Lösungsorientierte Kurzpsychotherapie

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Transkript:

Montanusstr. 23a 41515 Grevenbroich Tel. 02181/ 32 50 Fax: 02181/ 65 95 55 efb.grevenbroich@caritas-neuss.de www.beratung-in-grevenbroich.de Lösungsorientierte Kurzpsychotherapie Die vorrangig von STEVE DE SHAZER und INSOO KIM BERG am Brief Family Therapy Center (BFTC) in Milwaukee (USA) seit Beginn der 80-Jahre des vergangenen Jahrhunderts entwickelte und in und nach den jeweiligen therapeutischen Prozessen evaluierte Lösungsorientierte Kurzpsychotherapie (LKPT), wird häufig von den psychologischen, psychotherapeutischen und sozialpädagogischen Fachkräften unseres Teams in den Erst- und fortlaufenden Gesprächen mit unseren Ratsuchenden eingesetzt und durch den Dipl.-Psychologen Herrn J. Hesse, der viele Jahre (15) konkret mit Steve de Shazer bis zu dessen Tod kooperierte, supervidiert. Relevante Grundannahmen der LKPT finden sich bereits in ALBERT EINSTEINS Aussagen: Man kann ein Problem nicht mit der gleichen Denkweise lösen, mit der es erschaffen wurde Alles sollte so einfach wie möglich gemacht werden, aber nicht einfacher als es ist. Weitere relevante Grundannahmen der LKPT resultieren aus einer systemtheoretischen Orientierung des BFTC und dort insbesondere aus der Erkenntnis, dass Problemlösungen nichts mit ihrer jeweiligen Entstehungsgeschichte zu tun haben müssen. Humane, offene und dynamische individuelle, familiäre oder Paar-Ökosysteme zeichnen sich durch einen hohen Grad an Äquifinalität in ihrer Entwicklung aus; zeitlich frühere bedingen nicht zwingend eine Auswirkung auf zeitlich spätere Ereignisse in Entwicklungssequenzen der jeweiligen Systeme. Der aktuelle Zustand eines sozialen Systems ist dessen beste Erklärung (SCHIEPEK 1991) Vielmehr gilt es den Schlüssel zu finden, mit dem Ratsuchende metapherhaft die hinter einer Tür liegende Lösung auffinden können. Dieser Schlüssel muss nicht exakt passen, sondern oft genügt zur Problemlösung ein Dietrich oder passe par tout.

Weitere wesentliche Grundannahmen der LKPT sind nachfolgend aufgelistet und adaptiert die tabellarische Darstellung von SEIDENSTÜCKER und WEHR (2006; Tabelle 4, S.17 S.19): 1. Eine Ausrichtung auf das Positive, die Lösung und die Zukunft erleichtert die Veränderung in die gewünschte Richtung - Erinnerungen an problemfreiere Zeiten oder Zeiten des Erfolges werden wieder verfügbarer - Ratsuchende formen mentale Repräsentationen von sich, wie sie Probleme lösen - eine positive Beziehung zwischen Therapeut und Ratsuchendem sowie die Repositivierung der Beziehung zwischen Partnern oder Familienmitgliedern wird gefördert 2. Zu jedem Problem können von Therapeut und Ratsuchendem Ausnahmen und Lösungen konstruiert werden - Ziele und Lösungen können nach kurzem Problemgespräch ausgehend von den Wünschen und Fähigkeiten des Ratsuchenden konstruiert werden (und nicht nur über den Umweg einer detaillierten Problemanalyse). 3. Nichts ist immer dasselbe Änderung geschieht stets - Person-Umwelt-Systeme sind in ihren zahlreichen Systemebenen ständig in Veränderung - im therapeutischen Dialog soll eine konkrete, prozessorientierte Beschreibungssprache verwendet werden - das Zentrieren auf kleine Veränderungen und Prozesse unterstützt das Finden oder Konstruieren von Ausnahmen, die auf problemfreiere Zeiten oder das Ziel verweisen. 4. Ausnahmen verweisen auf Lösungen - durch das Wahrnehmen von Ausnahmen wächst die Zuversicht des Ratsuchenden, sein Problem zu bewältigen - durch das Wahrnehmen von Ausnahmen nimmt das Kontrollgefühl des Ratsuchenden über das Problem zu 5. Kleine Änderungen führen zu großen Änderungen - kleine Änderungen führen in Form eines Dominoeffekts zu großen Änderungen - auch bei komplex erscheinenden Problemen sucht der Therapeut mit dem Ratsuchenden nach Ausnahmen oder Änderungen 6. Schnelle Änderung von Problemen ist möglich - die durch die lösungsorientierte Kurztherapie angeregten Veränderungen sind vermutlich öfter vom Typ eines Wandels 2. Ordnung

