Warum arbeiten Menschen freiwillig?

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Transkript:

Wirtschaft Anna Lietz Warum arbeiten Menschen freiwillig? Eine arbeitsökonomische Betrachtung des Ehrenamtes am Beispiel von Museumsengagement Studienarbeit

Seminar: Applied Labor Economics Sommersemester 2012 Universität Hamburg Seminararbeit Warum arbeiten Menschen freiwillig? Eine arbeitsökonomische Betrachtung des Ehrenamtes am Beispiel von Museumsengagement Eingereicht am 9. Juli 2012 von: Anna Lietz, M.A.

Warum arbeiten Menschen freiwillig? Eine arbeitsökonomische Betrachtung des Ehrenamtes am Beispiel von Museumsengagement Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung...3 2. Definition und Forschungsstand zum Thema Freiwilligenarbeit..4 2.1 Was genau meint Freiwilligenarbeit?...4 2.2 Ergebnisse zum Thema Freiwilligenarbeit.6 3. Ehrenamt und Museum 13 3.1 Motivation von Menschen, die sich freiwillig in Museen engagieren..14 3.2 Welche Vorteile entstehen einem Museum durch freiwillige Mitarbeiter?...15 4. Fazit und Ausblick...16 5. Literaturverzeichnis.18 Tabellenverzeichnis A: Durchschnittswerte aus Cappellari & Turati (2004: 629) 8 B: Aggregate volunteering probabilities aus Cappellari & Turati (2004: 631).8 C: Eine Schematisierung der Motivation von Arbeitern nach Borzaga (2009: 22).10 D: Wirkungen freiwilliger Mitarbeit im Museum aus Hentschel (2010: 56)..16 2

1. Einleitung Die moderne ökonomische Theorie des Arbeitsmarktes möchte Verhalten verstehen (Ehrenberg& Smith 2012: 2). Sie geht davon aus, dass Menschen auf dem Arbeitsmarkt ihre Arbeitskraft zur Verfügung stellen, um ihren Nutzen zu maximieren. Menschen, die ihren Nutzen vergrößern wollen, bieten Zeit und Mühe an, um am Ende einen höheren Profit zu erzielen (Borjas 2010: 3). Natürlich spielen Gehälter und Löhne eine entscheidende Rolle, aber an erster Stelle steht das Prinzip der Nutzenmaximierung. Ehrenberg & Smith (2012: 3) meinen dazu, dass Menschen alles versuchen werden, so glücklich wie nur möglich zu werden. Preise dienen dabei als Signal im Allokationsprozess. Dieser Prozess basiert vornehmlich auf individuellen und freiwilligen Entscheidungen (Ehrenberg & Smith 2012: 31). Unter diesen Gesichtspunkten stellt sich die Frage, warum Menschen unentgeltlich arbeiten. Unbezahlte Arbeit wird differenziert in ehrenamtliche Arbeit sowie Arbeit, die von Arbeitern geleistet wird, die dafür jedoch nicht entlohnt werden (Destefanis & Maietta 2009: 144). Ein Beispiel für den zweiten Fall sind unbezahlte Überstunden. In dieser Arbeit werde ich mich mit dem Thema Freiwilligenarbeit auseinandersetzen. Die Beschäftigung mit dem Thema erlebte in Deutschland und anderen westlichen Industrienationen Anfang der 1990er Jahre einen extremen Aufschwung in den Wirtschaftsund Sozialwissenschaften. Zurückzuführen ist dies auf Sparprogramme und zwänge von Bund und Ländern. Einige Autoren sahen das angebliche Ende der Erwerbsgesellschaft kommen (Kistler& Schäfer-Walkmann 1999: 33). Damit nahmen sie Freiwilligenarbeit als entscheidend für die Überlebensfähigkeit der sozialen Marktwirtschaft [und] der Demokratie wahr (Kistler& Schäfer-Walkmann 1999: 33). In dieser Arbeit werde ich die Motive darlegen, warum Menschen freiwillig arbeiten. Damit ist die Arbeit im Bereich der positiven Wirtschaft anzusiedeln. Positive Aussagen sind beschreibend und richten sich darauf, wie die Welt ist. Es sind Frageformen, die ermitteln, warum etwas so ist, wie es ist. Positive Aussagen beruhen auf zwei Annahmen: der Knappheit von Gütern sowie dem Treffen von rationalen Entscheidungen (Borjas 2010: 9). Dabei gehe ich folgendermaßen vor: Zuerst werde ich eine Begriffsdefinition geben, da in der deutschsprachigen Literatur mehrere Begriffe synonym verwendet werden in Bezug auf Freiwilligenarbeit. Anschließend werde ich einen Überblick über Arbeiten zum Thema Freiwilligenarbeit aus dem Bereich der Arbeitsökono- 3