DIE SCHÖNE WASSILISSA

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Transkript:

Sofja Prokofjewa, Genrich Sapgir DIE SCHÖNE WASSILISSA (Originaltitel: Vasilisa Prekrasnaja) Theaterstück in zwei Akten mit Prolog nach Motiven russischer Volksmärchen Aus dem Russischen von Katja Lebedewa 1

henschel SCHAUSPIEL Theaterverlag Berlin GmbH 1994 Als unverkäufliches Manuskript vervielfältigt. Alle Rechte am Text, auch einzelner Abschnitte, vorbehalten, insbesondere das der Aufführung durch Berufs- und Laienbühnen, des öffentlichen Vortrags, der Buchpublikation und Übersetzung, der Übertragung, Verfilmung oder Aufzeichnung durch Rundfunk, Fernsehen oder andere audiovisuelle Medien. Das Vervielfältigen, Ausschreiben der Rollen sowie die Weitergabe der Bücher ist untersagt. Eine Verletzung dieser Verpflichtungen verstößt gegen das Urheberrecht und zieht zivil- und strafrechtliche Folgen nach sich. Die Werknutzungsrechte können vertraglich erworben werden von: henschel SCHAUSPIEL Marienburger Straße 28 10405 Berlin Wird das Stück nicht zur Aufführung oder Sendung angenommen, so ist dieses Ansichtsexemplar unverzüglich an den Verlag zurückzusenden. 2 F1

PERSONEN Die Schöne Wassilissa der Gerechte s zugleich: Die Hübsche Wassilissa 3

PROLOG Vor dem Vorhang erscheint der Gerechte. Er trägt einen staubigen Kaftan, über der Schulter einen Bogen, am Gürtel ein blitzendes Schwert und einen Köcher mit Pfeilen. Ich komme von weit her und bin durch die halbe Welt gewandert. Denn ich habe mich auf den Weg gemacht, um gegen das Böse und die Lüge zu kämpfen. So bin ich nun mal zur Welt gekommen: Ich kann einfach nicht mitansehen, wenn ein Schwacher beleidigt wird oder wenn ein Starker jemanden durch seine Stärke unterdrückt. Ja und darum habe ich ein Reckenschwert und eine kräftige Hand. (Schaut sich um.) Wo ich auch überall schon gewesen bin, aber solch einen traurigen Ort habe ich nirgendwo gesehen. Als ob die Traurigkeit an den Bäumen hängt; das Gras ist niedergedrückt, obgleich kein Windhauch zu spüren ist, die Blumen haben sich zur Erde geneigt. (Ruft.) Heh, gibt es denn hier keine einzige lebendige Seele? Antworte!... Niemand. Nur Knochen bleichen im Gras... (Geht fort.) ERSTER AKT Erstes Bild Ein hoher Hügel. Auf dem Hügel steht ein einsamer vertrockneter Baum. An seinen Wurzeln befindet sich eine eiserne Tür. Die eiserne Tür öffnet sich quietschend. Dicke Rauchwolken quellen hervor. Man hört dumpfe Flüche, Schläge, klägliches Gewinsel. und sein treten auf. Sie zerren einen großen zottigen en an der Kette heraus. (Flehend.) Bitte verzeiht mir, Herr! (Schlägt ihn.) Verzeih ihm nicht, chen! Uch, du verfluchter Honigfresser, was hast du angestellt! Tunkt einfach seine Kralle in mein Honigtöpfchen! Aber wie soll denn ein ohne Honig leben! Nun, diese Schuld würde ich dir noch vergeben. Hat sich doch wieder in die Vorratskammer geschlichen, dieser Honigfresser. Die ganze Pfote hat er in den Topf getaucht. Gut, daß ich es gesehen hab und den Dieb an der Pfote packte. Aber was sollte ich denn sonst... Ich durfte bei euch nicht mal an großen Feiertagen Honig kosten. 5

