Zur Rolle der Familie im Integrationsprozess von Zuwanderern

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Transkript:

Zur Rolle der Familie im Integrationsprozess von Zuwanderern DJI Jahrestagung Dienstag 29.11.16-14.45 Uhr Forum 1: Familien mit Migrationshintergrund DJI Jahrestagung Ganz ähnlich ganz anders: Teilhabechancen und - barrieren im Einwanderungsland Deutschland am 29./30.11.2016 in Berlin

Überblick (1) Aufwachsen heute: Vielfalt durch Migration (2) Zugewanderte Familien im Spiegel der Forschung (3) Bedeutung der Familie für Kinder und Jugendliche aus Zuwanderungsfamilien (4) Fazit 2

Überblick (1) Aufwachsen heute: Vielfalt durch Migration (2) Zugewanderte Familien im Spiegel der Forschung (3) Bedeutung der Familie für Kinder und Jugendliche aus Zuwanderungsfamilien (4) Fazit 3

Bevölkerung mit Migrationshintergrund auf Rekordniveau 70,0 60,0 50,0 Bevölkerung nach Migrationshintergrund und Altersgruppen in Mio. (von 81,4 Mio.) ohne Migrationshintergrund mit Migrationshintergrund 64,3 21% 40,0 30,0 20,0 10,0 0,0 36% 22% 18,3 17,0 10,8 8,3 4,5 5,3 2,5 2,3 3,7 5,1 2,8 17,1 0,7 bis 10 J. bis 20 J. bis 35 J. bis 55 J. bis 75 J. ab 75 J. Insgesamt Statistisches Bundesamt, 2016 5

Herkunftsländer der Migranten in Deutschland BMF, 2015, S. 108 6

Aufwachsen heute: Vielfalt durch Migration im Kontext des Wandels von Familie & Kindheit: Pluralisierung von Familien(formen) Wandel der Geschlechterrollen: Gleichstellungsideal Stärkung der Kinderrechte (UN-Kinderrechtskonvention) Wandel der Erziehung 7

Aufwachsen heute: Vielfalt durch Migration im Kontext des Wandels von Familie & Kindheit: Pluralisierung von Familien(formen) Wandel der Geschlechterrollen: Gleichstellungsideal Stärkung der Kinderrechte (UN-Kinderrechtskonvention) Wandel der Erziehung Soziale Disparitäten 8

Kinder mit Migrationshintergrund in ihren Familien: Bildungsstatus der Eltern DJI-Kindermigrationsreport, 2013 9

Höchster Bildungs- und Berufsabschluss der Eltern nach Herkunftsland DJI-Kindermigrationsreport, 2013 10

Erwerbstätigkeit der Eltern Prof. Dr. Sabine Walper, DJI-Jahrestagung, DJI-Kindermigrationsreport, 29.11.16 2013 11

Erwerbstätigkeit der Eltern Prof. Dr. Sabine Walper, DJI-Jahrestagung, DJI-Kindermigrationsreport, 29.11.16 2013 12

13

Armut von Kindern nach Zuwanderungsgeneration DJI-Kindermigrationsreport, 2013 14

Armut nach Migrationsstatus und Familienform DJI-Kindermigrationsreport, 2013 15

Überblick (1) Aufwachsen heute: Vielfalt durch Migration (2) Zugewanderte Familien im Spiegel der Forschung (3) Bedeutung der Familie für Kinder und Jugendliche aus Zuwanderungsfamilien (4) Fazit 17

Rohe Eheschließungs- und Scheidungsziffern (Anzahl pro 1000 Einwohner) für Europa 1970-2009 18

Partnerschaftsstabilität in Zuwanderungsfamilien Scheidungsrisiko geringeres Scheidungsrisiko für zugewanderte Paare aber höheres Scheidungsrisiko für binationale Paare als für Paare aus Deutschland (Milewski & Kulu, 2014 Längsschnittanalysen des SOEP zu 5.600 Ehen) Unterschiede nach soziokulturellem Hintergrund: nur 5 % der Kinder aus marrokanischen oder türkischen Herkunftsfamilien leben in einer Alleinerziehendenfamilie aber 40 % der Kinder aus antillischen, kapverdischen und surinamischkreolischen Herkunftsfamilien in den (Dutch Generation R Studie, Flink et al., 2012). Mindestens ein Elternteil als Schutzfaktor Jugendliche Einwanderer, die bei mindestens einem Elternteil wohnen, berichteten über geringere Depressionsraten und emotionale Probleme als diejenigen, die nicht bei ihren Eltern leben. Eingewanderte Kernfamilien haben keinen zusätzlichen Vorteil. (Belgien, Derluyn et al. 2008) 19

