10. Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse und Schlußfolgerungen

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Transkript:

10. Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse und Schlußfolgerungen Ziel der Arbeit war die Etablierung von Methoden und Strategien zur Differenzierung von embryonalen Stamm(ES)-Zellen der Maus in Insulin-produzierende pankreatische Zellen, sowie die Charakterisierung verschiedener Entwicklungsstadien. ES-Zellen, die die Pankreas- Entwicklungskontrollgene Pdx1 bzw. Pax4 konstitutiv exprimieren (Pdx1+, Pax4+) wurden vergleichend zu Wildtyp (Wt)-ES-Zellen analysiert. Vier verschiedene Kultivierungssysteme wurden entwickelt, um die Pankreas-Differenzierung in vitro zu untersuchen: i) spontane Differenzierung von ES-Zellen ohne Induktion der pankreatischen Differenzierung [1], ii) Selektion von Nestin-positiven Vorläuferzellen gefolgt von der Induktion der pankreatischen Differenzierung [1,2,5], iii) spontane Differenzierung von ES-Zellen in Vorläuferzellen aller drei Keimblätter (multi-lineage progenitors) gefolgt von der Induktion der pankreatischen Differenzierung [3,4] und iv) die histotypische Entwicklung von Sphäroiden aus Inselähnlichen Clustern [1,5; Zahlen in Klammern verweisen auf die Original-Arbeiten]. Einfluss der konstitutiven Expression von Pax4 und Pdx1 auf die spontane Differenzierung von ES Zellen in pankreatische Zellen Wt, Pdx1+ und Pax4+ ES Zellen wurden nach spontaner Differenzierung mittels morphologischer Analyse auf die Anwesenheit von Herz-, Skelettmuskel- und Nervenzellen untersucht. Parallel dazu wurden pankreasspezifische Genexpressionsmuster mit Hilfe von RT-PCR- und die Bildung pankreasspezifischer Proteine mit Immunfluoreszenz-Analyse untersucht. Pax4+ Zellen zeigten im Vergleich zu Wt-Zellen verzögerte und verringerte Herzzelldifferenzierung und eine verminderte Differenzierung in Skelettmuskel- und neuronale Zellen, während die konstitutive Expression von Pdx1 nur geringfügig das ES- Zelldifferenzierungsmuster veränderte (1). Wichtige Veränderungen in der Expressionsintensität von pankreasspezifischen Genen wurden in Pax4+ und in geringerem 38

Maß in Pdx1+ Zellen beobachtet. Semi-quantitative RT-PCR-Analyse demonstrierte eine Erhöhung der Transkriptmenge der pankreasspezifischen Gene ngn3, Pax6 und Insulin in Pdx1+ Zellen, wohingegen isl-1, ngn3, Insulin, IAPP und Glut-2 (nicht jedoch Pdx1) mrna in Pax4+ Zellen hochreguliert wurden. Pax4-Transkripte waren in Wt- und Pdx1+ Zellen nicht nachweisbar [1]. Immunfluoreszenz-Analyse zeigte, dass die pankreasspezifischen Hormone Insulin, Glucagon, Somatostatin und pankreatisches Peptid (PP) in differenzierten Wt-Zellen ko-exprimiert waren, und nur wenige Zellen ausschließlich Insulin bildeten. Pax4+ Zellen zeigten dagegen eine 4.5- fache und Pdx1+ Zellen eine zweifache Erhöhung der Menge Insulin-positiver Zellen, während der Anteil von Glucagon-positiven Zellen in beiden Linien im Vergleich zu Wildtypzellen unverändert war [1]. Diese Ergebnisse zeigten, dass Pax4 (und in geringerem Maß, Pdx1) die spontane Differenzierung von ES-Zellen in die pankreatische Linie positive beeinflussen. Bildung von Insel-ähnlichen Clustern aus ES-Zell-abgeleiteten Nestin positiven Vorläuferzellen Immunfluoreszenz-Analyse an spontan differenzierenden ES-Zellen zeigte, dass die konstitutive Expression von Pax4 die Anzahl von Nestin-positiven Zellen im Vergleich zu Wt-Zellen erhöhte. Deshalb wurden in aufeinanderfolgenden Experimenten Wt- und Pax4+ ES-Zellen unter Selektionsbedingungen kultiviert, die die Entwicklung von Nestin-positiven Zellen fördern. Anschließend wurde in diesen Zellen pankreatische Differenzierung induziert. Nach dieser Selektion wurden in Pax4+ Zellen eine signifikant höhere Anzahl von Nestinpositiven Zellen - und nach anschließender pankreatischer Differenzierung - eine erhöhte Anzahl von Insulin-positiven Inselzell-ähnlichen Clustern gebildet [1]. Immunfluoreszenz-Studien zeigten, dass die meisten der Insulin-positiven Zellen C- Peptid ko-exprimierte, womit nachgewiesen wurde, dass ES-Zellen in pankreatische Zellen differenzieren, die de novo Insulin produzieren. Lediglich ein Anteil von 10-15% der 39