- die lösungsorientierte Kurztherapie macht (wie auch andere Therapieformen) keine Aussagen darüber, wie lange die therapeutisch angeregten Lösungsmuster in einer sozialen Umwelt vorhalten, die durch ein hohes Wandlungstempo gekennzeichnet ist 7. Ratsuchende verhalten sich immer kooperativ; sie zeigen uns ihre Überzeugung, wie Änderung eintreten kann. - es gibt keine widerständigen Ratsuchenden, sondern nur unflexible Therapeuten (vgl. dazu Gesprächsführung bei Klienten mit Änderungserwartungen an andere ) - wenn der Therapeut Denken und Handeln des Ratsuchenden richtig versteht, ist Kooperieren unvermeidlich - wenn ein Ratsuchender die Aufgaben oder Aufträge des Therapeuten nicht ausführt, signalisiert er damit, dass er sich den Änderungsprozess anders vorstellt als der Therapeut 8. Menschen haben alles, was sie brauchen (Ressourcen), um ihre Probleme zu lösen - Probleme existieren dadurch, wie Menschen ihre Situation definieren und an fehlgeleiteten Handlungen festhalten - jeder ist fähig, das zu tun, was er tun muss, um etwas von dem zu bekommen, was er möchte 9. Bedeutung und Erfahrung sind interaktional konstruiert - die Bedeutung unseres Sprechens und Handelns wird uns von unseren Interaktionspartnern zugeschrieben. Sie ist nicht durch unsere persönliche Bedeutungsgebungsabsicht oder ein objektives Wörterbuch definiert - wer sich missverstanden fühlt, sollte anders sprechen und/oder handeln, bis die Adressaten seinem Handeln und Sprechen die Bedeutung zuschreiben, die er beabsichtigt - für den Ratsuchenden kann Bedeutungsänderung darin bestehen, dass er mit Hilfe des Therapeuten herausfindet, dass er etwas anderes tun kann, dass er sich bereits auf dem Weg zu seinen Zielen befindet oder dass ein Problem gar kein Problem ist 10. Die Bedeutung einer Botschaft ist die Antwort, die der Therapeut erhält - in der lösungsorientierten Kurztherapie wird davon ausgegangen, dass die Verantwortung für eindeutige, klare Kommunikation ausschließlich beim Therapeuten liegt - wenn ein Ratsuchender etwas verstanden hat oder tut, was der Therapeut nicht gemeint hat, dann hat nur der Therapeut etwas anders oder etwas anderes zu machen (und nicht der Ratsuchende) 11. Handlungen und Beschreibungen sind zirkulär verbunden - es besteht eine zirkuläre Beziehung zwischen den Komponenten: wie eine Person ein Problem oder ein Ziel beschreibt,

welche Handlungen sie folglich ergreift, wie sie diese Handlungen beschreibt, wie sie die resultierenden Ergebnisse beschreibt, inwieweit sie die Ergebnisse als problemlösend oder zielerreichend einschätzt, welche weiteren Handlungen sie folglich ergreift usw. 12. Der Ratsuchende ist Experte und kokreiert mit dem Therapeuten die Lösung - Ratsuchende haben alle Kompetenzen, um herauszufinden, was sie wollen und was sie benötigen und wie sie vorgehen können, um etwas von dem zu bekommen, was sie erreichen wollen - der Therapeut unterstützt den Ratsuchenden dabei, diese Kompetenzen bei sich selbst zu entdecken und damit ein befriedigenderes Leben zu kreieren - Therapie im Sinne der lösungsorientierten Kurztherapie bedeutet: der Ratsuchende hat eines seiner Ziele entdeckt und ko-kreiert mit dem Therapeuten einen Weg zur Lösung der Therapeut ist Ermöglicher, der nicht selber den Schlüssel zur Lösung besitzt, sondern dem Schlüsselbesitzer dabei hilft, den verlegten Schlüssel wieder zu finden. (SEIDENSTÜCKER, G. und WEHR, T., 2006. Lösungsorientierte Kurztherapie: Stellung im Versorgungssystem, Indikation, Grundannahmen und basale Arbeitsmuster. Trierer Psychologische Berichte, 33, Heft 2) In der LKPT geht es zentral um die Beantwortung der Frage, was statt des problematischen Verhaltens und/oder Erlebens konkret entwickelt oder eingesetzt werden kann (Was soll stattdessen geschehen?) (vgl. HESSE 2009). Dazu geeignet ist in besonderer Weise die oft schon im ersten Gespräch gestellte Wunderfrage ( miracle question) welche nach DE SHAZER 6 Schritte umfasst und die ebenfalls in der LKPT häufig verwandten Skalierungsfragen zur Entwicklung oder Evaluierung von Lösungen nutzt: 1. Schritt: Ich habe eine fremde, vielleicht ungewöhnliche Frage, eine Frage die einiges an Vorstellungskraft braucht (Pause. Reaktion beobachten und wenn ja, mit der Frage fortfahren) Angenommen (Pause. Diese erlaubt den Klienten sich darüber zu wundern, welche fremde und schwierige Erwartung an sie gestellt wird) Wenn dieses Gespräch beendet sein wird, gehen Sie nach Hause, sehen wie üblich fern, tun die Dinge, die Sie auch sonst machen, gehen wie üblich zu Bett (Pause. Sehr normal, Alltag, nicht fremd) Und, während Sie schlafen, geschieht ein Wunder - (Pause. Der Rahmen für dieses Wunder ist das normale Alltagverhalten des Klienten. Dies gibt ihm die Sicherheit, um ungewöhnliche oder neue Ideen zu entwickeln) Und, die Probleme, welche Sie hierhin brachten, sind gelöst, aber wie? (Pause. Nun liegt der Fokus auf dem besonderen Problem des Klienten und auf Therapielinie)

