Direktorium Statistisches Amt

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Transkript:

Telefon: 233 82702 Telefax: 233-82760 Direktorium Statistisches Amt Studie über Migranten-Milieus Antrag Nr.08-14 / A 01805 von Herrn Stadtrat Marian Offman vom 31.08.2010 Sitzungsvorlage Nr. 08-14 / V 05346 2 Anlagen: Beschluss in der gemeinsamen Sitzung des Kinder- und Jugendhilfeausschusses, Sozialausschusses, Verwaltungs- und Personalausschusses, des Ausschusses für Bildung und Sport, des Ausschusses für Arbeit und Wirtschaft, des Kreisverwaltungsausschusses, des Kulturausschusses und des Gesundheitsausschusses vom 1. Februar 2011 (SB) Öffentliche Sitzung I. Vortrag des Referenten Das Statistische Amt hat im 1. Quartalsheft 2010 die Studie über Migranten-Milieus vorgestellt. Diese wird nun gemeinsam mit dem Intergrationsbericht dem Stadtrat vorgelegt. Dies entspricht auch dem o. g. Antrag von Herrn Stadtrat Marian Offman (Anlage 1). 1. Studie zu Migranten-Milieus Das Heidelberger Institut Sinus Sociovision führte im Zeitraum 2006 bis 2008 eine qualitative ethnografische Leitstudie sowie eine anschließende Repräsentativstudie zu den Lebenswelten von Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland durch, auf deren Basis die Identifikation und Beschreibung von acht unterschiedlichen Migranten-Milieus möglich wurde. Ziel dieser sozialwissenschaftlichen Untersuchung war das Kennenlernen und Verstehen der Alltagswelt von Migranten, ihrer Wertorientierung, Lebensziele, Wünsche und Zukunftserwartungen. Sinus Sociovision, Nachfolger des Sinus-Instituts, das bereits in den 80er Jahren mit den Sinus-Milieus bekannt wurde, ist eines der führenden Institute auf dem Gebiet der Lebenswelt-/Milieuforschung. Unter Milieus werden Gruppen Gleichgesinnter verstanden. Demnach gruppieren Milieus Menschen, die sich in ihrer Lebensauffassung und Lebensweise ähneln. Grundlegende Wertorientierungen gehen dabei ebenso in die Analyse ein wie Alltagseinstellungen zur Arbeit, Familie und Freizeit sowie zu Medien, Geld und Konsum. Entsprechend fassen Migrantenmilieus gleichgesinnte Menschen mit Migrationshintergrund zusammen. Die Ähnlichkeit der Migranten innerhalb eines Milieus ist größer als die Ähnlichkeit zwischen Migranten aufgrund gleicher Herkunft, Ethnie oder Kultur.

Seite 2 D. h. Migranten des gleichen Milieus verbindet mehr miteinander als mit dem Rest ihrer Landsleute aus anderen Milieus. 1.1 Methodik In der Leitstudie wurden Tiefeninterviews mit Migranten unterschiedlicher ethnischer Herkunft, Alter, Geschlecht und Bildung durchgeführt und basierend auf diesen Ergebnissen acht Migrantenmilieus definiert. Die anschließend Befragung von 2.072 Personen, repräsentativ für die definierte Grundgesamtheit ab 14 Jahren, verfolgte das Ziel einer Validierung und Strukturbeschreibung der in der Leitstudie identifizierten Migranten-Milieus. 1.2 Räumliche Darstellung der Migrantenmilieus Die Erkenntnisse aus der Repräsentativstudie wurden durch die Firma microm im Auftrag der LH München, vertreten durch das Statistische Amt und das Schulreferat, gemeinsam mit den Städten Konstanz und Wiesbaden, sowie mit dem Bundesverband für Wohnen und Stadtentwicklung e.v. (vhw), dem Institut für Landes- und Stadtentwicklungsforschung (ILS) und der Caritas auf die teilräumliche Ebene übertragen. Hierzu verwendet microm das MOSAIC-Datensystem, das (deutschlandweit) eine immense Anzahl an Einzelinformationen, insbesondere geografische, ökonomische und demografische Informationen sowie Informationen zum Konsumverhalten, enthält. Die in das MOSAIC-Datensystem eingehenden Daten stammen aus einer Vielzahl an Quellen, u.a. Bundesagentur für Arbeit, Kraftfahrt Bundesamt, Deutsche Post, Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung, GfK, Creditreform. Auf Basis dieser Daten wird dann die Milieuzugehörigkeit berechnet. Die Ergebnisse liegen auf Adressebene vor. Jeder Datensatz beinhaltet neben der Angabe mit welcher Wahrscheinlichkeit (kann in dem Fall als Anteilswert interpretiert werden) die acht Milieus an der Adresse anzutreffen sind, ebenso die Anzahl der Haushalte. Datengrundlage basiert auf Informationen, die die Firma microm 2008 zusammengestellt hat. Um den Datenschutz zu gewährleisten, werden bei Adressen die weniger als fünf Haushalte aufweisen nicht die individuellen Ergebnisse angegeben, sondern die Informationen aus den benachbarten Adressen zusammengefasst.