Wandel der Erziehungsziele 1950 bis 1995 Quelle: Reuband (1997, S.134) 20

Erziehungsverhalten in Zuwanderungsfamilien Kindzentrierte Erziehung aus Sicht 9- bis 12-Jähriger nach Migrationshintergrund und Zuwanderungsgeneration DJI-Kindermigrationsreport, 2013, S. 99 21

Erziehungsverhalten in Zuwanderungsfamilien Kindzentrierte Erziehung aus Sicht 9- bis 12-Jähriger nach Migrationshintergrund und Zuwanderungsgeneration DJI-Kindermigrationsreport, 2013, S. 99 22

Erziehungsverhalten in Zuwanderungsfamilien Kindzentrierte Erziehung aus Sicht 9- bis 12-Jähriger nach Migrationshintergrund und Zuwanderungsgeneration DJI-Kindermigrationsreport, 2013, S. 99 23

Erziehungsverhalten in Zuwanderungsfamilien Geringere elterliche Feinfühligkeit im Vergleich zwischen niederländischen Familien aus Türkei und Surinam vs. Einheimische (Mesman et al., 2013) geringere Gewichtung von Feinfühligkeit in den Vorstellungen von der idealen Mutter (Emmen, 2014: 75 Mütter mit Kindern bis zu 6 Jahren in NL; Zuwanderer aus Marokko, Türkei, Nicht-Migranten aus drei Bildungsgruppen) Ethnischer Hintergrund -.27* Die ideale Mutter: Feinfühligkeitsüberzeugungen (Emmen, 2014; eigene Abbildung) 24

Erziehungsverhalten in Zuwanderungsfamilien Geringere elterliche Feinfühligkeit im Vergleich zwischen niederländischen Familien aus Türkei und Surinam vs. Einheimische (Mesman et al., 2013; Emmen, 2014) Aber: unter Kontrolle des sozioökonomischen Status deutliche Verringerung des Unterschieds zentrale Rolle sozio-ökonomischer Ressourcen Ethnischer Hintergrund.38* Einkommen -.16.29* Die ideale Mutter: Feinfühligkeitsüberzeugungen (Emmen, 2014; eigene Abbildung) 25

Erziehungsverhalten in Zuwanderungsfamilien Geringere elterliche Feinfühligkeit im Vergleich zwischen niederländischen Familien aus Türkei und Surinam vs. Einheimische (Mesman et al., 2013 Aber: unter Kontrolle des sozioökonomischen Status deutliche Verringerung des Unterschieds zentrale Rolle sozialer und ökonomischer Ressourcen Erziehungsverhalten von Eltern mit Migrationshintergrund (Studien aus Deutschland, den Niederlanden, Großbritannien und Norwegen): geringere Wärme und weniger involviertes, unterstützendes autoritatives Erziehungsverhalten (Maynard & Harding, 2010; Nauck & Lotter, 2015; Yaman, Mesman, van IJzendoorn, Bakermans-Kranenburg, & Linting, 2010), höhere Kontrolle (Maynard & Harding, 2010), Strenge bzw. autoritäre Erziehung (Daglar et al., 2011; Flink et al., 2012) mehr körperliche Strafen trotz größerer Permissivität (Javo, Rønning, Heyerdahl, & Rudmin, 2004). 26

Erziehungsverhalten von Migranten und nicht emigrierten Eltern im Herkunftsland Daglar et al. (2011) vergleichen in Großbritannien Türkische Auswanderer in UK Türkische Binnenmigranten in Türkei Türkische Nicht-Migranten in Türkei 27

Erziehungsverhalten von Migranten und nicht emigrierten Eltern im Herkunftsland Daglar et al. (2011) vergleichen in Großbritannien Türkische Auswanderer in UK Türkische Binnenmigranten in Türkei Türkische Nicht-Migranten in Türkei Türkische Auswanderer meist aus ländlichen Gegenden, niedrige Bildung, geringere Erwerbsquote. seltener permissiv und öfter autoritär im Erziehungsstil als Binnenmigranten und Nicht-Migranten in Türkei. mehr Verhaltensauffälligkeiten der Kinder, auch unter Kontrolle von Geschlecht d.k., SÖS und Erziehungsverhalten. 28

Allgemeines Familien- Stress-Modell + Belastung des elterlichen Wohlbefindens - Niedriger sozioökonomischer Status + Ökonomische Deprivation Qualität in der Erziehung + Probleme in der Partnerschaft der Eltern - (Conger et al. 2000, 2010) 29

Familien-Stress-Modell für Migrationsfamilien 107 Türkisch- Niederländische Familien Belastung des elterlichen Wohlbefindens Depressivität, geringe Lebenszufriedenheit?? Niedriger sozioökonomischer Status -.33** Positive Erziehung Stress in der kulturellen Anpassung (Final Minority Family Stress Model, Emmen et al. 2013 )?? z.b. Sie waren frustriert, weil Sie die niederländische Art zu denken und sich zu verhalten nicht verstehen 30

