Traumatischer Stress. in der Familie. Das erstarrte Mobile. Traumatischer Stress? Traumatisierte Familien ZPTN

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Transkript:

Traumatisierte Familien ZPTN 2006 Traumatischer Stress in der Familie Traumatischer Stress Post-traumatische Interaktion Typologien familiärer Traumatisierung Systemtherapeutische Lösungswege für traumatisierte Familien Fallbeispiel 1 2 Traumatischer Stress? Die Traumatische Zange Traumatischer Schock, existentielle Bedrohung Sympathikus Bindung Oxytocin Flucht Adrenalin Kampf Noradrenalin Abgeschalteter Hippocampus Keine Fluchtmöglichkeit, keine Kampfmöglichkeit Fragmentierte Speicherung von Hilflosigkeit, Ohnmacht Verzweiflung 3 Bildern, Geräuschen, Gerüchen, Körperempfindungen, Emotionen, Kontexten Einfrieren (Freeze) Amnesie Unterwerfung Dissoziation 4 Parasympathikus ZPTN 1

Traumatisierte Familien ZPTN 2006 Ein triadisches Modell post-traumatischer Prozesse Familie im Stress Traumatische Zange: Flucht - Kampf Einfrieren Dissoziation Psyche Organismus Veränderte Gedanken und Gefühle, Verändertes Selbstbild Veränderte neurobiologische Informationsverarbeitung Soziale Unterstützung Familie Soziales Umfeld Beratung und Therapie 5 Post-traumatische familiäre Interaktion Stehen bleiben Unbewußte ReInszenierung der traumatischen Situation eingefrorene Interaktionen Kampf gegen das Unrecht Keine weiteren Schritte im Trauerprozess Nicht merken Neue Familienregeln verhindern Nähe zum Trauma Nähe und Sprachlosigkeit als Schutz vor Schmerz und Trauer Wenig emotionaler Austausch Systemische Dissoziation als interaktionelle Notbremse Verwirrende Gesprächs- und Handlungsfragmente Durchbrüche von Erschöpfung und Depression Funktionieren in der SuperNormalität Post-traumatische Interaktion (Erstarrtes Mobile) Vergangenheitstraumata: Simultane Traumatisierung: z.b. Autounfall, Hausbrand z.b. innerfamiliäre Gewalt oder Kriegserlebnisse aus der Kindheit Mehrgenerationale Weitergabe (Holocaust) Konsekutive Traumatisierung: Sekundäre Traumatisierung: z.b. Geiselnahme, Unfall ZPTN Parallele Traumatisierung: z.b. nach Militär- oder Katastropheneinsätzen z.b. Krieg, Flucht, Naturkatastrophen 7 6 Formen familiärer Traumatisierung Schnell etwas anderes Soziales System 8 2

Traumatisierte Familien ZPTN 2006 Therapie mit dem System? Familiäre Stabilisierung Alle sind betroffen und zeigen direkte Auswirkungen bei Simultaner Traumatisierung Konsekutiver Traumatisierung Paralleler Traumatisierung Beratung oder Therapie mit Eltern und Kindern gemeinsam und/oder Arbeit mit dem Paar Bei primär und sekundär betroffenen Familienmitgliedern Sekundäre Traumatisierung Kindheitstraumata der Eltern Individuelle Therapie und ergänzend Paar-/Familientherapie zu den Auswirkungen Trauma-zentrierte Psycho-Edukation Wertschätzen der familiären Ressourcen Übersetzung der Symptome als Selbstheilungsversuche Post-traumatisches Wachstum und gewünschte Konsequenzen Innerfamiliäre Unterstützung, neue Kommunikationsregeln, Ermöglichen von Unterschieden, emotionales Erleben fördern 9 10 Trauma-Exposition mit Familien Fallbeispiel: Sina, 10 Jahre Traumatische Erlebnisse mit optischen Triggern darstellen und kontrolliert erleben lassen: vorher; nachher; bedrohlichster Moment Verhalten, Gefühle, Gedanken, Körperempfindungen im Hier und Jetzt erfragen und gegenseitig mitteilen lassen (BASK-Modell) Familiäres Narrativ entwickeln über die Die Geschichte des Traumas Die Konsequenzen des Traumas Die Folgen für die Zukunft Von Jugendlichen überfallen Gewürgt, zu Zigaretten und Bier gezwungen Durch eine Ohrfeige befreit Nach Hause gelaufen Anzeige bei der Polizei Suche nach Bildern der Täter in Karteien Pass auf, dass sie nicht lügt! Medizinischer Befund: Verletzung an den Rippen und an den Lymphen 11 12 ZPTN 3

Traumatisierte Familien ZPTN 2006 Sina, Mutter, Freundin der Mutter Vorher: Es geht mir richtig gut. Erstes Gespräch zwei Monate später Symptomatik bei Sina: Schlafstörungen, Trennungsängste, in der Schule unaufmerksam, plötzliches Aufschrecken am Tage Familiäre Symptomatik: Vermeiden von Gesprächen über den Überfall, alle machen alles zusammen (Angst vor weiteren Überfällen) Ressourcen: Fußball, Kuscheln mit Mama Verdrängung okay, Sinas Mut DVD-Spieler, DVD wechseln Mutter: Klönen mit der Freundin Vater: Urlaub mit Sina Sina: Fußball Spielen 13 14 Nachher: Sina ist in Sicherheit Wann war Sina ganz mutig? Mutter: nach dem Umzug Vater: nach dem Gerichtsprozess Mutter: bei der Polizei Vater: Ohrfeige und weglaufen Sina: am Computer, beim Fußballspiel Sina: Alptraum 15 16 ZPTN 4

Traumatisierte Familien ZPTN 2006 Der bedrohlichste Moment Innerfamiliäre Affektkontrolle 17 18 BASK alexander.korittko@t-online.de Göttingen 2010 336 Seiten, 8 Abbildungen Geleitworte von Prof. Dr. Gerald Hüther und Dr. Wilhelm Rotthaus 29,90 Verhalten (Behavior): Was ist dort auf dem Bild zu sehen? Informationen abfragen und erklären lassen von allen. Danach jeden Einzelnen fragen: Affekt: Welches Gefühl entsteht jetzt, wenn Sie (Du) die Bilder sehen (siehst)? Körperempfindung (Sensation): Wo ist dieses Gefühl jetzt im Körper zu spüren? Kognition: Welcher Satz passt jetzt dazu? 19 20 ZPTN 5