Makroökonomie I Vorlesung 10. Wachstum stilisierte Fakten (Kapitel 10)

Ähnliche Dokumente
Makroökonomie I Vorlesung 11. Wachstum: Das Solow-Modell (Kapitel11 und 12)

AVWL II, Prof. Dr. T. Wollmershäuser. Kapitel 12 Wachstum Stilisierte Fakten

AVWL II, Prof. Dr. T. Wollmershäuser. Kapitel 12 Wachstum Stilisierte Fakten

Makroökonomie I/Grundlagen der Makroökonomie

Wachstum. 2. Wachstum. Lit.: Blanchard/Illing, Kap. 1012; Mankiw, Kap. 7,8; Romer, Kap. 1,3

Konvergenz und Bedingte Konvergenz. = h 0 ( ) ( ) i 2 0 Zudem sinkt die Wachstumsrate der pro-kopf-produktion mit dem Niveau.

Wachstum und Außenwirtschaft. Übungsfragen

Übung 6 - Solow-Modell

Wachstumstheorie und Wachtumspolitik

Christine Brandt Wintersemester 2004/2005. Wirtschaftswachstum

Abschlussklausur zur Vorlesung Makroökonomik II Sommersemester 2013

Makro II, Prof. Dr. T. Wollmershäuser. Kapitel 1-4 (Ausblick) Endogenes Wachstum und endogene Sparquote

Helmholtzstr. 20, Raum E 05. Wachstum und Außenwirtschaft. Übungsfragen

Inhaltsverzeichnis. eise um die Welt 17 utschland, Euroraum und Europäische Union 18 e Vereinigten Staaten e es weitergeht 34

Makroökonomik. VL 1: Einführung. Prof. Dr. Michael Kvasnicka Lehrstuhl für Volkswirtschaftslehre

Übung 6 - Solow-Modell

Stilisierte Fakten des Wirtschaftswachstums 93

Olivier Blanchard Gerhard Illing. Makroökonomie. 4., aktualisierte und erweiterte Auflage

Das Solow-Modell. 2 Das einfache Solow-Modell. 4 Das Solow-Modell mit Bevölkerungswachstum. und technologischem Fortschritt.

Teil I Einleitung 19. Teil II Die kurze Frist 83

AVWL II, Prof. Dr. T. Wollmershäuser. Kapitel 14 Wachstum und Technischer Fortschritt

Konjunktur und Wachstum

Das aggregierte Angebot

Das aggregierte Angebot

Das Solow-Modell und optimales Wachstum

Inhaltsverzeichnis. Vorwort 11. Teil 1 Einleitung 15

3. Wachstum und technischer Fortschritt. Blanchard / Illing, Kapitel 10 13

Prof. Dr. Werner Smolny Sommersemester Helmholtzstr. 20, Raum E 05. Wachstum und Außenwirtschaft. Übungsfragen

Makroökonomie I: Vorlesung # 2 Wirtschaftswachstum, I

Teil I Einleitung 19. Teil II Die kurze Frist 79

Makroökonomie. 4., aktualisierte und erweiterte Auflage PEARSON

Makroökonomie. I 5., aktualisierte und erweiterte Auf läge. Mit über 260 Abbildungen

Gliederung der Vorlesung

Wachstum und Entwicklung

Warum wächst die Wirtschaft?

UNIVERSITÄT HEIDELBERG ALFRED-WEBER-INSTITUT PROF. DR. AXEL DREHER

Wirtschaftswachstum, Produktivität und Wohlstand von Nationen

Das (einfache) Solow-Modell

UNIVERSITÄT HEIDELBERG ALFRED-WEBER-INSTITUT DR. ANDREAS FUCHS

Mathematische Herleitung der Steady-State-Wachstumsraten im Solow-Modell

UNIVERSITÄT HEIDELBERG

Das Ramsey-Modell. 1 Wiederholung des Solow-Modells 2 Ermittlung des optimalen Wachstums bei exogener Sparquote

Tutorium Makroökonomik I:

SVWL Wachstum, Strukturwandel und Handel SS 2016 Konjunktur und Wachstum

Konjunktur und Wachstum

Literatur: Mankiw, N. Gregory: Makroökomik, Schäffer-Poeschel Kapitel 7 (Seite )

ENTWICKLUNGSÖKONOMIE (ENT)