Familien-Stress-Modell für Migrationsfamilien 107 Türkisch- Niederländische Familien.22* Belastung des elterlichen Wohlbefindens -.24* Niedriger sozioökonomischer Status -.24* (-.33**) Positive Erziehung.21* -.19* Stress in der kulturellen Anpassung (Final Minority Family Stress Model, Emmen et al. 2013 ) 31

Migration, Stresserfahrungen und Wohlbefinden der Kinder und Jugendlichen Diskriminierungserfahrungen nachteiliger für Wohlbefinden Jugendlicher als Stress in kultureller Anpassung (Stein et al. 2012; Iqbal, 2014) Familiäre Belastungen als Risikofaktor für die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen aus türkischen Migrantenfamilien in Deutschland (Jäkel et al. (2015) Höheres Ausmaß familiärer Belastungen (Alltagsprobleme, Depressivität der Mutter, Partnerschaftsprobleme der Eltern) bei türkischen als bei deutschen Müttern Negative Folgen von familiären Belastungen für türkische wie auch deutsche Kinder und Jugendliche Ausnahme: Stärkerer Effekt familiärer Belastungen auf emotionale Probleme bei türkischen Kindern 32

Überblick (1) Aufwachsen heute: Vielfalt durch Migration (2) Zugewanderte Familien im Spiegel der Forschung (3) Bedeutung der Familie für Kinder und Jugendliche aus Zuwanderungsfamilien (4) Fazit 33

Familienbeziehungen Nicht-westliche Migranten zeigen stärkere Verpflichtungsgefühle gegenüber ihren Eltern (z.b., Dykstra & Fokkema, 2012; Liefbroer & Mulder, 2006) als westliche Migranten und Personen ohne Migrationshintergrund in den Niederlanden. Allerdings unterscheiden sich Migranten aus zweiter Generation schon weniger als solche aus erster Generation (vgl. Dykstra et al., 2013) Höhere Bedeutung von Familienmitgliedern für Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund in Deutschland (Wissenschaftlicher Beirat für Familienfragen, 2016). Dies gilt für alle Familienmitglieder (Eltern wie auch Geschister), auch bei Kontrolle anderer Hintergrundfaktoren und unabhängig von der Definition von Migrationshintergrund 34

Familienbeziehungen Wiss. Beirat, 2016 35

Familienbeziehungen Wiss. Beirat, 2016 36

Familienorientierung als Ressource für Jugendliche im Bereich Stressbelastung Ich fühle mich meistens gestresst. Ich habe viele Sorgen Prosoziale Werthaltung Pflichtbewusst sein Verantwortung für andere übernehmen Anderen Menschen helfen Rücksicht auf andere nehmen 37

Zusammenhang Migrationshintergrund, Stress und Familienorientierung (AID:A 1) Ein Elternteil in D geboren.11*.16*** Familienorientierung Kein Elternteil in D geboren.08 -.19*** Referenz: beide Eltern in D geboren -.04 Stress Quelle: AID:A 1, N=2.823, 13-17-jährige, kontrolliert für Geschlecht und Alter, Bildung Familienorientierung Fit Werte: 2 =1,61 n.s.; CFI=1.000, RMESA=.00; SRMR=.00; 38

Zusammenhang Migrationshintergrund, Werte und Familienorientierung (AID:A 1) Ein Elternteil in D geboren.11*.16*** Familienorientierung Kein Elternteil in D geboren -.02.18*** Referenz: beide Eltern in D geboren -.01 Prosoziale Werte Quelle: AID:A 1, N=2.823, 13-17-jähirge, kontrolliert durch Geschlecht, Bildung, Alter Familienorientierung 39

Überblick (1) Aufwachsen heute: Vielfalt durch Migration (2) Migration als Familienunternehmen (3) Bedeutung der Familie für Kinder und Jugendliche (4) Fazit 40

Fazit Heterogenität von Zuwanderungsfamilien nur unzureichend in der Forschung adressiert Vielfältige Nachteile von Familien mit Migrationshintergrund: sozio-ökonomische Nachteile erhöhte Anforderungen im Akkulturationsprozess Diskriminierung die sich auch in familiären Belastungen und Interaktionen niederschlagen Aber: Erhöhter Zusammenhalt im Migrationsprozess wirkt als Ressource Einseitiger Belastungsdiskurs angesichts der Heterogenität von Zuwanderungsfamilien nicht angemessen. Migration ist eine Familienangelegenheit, aber Integration und Teilhabe sind ein gesellschaftliche Aufgabe. 41

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! walper@dji.de 42