Seite 3 1.3 Klassifikation der Migranten-Milieus Im folgenden werden die acht Migranten-Milieus charakterisiert. Die Beschreibungen beschränken sich dabei auf einzelne Auffälligkeiten des jeweiligen Milieus und repräsentieren somit einen ideal typischen Haushalt. Milieubezeichnung Religiös-verwurzeltes Milieu Sinus A3 Traditionelles Arbeitermilieu Sinus AB3 Statusorientiertes Milieu Sinus AB12 Entwurzeltes Milieu Sinus B3 Intellektuell-kosmopolitisches Milieu Sinus B12 Kurzcharakteristik Archaisches, bäuerlich geprägtes Milieu, verhaftet in den sozialen und religiösen Traditionen der Herkunftsregion Traditionelles Blue Collar-Milieu der Arbeitsmigranten, das den Traum einer Rückkehr in die Heimat aufgegeben hat Klassisch aufstiegsorientiertes Milieu, das aus kleinen Verhältnissen kommend für sich und seine Kinder etwas Besseres erreichen will Sozial und kulturell entwurzeltes (traumatisiertes) Flüchtlingsmilieu stark materialistisch geprägt und ohne Integrationsperspektive Aufgeklärtes, nach Selbstverwirklichung strebendes Bildungsmilieu mit einer weltoffen-toleranten Grundhaltung und vielfältigen intellektuellen Interessen Adaptives Bürgerliches Milieu Sinus B23 Multikulturelles Performermilieu Sinus BC2 Die pragmatische moderne Mitte der Migrantenpopulation, die nach sozialer Integration und einem harmonischen Leben in gesicherten Verhältnissen strebt Junges, flexibles und leistungsorientiertes Milieu mit bibzw. multikulturellem Selbstbewusstsein, das nach Autonomie, beruflichem Erfolg und intensivem Leben strebt Hedonistisch-subkulturelles Milieu Sinus BC3 Die unangepasste zweite Generation mit defizitärer Identität und Perspektive, die Spaß haben will und sich den Erwartungen der Mehrheitsgesellschaft verweigert

