Was machen eigentlich KlinikClowns? Orthopädiekongress Ulm, 2016

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Transkript:

Was machen eigentlich KlinikClowns? Orthopädiekongress Ulm, 2016 Prof. Dr. Michael Bossle Pflegewissenschaftler, Clown innovativ & lebendig Bildungsregion DonauWald

Übersicht 1. Entstehungsgeschichte 2. Wissenschaftliche Hintergründe 3. Abschluss, Hinweis auf Workshop

1. Entstehungsgeschichte

Begründer der Bewegung Clowns in Kliniken Michael Christensen (Big Apple Circus New York), 1986 Gründung KlinikClowns Bayern e. V., 1998 Internationale Entwicklungen, bis heute

TECHNISCHE HOCHSCHULE DEGGENDORF 1997 von Elisabeth Makepeace gegründet, seit 1998 regelmäßige "Visiten in bayerischen Kinderkrankenhäusern und Seniorenheimen 1998: 180 Einsätze 2014: 2112 Einsätze Mittlerweile erweitern regelmäßige Einsätze in Einrichtungen für behinderte Menschen, auf geriatrischen Klinikstationen, Stationen für schwerkranke erwachsene Patienten und Palliativstationen das Tätigkeitsfeld

2. Wissenschaftliche Hintergründe

Fachteil Pflegewissenschaft Ausgabe 12-2015 Clownvisiten bei Kindern und Erwachsenen Eine systematische Literaturübersicht. Sabine Erbschwendtner 1, Prof. Dr. Michael Bossle 2, Univ.-Prof. Dr. Hermann Brandenburg 3 Clownvisiten im Gesundheitsbereich und in der Altenhilfe gewinnen zunehmend an Bedeutung. Die Fragen nach den Auswirkungen von Interventionen von und mit Clowns, in diesen Settings, stehen im Zentrum des vorliegenden systematischen Reviews. Insgesamt können 26 Publikationen in die Analyse eingeschlossen werden. Eine Vielzahl davon kann der Pädiatrie und dort überwiegend der Auseinandersetzung mit präoperativer Angst, zugeordnet werden. Bei Erwachsenen sind Clowns im Kontext der In-vitro Fertilisation, bei chronischen und psychiatrischen Erkrankungen, sowie im gerontologischen Bereich zu finden. In den Arbeiten mit qualitativen Designs wird die Komplexität von Clowninterventionen deutlich. Die quantitativen Studien zeigen wenige, überwiegend positive Effekte. Um generalisierbare Aussagen über Clowns und die Auswirkungen ihrer Arbeit treffen zu können, fehlen derzeit differenzierte Untersuchungen von ausreichender wissenschaftlicher Güte. Clown Visits for Children and Adults A Systematic Literature Review There is an increasing impact of clowning in health care settings. The following text shows the current findings concerning the effects of clown interventions, analyzed by a systematic literature review. Most of the 26 articles concern to clowning in pediatrics, especially to its value in reducing perioperative anxiety. Studies with grown-ups were found in the context of in-vitro-fertilisation, in dealing with chronically and psychiatrically ill people and in gerontological settings. The qualitative research illustrates the complexity of clown interventions, while the quantitative examinations show vague evidence for positive effects of clown interventions. There is still a huge potential for sophisticated quantitative designed studies, to get

Studienüberblicksstudie (Review) Untersuchungszeitraum 15 Jahre (2000-2014) Relevante Treffer: 47 Eingeschlossene Studien: 26 Untersuchungsgebiet: international Hauptgebiet der Untersuchungen: ISR, USA, IT, AUS, (D)

Auszug wissenschaftliche Erkenntnisse durch Humorintervention mit Clowns EFFEKTE IM KONTEXT INVASIVER EINGRIFFE (Kinder) Dionigi et al. (2014): Angstreduktion bei Kindern perioperativ Fernandes & Arriaga (2010): Sorge der Kinder und Angst der Eltern signifikant geringer als ohne Clown Golan et al. (2009): Angstreduktion mit Clowns gleich wie bei Midazolamgabe Uziel et al. (2014): schwache Hinweise auf Stress- und Schmerzreduktion Vagnoli et al. (2005, 2010): Signifikante weniger Angst bei Narkoseeinleitung im Vergleich zur Kontrollgruppe Wolyniez et al. (2013): jüngere Kinder und Eltern älterer Kinder profitieren von Clownintervention Yip et al. (2010): Review das Vagnoli (2005) einschließt (Erbschwendtner, Bossle, Brandenburg 2015)

Clownsarbeit und Effekte bei der Behandlung von Erwachsenen In-Vitro-Fertilisation positiver Zusammenhang (Friedler et al., 2011) Chronische Erkrankungen Ambiguität bei Clowns; emotionale Unterstützung (Nuttman-Shwartz et al., 2010) (Geronto-) Psychiatrische Erkrankungen und Altenarbeit (Hendriks, 2012) Demenz; Körper als Instrument des Clowns; Lesen des Gegenübers Low et al. (2013); Chenovet et al. (2014) -SMILE-Studie Clowns und Humormultiplikatoren in Altenheimen Arbeitszufriedenheit steigt; Agitation sinkt Sensitivity Training Clown Workshop (Leef & Hallas, 2013) (Erbschwendtner, Bossle, Brandenburg, 2015)

Literatur Bossle, M. (2015): Kunst als Erfahrung. Ausgewählte Grundgedanken John Deweys als Argumente für ästhetische Pflegebildungsprozesse. In: PADUA 01/15: 12-18 Bossle, M. (2015): Clowns in Altenheimen. Atmosphärengestalter, ästhetische Arbeiter und seelische Kraftwerke(r). In: CHRIS CARE 01/15: 7-11 Erbschwendtner, S., Bossle, M., Brandenburg, H. (2015): Clownvisiten bei Kindern und Erwachsenen. Eine systematische Literaturübersicht. Pflegewissenschaft 12/15: 619-629

Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! innovativ & lebendig Bildungsregion DonauWald