differenzierten Insulin-positiven Zellen war C-Peptid-negativ. Diese Zellen wiesen fragmentierte Kerne auf, was auf Apoptose-Prozesse schließen lässt [2]. Bei diesen Zellen handelt es sich offensichtlich um Zellen, die Insulin anreichern, aber nicht selbst produzieren (siehe Rajagopal et al., 2003). Der Nachweis von Pax4, Insulin, Glut-2 und IAPP mrna durch RT-PCR in differenzierten Wt ES-Zellen bestätigte eine erfolgreiche Differenzierung in pankreatische Zellen [2,5]. Pax4+ Zellen bildeten eine signifikant höhere Anzahl von Insulin-positiven Zellen (bis zu ~80% aller Zellen) im Vergleich zu Wt-Zellen (bis zu 20-25% aller Zellen). Die Messung der intrazellulären Insulinmenge mittels ELISA zeigte einen signifikanten Anstieg in Pax4+ Zellen im Vergleich zu differenzierten Wt-Zellen. Sowohl Wt- als auch Pax4+ Zellen gaben Insulin nach Einwirkung hoher Konzentrationen von Glukose ab. Dagegen wurden keine signifikanten Unterschiede in der Rate von sezerniertem und interzellulärem Insulin zwischen beiden Linien gefunden [1]. Das funktionelle Potential der Insulin-produzierenden Zellen wurde nach Transplantation in ein diabetisches Mausmodell untersucht. Differenzierte Wt- und Pax4+ Zellen wurden in Niere und Milz von Streptozotocin (STZ)-behandelten diabetischen Tieren transplantiert. Die mit Wt- oder Pax4+ ES-Zellen transplantierten Mäuse zeigten innerhalb von 14 Tagen eine Normalisierung des Blutzuckerspiegels, während nicht transplantierte Kontrolltiere 48 Stunden nach der STZ-Behandlung hyperglämisch wurden. 14 Tage nach der Transplantation wurden zahlreiche Insulin-produzierende Zellen unter der Nieren-Kapsel und in der Milz transplantierter Tieren nachgewiesen. [1]. Diese Daten zeigen, dass aus ES-Zellen entwickelte pankreatische Zellen funktionell sind und Insel-ähnliche Cluster über Nestinpositive Vorläuferzellen erzeugt werden können. Der Entwicklungsprozess wird durch konstitutive Expression von Pax4 gefördert. Histotypische Bildung von Sphäroiden aus differenzierten ES Zellen 40