Seite 4 Die grafische Darstellung der Milieus erfolgt in einem Koordinatensystem mit den Achsen soziale Lage und Grundorientierung in Form der bekannten Kartoffelgrafik. Je höher ein Milieu in dieser Grafik angesiedelt ist, desto gehobener sind Bildung, Einkommen und Berufsgruppe. Je weiter rechts es positioniert ist, desto moderner ist die Grundorientierung. Ein grundlegender Bestandteil des Milieu-Konzepts ist, dass es zwischen den Milieus Berührungspunkte und Übergänge gibt. Die Grenzen zwischen den Milieus sind demnach fließend dies impliziert, dass Lebenswelten im Vergleich zu sozialen Schichten nicht exakt eingrenzbar sind. Abbildung 1: Die Anteile der Migranten-Milieus der BRD und ihre Lage im Achsensystemvon sozialer Lage und Grundorientierung 2. Ergebnisse der Migranten-Milieustudie für die Landeshauptstadt München Die Ergebnisse liegen auf Adressebene vor, d.h. für jede Adresse wird angegeben, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, jeden einzelnen der acht Milieus an dieser Adresse anzutreffen. Aufgrund der adressscharfen Informationen besteht die Möglichkeit für beliebige räumliche Aggregate die Milieustruktur zu betrachten.

Seite 5 Von 748.678 Haushalten (Datenstand: 31. Dezember 2008) wurden 259.958 Haushalte als Migrantenhaushalte identifiziert, dies entspricht einem Anteil von 34,7 Prozent. Die Anteile der einzelnen Migranten-Milieus und deren Anzahl werden in Tabelle 1 aufgelistet. Milieubezeichnung Anteil des jeweiligen Milieus an allen Haushalten Anzahl der Anteil des Haushalte im jeweiligen jeweiligen Milieu Milieus an allen Migrantenhaushalten Religiös-verwurzeltes Milieu 14.283 5,5% 1,9% Traditionelles Arbeitermilieu 22.235 8,6% 3,0% Entwurzeltes Milieu 16.280 6,3% 2,2% Statusorientiertes Milieu 37.208 14,3% 5,0% Adaptives Bürgerliches Milieu 46.657 17,9% 6,2% Intellektuell-kosmopolitisches Milieu 39.873 15,3% 5,3% Multikulturelles Performermilieu 50.859 19,6% 6,8% Hedonistisch-subkulturelles Milieu 32.564 12,5% 4,3% Migrantenhaushalte 259.958 100,0% 34,7% Haushalte insgesamt 748.678 100,0% Tabelle 1: Anzahl und Anteile der Migranten-Milieus bezogen auf die Münchner Haushalte 3. Vergleich der Münchner Ergebnisse mit den bundesweiten Ergebnissen Die Zusammensetzung der Münchner Migranten-Milieus unterscheidet sich deutlich von den bundesweiten Werten. Gerade die Milieus der mittleren und höheren sozialen Lagen sind überrepräsentiert. Speziell bei den in der Regel gut integrierten Migranten-Milieus der Multikulturellen Performer und Intellektuell-Kosmopolitischen weist München Spitzenwerte auf. Wohingegen die Milieus der unteren sozialen Lagen weit weniger vertreten sind. Die Anteile des Traditionellen Arbeitermilieus sind in München verglichen mit dem Bundesdurchschnitt etwa halb so hoch (Tabelle 2).

Seite 6 Milieubezeichnung Anteil des jeweiligen Milieus an allen Migrantenhaushalten in Anteil des jeweiligen Milieus an allen Migrantenhaushalten im München Bund Prozentpunkten Religiös-verwurzeltes Milieu 5,5% 7,0% -1,5% Traditionelles Arbeitermilieu 8,6% 16,0% -7,4% Entwurzeltes Milieu 6,3% 9,0% -2,7% Statusorientiertes Milieu 14,3% 12,0% 2,3% Adaptives Bürgerliches Milieu 17,9% 16,0% 1,9% Intellektuell-kosmopolitisches Milieu 15,3% 11,0% 4,3% Multikulturelles Performermilieu 19,6% 13,0% 6,6% Hedonistisch-subkulturelles Milieu 12,5% 15,0% -2,5% Tabelle 2: Anteile der Migranten-Milieus in München und im Bund Abweichung der Münchner Migranten_Milieu s von den bundesdeutsche n Werten, in Die im Antrag von Herrn Offman gestellten Fragen können wie folgt beantwortet werden: Darstellung der Milieus im Anteil an der Gesamtbevölkerung Die jeweiligen Anteile der einzelnen Migranten-Milieus an allen Münchner Haushalten sind in Tabelle 1, Spalte 3 zu finden. Da die Migrantenhaushalte im Durchschnitt geringfügig größer sind, ergeben sich, bezogen auf die Hauptwohnsitzbevölkerung von München, minimal höhere Anteilswerte. Die nachfolgenden Fragen lassen sich lediglich aus den Ergebnissen der Repräsentativumfrage aus ganz Deutschland beantworten. Die Aussagen geben somit nur Tendenzen der einzelnen Migranten-Milieus wieder und sind keine speziellen Daten für München. Wie hoch ist der nach Milieu differenzierte Anteil von Kindern bis zum fünften Lebensjahr und bis zum 12. Lebensjahr. Antwort vgl. Tabelle 3

