Mit dieser Arbeit wurde anhand einer multizentrischen und offenen Pilot- Therapiestudie die Wirksamkeit der auf Omeprazol basierenden modifizierten

Ähnliche Dokumente
Helicobacter pylori. Arbeitsgruppenleiter: Assoc.Prof. Dr. Christoph Steininger

Pathogenese und Therapie der Gastritis

Helicobacter pylori. Dr. med. Olivier Dubuis

Helicobacter pylori - neue Methoden zum Nachweis und Resistenzbestimmung. Tamara Savic Institut für Krankenhaushygiene und Mikrobiologie Graz

Helicobacter-pylori-Infektion. Diagnostik, primäre und erneute Therapie

Neues über Helicobacter pylori

Frage: Führt die antibiotische Behandlung der Helicobacter pylori Infektion bei Patienten mit funktioneller Dyspepsie zur Beschwerdefreiheit?

STUDIEN PRO UND CONTRA

5. Ergebnisse Durchführung der Versuche

Helicobacter pylori Infektion im Kindesalter

PHYTO-EXTRAKT. Aktuelles für Sie und Ihre Patienten

Statistische Auswertung einer Anwendungsbeobachtung mit der Präparateserie ALBICANSAN

Helicopylori. Die. bacter- Infektion. 1. Präparat: 2. Präparat: 3. Präparat: Ärztlicher Ratgeber für Patienten

Helicobacter pylori Diagnostik, Resistenzsituation und Therapie Diagnostik Abb. 1

Klinisches Management bei Helicobacter pylori- Therapieversagern

Zu Therapie und Prophylaxe des paroxysmalen Vorhofflimmerns

Dossierbewertung A14-28 Version 1.0 Apixaban (neues Anwendungsgebiet) Nutzenbewertung gemäß 35a SGB V

Gastro Highlights 2016 Dyspepsie, Ulkuserkrankung, Helicobacter pylori. 29. Oktober 2016 Michael Gschwantler

PHYTO-EXTRAKT. Aktuelles für Sie und Ihre Patienten

Moxifloxacin hat auch immunmodulierende Wirkungen: Ist kürzer krank länger gesund? - Paradigmenwec

Ergebnisse und Interpretation 54

Statistische Auswertung einer Anwendungsbeobachtung mit SANUKEHL Prot D6 Tropfen

PHYTO-EXTRAKT. Aktuelles für Sie und Ihre Patienten

Chicago News: Aktuelles vom ACR 2011: B-Zell-Therapie bei Rheumatoider Arthritis Medizin nach Maß

Dosierung parenteraler ß-Laktame: Welche klinischen Vorteile bieten höhere Dosen und die kontinuierliche Infusion?

Statistische Auswertung einer Anwendungsbeobachtung mit SANUKEHL Acne D6 Tropfen

Verbesserung des Tuberkulose-Screenings bei Patienten mit rheumatischen Erkrankungen vor Beginn einer Therapie mit TNFα-Blockern

DEUTSCHE GESELLSCHAFT FÜR KARDIOLOGIE HERZ- UND KREISLAUFFORSCHUNG e.v. German Cardiac Society

ERGEBNISSE Dusch-PUVA vs. Berliner Schema Patientenkollektive

Geld oder Leben? Antibiotikatherapie im Spannungsfeld zwischen Ökonomie und Resistenz

Aus der Universitätsklinik und Poliklinik für Strahlentherapie an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

Verbesserte Lebensqualität für Brustkrebspatientinnen unter Chemotherapie

Mikrobiologisches Labor Doz. Möst Erreger- und Resistenzstatistik Harnkulturen

Neues First-Line Therapiekonzept bei arterieller Hypertonie: Mit VIACORAM effektive und gut verträglich

30 Jahre Helicobacter pylori

Die Bedeutung von Helicobacter pylori und der Magensäuresekretion bei der Entstehung von Ulkuserkrankungen