Nun, diese Schuld würde ich dir auch noch vergeben. Verzeiht, Herr! Aber diesmal hast du etwas angestellt, wofür es keine Vergebung gibt! (Schlägt ihn.) Zeigs ihm, so! Jetzt kannst du an der Kette schmoren, bis du vor Hunger und Durst verreckst. Morgens werden schwarze Vögel herbeifliegen und dir deine schamlosen Augen auspicken. (Weint.) Habt Mitleid, Herr! Bind ihn fester an, chen, damit er sich nicht losreißt. Drei mal wickele ich die Kette um ihn und schließe ihn mit einem Schloß an. Diese Kette kann keiner zerreißen, und zu diesem Schloß gibt es keinen Schlüssel. ( wickelt die Kette um den en, kettet ihn an einen Baum, schließt ihn mit einem Schloß an. Der versucht sich loszureißen, aber er kann die Kette nicht zerreißen.) Komm, wir gehn, chen, mein Kindchen. Du bist sicher ganz erschöpft von diesem Gezerre. Komm, ich putz deinen Kaftan. Siehst du, er ist voller enwolle. (Zum en.) Uch, du Verfluchter! Honigfresser! ( und sein verschwinden in einer unterirdischen Höhle.) (Klagt.) Ach, mein armes Fell, braunes Fell, warum! Hab ich dich verspielt, komm aus Dummheit um! Aber wie lebt denn ganz ohne Süßes ein? Keine größere Freude im Leben kennt er. Honigträume träumt er süß Tag und Nacht, Ein Gedanke nur bleibt, wenn der erwacht: Wo bekommt man ein klein wenig Honig her, Keinen Topf,wenns doch nur ein Löffelchen wär. Ach, mein armes Fell, braunes Fell, warum! Hab ich dich verspielt, komm aus Dummheit um! Wegen dieser Kleinigkeit sterbe ich hier, Und sie haben keinerlei Mitleid mit mir... (Der weint bitterlich. der Gerechte tritt auf.) 6

Wer wehklagt und weint denn da so bitterlich? Wurde hier jemand beleidigt? (Entsetzt.) Mein Ende naht! Ein Jäger! Warum weinst du,? (Ängstlich.) Schieß nicht auf mich, Jägerchen. Ich bin alt und unansehnlich! Mein Fell ist ganz zerlöchert. Keinen Groschen wird man dafür auf dem Basar zahlen. Das Fleisch ist zäh, kriegst du nicht gargekocht. Wieviel Holz du da sinnlos verschleudern müßtest. Um mich ists nicht schade aber um das Holz. Oh-oh-oh! Du bist ja angekettet. (Nimmt einen Pfeil heraus, spannt den Bogen.) Steh still, rühr dich nicht! Laß mich zielen. Das fehlte noch! Ich soll stillstehen und du zielst? Oh weh, schieß nicht! ( schießt, die Ketten fallen.) Genau ins Schloß getroffen! Du hast mich befreit. Dafür will ich dir von nun an dienen, alles mit Gutem vergelten! Darf ich dein Diener sein? Du brauchst doch einen Diener? Klar, kann ich gebrauchen. Und wie heißt du? Ich bin Michail Tramplowitsch. Aber s schimpft mich Honigfresser. Beleidigend. (Streichelt den en.) Wie mager du bist, Michail Tramplowitsch! Dein Fell ist ganz dünn! Wofür hat man dich denn so angekettet? Sieh, neuer Herr, die Sache war so. Ein ganzes Jahr habe ich bei diesem Taugenichts im unterirdischen Reich gedient. Doch zu meinem Unglück hält er dort ein Mädchen gefangen. Sie widersetzt sich, will den nicht heiraten. Denkt immer nur an die weite Welt da oben. Das wäre auch beinahe mein Ende gewesen. (Verwundert.) Wie denn das? Das Mädchen konnte sich schon kaum mehr an die Welt da oben erinnern. Na und dann? 7

