Demografischer Wandel in den Ländern des Südens als Herausforderung für die Sozialsysteme Prof. Dr. Ralf E. Ulrich Institut für Bevölkerungs- und Gesundheitsforschung (IBG) 1
Soziale Sicherung und Familie Traditionelle Gesellschaften Großfamilie ist wichtigste soziale Sicherung Starke generative Hierarchie, geringe Mobilität Nettotransfer von Geld und Emotionen innerhalb der Familie von der jüngeren zur älteren Generation Hohe Kinderzahl von wirtschaftlichem Nutzen für die Eltern Moderne Gesellschaften Institutionalisierte Sicherungssysteme außerhalb der Familie bestehen Nettotransfer... von der älteren zur jüngeren Generation Kinder haben keinen wirtschaftlichen Nutzen in der Familie Assoziationen und Perspektiven Malthus: Wettlauf zwischen Storch und Pflug Neomalthusianismus, Familienplanung Die Deutschen (.) sterben aus Population bomb defused Ressource Wars Youth bulge und Terror, security demography 2
Demografische Alterung Youth bulge Jacek Malczewski Melancholia, 1894 3
5-Phasen-Schema der demographischen Transition Länder in den Stadien der demographischen Transition: 195 nach Stadien: k.a. (53) prätransitional () frühes Stadium (113) mittleres Stadium (55) spätes Stadium (15) 4
Länder in Stadien der demographischen Transition: 2 nach Stadien: k.a. (52) prätransitional () frühes Stadium (25) mittleres Stadium (77) spätes Stadium (59) 5. Phase (23) Länder in Stadien der demographischen Transition: 25 nach Stadien: k.a. (52) prätransitional () frühes Stadium () mittleres Stadium (16) spätes Stadium (11) 5. Phase (58) 5
Demografische Einflussfaktoren auf die sozialen Sicherungssysteme in Entwicklungsländern Bevölkerungsgröße: Wachstum, Rückgang, Stabilität Mortalität, Verlängerung des Lebens Veränderung der Altersstruktur Reale und gewünschte Fertilität: Thailand Bongaarts 21 6
Index der Bevölkerungsveränderung, 25=1 25 2 225 15 1 Subsahar. Afrika Welt Europa EL 5 25 195 196 197 198 199 2 21 22 23 24 25 Index des Bevölkerungswachstums, 25=1 45 4 441 35 3 25 2 15 Uganda China Indien 1 5 18 195 196 197 198 199 2 21 22 23 24 25 7
Index des Bevölkerungsrückgangs, 25=1 15 1 5 81 57 Ukraine Russ. Föderat. Deutschland Japan 195 196 197 198 199 2 21 22 23 24 25 Gruppierung von Ländern der Welt Gruppe 1 hohes Bevölkerungswachstum 2 AIDS 3 moderates Bevölkerungswachstum 4 Stabilität 5 Alterung ohne Bevölkerungsrückgang 6 Bevölkerungsrückgang und Alterung 7 Bevölkerungsrückgang ohne Alterung Kriterien Zunahme auf das mindestens das Doppelte bis 25 Prävalenz 15-49 in 25 > 5%, Einfluss auf Bev.entw. erwartet Weniger als Verdopplung, jedoch mehr als 2% Zunahme 5 bis 19%, Bevölkerung 6+ < 3% in 25 Bevölkerung 6+ => 3% in 25, Zunahme bis 19% Bevölkerung 6+ => 3% in 25, Bevölkerungsrückgang Bevölkerungsrückgang, Bevölkerung 6+ < 3% in 25 8
Gruppierung nach erwarteter demografischer Entwicklung bis 25 Auswirkungen hohen Bevölkerungswachstums Bevölkerungsoptimisten Histor. Vergleich mit Europa Gesetz des abnehmenden Grenzzuwachses bei der Produktion von Nahrungsmitteln Analog: Wasser Ausdünnung der Ressourcen bei Bildung, Gesundheit 9
Entwicklung der Lebenserwartung bei Geburt 9 8 77 82 73 73 79 7 63 in Jahren 6 5 4 3 25-1 245-5 2 1 Entwickelte Länder EL ohne China China Daten: UN PopDiv 27 Erwartete Gewinne in der Lebenserwartung, 25-1 bis 245-5 12 1 9,8 8 6 4 5,9 3,4 6,3 2,8 3, e e65 2 entw. Länder EL ohne China China 1
