In Ruhe krank sein dürfen Obdachlose Abhängige illegaler Drogen in einer Krankenwohnung. Ansätze einer Substantive Grounded Theory. Vortrag KatHO Köln, 31. Kölner Kolloquium zu Suchtfragen 20.11.2014 Br. Dr. Peter Schiffer OSCam 1
Aufbau des Vortrags 1. Ausgangslage Hintergrund, Relevanz, Forschungs- und Diskussionsstand 2. Forschungsinteresse Zentrale Forschungsfrage, Forschungsfragen 3. Methodik Qualitativ-exploratives untersuchen, methodisches Vorgehen, Datensatz 4. Ergebnisse Zentrale Befunde 5. Resümee Reflexion 2
1. Ausgangslage Hintergrund Obdachlose, abhängige Frauen und Männer von illegalen Drogen, welche nicht krankenhauspflichtig krank sind. Eine neu etablierte Krankenwohnung im organisationalen Zusammenhang des Drogenhilfesystems in Köln. 3
1. Ausgangslage Sozialräumliche Verortung 4
1. Ausgangslage Sozialräumliche Verortung Krankenwohnung Kosmidion Notel-Kosmidion Notschlafstelle Notel 5
1. Ausgangslage Relevanz Erste größere Untersuchung aus einer pflegewissenschaftlichen Perspektive zu dem Sujet und Gegenstand. Erste differenzierte ethnografisch, medizinischpflegerisch und sozialarbeiterisch erklärende Beschreibung der nicht krankenhauspflichtigen obdachlosen Abhängigen illegaler Drogen. Forschungs- und Diskussionsstand Ältere Drogenabhängige Junge Frauen in Sexarbeit Drogenkonsum im Gefängnis 6
2. Forschungsinteresse Zentrale Forschungsfrage Wie bewältigen obdachlose, von illegalen Drogen abhängige Frauen und Männer Krankheit und Kranksein in der KrWo* Notel-Kosmidion? Forschungsfragen Wer sind die Kranken in der KrWo? Was sind die Unterschiede und Gemeinsamkeiten von Einrichtungen, die für und mit Menschen in der Lebenslage krank, obdachlos und abhängig von illegalen Drogen arbeiten? Was ist hilfreiche Hilfe für Menschen in der Lebenslage krank, obdachlos und abhängig von illegalen Drogen? 7 *KrWo = Krankenwohnung (Notel-Kosmidion)
3. Methodik Qualitatives exploratives Untersuchen Forschungsform der grounded theory methodology GTM im Stil von Strauss & Corbin und der ethnografischen Feldforschung nach Girtler Erhebungsmethoden Beschreibend statistische Daten der Nutzer Ero-epische Gespräche nach Girtler Freie teilnehmende Beobachtung nach Girtler Krankenunterlagen Feldtagebuch 8
3. Beobachtungszeitraum, Datensätze Beobachtungszeitraum November 2008 bis Dezember 2011 (38 Monate) & 18 Monate Vorbereitungszeit Von 190 Nutzer (157 / 33 ) Basisdaten (Name, Geburtsdatum, Aufenthaltszeit, Zuweisung, ICD 10 Diagnosen und OFW-Status) Von 18 Nutzern (14 / 4 ) (9,47 % von 190) aufgezeichnete Interviews (Dauer 15 Minuten bis zu 1,33 Stunden/Minuten; 17:15 Stunden/Minuten, 28 separat auditiv aufgezeichnete Interviews) 9
3. Beobachtungszeitraum, Datensätze 67 rekonstruierte Gespräche (Feldtagebuch) 3 Gespräche im Gefängnis unter Aufsicht eines Justizbeamten Validierende Gespräche im gelebten Leben des Dienstes in der KrWo (Feldtagebuch) Besuche und Gespräche in 15 Einrichtungen Hospitation in einer Einrichtung in Hamburg (Projekt Nox) 10