Beschäftigte, Löhne und Arbeitslosigkeit in einer modernen Ökonomie

Sommersemester 2008 Makroökonomik I

Die Einbeziehung des technischen Fortschritts in die neoklassische Wachstumstheorie

Wirtschaftswachstum, Produktivität und Wohlstand von Nationen

Eine durch Steuererhöhung finanzierte expansive Fiskalpolitik führt im Rahmen eines IS/LM-Modells einer geschlossenen Volkswirtschaft

ENTWICKLUNGSÖKONOMIE (ENT)

Makroökonomie 1 Skript: Teil 4

Reinhard Hild. FORUM AUTOMOBILLOGISTK 2014 Frankfurt 5. Februar 2014

Makroökonomie I Vorlesung 5. Das IS-LM-Modell (Kapitel5)

Das Solow-Modell. 4 Das Solow-Modell mit Bevölkerungswachstum

Makroökonomie I/Grundlagen der Makroökonomie

Übung zur Makroökonomik BA im. Teil 5: Inflation und konjunkturelle Schwankungen

AVWL II (Makroökonomie) Inhalt: Prof. Dr. Frank Heinemann. Technische Universität Berlin. Klausuren aus dem Wintersemester 2007/2008

Grundzüge der Mikroökonomie. Kapitel 7 P-R Kap. 6 (Mikro I) Produktion

Makroökonomie. 6., aktualisierte Auflage. Olivier Blanchard. Gerhard Illing

Nachholklausur zur Vorlesung Makroökonomik II Sommersemester Bitte auf dem Lösungsblatt angeben!

Das irische Wirtschaftswunder

Makroökonomie I Vorlesung 1. Einführung

Inhaltsverzeichnis. Universität Basel 7 Wirtschaftswissenschaftliches Zentrum Abteilung Quantitative Methoden. Mathematik 1

3.3 Kapitalstock und Investitionen

6. Einheit Wachstum und Verteilung

Teil I Einleitung 19. Teil II Die kurze Frist 83

ENTWICKLUNGSÖKONOMIE (ENT)

UNIVERSITÄT HEIDELBERG ALFRED-WEBER-INSTITUT PROF. DR. AXEL DREHER

Übung Makroökonomie zur Vorlesung Makroökonomische Theorie (Montag Uhr und Mittwoch 8-10 Uhr HS Loh 3/4)

Makroökonomie I/Grundlagen der Makroökonomie

Olivier Blanchard. Makroökonomie. 5., aktualisierte und erweiterte Auflage

Übung zur Vorlesung Volkswirtschaftliche Aspekte des technischen Fortschritts

Wirtschaftsausblick Prof. Dr. Klaus W. Wellershoff

Inhaltsverzeichnis. Klassische Theorie: Die Volkswirtschaft bei langfristiger Betrachtung. Vorwort Hinweise für den Benutzer Abkürzungsverzeichnis

Modulprüfung der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät im Wintersemester 2014/ / 2017 MAKROÖKONOMIK II

Makroökonomie I Vorlesung 8. Die Phillipskurve (Kapitel8)

Neue Wachstumstheorie

Makroökonomische Theorie I

Zusammenfassung des neoklassischen Wachstumsmodells und Übergang zur neuen Wachstumstheorie

Inhaltsverzeichnis. Inhalt. Vorwort Teil I: Wachstumstheorien. 1 Einführung in die Konjunktur- und Wachstumstheorie

1.3 Das Konzept der Produktionsfunktion

Bachelor-Kursprüfung Makroökonomie 1

Abschlussklausur zur Vorlesung Makroökonomik II Sommersemester Bitte auf dem Lösungsblatt angeben!

Klausurvorbereitung. 2. Ein wichtiges Ergebnis aus dem Modell von Solow zum langfristigen Wachstum ist, dass...