Sexuelle Übertragbarkeit von Borrelien- Erste Ergebnisse der Studie mit der Universität Jyväskylä, Finnland

Relevanz der Gestagenkomponente und niedrige Dosierungen beschäftigen die HRT-Forschung

Statistische Auswertung. in eine Anwendungsbeobachtung. SANUKEHL Pseu D6 Tropfen

Gastro Highlights 2017 Dyspepsie, Ulkuserkrankung, Helicobacter pylori. 18. November 2017 Michael Gschwantler

Gastrointestinale Erkrankungen

Es brennt im Magen-Darm-Trakt Die Dyspepsie

1. Neoadjuvante Therapie. 2. Adjuvante Therapie. 3. Metastasiertes Mamma-Ca. 4. Mamma-Ca. in der Schwangerschaft. 5. Nicht-interventionelle Studien

Ratgeber. Helicobacter pylori. Prof. Dr. Wolfgang Fischbach Prof. Dr. Peter Malfertheiner

PCR-RESISTENZTESTUNG BEI H. PYLORI: BEST OF IM VERGLEICH PUTTINGER MARIA-CHRISTINA BSC., OA DR. HALABI MILO, WALDHÖR KARIN

S3-Leitlinie Helicobacter pylori und gastroduodenale Ulkuskrankheit - eine neue Herausforderung für die mikrobiologische Diagnostik

TABELLE 5. Patienten und der Kontrollpatienten (Mann-Whitney)

Multiresistente Keime - Therapie

Die Nationale S3 Leitlinie: Bisherige Erfahrungen

Antworten auf häufig gestellte Fragen (FAQ) im Zusammenhang mit der Klassifikation von 3MRGN und 4MRGN durch mikrobiologische Laboratorien

Antrag auf Freistellung aus der Verschreibungspflicht für Omeprazol 20 mg

PROBASE: Große deutsche Studie zum Prostatakrebs-Screening. PROBASE Große deutsche Studie zum Prostatakrebs-Screening

Kolonisation mit ESBL- E. coli in der Allgemeinbevölkerung. Giuseppe Valenza

ANTIBIOTIKATHERAPIE BEI IMPLANTATERHALTUNGSVERSUCH

Dossierbewertung A15-15 Version 1.0 Insulin degludec/liraglutid Nutzenbewertung gemäß 35a SGB V

Kein Hand-Fuß-Syndrom unter Behandlung mit UFT (Tegafur Uracil)

Narren atemlos. Alltägliche Maskeraden oder das Spektrum unterer Atemwegsinfektionen. 22. St.Galler Infekttag Eva Lemmenmeier

Mikrobiologisches Labor Doz. Möst Erreger- und Resistenzstatistik Harnkulturen. Erregerspektrum

kolorektalen Karzinoms

Werte für Menschen, Tiere und Umwelt. Dermatophyten-PCR. synlab.vet Fachinformation

fortgeschrittenem Lungenemphysem

Position analgetisch wirksamer Substanzklassen in der Therapie von Gelenkschmerzen NSAR oder nicht NSAR?

3.6 Genotypenkombinationen und Toxizität bzw. Effektivität

Gute Überlebensqualität Trastuzumab beim metastasierten Magenkarzinom

Dossierbewertung A16-10 Version 1.0 Ramucirumab (Kolorektalkarzinom)

Der Pulsierende. Die neue Welle in der Sinusitistherapie. Ausgabe speziell für CF-Patienten

Fallbeispiele aus dem Alltag zur MRE Prävention. Dr. Giuseppe Valenza

Dacogen zur Therapie der Akuten Myeloischen Leukämie

Humanes-GLP-1 Analogon Liraglutid ist DPP-IV Inhibitor Sitagliptin signifikant überlegen

Frauen mit Brustkrebs könnten von einer autologen Stammzelltransplantation profitieren

Aktuelle klinische Studien zur Prophylaxe py

Haben Sie externe Hilfestellungen in Anspruch genommen? Wenn ja, bitte geben Sie an, welche Hilfestellung Sie in Anspruch genommen haben?

