Klinische Ethikberatung am Was ist, was will Universitätsklinikum Hamburg- und Eppendorf: Methoden, Erfahrungen, was kann Stolpersteine Klinische Ethik? Umsetzungsbeispiele Diskussion Dr. Katharina Woellert Vorstandsbeauftragte für Klinische Ethik auf dem Weg der Implementierung Uniklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) Institut für Geschichte und Ethik der Medizin
Agenda Die Geschichte von Frau Jensen 1. Frau Jensen I: Der Fall 2. Was sind eigentlich Moral, Ethik und moralischer Stress? 3. Ethik im (Klinik)Alltag: Aufgaben Klinischer Ethik 4. Frau Jensen II: Die ethische Reflektion 5. Fazit
1. Frau Jensen I: Der Fall Soll Frau Jensen noch eine Chemotherapie erhalten? weiter intensivmedizinisch (kurativ) behandelt werden? im Falle einer erneuten Krise reanimiert werden?
2. Was sind eigentlich Moral, Ethik und moralischer Stress? Was beinhaltet eine medizinische Entscheidungsfrage? 2. Was muss/darf ich tun? (Recht) 1. Was kann ich tun? (Fachwissen) 3. Was soll ich tun? (Moral)
2. Was sind eigentlich Moral, Ethik und moralischer Stress? moralisches Bauchgefühl / moralischer Stress Rahmenbedingungen: Entscheiden in Grenzsituationen Handeln unter Beschleunigung Normen / strukturierte Abläufe Hierarchien Ethische Reflexion braucht: Entschleunigung herrschaftsfreien Diskurs Wissen & Übung mitunter expliziten Auftrag
2. Was sind eigentlich Moral, Ethik und moralischer Stress? Klinische Ethik, Medizinethik was ist eigentlich Ethik? = Theorie und Reflexion von Moral Alltagsethik professionelle Ethik Ethik (ethisch = wertebewusst, wertegeleitet) = Sittlichkeit gibt Orientierung sozialer Kitt abhängig von Zeit und Kultur individuell / kollektiv Moral Recht kollektive Moral zeitliche zementiert sanktionierbar gilt für alle
2. Was sind eigentlich Moral, Ethik und moralischer Stress? Moralische Bauchgrummeln / moralischer Stress erste Annäherung: Emotionen? Kontext (Personen, Institutionen, etc.)? Betroffenheit? Bedürfnisse? Handlungsoptionen? Wie würde sich eine gute Entscheidung anfühlen? Wie sollte eine gute Entscheidung herbeigeführt werden Wer sollte sie verantworten? Perspektiven?
Wo geschieht Wertereflexion also Ethik? 3. Ethik im (Klinik)Alltag: Aufgaben Klinischer Ethik 1. Regelkommunikation Übergaben, Visiten, A-P-Gespräche, Flurgespräche, Kaffeepausen, MABs, Regelmäßig, am originären Ort, zeitnah! braucht Knowhow, Übung, Zeit, herrschaftsfreien Diskurs,! gelingt schwerer bei Betroffenheit 2. Reflexionshilfen geregelte Verfahren, moderierte Fallbesprechung, Ethikvisite, Handreichung, unterstützt Regelkommunikation bei Bedarf / bei vordefinierten Situationen minimale Eingriff! muss gewollt sein, braucht Knowhow, Übung, professionelle Begleitung 3. Komplexe ethische Fallbesprechung Ethische Fallbesprechung mit externer Beteiligung für umfassende Konfliktlagen Moderation UND viele Perspektivem UMD normativer Input! größerer Eingriff (Zeit- und Personalressourcen)
Hauptaufgabe der Klinischen Ethik: Förderung der Möglichkeiten zum ethischen Diskurs im Klinischen Alltag Ethische Fallbesprechung 3. Ethik im (Klinik)Alltag: Aufgaben Klinischer Ethik Themen aufgreifen & in Diskurs bringen Ethikbildung Durchdringung Informationen, Anlaufstelle ethische Strukturen und Abläufe Orientierung, normative Empfehlungen
3. Ethik im (Klinik)Alltag: Aufgaben Klinischer Ethik Struktur Klinischer Ethik am UKE Vorstandsbeauftragte für Klinische Ethik Klinisches Ethik-Komitee (KEK) Ethik-Konsil, ethische Fallberatung, Perinatale Ethikkommission Schulung: AK Interdisziplinäres Ethikseminar,? Durchdringung : AG Ethik / KIM??