Seite 7 Milieubezeichnung Anteil der Kinder bis 5 Tabelle 3: Anteil Kinder bis 5 bzw. bis 12 Jahre im Haushalt Anteil der Kinder bis 12 Jahre Jahre Religiös-verwurzeltes Milieu 7,5% 14,4% Traditionelles Arbeitermilieu 3,4% 7,4% Entwurzeltes Milieu 6,0% 11,9% Statusorientiertes Milieu 5,9% 13,2% Adaptives Bürgerliches Milieu 5,2% 11,7% Intellektuell-kosmopolitisches Milieu 4,8% 10,0% Multikulturelles Performermilieu 4,1% 7,5% Hedonistisch-subkulturelles Milieu 4,2% 9,7% - Zuordnung in den einzelnen Milieus zu den Sozialsystemen (SGB II und SGB XII) Dies wurde bei der zugrunde liegenden Repräsentativbefragung in der Form nicht abgefragt. Alternativ wird an dieser Stelle daher die Berufstätigkeit ausgewertet. Die Frage lautete Sind Sie zur Zeit berufstätig? Was trifft auf Sie persönlich zu?. Die Antwortkategorie arbeitslos wurde ausgezählt, dabei ergab sich folgender Anteilswert (Abbildung 2). Hohe Arbeitslosenanteile sind mit über 15% im Entwurzelten Milieu sowie mit ca. 10% im Religiös-verwurzelten Milieu, beides Milieus in einer niedrigen sozialen Lage, zu finden. Den geringsten Arbeitslosenanteil zeigt mit knapp 2% das Statusorientierte Milieu, ein Milieu in einer mittleren und hohen sozialen Lage.

Seite 8 Anteil der Arbeitslosen in den Migranten-Milieus Hedonistisch-subkulturelles Milieu Multikulturelles Performermilieu Intellektuell-kosmopolitisches Milieu Adaptives Integrationsmilieu Statusorientiertes Milieu Entwurzeltes Milieu Traditionelles Arbeitermilieu Religiös-verwurzeltes Milieu 0 2 4 6 8 10 12 14 16 18 Prozent arbeitslos Abbildung 2: Anteil der Arbeitslosen in den Migranten-Milieus - Welchen Rang haben deutsche Sprachkenntnisse in den einzelnen Milieus? Dieses Thema wurde durch die Befragung umfassend abgedeckt und zeigt ein stark differenziertes Bild der einzelnen Migrantengruppen. Knapp 90 Prozent der Migrantinnen und Migranten des Intellektuell-kosmopolitischen Milieus haben Deutsch als Muttersprache oder sehr gute deutsche Sprachkenntnisse (siehe Abbildung 3). Mitglieder des Multikulturellen Performermilieus folgen mit rund 85 Prozent und im Hedonistisch-subkulturellen Milieu, dem Adaptiven Integrationsmilieu sowie dem Statusorientierten Milieu weisen immer noch über 70 Prozent sehr gute deutsche Sprachfähigkeiten auf. Mit deutlichem Abstand folgt die Gruppe des Traditionellen Arbeitermilieus (ca. 56%) und des Entwurzelten Milieus (ca. 47%). Im Milieu der Religiös-verwurzelten sind sehr gute Deutschkenntnisse bei rund 26 Prozent der Befragten vertreten. D. h. sehr gute Deutschkenntnisse sind in den Milieus mit niediger sozialer Lage geringer.