4.1. Campylobacter-Keimzahlen auf Hähnchenschenkeln innerhalb einer Handels- Packung

Avastin First-Line Überzeugendes Therapiekonzept bei fortgeschrittenem Nierenzellkarzinom

Gastrohighlights 2016: Chronisch entzündliche Darmerkrankungen

Johanniskraut Metaanalyse 2005

Welche Kinder und Jugendlichen profitieren während eines Adipositas-

Therapie peptischer Erkrankungen

Antibiotika und gute Veterinärpraxis

Additive wachstumsfördernde Effekte von Wachstumshormon und IGF-1 in der experimentellen Urämie

Wissenschaftler entwickeln Impfstoff gegen Bakterium Heliobacter pylori

ICLUSIG erweitert die Therapieoptionen der Chronischen Myeloischen Leukämie und der Philadelphia-C

DGRh Etanercept bei Ankylosierender Spondylitis: Sicher und wirksam in der klinischen Routineversorgung

Refraktäres indolentes Non-Hodgkin-Lymphom Gazyvaro erzielt deutlich längeres progressionsfreies Überleben

Individuelle Therapieentscheidungen im Brustzentrum - zwischen Erfahrung und Laboranalyse -

Austausch von gentechnisch veränderten Tieren zwischen experimentellen Tierhaltungen

Wechselwirkungen zwischen Arzneimitteln DR. KATALIN MÜLLNER

Abschlussbericht V06-02B Interventionen bei Kleinkindern mit obstruktiven Atemwegserkrankungen

kontrolliert wurden. Es erfolgte zudem kein Ausschluss einer sekundären Genese der Eisenüberladung. Erhöhte Ferritinkonzentrationen wurden in dieser S

Zulassung für JANUMET (Sitagliptin/Metformin) zur Behandlung des Typ-2-Diabetes in der Europäischen Union

Aus der Medizinischen Klinik mit Schwerpunkt Nephrologie der Medizinischen Fakultät der Charité Universitätsmedizin Berlin DISSERTATION

JC, 02. Mai 2016 Marcel Stöckle

Arthroskopie des Kniegelenks bei Arthrose: kein Nutzen erkennbar

KHK mit Angina pectoris: Ivabradin reduziert kardiale Ereignisse

Chemotherapie bei metastasiertem Mammakarzinom

Antibiotikaeinsatz. Infopool: Sicherheit l. Antibiotikaeinsatz. Wir, die Geflügelwirtschaft für Deutschland.

Transkript:

42 4. DISKUSSION Mit dieser Arbeit wurde anhand einer multizentrischen und offenen Pilot- Therapiestudie die Wirksamkeit der auf Omeprazol basierenden modifizierten Dualtherapie kombiniert mit dem Antibiotikum Amoxicillin zur Helicobacter pylori-eradikation untersucht bei Patienten, die einen sowohl gegen Metronidazol als auch gegen Clarithromycin resistenten Helicobacter-Stamm aufwiesen. Die entscheidende Modifikation der Dualtherapie bestand in der hohen Dosis von Omeprazol von 120 mg (= 3 x 40 mg) pro Tag im Unterschied zur Standarddosierung von 2 x 20 mg pro Tag. Zum Verständnis der Bedeutung dieser Modifikation der Dualtherapie in vorliegender Pilotstudie ist wichtig, daß Amoxicillin als chemische Substanz ihr Wirkoptimum bei ph 7 entfaltet. Dieser ph-wert kann im Magen nur bei kompletter Suppression der Säuresekretion erreicht werden, wofür die Standdarddosis bzw. die doppelte Standard- Dosierung eines Protonenpumpen-inhibitors nicht ausreichend ist (10, 86). Die Kontrolle des Therapieerfolgs wurde in der vorliegenden Studie nach einer etablierten klinischen Vorgehensweise durchgeführt und die Diagnose einer erfolgreichen Eradikation erfolgte nach etablierter Definition, d.h. frühestens 4 Wochen nach Therapieende, die eine Vergleichbarkeit mit den in der Literatur publizierten Eradikationsraten anderer Therapieschemata und anderer Studien erlaubt, deren Evaluierung seit der Definition des Begriffs der Eradikation durch den Entdecker von Helicobacter pylori Barry Marshall praktisch ausnahmslos nach dieser Definition erfolgten (10, 11, 13, 23, 69, 74, 75, 81, 110). Zunächst waren alle Patienten unabhängig von, d.h. mit unbekannter prätherapeutischer Antibiotika-Resistenz mit einer und in den meisten Fällen mit beiden der Standardkombinationen Clarithromycin + Metronidazol +PPI bzw.