Makro II, Prof. Dr. T. Wollmershäuser Kapitel 4 Technischer Fortschritt die kurze, mittlere und lange Frist

Kapitel 2: Gütermarkt. Makroökonomik I - Gütermarkt

Wachstums- und Verteilungstheorie

Kurzfristige ökonomische Fluktuationen

Makroökonomik. Übungsfragen. 3 Das aggregierte Angebot

Makroökonomik. Mit vielen Fallstudien. Bearbeitet von Prof. N. Gregory Mankiw, Prof. Dr. rer. pol. habil. Klaus Dieter John

Klausur für: Modul 02-VWL: BA-V3-02 (Teil A: Wachstum) sowie. Modul V-6 nach DPO (Wachstumstheorie und empirie) Datum:

GMF - Makroökonomie II - SoSe 2010

Die Produktivität und Wohlstand von Nationen

Produktivität und Wachstum

Agenda. Globalisierung (von Finanzmärkten) Einleitung

Transkript:

Leopold von Thadden Makroökonomie I Vorlesung 10 Wintersemester 2013/2014 Wachstum stilisierte Fakten (Kapitel 10) Diese Präsentation verwendet Lehrmaterialien von Pearson Studium 2009 1 Olivier Blanchard/Gerhard Illing: Makroökonomie, 5. Auflage

Gliederung: Kapitel 10 beginnt die Diskussion der langen Frist 10.1 Ausgewählte stilisierte Fakten 10.2 Grundlagen der Wachstumstheorie 2

Vorbemerkung Kapitel 10 beginnt die Analyse der langen Frist Definitionsgemäß geht es bei der Betrachtung der langen Frist um Wachstum, nicht um konjunkturelle Schwankungen Kapitel 10 präsentiert zunächst eine Reihe von stilisierten Fakten des Wachstums Anschließend diskutiert das Kapitel Grundlagen eines auf Robert Solow (1956) zurückgehenden Modellrahmens, der geeignet ist, um Determinanten des Wachstums zu analysieren Dabei geht es insbesondere um die Rolle der Kapitalakkumulation und des technischen Fortschritts 3

10.1 Ausgewählte stilisierte Fakten Für die meisten (aber nicht alle) Länder weisen die Zeitreihen des realen BIP bzw. des realen BIP pro Kopf in den letzten 100 150 Jahren einen signifikanten stetigen Anstieg auf......während die konjunkturellen Schwankungen in langfristiger Perspektive gegenüber diesem Anstieg zurücktreten 4

10.1 Ausgewählte stilisierte Fakten USA: Reales BIP seit 1890 Das reale BIP hat sich in diesem Zeitraum etwa um das 32-fache vergrößert Daten mit Basisjahr 1996 5

10.1 Ausgewählte stilisierte Fakten Deutschland: Reales BIP pro Kopf seit 1900 Das reale BIP pro Kopf hat sich in diesem Zeitraum etwa um das 6-fache vergrößert Logarithmische Skala; Daten mit Basisjahr 1995 6

10.1 Ausgewählte stilisierte Fakten Dimensionen der Wachstumstheorie: Wie hat sich über die Zeit der Lebensstandard verändert? Wie fällt der Vergleich zwischen Ländern aus? Antworten hierauf gibt (am ehesten) das reale BIP pro Kopf: aber diese Größe ist nicht unproblematisch (Indikator für das subjektive Wohlbefinden?, Indikator für nachhaltige Entwicklung? etc.)...und im Ländervergleich sind die Daten um Schwankungen im Wechselkurs und um systematische Preisunterschiede zu korrigieren: dazu werden i.a. spezielle Wechselkurse berechnet, welche die Kaufkraftparität (purchasing power parity (PPP)) zwischen verschiedenen Ländern messen 7

10.1 Ausgewählte stilisierte Fakten Wie lang ist die lange Frist? Die pro-kopf Produktion ist: - seit dem Ende des Römischen Reichs bis etwa 1500 so gut wie nicht gestiegen - bis zur industriellen Revolution kaum gestiegen (d.h. das Wachstum war von 1500 bis 1820 mit 0,1-0,2% p.a. sehr gering) - und selbst während der industriellen Revolution blieb der Anstieg im Vergleich zu den Wachstumsschüben im 20. Jahrhundert niedrig (z.b.: Wachstum in den USA p.a. im Zeitraum 1820-1900: 1,5%) 8

10.1 Ausgewählte stilisierte Fakten Reales BIP pro Kopf in ausgewählten Industriestaaten seit 1950 Quelle: Penn World Tables Beobachtung 1: Anstieg des realen BIP pro Kopf in allen 5 Ländern Beobachtung 2: Konvergenz zwischen den Ländern (und Verringerung des Abstandes zu den USA) 9

10.1 Ausgewählte stilisierte Fakten Konvergenz zwischen den OECD-Staaten Jährliche Wachstumsratedes realen BIP pro Kopf seit 1950 vs. Niveaudes realen BIP pro Kopf im Jahr 1950 10