Seite 9 Deutsch Muttersprache oder Kenntnisse sehr gut Hedonistisch-subkulturelles Milieu Multikulturelles Performermilieu Intellektuell-kosmopolitisches Milieu Adaptives Integrationsmilieu Statusorientiertes Milieu Entwurzeltes Milieu Traditionelles Arbeitermilieu Religiös-verwurzeltes Milieu 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 nein Prozent ja Abbildung 3: Deutsch Muttersprache oder Kenntnisse sehr gut Die Abbildung 4 stellt die Nutzung von Deutsch als Familiensprache (bzw. der zu Hause gesprochenen Sprache) dar. Diese Frage konnte mittels einer 5-stufigen Skala beantwortet werden. Die Spanne reicht von (fast) ausschließlich auf Deutsch bis fast ausschließlich in einer anderen Sprache. Die deutsche Sprachkomponente spielt in den acht Milieus eine sehr unterschiedliche Rolle. Werden die drei Kategorien mit einem deutlichen deutschen Sprachanteil aufsummiert, ergibt sich folgendes Bild: Das Milieu der Multikulturellen Performer, der Intellektuell-kosmopolitischen und das Adaptive Integrationsmilieu kommen jeweils auf Werte um die 80 Prozent. Das Statusorientierte Milieu und das Hedonistisch-subkulturelle Milieu erreichen ca. 65 Prozent, das Traditionelle Arbeitermilieu liegt bei ca. 55%. Etwa 45 Prozent der Migrantinnen und Migranten des Entwurzelten Milieus gaben an, die deutsche Sprache auch bei der Kommunikation in der Familie zu nutzen. Im Religiös-verwurzelten Milieu (5,5% der Münchner Migranten-Haushalte) zählt nur jeder 4. zu dieser Gruppe. Zu beachten sind die in vielen Milieus hohen Anteile für die Aussage sowohl auf Deutsch als auch in einer anderen Sprache. D. h. in vielen Milieus gibt es kein entweder oder, sondern ein sowohl als auch beim Gebrauch der Familiensprache.

Seite 10 In welcher Sprache unterhalten Sie sich in Ihrer Familie bzw. bei Ihnen zu Hause? Hedonistisch-subkulturelles Milieu Multikulturelles Performermilieu Intellektuell-kosmopolitisches Milieu Adaptives Integrationsmilieu Statusorientiertes Milieu Entwurzeltes Milieu Traditionelles Arbeitermilieu Religiös-verwurzeltes Milieu 0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 Prozent (fast) ausschließlich auf Deutsch überwiegend in einer anderen Sprache überwiegend auf Deutsch fast ausschließlich in einer anderen Sprache sowohl auf Deutsch als auch in einer anderen Sprache Abbildung 4: In welcher Sprache unterhalten Sie sich in Ihrer Familie bzw. bei Ihnen zu Hause? Wie hoch waren die Kosten für diese Studie? Durch die Teilnahme an der Migrantenmilieu-Studie sind Kosten in Höhe von 12.000,00 Euro (zzgl. Mwst.) entstanden. Zusätzlich veranstaltete das Statistische Amt im April 2010 einen Workshop zur Vorstellung und Diskussion der Methodik der Migrantenstudie sowie der Münchner Ergebnisse. Hierfür wurden Referenten von Sinus Sociovision und microm eingeladen. An der Veranstaltung nahmen Vertreterinnen und Vertreter aus dem Sozialreferat/Stelle für interkulturelle Arbeit, dem Schul- und Kultusreferat, dem Referat für Stadtplanung und Bauordnung und dem Referat für Gesundheit und Umwelt teil. Die Kosten für den Workshop betrugen knapp 2.500,00 Euro