43 Clarithromycin + Amoxicillin +PPI behandelt worden (74). Die MACH2-Studie als einzige große europäische Multicenter-Studie mit prä-therapeutischer Resistenztestung hatte gezeigt, in welcher Größenordnung mit einer prätherapeutischen Resistenz gegenüber Metronidazol und auch Clarithromycin zu rechnen ist. Sie hatte ferner an über 420 getesteten Stämmen gezeigt, daß es keine prä-therapeutischen Resistenzen gegenüber Amoxicillin gibt. Die MACH2- Studie hat gezeigt, welchen Einfluß eine bereits prä-therapeutisch existierende Resistenz auf das Eradikationsergebnis hat. Bei Metronidazol-Resistenz und auch bei Clarithromycin-Resistenz sank das Eradikationsergebnis von 90 95 % auf 60 70 % ab (75). Interessanterweise kam es nicht in jedem Fall einer Resistenz gegen eine Substanz, Metronidazol oder Clarithromycin, zum Therapieversagen, was man so interpretieren kann, daß die Kombination aus einem Antibiotikum mit einem PPI noch eine begrenzte Potenz zur Eradikation des Keims aufweist. Andererseits gibt es für Metronidazol Hinweise, daß die in vitro bestimmte Resistenz reversibel ist (31, 48, 53, 60, 70), was man so interpretieren kann, daß eine in vitro gemessene Resistenz nicht notwendigerweise eine Aussage über die in vivo Wirksamkeit hat und damit auch keine Aussage auf das Eradikationsergebnis erlaubt. Die Französische Tripeltherapie hatte in der MACH2-Studie bei Vorliegen einer Clarithromycin-Resistenz 67 % Eradikation erreicht. Funktionell entspricht eine Französische Tripeltherapie bei Clarithromycin-Resistenz einer Dualtherapie mit Omeprazol + Amoxicillin als einzige wirksame Komponenten, in Standarddosis, 2 x 20 mg + 2 x 1000 mg. Das Therapieergebnis von 67 % der MACH2-Studie liegt daher absolut im Bereich des Eradikationserfolgs der Standard- Dualtherapie (Tabelle 5, Ref. 75).

44 Die Dual-Therapie in sogenannter Standarddosierung setzte sich zusammen aus Omeprazol 2 x 20 mg und Amoxicillin 2 x 1000 mg, verabreicht über 14 Tage. Mit dieser sogenannten Standarddosierung wurde im Mittel aller publizierten Daten eine Eradikationsrate von ca. 60 65 % erreicht (5, 25, 112). Tabelle 5: Eradikationsraten mit der Dualtherapie bei Patienten in verschiedenen Modifikationen mit 20, 40, 80 und 120 mg Omeprazol + 1500 3000 mg Amoxicillin Autor / Jahr Patienten n Eradikation (%) 20 mg Omeprazol Miehlke et al. / 1995 (86) 41 45 40 mg Omeprazol Unge et al. / 1993 (111) 118 54 Miehlke et al. / 1995 (86) 41 56 80 mg Omeprazol Bayerdörffer et al. / 1992 (10) 30 82 Labenz et al. / 1994 (68) 35 85 Labenz et al. / 1994 (69) 30 80 Miehlke et al. / 1995 (86) 41 66 Bayerdörffer et al. / 1995 (13) 59 80 120 mg Omeprazol Miehlke et al. / 1995 (86) 41 83 Bayerdörffer et al. / 1995 (13) 135 91

