hj 07/08 2.Hj 07/08 1.Hj 08/09 2.Hj 08/09 1.Hj 10/11 2.Hj 10/11 1.Hj 11/12 2.Hj 11/12 Claudia Confal, Bereichsleitung Schulbegleitung, Luise Scheppler-Heim, März 13 30
Ende Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!