Ja, siehst du, die Sache war so. s gab mir nicht ein Löffelchen Honig. Und man sagt doch: Soviel du auch an Honig denkst im Mund wirds nicht süß davon. Da hab ich es nicht mehr ausgehalten. Ich hab mich heimlich aus s Reich gestohlen und bin geradewegs zu einem bekannten Plätzchen. Honig war da man konnte kaum alles auskratzen. Nur hatte ich offenbar aus Versehen mein Fell bekleckert und so blieb ein kleines grünes Blättchen an mir kleben. Kaum sah das Mädchen dieses Blättchen, stürzte sie sich darauf und fing bitterlich zu weinen an! Sie erinnerte sich sofort wieder an das helle Tageslicht. Und dafür beschloß, mich dem bösen Gevatter Tod zu überlassen. Ach du Ärmster! Was ist denn das für ein Mädchen? Na, nichts besonderes... Irgendeine schöne Wassilissa. (Erstaunt.) Die Schöne Wassilissa! Gehört hab ich von ihr... Sie wird auch Wassilissa die Erdenschönheit genannt. Also darum hängt die Traurigkeit an den Bäumen, ist das Gras niedergedrückt; obgleich kein Windhauch zu spüren ist, haben sich die Blumen... (Verstummt.) Worüber denkst du nach, neuer Herr? Ich kann die Schöne Wassilissa nicht im Unglück allein lassen. Ich werde sie aus s Gefangenschaft befreien. Wo denkst du hin, wo denkst du hin, neuer Herr! Laß uns von hier fortlaufen, solange uns noch nicht entdeckt hat. Streit nicht und versuch nicht mich zu überreden. Selbst wenn ich sterben muß, aber das Mädchen werde ich befreien. Wenn ich nur den Eingang in s unterirdisches Reich finden könnte. (Traurig.) Nun, wenn du so einer bist, werde ich dir den Eingang zeigen. Dort zwischen den Wurzeln der Eiche ist eine eiserne Tür im Gras versteckt. Die führt geradewegs dorthin. Sie ist nur sehr schwer, wiegt hundert Pud. Und ohne Zauberschlüssel läßt sie sich nicht öffnen. Aber mein Schwert kann jede Tür öffnen, wie ein Schlüssel. ( steigt auf den Hügel, klemmt des Schwert in die Türritze. Dann drückt er das Schwert nach unten. Die eiserne Tür öffnet sich mit schwerfälligem Knarren. Von innen quellen dicke Rauchwolken heraus.) Sieh mal, die Treppenstufen sind hoch und glitschig, mit Moos bewachsen. 8

Geh nicht dorthin, neuer Herr! Die Falle ist gestellt, aber nicht jeder geht hinein. Ich bin schon aus ganz anderen Höhlen wieder lebendig herausgekommen. ( steigt in die unterirdische Höhle hinab. Der hält sich mit den Pfoten die Schnauze zu.) Verloren, verloren ist mein neuer Herr! Vorhang Zweites Bild s düstere Höhle. Zerklüftete Steingewölbe. Von der Decke hängen hier und dort Baumwurzeln herab. In der Höhle befinden sich und. geht mit einer kleinen Axt im Saal auf und ab. Heute werden wir Gäste aus allen unterirdischen Höhlen empfangen. Ach du, mein liebstes Kindchen. Fast dreitausend Jahre habe ich gewartet bis ich dich verheirate. Ist es nicht noch zu früh zum Heiraten, chen? Könntest dich noch ein bißchen austoben, dich amüsieren. Nein,, ich habe eine mir ebenbürtige Braut gefunden, um die mich jedermann beneidet. (Schaut zur Decke hinauf.) Da hast dus, die haben sich hier breitgemacht! Kriechen einfach durch das steinerne Dach in meinen Palast, einfach so. Dies hier ist die Wurzel einer Birke. Und jene dort, die dunklere, von einer Kiefer. (Hackt die Wurzeln mit der kleinen Axt ab.) Tut weh, was? Tut weh, was? Gibs ihnen, gibs ihnen, chen! Da habt ihrs, unverschämten Wurzeln! Vertrockne Kiefer, vertrockne Puschelbirke. (Schaut sich zufrieden um.) So sieht es vernünftiger aus. (Zu.) Bring Teppiche und seidene Tischtücher. Deck Gold und Silber auf. Damit die Gäste meinen unermeßlichen Reichtum sehen. Ach, Kindchen, das ist deine Wassilissa nicht wert... Eine andere Frau wünschte ich dir, zärtlich und gehorsam. Aber du hast dir eine Eigensinnige und Widerspenstige ausgesucht. 9