Es wurde ein histotypisches Differenzierungsmodell zur Entwicklung von komplexen dreidimensionalen Aggregaten (Sphäroiden) aus Wt- und Pax4+ Zellen in Spinner-Kultur entwickelt. Durch Immunfluoreszenz-Analyse und nach ELISA wurden eine hohe Synthese und Speicherung (jedoch nur eine geringe Abgabe) von Insulin und Glukagon aus den Sphäroiden nachgewiesen. Die immunelektronenmikroskopische Untersuchung der Sphäroide zeigte in Pax4+ (nicht jedoch in Wt-) Zellen Insulin-positive sekretorische Granula, die denen von embryonalen Beta-Zellen vergleichbar waren. Daraus kann geschlussfolgert werden, dass die histotypische Differenzierung für die Entwicklung von funktionellen pankreatischen Beta- Zellen allein nicht ausreichend ist. Die Erzeugung Insel-ähnlicher Cluster ohne Selektion Nestin-positiver Vorläuferzellen In vielen Untersuchungen (siehe Rajagopal et al., 2003) war das Differenzierungprotokoll, das auf der Selektion Nestin-positiver Vorläuferzellen beruht, nicht reproduzierbar. Aus diesem Grund etablierten wir ein neues Differenzierungprotokoll, bei dem die Selektion Nestin-positiver Zellen durch die Entwicklung von Vorläuferzellen aller drei Keimblätter ersetzt wurde. Diese Vorläuferzellen wurden danach in die pankreatische Linie differenziert. Das Protokoll ermöglichte die Untersuchung der Rolle der Vorläuferzellen während der pankreatischen Differenzierung in vitro. Nach Aktivierung der pankreatischen Differenzierung wurde eine signifikante Hochregulierung der Trankriptmengen von Pdx1, Pax4, Insulin und IAPP gefunden und damit die pankreatiche Differenzierung in ES-Zellen nachgewiesen. Auch mit dieser Methode wurden Insel-ähnliche Cluster entwickelt, die Insulin und C-Peptid in den meisten Zellen aufwiesen, während nur ein geringer Anteil Insulinpositiver Zellen kein C-Peptid bildete. Die funktionellen Eigenschaften von Wt- und Pax4+ Zellen wurden mit elektrophysiologischen Untersuchungen mit Hilfe der patch-clamp Technik und mit ELISA analysiert. Die elektrophysiologischen Messungen zeigten, dass aus ES-Zellen abgeleitete 41

pankreatische Zellen die gleichen Eigenschaften wie embryonale Beta-Zellen aufwiesen, nämlich spannungsaktivierte Na + und K + Kanäle und Ca 2+ -abhängige sekretorische Aktivität. In einigen Pax4+ Zellen wurden ATP-modulierte K-Kanäle gemessen, was auf einen höheren Reifungsgrad der Pax4+ Zellen hinweist. ELISA Untersuchungen zeigten, dass Wt- und Pax4+ Zellen in Abhängigkeit von der Glucose-Konzentration Insulin abgeben. Pax4+ Zellen zeigten einen höheren intrazellulären Insulingehalt, aber das Verhältnis zwischen freigesetztem und intrazellulärem Insulingehalt war in Wt- und Pax4+ Zellen annähernd gleich. Der höhere intrazelluläre Insulingehalt und die erhöhte Insulinabgabe von Pax4+ Zellen korrelierte mit einer höheren C-Peptid-Expression im Vergleich zu Wt-Zellen [3]. Das in vivo Potenzial der differenzierten Wt- und Pax4+ Zellen wurde in Transplantations-Experimenten mit Streptozotocin (STZ)-induzierten diabetischen Mäusen getestet. Die Zellen wurden in die Nierenkapsel und in die Milz hyperglykämischer Mäuse transplantiert. Mäuse, die mit Wt-Zellen transplantiert waren und Kontrolltiere entwickelten einen hyperglykämischen Blutzuckerwert von 25-30 mm und litten an diabetischem Gewichtsverlust. In den mit Pax4+ Zellen transplantierten Tieren war der Blutzuckerspiegel 5 Wochen nach der Transplantation wieder normalisiert. Ebenso konnte der Gewichtverlust in mit Pax4+-transplantierten Mäusen aufgehoben werden. Partielle Nephrektomie führte zu einem erneuten Anstieg des Blutzuckerspiegels [3]. Der Einsatz des neuen Protokolls zeigte, dass die Selektion Nestin-positiver Zellen weder notwendig noch vorteilhaft für die Entwicklung von Insel-ähnlichen Clustern aus ES Zellen ist. Charakterisierung pankreatischer Vorläuferzellen In diesen Untersuchungen wurde das neue Differenzierungsmodell eingesetzt und differenzierende Wt- und Pax4+ Zellen wurden vor Beginn, in einem intermediären Stadium und am Ende der pankreatischen Differenzierung analysiert. Immunfluoreszenz-Analyse zeigte, dass Nestin und C-Peptid im intermediären Stadium in pankreatischen Vorläuferzellen 42