4. Übersicht der Ergebnisfelder Datensatz der Nutzer der Krankenwohnung Kosmidion Kritische Reflexion des Mikrokosmos Krankenwohnung in Bezug zur lokalen, nationalen und internationalen Drogenhilfe Zonen der Exklusivierung bis Exkludierung in Verbindung mit Dialektischen Dimensionen von Desaffiliationen Kleiner Straßendrogenkreislauf und Großer Straßendrogenkreislauf Kategorien und evolvierte Themen aus der Krankenwohnung über den kleinen und großen Straßendrogenkreislauf hinaus Kritisch reflexive Validation grounded theory methodology GTM im Stile von Strauss & Corbin und der ethnografischen Feldforschung nach Girtler 11
4. Ergebnisse Übernachtungen nach Geschlecht und Monat Belegung : 3,36 Betten/Tag (5 Betten) 67,2% Auslastung 12
4. Ergebnisse Übernachtungen nach Geschlecht und Alter 13
4. Ergebnisse Übernachtungen nach Geschlecht und Alter -> 36 Jahre mit 71,36 % <- 14 -> 36 Jahre mit 56,57% <-
4. Ergebnisse Diagnosen nach ICD 10 15
4. Ergebnisse Zonen der Exklusivierung bis Exkludierung Exklusion: Zustand, Prozess, Wirkkraft und Wirkung (Kronauer, 2010) 16
4. Ergebnisse Dialektische Dimensionen von Desaffiliationen & Affiliationen 17
4. Ergebnisse Anwendung Fallbeispiel Wolf (48 Jahre) Fallbeispiel Monika (61 Jahre) 18
4. Ergebnisse Kleiner Straßendrogenkreislauf 19
4. Ergebnisse Großer Straßendrogenkreislauf 20
4. Ergebnisse Kategorien und evolvierte Themen aus der KrWo über den kleinen und großen Straßendrogenkreislauf hinaus Aufnahmesituation und Suchtmittelkontrolle Frauen und Männer gemeinsam in der KrWo Sozialverhalten innerhalb der KrWo Dann geh ich mich mal eben gesund machen : Bewältigungsstrategien von Krankheit und Kranksein in der KrWo Bin ich ein schlechter Mensch? Religiöse, christliche und muslimische Themen und Kodes in der KrWo Was machen wir gut hier in der KrWo? Was war hilfreich während des Aufenthaltes? Was können wir hier in der KrWo verbessern? 21
4. Ergebnisse Zentrale Kategorie In der Krankenwohnung Notel-Kosmidion: In Ruhe krank sein dürfen Sozialräumlichen Möglichkeitseröffnung/ Möglichkeitsbedingung: Sich selbst Ruhe in geschützter Umgebung geben zu können, einige Bedürfnisse und Bedarfe annähernd decken zu können Gesellschaftliche Erlaubnis, ja die Bestätigung an die Kranken in ihrer Lebenssituation, sich ausruhen, auskurieren zu dürfen 22
5. Resümee Die KrWo Kosmidion ist für die Nutzer, Träger, Kooperationspartner und den indirekten Nutznießer die Stadt Köln eine sinnstiftende, heilende, heilsame, sozial kompensierende, Residualien bearbeitende und hilfreiche Einrichtung. Die Kranken haben eine sichere und geschützte Einrichtung, um in ihrer schon desaffilierten Lebenssituation Krankheit und Kranksein zu bewältigen. Es entlastet sie in einem gegebenen Zeitrahmen von einigen Lebensherausforderungen auf der Straße. Die Ziele des Trägers werden verwirklicht, die Ziele des Kooperationspartners werden erreicht. Gegenstandsangemessenheit der GTM, ethnografischen Feldforschung nach Girtler 23
Sämtliche Anhänge zu diesem Buch erhalten Sie zum kostenlosen Download unter http://opus.bszbw.de/kidoks/frontdoor. php?source_opus=326 &la=de VWB Verlag für Wissenschaft und Bildung, Berlin ISBN 978-3-86135-262-4 24
Vielen Dank für die Aufmerksamkeit Br. Peter Schiffer OSCam Dr. rer. cur.; M.Sc.N.; Dipl. Pflegewirt (FH) Heidhauser Str. 273 45239 Essen Email: peter_schiffer2003@yahoo.de 25