45 Der Begriff Standarddosierung für die Dualtherapie wurde hauptsächlich geprägt durch die Ergebnisse der Arbeitsgruppe um Labenz & Börsch, die mit initialen Therapiestudien in dieser Dosierung 2 x 20 mg Omeprazol + 2 x 1000 mg Amoxicillin Eradikationsergebnisse in der Größenordnung von ca. 80 % erzielt hatten. Da diese Daten an einem selektierten, älteren und hospitalisierten Patientengut gewonnen wurden, die in ihrer Compliance als auch ihrer Säuresekretionskapazitiät nicht dem Durchschnitt der HP-infizierten ulkus-kranken Patienten entsprachen, waren die Daten in den meisten durchgeführten Untersuchungen nicht reproduzierbar. Während immer deutlicher wurde, daß die Ergebnisse der Gruppe um Labenz mit dieser Dosierung von 2 x 20 Omeprazol + 2 x 1000 mg Amoxicillin nicht reproduzierbar waren, hat man sich vielerorts nicht getraut, höhere Dosierungen von Omeprazol einzusetzen und quasi als Schutzbehauptung mit Hinweis auf die zu dieser Zeit zugelassene Höchstdosierung von 40 mg Omeprazol den Begriff der Standarddosierung eingeführt. Parallel wurde von der Gruppe Bayerdörffer et al. frühzeitig die Potenz einer Dualtherapie mit höher dosiertem Omeprazol erforscht, um die Eradikationsergebnisse der Dualtherapie zu optimieren. Diese wissenschaftliche Erforschung der Bedingungen für eine optimale Dualtherapie gipfelte in einer doppel-blinden, randomisierten Studie von Bayerdörffer et al. (13), die mit der auch in dieser Pilotstudie eingesetzten Dosierung von 3 x 40 mg Omeprazol + 3 x 750 mg Amoxicillin eine Eradikationsrate von 91 % bei Ulcus duodeni Patienten erzielt hatte (13) und in der einzigen Studie zur Dosisabhängigkeit der Dualtherapie bezüglich Omeprazol (Miehlke et al., 86). Diese hat gezeigt, daß die

46 Eradikationsraten mit der Omeprazol + Amoxicillin- Dualtherapie in der Tat von der Omeprazoldosierung abhängen: 2 x 20 mg Omeprazol + 2 x 1000 mg Amoxicillin erzielten 56%, 2 x 40 mg 65% und 2 x 60 mg 82% (Tabelle 5; Ref. 10, 13, 69, 86). Die zahlreichen seit Ende der 80er Jahre publizierten OA-Therapiestudien wiesen eine breite Streuung der Eradikationsraten von ca. 60 % bis 80 % auf. Mit systematischen Studien wurde deutlich, daß die Effektivität der OA-Schemata von mehreren, meist Patienten-bezogenen Einflußgrößen abhängig war (69). Unzureichende Compliance, kurze Therapiedauer, Rauchverhalten und Vorbehandlung mit Omeprazol waren Faktoren, die einen negativen Einfluß auf den Therapieeffekt hatten. Demgegenüber waren höheres Alter der Patienten, schwerer Grad und Aktivität der Gastritis oder Magenulkus Prädiktoren für eine höhere Erfolgsrate. In einem hohem Prozentsatz kann eine 14-tägige Therapiedauer mit 2 x 40 mg Omeprazol eine Eradikationsrate von ca. 80% zu erzeugen (10, 68). Das OA-Therapieschema in höherer Omeprazol-Dosierung mit 3 x 40 mg Omeprazol und 3 x 750 mg Amoxicillin wies die geringste Streuung der Eradikationsraten auf, die durchschnittlich bei 91 % lag (13, 86). Der intragastrische ph-wert hat einen großen Einfluß auf die Eradikationsergebnisse nicht nur bei der OA-Dualtherapie (3, 8, 53, 54, 79). Bei Anwendung dosis-modifizierter OA-Schemata erklärt die ph-abhängige Wirksamkeit des Amoxicillins die Streuung der Eradikationsraten. Die OA-Standard-Dualtherapie erzielte in einer großen Arbeit der Gruppe Bayerdörffer et al. mit 2 x 20 mg Omeprazol und 2 x 1000 mg Amoxicillin eine Eradikationsrate von 63.2 % nach der per-protokol-analyse. Dieses Ergebnis stimmt überein mit einer kürzlich erstellten Meta-Analyse an 2275 Patienten in 53 Therapiearmen, die ebenso

