Der Körper ist krank, und die Seele? Bernd Löwe, Inka Wahl Universitäre Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Hamburg 1
Psychosomatik der Autoimmunhepatitis Körperliche Erkrankungen und Psyche Autoimmunhepatitis und Psyche Krankheitsverarbeitung und Bewältigung 2
Psychosomatik der Autoimmunhepatitis Körperliche Erkrankungen und Psyche Autoimmunhepatitis und Psyche Krankheitsverarbeitung und Bewältigung 3
Körperliches Befinden Körperliche Funktionseinschränkungen Körperliche Schmerzen Verringerte körperliche Leistungsfähigkeit Veränderte körperliche Erscheinung Arbeit und Beruf Körperliche Krankheit als kritisches Lebensereignis Situation des Krankseins Konfrontiertsein mit der Diagnose schmerzhaften medizinischen Maßnahmen ausgeliefert sein Verordnungen einhalten müssen (z.b. Medikamente, Diät) Abhängigkeit von medizinischer Versorgung ertragen Beziehung zu anderen Menschen Arbeits- und Leistungsfähigkeit verringert Partnerschaft belastet: einseitige Hilfsbedürftigkeit, Gefühl eingeschränkter Attraktivität, Beeinträchtigung der Sexualität Familiäre Beziehungen belastet (Funktion und Rolle in der Familie ändert sich) Beziehung zu Freunden und Bekannten (Verlust von Zugehörigkeit, Gefühl der Unfähigkeit, den anderen etwas bieten zu können) Rudolf, Psychotherapeutische Medizin und Psychosomatik, 2000 4
Major Depression bei Menschen ohne eine chronische körperlichen Erkrankung 4,8% mit einer chronischen körperlichen Erkrankung 8,8% Egede et al., General Hospital Psychiatry, 2007 5
Psychische Beschwerden bei chronischen körperlichen Erkrankungen Atemwegserkrankungen Erkrankungen Krebs- Erkrankungen Kardiovaskuläre Erkrankungen Muskuloskeletale Autoimmunerkrankungen der Leber Depressive Störungen 22,7 20,4 19,6 18,4? Angsterkrankungen 24,5 23,4 18,5 22,4? Härter et al., Psychotherapy and Psychosomatics, 2007 6
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Studie zu Depressivität und Angst bei AIH-Patienten I. Medizinische Klinik und Poliklinik, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf Institut und Poliklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie & Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf und Schön Klinik Hamburg Eilbek 8
Research Questions Forschungsfragen Wie fühlen sich Patienten mit AIH? Welche Faktoren stehen mit dem seelischen Zustand von AIH-Patienten in Zusammenhang? 9
Conclusion Zusammenfassung AIH-Studie Depressive Erkrankungen und Angstsyndrome sind bei AIH-Patienten dreimal häufiger als in der Allgemeinbevölkerung. 56% der AIH-Patienten glauben, aufgrund ihrer Lebererkrankung kürzer zu leben als andere. Depressivität und Angst stehen nicht in Zusammenhang mit dem Zirrhose-Status der AIH Die Prednisolon-Dosis steht mit der Schwere depressiver Symptome signifikant in Zusammenhang. Sorgen bzgl. der Folgen der Lebererkrankung stehen mit der Schwere der depressiven- und der Angstsymptomatik hoch-signifikant in Zusammenhang. 10
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Die Bewältigung des Krankseins (coping) Aktivität Zu den positiven Coping-Mustern gehören die der aktiven sich Informationssuche, aktiv und mit emotionaler der Problemanalyse Beteilung und des Zupackens, der Möglichkeiten, sich emotional Entlastung zu verschaffen den Menschen und Konflikten zuwenden oder sich aufzulehnen und vor allem auch der Möglichkeit, sich die Zuwendung anderer Menschen zu sichern. Vermeidung Als ungünstig gelten Bewältigungsstrategien, die eher resignativ, passiv getönt sind, die die Situation ist depressiv-resignativ fatalistisch akzeptieren getönt, oder gar in beinhaltet Selbstbeschuldigungen sozialen Rückzug münden, ferner solche, die jede affektive Bewegung vermeiden. Aus: Rudolf, Psychotherapeutische Medizin und Psychosomatik, 2000, S. 23/24 12
Adaptive und maladaptive Krankheitsbewältigungsmuster Eher adaptiv: Eher maladaptiv: Aktiver Umgang mit Belastungen Mobilisierung familiärer und sozialer Ressourcen Venting (Ausdruck von Gefühlen) Aktives Akzeptieren Kämpferische Haltung ( fighting spirit ) Positive Neubewertung der Situation Erhalt von Lebenssinn Carver & Connor-Smith 2010 Annu. Rev. Psychol. 2010. 61:679 704 Passive Resignation Selbstbeschuldigung Soziale Isolation Psychosoziale Moderatoren des individuellen Coping-Verhaltens: Persönlichkeitsstruktur (z.b. Neurotizismu Optimismus) Ausmaß der sozialen Unterstützung Soziodemografische Merkmale Professionelles Umfeld Vorerfahrungen mit Erkrankung Etc 13
Was braucht mein Patient wirklich? Besonders häufig genannte unmet needs (systematischer Review von 94 Publikationen, Harrison et al., 2009) à Selten gestellte Frage: Was braucht mein Patienten eigentlich? Aktivitäten im Alltag Psychische u. psychosoziale Belastungen Informationsbedarf Präferenzen bezüglich spezifischer Informationsund Behandlungsangebote unzureichend erfragt (Harrison et al., 2009, Support Care Cancer) Unterstützung bei körperlichen Beschwerden Spirituelle Belange Arzt-Patient Kommunikation Sexuelle Beschwerden 14
Aspekte psychosozialer Folgeprobleme bei somatischen Erkrankungen: Perspektiven für die Behandlung Krankheitsbewältigung Krankheitsverhalten Compliance, Lifestyle Rollenwechsel, Statusverlust, berufliche Integration Psychische Symptome (Depression, Angst) Partnerschaft soziale und familiäre Probleme Herausforderung: Gestaltung angemessener Interventionen unter erschwerten Bedingungen Therapiemotivation Somatisches Behandlungssetting Somatisches Krankheitsmodell Somatisch geprägte Behandlungserwartung Koch, Mehnert & Strauss, 2011, Bundesgesundheitsblatt 15
Wenden Sie sich gerne auch an uns: Institut und Poliklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf Gebäude O 59 Ambulanter Termin nach telefonischer Vereinbarung Telefon: 040-7410-54174 16
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