Seite 11 Anmerkungen der Stelle für interkulturelle Arbeit, Sozialreferat zur Studie Migranten- Mlieus Wichtige Verdienste der Studie sind, dass sie mit ihren Ergebnissen die Sichtweise einer aufgeklärten Migrationssoziologie und Integrationspolitik bestätigen und damit zur Verbreitung der Sichtweise beitragen, dass Migrantinnen und Migranten keine homogene Gruppe sind. Man kann nicht von der Herkunftskultur auf das Milieu schließen. Deutlich wurde, dass Migrantinnen und Migranten sehr daran interessiert sind, sich in Deutschland zu integrieren, ohne die eigenen Wurzeln zu vergessen. Integration ist oft mehr bildungs- als herkunftsabhängig. Eine wichtige Konsequenz für die integrationspolitische Praxis wäre es, milieuspezifische Präferenzen und Bedürfnisse noch mehr als bisher zu berücksichtigen. Kritisch sehen wir, dass durch die Trennung der klassischen Sinusmilieus der deutschen ohne Migrationshintergrund und Migranten-Milieus die ethnische Erklärung der Milieuzugehörigkeit überbetont wird. Menschen mit Migrationshintergrund sind Teil der Gesamtgesellschaft. Unserer Ansicht nach wäre es deshalb sinnvoller, wenn Sinus die Erkenntnisse der Studie verwenden würde, um die normalen Sinus-Milieus weiter auszudifferenzieren und dabei zu überprüfen, ob und wie sich die Milieus durch die zusätzliche Komponente Migrationshintergrund verändern. Es stellt sich darüber hinaus für die Micromauswertung die Frage, wie aufgrund von Merkmalen wie Haustyp, Kaufkraft, Leserinnen und Leser überregionaler Tageszeitungen, Internetnutzung, Mobilität, PKW-Dichte und sozioökonomischer Status auf auf Werte und Grundorientierung von Menschen geschlossen werden kann. Dennoch klingen die Ergebnisse für München sehr plausibel. Dem Antrag Nr. 08-14 / A01805 des Herrn Stadtrat Marian Offman vom 31.08.2010 wird mit den vorstehenden Ausführungen entsprochen. 4. Beteiligungen Die Bekanntgabe ist mit dem Sozialreferat, der Stelle für interkulturelle Arbeit und dem Referat für Bildung und Sport abgestimmt. Anhörung des Bezirksausschusses In dieser Beratungsangelegenheit ist die Anhörung des Bezirksausschusses nicht vorgesehen (vgl. Anlage 1 der BA-Satzung). Dem Verwaltungsbeirat, Herrn Stadtrat Dr. Roth, dem Sozialreferat, dem Referat für Bildung und Sport und der Stadtkämmerei wurde ein Abdruck der Sitzungsvorlage zugeleitet.

Seite 12 II. Antrag des Referenten 1. Vom Bericht zur Studie über Migranten-Milieus wird Kenntnis genommen. 2. Der Antrag Nr.08-14 / A 01805 von Herrn Stadtrat Marian Offman vom 31.08.2010 ist damit geschäftsordnungsgemäß erledigt. 3. Dieser Beschluss unterliegt nicht der Beschlussvollzugskontrolle. III. Beschluss nach Antrag. Der Stadtrat der Landeshauptstadt München Der / Die Vorsitzende Der Referent Bürgermeister/-in ea. Stadtrat / ea. Stadträtin Christian Ude Oberbürgermeister

Seite 13 IV. Abdruck von I. mit II. über den Stenografischen Sitzungsdienst an das Direktorium Dokumentationsstelle an die Stadtkämmerei an das Revisionsamt z. K. V. Wv. Direktorium HA I / STA-SG 1.2 1. Die Übereinstimmung vorstehenden Abdrucks mit der beglaubigten Zweitschrift wird bestätigt. 2. An das Sozialreferat An Schul- und Kultusreferat z. K. Am