47 nach 14-tägiger Therapie mit gleicher Dosierung eine mittlere Eradikationsrate von 62 % fand (112). Nur wenige Studien zur Dualtherapie gibt es mit prä-therapeutischer Resistenztestung (siehe Tabelle 6). Tabelle 6: Eradikationsraten mit der modifizierten Dualtherapie bei Patienten mit Imidazol- und Makrolid-resistenten HP-Stämmen im Vergleich mit anderen Studien mit Dualtherapie Autor / Jahr Patienten n Eradikation (%) Miehlke et al. / 2000 (85) 88 83 Jaup / 1999 (59) 50 80 Peitz et al. / 1999 (95) 13 83 Bayerdörffer et al. / 2000 * 49 82 * eigene Untersuchung, bisher nicht publiziert Die Nebenwirkungsraten der OA-Therapie liegen mit ca. 5 15 % deutlich niedriger als die der PPI-Tripeltherapien mit 15 25 %. Die Nebenwirkungen bestanden hauptsächlich im Auftreten von geringgradig ausgeprägten gastrointestinalen Beschwerden (74, 75). Die Compliance liegt entsprechend den Nebenwirkungsraten bei der Dualtherapie höher als bei den Tripeltherapie, was zu einer mit 0.5 2 % geringeren Therapieabbruchrate führt (10, 86) als bei der Tripeltherapie mit 2 3 % (74, 75). Bezüglich der Bewertung der in vitro bestimmten mikrobiologischen Resistenz von Helicobacter pylori gegenüber den Antibiotika Metronidazol und Clarithromycin haben molekularbiologische Untersuchungen bestätigt, daß

48 Patienten einerseits häufig zu gleicher Zeit mit mehreren HP-Stämmen infiziert sind und andererseits diese Stämme auch unterschiedliche Sensibilität gegenüber Metronidazol aufweisen können (60, 92). Diese Besonderheit der HP- Infektion kann zu einer Fehlinterpretation der Sensibilitätstestung führen, wenn die Kulturen nur von einzelnen Biopsaten stammen. Von dem Endoskopiker ist daher zu fordern, Proben nach anerkannten Biopsieschemata zu entnehmen, um zuverlässige Ergebnisse der nachfolgenden Kulturverfahren zu erhalten (9, 15, 98, 104). Studien zur Sensibilitätstestung von HP-Kulturen ergaben fließende cut-off-werte und bimodale Verteilungsmuster der Metronidazol-Sensibilität, die auf eine gleichzeitige Besiedlung mit Stämmen unterschiedlicher Empfindlichkeit hindeuten (82). In wenigen Fällen koexistierten Kolonien von zwei genetisch verschiedenen Stämmen auf den Kulturmedien, die einer einzigen Biopsiestelle zugehörig waren. In einer weiteren Studie wurde aufgezeigt, wie unterschiedlich die Ergebnisse der Sensibilitätstestungen einzelner Proben ausfallen können. Zunächst wurde bei 156 Patienten eine Prävalenz der Metronidazol-Resistenz von 24 % ermittelt. Bei 33 % (52 Patienten) wurden Stämme mit heterogener Sensibilität gefunden. Nach erneuter Testung wurden dann davon 28 Fälle als Metronidazol-resistent festgestellt, womit die Gesamtzahl der mit resistenten Stämmen infizierten Patienten auf 65 korrigiert werden mußte, entsprechend von 24 % auf 42 % (115). Damit wurde deutlich, daß aus der Analyse einzelner Kolonien Fehlinterpretationen der Antibiotika-Resistenztestung resultieren, so daß Abstriche und Suspensionen zur Empfindlichkeitstestung von mehreren Kolonien anzufertigen sind. Mit der molekularbiologischen Ribotyping-Methode wurden HP-Stämme vor einer Eradikationstherapie mit Wismut, Amoxicillin und Metronidazol und nach

