Beteiligungsorientierung als Schlüssel nachhaltiger Beratung

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Transkript:

Beteiligungsorientierung als Schlüssel nachhaltiger Beratung Vortrag zum Workshop der G.I.B. mbh Aus den Augen, aus dem Sinn? 28. August 2008 Dr. Andreas Bach CE- eine Abteilung der Curt Ebert GmbH & Co. KG

Der rote Faden Ein Unternehmen mit Metallverarbeitung Seit Mitte 1993 bis August 2008 immer wieder verschiedene Beratungseinsätze durch meine Person und meine (ehemaligen) Mitarbeiter/innen Ursprünglich konzerngebunden mit teilweise über 2.000 AN Aufgrund der wirtschaftlichen Krise zu Beginn der 90er Jahre verschlechterte sich die Gewinnsituation deutlich. Nach einem Restrukturierungskonzept wurden schließlich die verbliebenen Aktivitäten an zwei Standorten zusammengefasst. Die anderen Standorte wurden geschlossen oder verkauft. Das Unternehmen beschäftigte 1997 nur noch 500 Personen. Management und Betriebsrat hatten ein, nicht zuletzt durch die Konzernzugehörigkeit geprägtes, sozialpartnerschaftliches Verhältnis. Das ursprüngliche Gesamtunternehmen hatte umfangreiche Erfahrungen mit klassischen Unternehmensberatungen gemacht. 2

Kennzeichen einer beteiligungsorientierten Betriebsberatung: Beteiligung ist nicht alles, aber ohne Beteiligung ist alles nichts (Alfred Heese) 1. Beteiligung der Mitarbeiter/innen an der Beratung 2. Arbeitsorientierter Ansatz. Dieser drückt sich in der Beratungspraxis durch zwei unterschiedliche Aspekte aus. Die Beratung im Rahmen ihrer Möglichkeiten Vorschläge erarbeiten und unterbreiten, die die Arbeitsbedingungen der Beschäftigten verbessern. Vorschläge zur Sicherung der Arbeit sollen erarbeitet werden. 3. Die Beratung sollte einen betriebsorientierten Ansatz haben. Keine bestimmte Zielgruppe bzw. den Auftraggeber bevorzugt unterstützen oder gar in ihrem Sinne manipulierend beraten. 3

Methoden: Erstkontakt: Arbeitsorientierung und Beteiligungsorientierung. Gemeinsame Definition der Aufgabenbeschreibung und schriftliches Angebot Zentrales Instrument sind innerbetriebliche Ideenwerkstätten Ermöglichen die gleichzeitige gemeinsame Beteiligung von Beschäftigten aus verschiedenen Hierarchien und Funktionsebenen 8 bis 25 Beschäftigte eines Unternehmens arbeiten für drei bis acht Stunden an einem oder mehreren Themen. Der rote Faden: Hier wurden die Beschäftigten noch nicht direkt beteiligt; nur der Betriebsrat Gemeinsame Gespräche zur Aufgaben und Zieldefinition mit Geschäftsführung und Betriebsrat wurden geführt. Die Ideenwerkstatt war ein völlig neues Instrument. Vor allem die Beteiligung der verschiedenen Hierarchien führte zu Anfang zur Ablehnung. Nur einmal musste eine Vorstandsmitglied gebeten werden, nicht weiter an der Ideenwerkstatt teilzunehmen. 4

Ideenwerkstatt: Beginn: Aufwärmphase mittels Einoder Mehrpunktfragen. Stärken- und Schwächenabfrage per Karte und nicht per Diskussion. Lange (> 3 Min.) Monologe von Teilnehmer/innen verhindern. Alle Argumente (Karten) zählen. Erstellung von Themenclustern. Gemeinsame Gewichtung der Themen. Intensive Bearbeitung ausgewählter Themen in Arbeitsgruppen. Präsentation der Ergebnisse der AG Erarbeitung eines gemeinsames Arbeitsplanes inklusive Umsetzung (wer, wann, wie) 5

Ergebnisse der IW: Der rote Faden: Beschäftigte erleben durch die IW eine neue Situation. Sie entwickeln gemeinsam Vorschläge. Dieses Privileg blieb bisher den Vorgesetzten, vorbehalten. Der Beratungsprozess wird so zum Entwicklungs- und Umsetzungsprozess. Die Mitarbeiter/innen erarbeiten eigenständig Lösungsvorschläge und identifizieren sich nun stärker mit den Problemen des Unternehmens. Sie wollen sich aktiv an der Lösung beteiligen und werden genau verfolgen, ob die praktische Umsetzung stattfindet und ihre Vorschläge ernst genommen werden. Damit wird ein offener Beteiligungsprozess erreicht. Die Akzeptanz der Lösungen ist sehr hoch und die Umsetzung erfolgt nachhaltig. Im Beispielunternehmen fanden zahlreiche IW im Laufe der Jahre zu unterschiedlichen Themen statt: Betriebliche Abläufe in Produktion und Verwaltung Neue Aufbauorganisation Produktinnovation Führungskultur Gruppenarbeit Mitarbeiterkapitalbeteiligung Tarifabweichung Vorstand, Geschäftsführung haben nach anfänglicher Skepsis das Instrument voll akzeptiert. Die Kooperation insgesamt (Vorgesetzte/Mitarbeiter/innen) hat sich i.d.r. nachhaltig verbessert. Viele Vorschläge wurden umgesetzt. 6

Beteiligungsorientierung als Schlüssel nachhaltiger Beratung Umsetzung und Praxisrelevanz der Beratungsergebnisse: Meine Meinung ist, dass die Umsetzung verzögert wird, es aber nachhaltiger umgesetzt wird. F: Was heißt nachhaltig? I: Man hat bei Umsetzungen immer das Problem, dass, wenn man ½ Jahr oder ein Jahr später wieder auf dieses Problemfeld sieht, auf einmal wieder der alte Zustand da ist. Da hat man Organisationen umgestellt, das Qualitätsmanagementsystem, das Ablaufsystem, Auftragsabwicklung..., aber dann hat man plötzlich wieder diese Schattenwirtschaft, wie die alte war. Weil da Unklarheiten sind oder Unverständnis, da mangelt es an Akzeptanz. Zitat: Geschäftsführer des Beispielunternehmens 7

Beteiligung ist nicht alles, aber ohne Beteiligung ist alles nichts Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit 8