nachweisbar waren, während im terminalen Differenzierungsstadium die C-Peptid-positiven Insel-ähnlichen Cluster Nestin-negativ sind. Das deutet auf eine transiente Expression von Nestin während der pankreatischen Differenzierung hin [3]. Ein weiteres Intermediärfilamentprotein, Desmin, zeigte Ko-Expression mit Nestin im Vorläuferstadium, jedoch nicht in den pankreatischen Vorläuferzellen, was darauf hinweist, dass Desmin bei der Differenzierung von Pankreaszellen keine Rolle spielt [3]. Cytokeratin 19 (CK19) mrna wurde in allen analysierten Differenzierungsstadien nachgewiesen, jedoch ließ sichck19 nach pankreatischer Differenzierung nicht mehr in der Intermediärfilamentstruktur, sondern nur als unorganisiertes (dot-like) Protein nachweisen. Immuofluoreszenzanalyse ergab eine hohe Ko-Expression von CK19 mit Nestin und C-Peptid im pankreatischen Vorläuferstadium. Im terminalen Stadium waren einige C-Peptid-positive Zellen aus Insel-ähnlichen Clustern CK19-negativ, was ein Hinweis auf eine zumindest teilweise Reifung der pankreatischen Zellen ist [3]. Dagegen war Isl-1 in den Nestin-positiven Subpopulationen nur in pankreatischen Vorläuferzellen, nicht aber in differenzierten Insulinpositiven Zellen nachweisbar [3]. Die Untersuchung der Expression von Karbonsäureanhydrase II (CaAII), einem Protein des duktalen Pankreas-Epithels, ergab einen hohen Grad der Ko-Expression mit C-Peptid im pankreatischen Vorläuferstadium und im terminalen Entwicklungsstadium. Diese Ergebnisse lassen vermuten, daß es sich bei den in vitro entwickelten Zellen um noch unreife pankreatische Zellpopulation handelt, da CaAII in reifen pankreatischen Beta-Zellen herunter reguliert ist [3]. Die Ergebnisse zeigen, dass die Gene, die bei der Entwicklung und Funktion von pankreatischen Beta-Zellen in vivo eine Rolle spielen, auch während der ES-Zell- Differenzierung in die pankreatische Linie in vitro ausgebildet werden. Weiterhin konnte gezeigt werden, dass das Intermediärfilamentprotein Nestin während der Entwicklung von ES-Zellen in Insel-ähnliche Cluster transient gebildet wird. 43

Schlußfolgerungen Unsere Studien haben gezeigt, daß ES Zellen fähig sind, sich in vitro in Insel-ähnliche Cluster zu entwickeln. Die Zellen sind charakterisiert durch die Expression pankreasspezifischer Gene, Beta-Zell-spezifischer Ionenkanal-Aktivität, Glucose abhängiger Insulinabgabe und die Fähigkeit, den Blutzuckerspiegel diabetischer Mäuse zu normalisieren. Die Expression des pankreasspezifischen Entwicklungskontrollgen Pax4 in ES-Zellen hatte einen positiven Effekt auf die Differenzierung und teilweise Reifung von pankreatischen Zellen. Unsere Ergebnisse weisen darauf hin, dass Pax4 eine entscheidende Rolle bei der Kontrolle der Entwicklung undifferenzierter ES Zellen in die pankreatische Linie spielt und in Differenzierungsstrategien mit adulten Stammzellen einbezogen werden sollte. Die transiente Expression von Nestin während der pankreatischen Differenzierung in vitro (ohne die Selektion von Nestin positiven Vorläuferzellen) weist auf eine mögliche Bedeutung während der pankreatischen Differenzierung hin, lässt aber gleichzeitig vermuten, dass Nestin in vivo und in in vitro-systemen unterschiedlich exprimiert wird. Unsere Arbeit zeigt, dass die Entwicklung von ES-Zellen in funktionelle pankreatische Zellen möglich ist. Dies eröffnet die Entwicklung neuer Strategien für die Erzeugung Insulin-produzierender Zellen für den therapeutischen Einsatz für die Behandlung von Diabetes. Jedoch müssen vor der therapeutischen Anwendung alle Probleme bezüglich der Reifung und der Reinheit der aus ES-Zellen generierten Spenderzellen beantwortet werden. Darüberhinaus kommt der Identifizierung von wichtigen Signalmolekülen und Differenzierungsfaktoren, die innerhalb der Inselzellen für die Entwicklung und Funktion von Beta-Zellen verantwortlich sind, eine entscheidende Bedeutung zu. 44