49 Therapieversagen mit identischen RNA-Muster gefunden, was den Schluß auf genetisch identische Stämme zuläßt (100). Damit wurde die Hypothese bestätigt, daß ein Versagen der Therapie in den meisten Fällen nicht durch Reinfektion mit einem neuen HP-Stamm resultiert, sondern durch Rekrudeszenz aus Stämmen des initialen Spektrums. Intraindividuell wurde eine multiple Besiedlung mit bis zu 6 genetisch unterschiedlichen HP-Stämmen nachgewiesen (60, 119). Die Antibiotika-Sensibilitätstestungen der einzelnen koexistierenden Stämme ergaben auch dann eine gemischt vorliegende Sensibilität, wenn die Patienten zuvor noch keine Eradikationstherapie durchlaufen hatten. Nach Therapieversagen wurden die Isolate erneut mit der RAPD-PCR-Methode analysiert und bei der Mehrzahl der Patienten wurde der prätherapeutisch dominante Stamm rekultiviert, seltener entwickelte sich aus dem Spektrum ein anderer Stamm dominant. In einem Fall war bei der ersten Kontrolle kein HP- Stamm mehr nachzuweisen, im Follow-up wurde der initiale Stamm neben einem bisher nicht detektierten hinzugetretenen Stamm gefunden. Die Zuverlässigkeit und Gültigkeit der Kultur- und Sensibilitätstestergebnisse ist eine Voraussetzung, um die Eradikationsraten nach Antibiotika-Sensibilitätstestung in den Therapiestudien miteinander zu vergleichen. Von den biopsierten Fällen waren in dieser Pilotstudie 89 % erfolgreich kultivierbar, was im Vergleich mit der Rate in der MACH2-Studie von 94 % geringfügig niedriger ausfiel, erklärbar mit dem hohen logistischen Aufwand einer Kühltransportkette in der MACH2-Studie, wo die Kultivierung der Biopsate trotz der Teilnahme von 47 Zentren aus den 6 Ländern Frankreich, Deutschland, Irland, Norwegen, Schweden und England erfolgreicher war (75). Für ein spezifisches

50 Kultivierungsverhalten, wie zum Beispiel eine niedrigere Kultivierungsrate Metronidazol-resistenter HP-Stämme fanden sich keine Hinweise. Da Antibiotika-Sensibilitätstestungen nicht standardisiert sind, können die Ergebnisse von verfahrensspezifischen Einflüssen wie unterschiedlichen Kulturmedien, Inkubationsbedingungen und Methoden abhängig sein. Mit der Agar-Dilutionsmethode sind prinzipiell zuverlässige und valide MHK- Schwellenwerte entsprechend den Konzentrationen der Verdünnungsreihen zu bestimmen. Die Diffusionsmethoden, auf denen das E-Test Verfahren basiert, werden in der Zuverlässigkeit unterschiedlich bewertet. Mégraud et al. berichteten von einer Überschätzung der Häufigkeit Metronidazol-resistenter Stämme nach dem E-Testverfahren (82). In der Studie von Lerang et al. wurden verschiedene E-Testkits angewandt und in der MACH2-Studie von Lind et al. wurde die Agar-Dilution Methode eingesetzt (70, 75, 82). Lerang et al. berichteten bei Vorliegen von Metronidazol-Resistenz über eine abweichend höhere HP-Eradikationsrate von 94 % nach ITT-Analyse im Vergleich mit der MACH2-Studie von 76 %. Die Antibiotika-Sensibilitätstestungen erfolgten in dieser Pilotstudie mit dem E- Test (AB Biodisc, Solna, Schweden) und Metronidazol-Resistenz war bei einem MHK 90 -Wert von >16 mg/l (entsprechend der vorliegenden Studie und MHK- Wert von >8 mg/l in der MACH2-Studie definiert. Die von Lerang et al. um 17 % höher gefundene Eradikationsrate wird mit der methodenspezifisch überhöht eingeschätzten Metronidazol-Resistenz erklärt (82). Welchen hohen Effekt der Protonenpumpeninhibitor Omeprazol auf die Eradikationsraten im OCM-Schema hat, konnte mit der MACH2-Studie erstmals gezeigt werden (82). Die Omeprazol-freie Eradikationstherapie (CM) war bei