10.1 Grundlagen der Wachstumstheorie Keine Konvergenz weltweit (Penn World Tables, 101 Länder) Jährliche Wachstumsratedes realen BIP pro Kopf seit 1960 vs. Niveaudes realen BIP pro Kopf im Jahr 1960 11

10.1 Ausgewählte stilisierte Fakten Heterogenität: Asiatische (afrikanische) Länder mit (ohne) Tendenz der Konvergenz zum OECD Durchschnitt (Penn World Tables, 101 Länder) Jährliche Wachstumsratedes realen BIP pro Kopf seit 1960 vs. Niveaudes realen BIP pro Kopf im Jahr 1960 12

10.1 Ausgewählte stilisierte Fakten Von der Empirie zur Theorie: Die neoklassiche Wachstumstheorie in der Tradition von Robert Solow (1956) ist hilfreich für das Verständnis erfolgreicher historischer Aufholprozesse (OECD, ausgewählte Schwellenländer) Aber ein sehr viel breiterer Ansatz wäre nötig um zu erklären, warum: - ökonomisches Wachstum keine historische Notwendigkeit ist -es über die Jahrhunderte verschiedene ökonomisch führende Nationen gegeben hat (d.h.: es neben Phasen der Konvergenz auch Phasen des Überholens gibt) 13

10.2 Grundlagen der Wachstumstheorie Zur Erklärung ökonomischen Wachstums wird ein Modellrahmen benötigt, mit dessen Hilfe die Rolle der Kapitalakkumulationund des technischen Fortschritts analysiert werden kann Aggregierte Produktionsfunktion mit den beiden Inputs Arbeit und Kapital: Y=F(K,N) (1) Die aggregierte Produktion Y (d.h.: das reale BIP) hängt ab vom aggregierten Kapitalstock (K) und der aggregierten Beschäftigung (N) Technischer Fortschritt verschiebt die Funktion F, d.h. je höher das Niveau des technischen Fortschritts, desto größer wird Y für gegebene Niveaus von Kund N 14

10.2 Grundlagen der Wachstumstheorie Eigenschaften der aggregierten Produktionsfunktion Y=F(K,N) (1) 1) Gleichzeitige Variation aller Inputs: Konstante Skalenerträge F(x K, x N) = x Y, mit: x > 0 (2) d.h. werden beide Inputs mit derselben Rate x verändert, ändert sich auch der Output mit derselben Rate 2) Variation eines Inputs bei Konstanz des anderen Inputs: Abnehmende Grenzproduktivität (3) ) (,) ) (,) F K (K,N) > 0, (,) F KK (K,N) < 0 F N (K,N) > 0, (,) F NN (K,N) < 0 15

10.2 Grundlagen der Wachstumstheorie Pro-Kopf-Betrachtung: in Gleichung (2), d.h.: F(x K, x N) = x Y, sei angenommen: x=1/n: Y/N=F(K/N, 1) f(k/n) (4) Y/N: Output pro Kopf K/N: Kapital pro Kopf (alternativ: Kapitalintensität) Implikationen der Eigenschaften (1) und (2): Vergrößerungen der Kapitalintensität führen zu sukzessive kleineren Zuwächsen beim Output pro Kopf 16

10.2 Grundlagen der Wachstumstheorie Ein Anstieg des pro-kopf-outputs kann zweierlei Ursachen haben: (1) Anstieg der Kapitalintensität (Bewegung entlang der Kurve F(K/N, 1) ) (2) Technischer Fortschritt (Verschiebung der Kurve F(K/N, 1) nach oben) Darstellung von (2): Auswirkungen von technischem Fortschritt 17

10.2 Grundlagen der Wachstumstheorie Ausblick: Quellen für dauerhaftes Wachstum von Y/N: Kapitalakkumulation? Technischer Fortschritt? Eine höhere Kapitalintensität (z.b. aufgrund eines Anstieg der Sparquote) erhöht das Niveau von Y/N... Aberum dauerhaftes Wachstum von Y/N zu ermöglichen, müsste die Kapitalintensität wegen der abnehmenden Grenzproduktivität mit zunehmenden Raten wachsen... Das ist nicht plausibel. Daher ist im Solow-Modell dauerhaftes Wachstum nicht möglich ohne technischen Fortschritt 18