Reizdarmsyndrom. (Quelle: natural home remedies)

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Transkript:

Reizdarmsyndrom Mit einer weltweiten Prävalenz von 10 15% ist das Reizdarmsyndrom eine der häufigsten gastrointestinalen Störungen (1). IBS wird als Funktionsstörung eingestuft, da nachweisbare organische Ursachen bisher nicht bekannt sind. Die Diagnose erfolgt symptombasiert nach den sogenannten Rom III Kriterien (2): Wiederkehrende Bauchschmerzen oder Unwohlsein mindestens 3 Tage pro Monat für die letzten 3 Monate, verbunden mit zwei oder mehr der folgenden Symptome: Verbesserung nach dem Stuhlgang Anfall mit einer Änderung der Frequenz des Stuhlgangs verbunden Anfall mit einer Änderung der Form (Aussehen) des Stuhls verbunden IBS tritt oft in Koexistenz mit anderen Darmerkrankungen, wie funktionelle Dyspepsie (3) oder Nahrungsmittelunverträglichkeiten auf (4). Des Weiteren kommt es auch oft zum synchronen Auftreten von Schmerzstörungen (5) und das Auftreten von psychischen Symptomen ist ebenfalls üblich. Dazu gehören: Angst, Somatisierung und Ängste im Zusammenhang mit Symptomen des IBS (6). In einer klinische Studie über einen Zeitraum von 12 Jahren wurde gezeigt, dass die IBS Symptome in der Mehrzahl der Fälle zurück gebildet werden, jedoch ist es auch üblich, dass es zu einem Übergang zu anderen gastrointestinalen Störungen kommt (3). (Quelle: natural home remedies)

Diagnose von IBS Da die Ursache für IBS unbekannt ist, muss die Diagnose symptombasiert erfolgen. Eine sorgfältige Anamnese ist die Grundlage für die Diagnose. Menschen, die an Symptomen leiden, die die Rom-III- Kriterien für IBS erfüllen und keine weiteren Warnzeichen zeigen, werden weiter differentialdiagnostisch betrachtet. Warnzeichen sind: Gewichtsverlust, rektale Blutungen, Fieber und Darmkrebs in der Familie. Auf der Grundlage einer sorgfältigen Anamnese kann man eine Untergliederung der IBS-Patienten vornehmen (2): IBS mit Durchfall IBS mit Verstopfung IBS mit Mischstühlen Die Art der Unterklasse ist für die Behandlungsstrategie von IBS, die ebenfalls symptombasiert erfolgt, ausschlaggebend. Zum Beispiel werden osmotische Abführmittel in der Behandlung von IBS mit Verstopfung und Antidiarrhoika (Loperamid) bei der Behandlung der IBS mit Durchfall eingesetzt. Differentialdiagnostik muss für Zöliakie, mikroskopische und kollagenen Kolitis und atypischen Morbus Crohn für den Durchfall-Subtyp und für chronische Verstopfung für die IBS mit Verstopfung durchgeführt werden. Das Anlegen eines Ernährungstagebuchs hilft den Zusammenhang zwischen dem Verzehr von bestimmten Lebensmitteln und dem Auftreten von Symptomen zu identifizieren. Es ist auch ein Mittel um eine mögliche Verbindung zwischen Nahrungsmittelunverträglichkeiten und IBS zu finden.

(Aus: Mayer EA, New England Journal of Medicine, 2013) Ursachen für IBS Zunächst einmal muss man sagen, dass es nicht die eine Ursache für IBS gibt. Stattdessen kann IBS aus mehreren Gründen entstehen: Genetische Veranlagung: Studien zeigen, das genetisch bedingte Veränderungen in der Expression von IL-10, eines der wichtigsten antiinflammatorischen Zytokine, IBS-Patienten anfälliger für entzündliche Stimuli machen (7). Psychische Bedingungen: IBS wird oft als eine Erkrankung der Bauch-Hirn Achse bezeichnet. Wir alle wissen, dass psychische Manifestationen, wie Stress einen Einfluss auf unser Magen-Darm-System haben. Der Grund dafür ist, dass Gehirn und Darm die gleichen Signalkomponenten, genannt Neurotransmitter teilen. Serotonin, Dopamin und Noradrenalin regulieren unsere Stimmung als auch unsere Darm-Funktionen. Stress kann daher zu Durchfall führen. Es scheint, dass bei Patienten, die an IBS leiden das sympathische Nervensystem, das für die Aktivierung verantwortlich ist, aktiver als das parasympathische Nervensystem, verantwortlich für Entspannung, ist. Hierzu muss allerdings

erwähnt werden, dass bisher keine direkten Beweise für die Verbindung von psychischem Stress und der Entwicklung einer IBS besteht. Das mukosale Immunsystem: Neuere Studien belegen, dass Immunzellen, insbesondere Mastzellen, welche v.a. Histamin produzieren, in der Schleimhaut von IBS Patienten angereichert sind (8). Darm-Motilität: Die peristaltischen Darmbewegungen können bei IBS-Patienten verändert sein. Möglicherweise als Reaktion auf veränderte Neurotransmitter Expression. (von: https://happydietitian.wordpress.com/2012/01/07/25-things-you-learn-when-working-in-anursing-home-humor-intended/) Ernährung: Unausgewogene Ernährung über eine lange Zeitspanne kann zur Entwicklung von IBS beitragen. Darüber hinaus sind Nahrungsmittelunverträglichkeiten, wie Laktoseintoleranz und Fruktosemalabsorption, bei IBS-Patienten häufig Serin-Proteasen: In einigen IBS-Patienten ist das Expressionsniveau von Serin-Proteasen im Darmlumen erhöht (9). Bakterielle Infektionen: In rund 10% der Fälle ist der Grund für ein IBS eine vorangehende bakterielle Infektion mit Bakterien, wie beispielsweise Campylobacter jejuni. Diese inzwischen weithin akzeptierte Form der IBS wird post-infektiöse IBS (PI-IBS) genannt. Warum es bei manchen Personen nach dem Abklingen einer Infektion zu IBS kommt, ist nicht bekannt. Wahrscheinlich gibt es einen Effekt auf die Zusammensetzung der Darmflora entweder direkt durch die Infektion oder als Folge der Behandlung mit Antibiotika (10). Probiotika können hier helfen, die Darmflora positiv zu beeinflussen und sich daher bei der Behandlung von IBS nützlich erweisen. Abschließend ist zu sagen, dass noch vieles in der Pathophysiologie der IBS im Dunkeln liegt, eine ausgewogene Ernährung zusammen mit Psychohygienemaßnahmen aber sicherlich hilft, um gesund und fit zu bleiben.

Literatur: 1) Drossman DA et al., Gastroenterology, 2002 2) Longstreth GF et al. Rome III: the functional gastrointestinal disorders 3 rd edition, 2006 3) Halder SL et al., Gastroenterology, 2007 4) Monsbakken KW et al., European Journal of Clinical Nutrition 2006 5) Whitehead WE et al., Gastroenterology, 2002 6) Cho HS, Gut and Liver, 2011 7) Gonsalkore WM et al., Gut, 2003 8) Wouters MM et al., Recent advances in basic science, 2015 9) Róka R, Clinical Gastroenterology and Hepatology, 2007 10) Verdu EF et al., Best practice & research Clinical Gastroenterology, 2004