Nun, dies ereignet sich, während Sie schlafen, sie können nicht wissen, dass es geschieht. (Pause. Dies erlaubt den Klienten das Wunder zu kreieren, welches das Problem beseitigt und stattdessen auftritt und ungeachtet eventuell notwendiger vorbereitender Handlungsschritte) Wenn Sie morgens aufwachen, a) wie entdecken Sie, dass das Wunder sich ereignet hat, b) woran merkt Ihr bester Freund, Ihre beste Freundin, dass sich bei Ihnen das Wunder ereignet hat? (Warte! Der Therapeut sollte bis zur Antwort die Stille nicht unterbrechen, es ist ausschließlich die Verantwortung des Klienten, die Art und den Zeitpunkt der Antwort zu bestimmen. Klingt diese unvernünftig, fragt der Therapeut vorsichtig konkretisierend nach, immer wieder auf die Antwort wartend) (Viele Klienten, besonders Heranwachsende, finden es leichter, den Tag nach dem Wunder aus der Perspektive anderer Individuen zu beschreiben, dann entfällt der zweite Schritt) 2. Schritt: a) Wie entdeckt Ihr bester Freund, beste Freundin, dass das Wunder sich bei Ihnen ereignet hat? Oder möchten Sie selbst beschreiben, wie Sie das Wunder entdeckt haben? 3. Schritt: Wann in der jüngsten Zeit (Stunden, Tage, Wochen) ähnelte Ihr Leben dem nach dem Wunder? 4. Schritt: Auf einer Skala von 0 bis 10, steht die 10 für den Tag nach dem Wunder und die 0 für den Tag, an dem Sie sich entschieden, eine Lösung für Ihre Probleme in unserer Einrichtung zu suchen. Wo stehen Sie jetzt auf dieser Skala? (Diese Skalierung hilft Klient und Therapeut in ihrer Einschätzung der mit der Therapie verbundenen Zielerreichung; die 10 steht für Ziel erreicht ) Auf derselben Skala, wie schätzt ihr bester Freund/ beste Freundin ein, inwieweit Sie ihr Ziel zur Zeit erreicht haben? Wie schätzen Sie die Erreichung ihrer mit der Therapie verbundenen Ziele am Tag des Wunders ein? 5. Schritt: (Eröffnungsfrage in der zweiten und darauf folgender Sitzungen) Nun, was hat sich verbessert? ( Verbesserung ist eine Konstruktion, mit deren Hilfe Klient und Therapeut Fort- und Rückschritte auf der 10-stufigen Skala beschreiben können. Bei Rückschritten kann die Frage folgen, wie es gelungen sei, dass es sich nicht mehr verschlechtert hat, bei Fortschritten die Frage, was getan werden müsste, um den nächsten Skalenpunkt auf dem Weg zur 10 zu erreichen, oder ob es sinnvoller sei, vorerst auf dem erreichten Skalenpunkt zu bleiben, um das bisher Erreichte zu stabilisieren. 6. Schritt: (in Folgesitzungen) (Die Zielerreichnungsskala) Bitte erinnern Sie sich, dass die 10 für den Tag nach dem Wunder steht, wo stehen Sie heute? (Es scheint sinnvoll den Klienten an seine letzte Einschätzung konkret zu erinnern) Das letzte Mal waren Sie auf der 3, wo stehen Sie heute? Wie im Rahmen der Wunderfrage exemplarisch behandelt, dienen Skalierungsfragen dazu, die Stärke der Beschwerde bzw. des Problems zu erfassen, verbunden mit der Möglichkeit, Veränderungen bzw. Unterschiede für Klient und Therapeut nutzbar zu machen. Häufig steht die 10 für Zielerreichung oder maximale Ausprägung einer beliebigen aus dem Gesprächskontext heraus konstruierten Variablen (Merkmal), die 0 für größte Entfernung vom Ziel (Beispielsweise Problembelastung zum Zeitpunkt der Anmeldung) oder minimale Ausprägung einer Variablen.

Bibliografie: SCHIEPEK, GÜNTER. 1991. Systemtheorie der Klinischen Psychologie. Braunschweig: Vieweg DE SHAZER, STEVE. 1985. Keys of solutions in brief therapy. New York: Norton HESSE, JOACHIM. 2009. Aspekte eines lösungsaktivierenden Vorgehens in Therapie und Beratung, Vortrag anlässlich des 40jährigen Bestehens der Erziehungs- und Familienberatungsstelle Grevenbroich. Grevenbroich, Unveröffentlichtes Ms. Autor: Dipl.-Psychologe Wolfgang Moelter-Froitzheim aus dem Jahresbericht 2009 der Erziehungs- und Familienberatungsstelle Grevenbroich