4. Frau Jensen II: Die ethische Reflektion Frau Jensen: medizinethische Güterabwägung Kontext? Handlungsalternativen? Frau Jensen: künstliche Beatmung? Weiter kurativ? Erneut reanimiert? Wer entscheidet?
4. Frau Jensen II: Die ethische Reflektion Der Weg zum moralischen Urteil Situationsanalyse (Wer ist betroffen?) lebende Menschen - Patient - Angehörige - Behandlungsteam in Abgrenzung zu - Ungeborenen - Verstorbenen - Institutionen und Systemen moralische Werte Was ist mir von Wert? Autonomie Gutes Tun Nicht Schaden Gerechtigkeit Würde Dialog Zeit Güterabwägung
4. Frau Jensen II: Die ethische Reflektion Frau Jensen: medizinethische Güterabwägung Wer entscheidet? Gutes Tun Frau Jensen: künstliche Beatmung? Weiter kurativ? Erneut reanimiert? Nicht Schaden Autonomie
Zustände von Einwilligungsfähigkeit Einwilligungsfähigkeit des Patienten 4. Frau Jensen II: Die ethische Reflektion gegeben ( aktuell erklärter Wille ) nicht gegeben stellvertretende Entscheidungsfindung ehemals gegeben nie gegeben Vorsorge ( voraus verfügter Wille ) keine Vorsorge ( mutmaßlicher Wille )
Autonomie 1. Voraussetzungen ärztlichen und pflegerischen Handelns Indikation UND Einwilligung 2. Eine indizierte Maßnahme ist nur dann ethisch (und juristisch) vertretbar, wenn sie dem Willen des Patienten entspricht: erklärter Willen mutmaßlicher Wille in Zweifelsfällen für Lebenserhaltung 4. Frau Jensen II: Die ethische Reflektion Einzige Ausnahme: (nicht vorhersehbare) Notfallsituation ( Geschäftsführung ohne Auftrag ) 3. Bei fehlender Einwilligungsfähigkeit: Dialogisches Prinzip!
Frau Jensen: Gutes Tun oder Nicht Schaden Handlungsalternativen? 4. Frau Jensen II: Die ethische Reflektion Gutes Tun Frau Jensen: künstliche Beatmung? Weiter kurativ? Erneut reanimiert? Nicht Schaden Autonomie
4. Frau Jensen II: Die ethische Reflektion Frau Jensen: erweiterte Perspektive Kontext wir alle Frau Jensen Ärzte / Pflegende Angehörige Ehemann Sohn
5. Fazit Fazit: Was gehört zu einen guten Ergebnis? Kein gutes Ergebnis nur ein am wenigsten Schlechtes? Entscheidungsweg gut? Referenzwerte reflektiert? Moralischer Stress aufgefangen? Wertschätzung für abweichende Ansichten? Nachdenken über den Fall hinaus? Was brauchen wir für gute Klinische Ethik???
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Dr. Katharina Woellert Vorstandsbeauftragte für Klinische Ethik am UKE Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) Institut für Geschichte und Ethik der Medizin Martinistraße 52 20246 Hamburg Tel.: +49 (0) 40 7410-57260 Fax: +49 (0) 40 7410-52462 Mobil: +49 (0) 1522-281 5204 Mail: k.woellert@uke.de