51 Metronidazol-resistenten Stämmen signifikant weniger effektiv. Die OCM- Therapie hatte eine Eradikationsrate von 76 % bei Metronidazol-Resistenz und die der CM-Therapie von 43 % bei Metronidazol-Resistenz. Bei Metronidazolsensiblen Stämmen war der Einfluß von Omeprazol erwartungsgemäß geringer mit Eradikationsraten der OCM-Therapie von 95% und der CM-Therapie von 86 % nach ITT-Analyse (74, 75). Dieses Ergebnis der MACH2-Studie zeigte den Einfluß von Omeprazol im OCM-Schema bei Metronidazol-resistenter Infektion, der zu einer um 33 % höheren Eradikationsrate führte. Diese hohe Effektivität kann nicht allein mit der additiven Wirkung von Omeprazol mit ca. 10 % erklärt werden, die rechnerisch aus den o.g. Daten bei Metronidazol-sensibler Infektion abgeleitet wird. Wie bei anderen Infektionskrankheiten auch, sollte insbesondere nach Versagen einer PPI-Tripeltherapie vor einer sekundären Behandlung eine Antibiotika- Sensibilitätstestung erfolgen, wenn Kosten, Techniken und Zeitfaktoren bezüglich der Erkrankung dies machbar erscheinen lassen. Es ist aber davon auszugehen, daß in der klinischen Routinebehandlung der HP-Infektion Antibiotika-Sensibilitätstestungen nur in einem geringen Prozentsatz der Fälle ausgeführt werden können. Nach Therapieversagen und ohne Möglichkeit einer Antibiotika-Sensibilitätstestung ist die Kenntnis der Antibiotika-Komponenten der Indextherapie hilfreich, da spezifische post-therapeutische Resistenzlagen von Metronidazol in bis zu 100 % zu erwarten sind (75). Die Schlußfolgerung für das Vorgehen in der klinischen Praxis aus den Ergebnissen der vorliegenden und der MACH2-Therapiestudie ist, daß nach Versagen einer OCM-und OCA-Therapie eine hohe Rate Metronidazol-resistenter HP-Infektionen sowie eine geringere Quote doppel-resistenter Stämme

52 (Metronidazol und Clarithromycin) bei den Versagern zu erwarten sind. Da soweit bisher bekannt, keine Resistenz gegenüber Amoxicillin besteht, kann auch ohne Sensibilitätstestung von HP die modifizierte OA-Therapie mit 120 mg Omeprazol pro Tag als Reservetherapie zur Eradikation von HP eingesetzt werden. Wenn nach erfolgloser Anwendung einer OCM-Therapie Antibiotika-Sensibilitätstestungen vor der sekundären Therapie durchgeführt werden, sind dem Ergebnis entsprechend zwei der Antibiotika Clarithromycin, Metronidazol und Amoxicillin auszuwählen, um eine auf Omeprazol basierende Tripel-Therapien zu gestalten oder wiederum die modifizierte OA-Therapie.