Das Freiburger Persönlichkeitsinventar FPI-R. Dr. Tobias Constantin Haupt

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Transkript:

Das Freiburger Persönlichkeitsinventar FPI-R

FPI-R - Gliederung 1. Konstruktion 2. Testaufbau Skalen Durchführung 3. Gütekriterien Objektivität Reliabilität Validität 4. Auswertung Normierung 5. Anwendung

1. Die Konstruktion des FPI-R

FPI-R - Konstruktion Testkonstruktion H. Selg J. Fahrenberg R. Hampel 1970 FPI erstmalig erschienen FPI: Form A & weitere Formen FPI-A1 FPI-R # 2

FPI-R - Konstruktion Testkonstruktion Entwicklung der Skalen: Orientierung an theoretischen Konstrukten (z.b. Eysenck) Orientierung an empirischen Ergebnissen Itemselektion: Skalen, Items Faktorenanalystische Prinzipien Trennschärfeprinzipien Inhaltlich-praktische Prinzipien # 3

2. Der Testaufbau des FPI-R

FPI-R - Skalen FPI-R 1: Lebenszufriedenheit Lebenszufrieden, unzufrieden, gute Laune, ------------ bedrückt, zuversichtlich neg. Lebenseinstellung FPI-R 2: Soziale Orientierung Sozial verantwortlich, betont Eigenverantwortung, hilfsbereit, ------------ selbstbezogen, mitmenschlich unsolidarisch FPI-R 3: Leistungsorientierung leistungsorientiert, aktiv, schnell-handelnd, ------------ ehrgeizig.-konkurrierend wenig leistungsorientiert, wenig energisch, wenig konkurrierend

FPI-R - Skalen FPI-R 4: Gehemmtheit gehemmt, ungezwungen, unsicher, ------------ selbstsicher, kontaktscheu kontaktbereit FPI-R 5: Erregbarkeit erregbar, ruhig, empfindlich, ------------ gelassen, unbeherrscht selbstbeherrscht FPI-R 6: Aggressivität Aggressives Verhalten, wenig aggressiv, Spontan und reaktiv, ------------ kontrolliert, Sich durchsetzend zurückhaltend

FPI-R - Skalen FPI-R 7: Beanspruchung angespannt, wenig beansprucht, überfordert, ------------ nicht überfordert, Oft im Stress belastbar FPI-R 8: Körperliche Beschwerden Viele Beschwerden, wenige Beschwerden, psychosomatisch ------------ psychosomatisch gestört nicht gestört FPI-R 9: Gesundheitssorgen Furcht vor Erkrankungen, wenig Gesundheitssorgen, gesundheitsbewusst, ------------ gesundh. unbekümmert, Sich schonend robust

FPI-R - Skalen FPI-R 10: Offenheit Gibt Schwächen zu, Umgangsnormen, ungeniert, ------------ guter Eindruck, unkonventionell verschlossen FPI-R E: Extraversion extravertiert, gesellig, introvertiert, Impulsiv, ------------ zurückhaltend, unternehmungslustig überlegt, ernst FPI-R N: Emotionalität Emotional labil, emotional stabil, Empfindlich, ------------ gelassen, ängstlich selbstvertrauend

FPI-R - Skaleninterkorrelationen Leistungsorientierung + Gehemmtheit Lebenszufriedenheit + Erregbarkeit Lebenszufriedenheit + körperl. Beschwerden

FPI-R - Konfirmatorische Analysen Faktorenanalyse Clusteranalyse Rasch-Modell sehr ähnliche Lösung bei orthogonaler FA und schiefwinkliger Rotation Itemgruppierung genau nach Itemschlüssel in 10 Cluster Modellkonformität nicht gegeben

FPI-R - Durchführung Instruktion schriftlich leicht verständlich Antwortformat stimmt vs. stimmt nicht Alter ab 16 Jahre Durchführung Zeitbegrenzung keine Dauer: 10-30 min Form Einzel- o. Gruppentest Paper Pencil computergestützt

3. Die Gütekriterien des FPI-R

FPI-R - Gütekriterien Durchführung Objektivität Interpretation Standardisierung Anweisung für den Umgang mit Zwischenfragen Auswertung Eindeutige Auswertungsregeln konkrete Beschreibung der Skalen