Entwicklung der ferneren Lebenserwartung im Alter 65 25 21 in Jahren 2 15 1 18 15 18 16 19 25-1 245-5 5 Entwickelte Länder EL ohne China China Daten: UN PopDiv 27 Gruppierung von Ländern der Welt Gruppe Kriterien 1 hohes Bevölkerungswachstum 2 AIDS 3 moderates Bevölkerungswachstum 4 Stabilität 5 Alterung ohne Bevölkerungsrückgang 6 Bevölkerungsrückgang und Alterung 7 Bevölkerungsrückgang ohne Alterung Zunahme auf das mindestens das Doppelte bis 25 Prävalenz 15-49 in 25 > 5%, Einfluss auf Bev.entw. erwartet Weniger als Verdopplung, jedoch mehr als 2% Zunahme 5 bis 19%, Bevölkerung 6+ < 3% in 25 Bevölkerung 6+ => 3% in 25, Zunahme bis 19% Bevölkerung 6+ => 3% in 25, Bevölkerungsrückgang Bevölkerungsrückgang, Bevölkerung 6+ < 3% in 25 11
HIV/AIDS Auswirkungen von HIV/AIDS Absorption des Gesundheitswesens Menschen mit höherer Bildung und höherem Einkommen besonders betroffen, Verlust an Humankapital Generation von Waisenkindern, große Last für Hinterbliebene Antiretrovirale Therapien 12
Gruppierung von Ländern der Welt Gruppe 1 hohes Bevölkerungswachstum 2 AIDS 3 moderates Bevölkerungswachstum 4 Stabilität 5 Alterung ohne Bevölkerungsrückgang 6 Bevölkerungsrückgang und Alterung 7 Bevölkerungsrückgang ohne Alterung Kriterien Zunahme auf das mindestens das Doppelte bis 25 Prävalenz 15-49 in 25 > 5%, Einfluss auf Bev.entw. erwartet Weniger als Verdopplung, jedoch mehr als 2% Zunahme 5 bis 19%, Bevölkerung 6+ < 3% in 25 Bevölkerung 6+ => 3% in 25, Zunahme bis 19% Bevölkerung 6+ => 3% in 25, Bevölkerungsrückgang Bevölkerungsrückgang, Bevölkerung 6+ < 3% in 25 Demografische Alterung 13
Auswirkungen der demografischen Alterung Arbeitsangebot und Produktivität Zahl der Menschen im erwerbsfähigen Alter sinkt Altersstruktur der Erwerbsbevölkerung verändert sich Relation der Generationen verschiebt sich Auswirkungen auf die gesamtwirtschaftliche Nachfrage (u.a. Immobilien) Sparverhalten (Asset-meltdown?) und Rendite Anforderungen an das Gesundheitswesen Messung der quantitativen Relation zwischen den Generationen P 14 YDR P 15 64 ADR P P 65 15 64 *1 *1 DR YDR ADR YDR Jugendquote, ADR Altenquote, DR Abhängigenquote, P Bevölkerung Altersgrenzen alternativ: 2, 6 14
Entwicklung der Altenquote in Deutschland (6+), 1871-25 DT6 Personen im Alter 6+ je 1 Personen 2-59 1 9 8 7 6 5 4 3 2 1 9,8 78,4 83,5 58,2 43,8 45,2 47,4 18,9 1871 1939 1961 21 21 23 25 Daten: Statistisches Bundesamt 11. koord. BV Jugend- u. Altenquote: Entwickelte Länder 8 7 6 5 4 3 2 1 195 196 197 198 199 2 21 22 23 24 25 Jugendquote Altenquote Altersgrenzen: -14, 15-64, 65+ Daten: UN PopDiv 27 15
Jugend- u. Altenquote : Entwicklungsländer 9 8 7 6 5 4 3 2 1 195 196 197 198 199 2 21 22 23 24 25 Jugendquote Altersgrenzen: -14, 15-64, 65+ Altenquote Daten: UN PopDiv 27 Entwicklung der Abhängigenquote 12 1 8 6 4 2 Japan Spanien Südkorea Deutschland Kenia Algerien Jordanien 195 1965 198 1995 21 225 24 Altersgrenzen: -14, 15-64, 65+ Daten: UN PopDiv 27 16
Optionen für die Bewältigung der demografischen Alterung Schaffung von Rentenversicherungen Erhöhung der Erwerbsbeteiligung Allgemein Von Frauen Von Älteren Zuwanderung Erhöhung der Fertilität Familienpolitische Transferleistungen Vereinbarkeit von Berufstätigkeit und Mutterschaft Besteuerung von Kinderlosigkeit? Resümee Für eine beträchtliche Gruppe von Entwicklungsländern bleibt hohes oder moderates Bevölkerungswachstum eine zentrale Herausforderung. Für die meisten Entwicklungsländer öffnen sich aus dem Sinken der Abhängigenquote Chancen für wirtschaftliche Dynamik und mehr soziale Sicherheit. China und eine Gruppe von Entwicklungsländern werden zunehmend mit der Herausforderung der demografischen Alterung konfrontiert. EZ kann die Perspektive der Kooperation in den internationalen Beziehungen stärken. 17
Kontakt Prof. Dr. Ralf E. Ulrich Direktor des Instituts für Bevölkerungsund Gesundheitsforschung Fakultät für Gesundheitswissenschaften Universität Bielefeld Postfach 1131, D-3351 Bielefeld Tel.: 521-164348, Fax: 521-1669 E-Mail: ralf.ulrich@uni-bielefeld.de www.uni-bielefeld.de/gesundhw/ag8/ 18