FPI-R - Gütekriterien Interne Konsistenz 1-Jahres-Stabilität α =.73 -.83 r tt =.47 -.72 Soziale Orientierung Beanspruchung Reliabilität

Nebenkriterien Normiert Transparent Akzeptanz Nicht vergleichbar Zumutbar Ökonomisch Fair

FPI-R - Gütekriterien Faktorielle Validität Die interne Validität ist durch die Konvergenz von faktorenanalytischen und itemmetrischen Analysen sowie durch konfirmatorische Clusteranalysen gesichert. Erregbarkeit Gehemmtheit Aggressivität Faktorenstruktur repliziert Schmidt & König (1986)

FPI-R - Gütekriterien Zusammenhänge zwischen FPI-R und Daten der Normstichprobe Statusmerkmale Interviewereinschätzung hohe Korrelation zw. Lebenszufriedenheit, Leistungsorientierung, Extraversion und Selbstsicherheit Selbsteinschätzung Erregbarkeit und Beruhigungstabletteneinnahme Daten derselben Quelle geringe Beweiskraft

FPI-R - Gütekriterien Simultanfaktorisierung von Neo-FFI und FPI-R Neurotizismus Extraversion Offenheit Verträglichkeit Gewissenhaftigkeit Faktor I Faktor II Faktor III Faktor IV Faktor V Erregbarkeit Beschwerden Lebenszufrieden (-) Beanspruchung Gehemmtheit (-) Aggressivität (-) Soz. Orientierung

FPI-R - Gütekriterien Validierungsbefunde zu Selbst- und Fremdeinschätzung Schmidt und König (1986) FPI-R 1-9.55.38 Selbsteinschätzung Fremdeinschätzung FPI-R und andere Persönlichkeitsfragebögen FPI-R 1-9.50.23 Gießen-Test Stressverarbeitungs- Fragebogen

FPI-R - Gütekriterien Validierung Emotionale Labilität und psychophysische Aktivierungsprozessen Extraversion und psychophysische Aktivierungsprozessen Monitoring

4. Die Auswertung des FPI-R

FPI-R - Auswertung Auswertung empfohlene Bedingungen: 7 unbeantwortete Items Skala Offenheit: Stanine > 3 Zustimmung zu Item 1 Auswertung mit Schablone Auswertung mit EDV Programm Dr. Ochel, 13.11.06 # 4

FPI-R - Auswertung Auswertung mit Schablone Kreuz in Kreismarkierung Punkt für Skala Extraversion E 7/N Kreuz in Kreismarkierung Punkt für Skala 7 und N Markierung zum korrekten Anlegen der Schablone # 5

FPI-R - Auswertung Transformation in Stanine Wahl der Normtabelle nach Geschlecht und Alter Gesamtrohwert für Lebenszufriedenheit RW=3 Stanine ST 3 # 6

FRI-R - Normierung Normierung Repräsentative Bevölkerungsstichprobe (N= 3740) aus dem gesamten Bundesgebiet (1999) Informationsdatenbank mit Vergleichsstichproben Normwerte nach Geschlecht und Alter (vier Gruppen) Normwerte nach organischen und psychischen Störungen # 8

5. Die Anwendung des FPI-R

FPI-R - Anwendung Klinische Psychologie: Einzelfallverlaufsdiagnostik unter Hinzunahme weiterer Information Forschung: Stressforschung Psychophysiologische Persönlichkeitsforschung Anwendung A&O: Einsatz zu Beratungszwecken bei beruflichen Problemsituationen weniger bei Platzierungsentscheidungen # Seitennummer

FPI-R - Anwendung Anwendung: Forensische Begutachtung Schuldfähig: emotionale Stabilität niedrige Aggressivität geringe Erregbarkeit hohe Belastbarkeit Nicht schuldfähig: emotionale Labilität hohes Ausmaß an körperlichen Beschwerden niedrige Lebenszufriedenheit # Seitennummer

FPI-R - Anwendung Fallbeispiel: 25J. Patientin mit Depression und Agoraphobie mit Panikattacken Starke Gehemmtheit Hohe Introversion